Seit Veröffentlichung der ersten PISA-Studie wird immer vehementer eine wesentliche Veränderung des Unterrichts in Deutschland gefordert. Viele Schüler, Eltern, Bildungspolitiker und auch Lehrer wünschen sich einen Unterricht, in dem mehr anschauliche Praxis und alltagsrelevante Fragen berücksichtigt werden, in dem nicht das bloße Auswendiglernen von Wissen verlangt, sondern mehr die Problemlösefähigkeit und Handlungsfähigkeit ausgebildet wird. Von so einem Sinn gebenden Unterricht erhofft man sich berechtigterweise mehr Freude und damit auch eine größere Motivation beim Lernen in der Schule. Die Pädagogische Psychologie hat schon lange nachgewiesen, dass ein Alltagsbezug Lernleistungen erheblich verbessert. Dies wurde in neu entwickelten Schülerexperimenten des Didaktiklehrstuhls an der LMU München umgesetzt.
Diese Zulassungsarbeit ist Teil einer größeren Studie, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Lerneffekte solcher Experimente zu untersuchen. Dabei konzentriert sich meine Arbeit auf die videoanalytische Untersuchung der Schülergruppen beim Experimentieren. Hierfür habe ich das von H. Niedderer et al. entwickelte CBAV-Kategoriensystem als Grundlage verwendet, da es die Kodierung von Filmaufnahmen im Rahmen von Schülerversuchen ermöglicht (Niedderer Hans, Tiberghien Andrée, Buty Christian, Haller Kerstin, Hucke Lorenz, Sander Florian, Fischer Hans, Schecker Horst, v. Aufschnaiter Stefan, Welzel Manuela, 1998: Working Paper 9, Category Based Analysis of Videotapes from Labwork (CBAV) - Method and Results from Four Case-Studies). Dabei legt es besonderen Wert auf die sprachlichen Äußerungen, die im besten Falle einen Hinweis darauf geben, dass dem Schüler eine Verbindung von physikalischer Theorie und dem praktischen Experimentieren gelungen ist.
Nach Anpassung des Kategoriensystems, habe ich dieses auf mir schon vorliegende Videosequenzen angewendet. Zusätzlich habe ich in einem Gymnasium Videos von Schülern gemacht, die noch an herkömmlichen Versuchen gearbeitet haben und diese miteinander verglichen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Lernen im Labor
- 2.1. Einführung
- 2.2. Empfehlungen für den Unterricht
- 3. Kategoriensystem
- 3.1. Begriffe
- 3.1.1. Kategoriensystem
- 3.1.2. Kodierung
- 3.2. Entstehung, Ziele und Vorteile des CBAV-Kategoriensystems
- 3.3. Aufbau des CBAV-Kategoriensystems
- 3.4. Verbesserung und Anpassung der CBAV-Kategorien
- 3.4.1. Reliabilität und Objektivität
- 3.4.2. Validität
- 3.5. Angewendetes Kategoriensystem
- 4. Durchführung und Beobachtungen
- 4.1. Versuchs- und Vergleichsgruppe
- 4.2. Schülerexperimente
- 4.3. Videoaufnahme
- 5. Auswertung
- 5.1. Videograph
- 5.2. Methodik
- 6. Ergebnisse
- 6.1. Vergleich klassische Experimente mit problemorientierten Experimenten
- 6.2. Kontextanalyse
- 6.3. Densities
- 6.4. Tutorenwirkung
- 6.5. Vergleich der Ergebnisse mit Untersuchungen anderer Anwender der CBAV-Kategorien
- 6.6. Detailauswertung der Gruppen
- 7. Folgerungen für den Experimentalunterricht
- 8. Diskussion
- 9. Kritik und Veränderungsvorschläge
- 10. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Zulassungsarbeit untersucht die Lerneffekte von Schülerexperimenten in der Physik. Sie fokussiert sich auf die videoanalytische Untersuchung von Schülergruppen beim Experimentieren, mit dem Ziel, Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis zu gewinnen und das CBAV-Kategoriensystem für die Analyse von Schülerexperimenten zu optimieren.
- Analyse der Interaktion zwischen theoretischem Wissen und praktischer Umsetzung bei Schülerexperimenten
- Optimierung des CBAV-Kategoriensystems für die videoanalytische Erfassung von Lernprozessen
- Vergleich der Ergebnisse von klassischen und problemorientierten Experimenten
- Bedeutung von Kontextfaktoren im Experimentalunterricht
- Die Rolle des Lehrers und der Schüler im Lernprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das schulische Lernen im Labor, wobei die Bedeutung des selbstständigen Experimentierens für das Verständnis wissenschaftlicher Konzepte, die Entwicklung von Problemlösestrategien und die Motivation der Schüler hervorgehoben wird. Es werden auch die Herausforderungen diskutiert, die sich im Zusammenhang mit der Umsetzung dieser Ziele in der Praxis stellen.
Im zweiten Kapitel wird das CBAV-Kategoriensystem vorgestellt, das als Werkzeug für die Analyse von Videoaufnahmen von Schülerexperimenten dient. Das Kategoriensystem ermöglicht die Kodierung von sprachlichen Äußerungen und Verhaltensweisen der Schüler, die Rückschlüsse auf das Verständnis der physikalischen Zusammenhänge zulassen.
Kapitel drei beschreibt die Versuchs- und Vergleichsgruppe sowie die durchgeführten Experimente, die den Schülern vorgelegt wurden. Dabei werden die Unterschiede zwischen klassischen und problemorientierten Experimenten herausgestellt.
Kapitel vier und fünf befassen sich mit der Auswertung der Daten und den Ergebnissen. Die Ergebnisse werden anschließend im sechsten Kapitel im Hinblick auf die Folgerungen für den Experimentalunterricht diskutiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusgebiete der Arbeit sind: Schülerexperiment, Kategoriensystem, CBAV, Videoanalyse, Lernprozesse, Theorie-Praxis-Transfer, Motivation, Experimentalunterricht, Problemorientierung, Kontextanalyse, Tutorenwirkung.
- Quote paper
- Nico Broksch (Author), 2006, Kategorienbasierte Videoanalyse von klassischen und problemorientierten Schülerexperimenten im Physikunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89428