Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung verlief 2006 in den meisten Ländern Lateinamerikas gut bis sehr gut. 2007 wird sich das Wachstum voraussichtlich leicht abschwächen, bleibt aber mit einer Zuwachsrate von bis zu 4,5% relativ robust, so dass ein weiterer Anstieg der Pro-Kopf-Einkommen zu erwarten ist. Von einer recht positiven wirtschaftlichen Entwicklung profitiert in Lateinamerika aber längst nicht jeder. Das positive Wirtschaftswachstum, welches in erster Linie im Exportsektor zu verzeichnen ist, wirkt sich nicht auf dem Arbeitsmarkt aus. Es zeigen sich auch nur geringe Auswirkungen auf Beschäftigung und Einkommensentwicklung. Weder konnte die Arbeitslosigkeit gesenkt, noch der Trend des Anwachsens informeller Beschäftigungsverhältnisse gebremst werden. Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf die Gewerkschaften als Organisation, sowie deren Verhältnis zur Wirtschaft und Politik.
Jedoch gibt es in jüngster Zeit auch positive Entwicklungen, beispielsweise durch die neuen politischen Perspektiven, die sich durch die Veränderung der politischen Landschaft in einer Reihe von Ländern ergeben haben.
Diese Arbeit behandelt zunächst die Definition von Gewerkschaften, sowie Bedingungen die vorausgesetzt werden müssen um das Funktionieren von Gewerkschaften zu gewährleisten.
Im Folgenden soll ein geschichtlicher Überblick Aufschluss über die Entwicklung der Gewerkschaften bzw. Gewerkschaftsbewegungen geben. Anhand der geschichtlichen Entwicklung sollen auch die entscheidenden Aspekte, welche zu den grundlegenden aktuellen Problemen geführt haben, herausgearbeitet werden. Abschließend werden einige Probleme in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht herausgearbeitet um einen noch differenzierteren Einblick in die lateinamerikanische Gewerkschaftssituation zu ermöglichen.
Um später einen geschichtlichen Bezug zur aktuellen Situation und den Problemen der Gewerkschaften in Lateinamerika herstellen zu können, ist es zunächst notwendig, Gewerkschaften hinsichtlich ihrer Organisation und ihrer Aufgaben zu definieren. Dabei muss aber auch beachtet werden, was den überhaupt die Voraussetzungen in politikwissenschaftlicher Hinsicht, für diese Definition, sind. Sind diese Fragen geklärt, so wird anschließend das unterschiedliche Gewerkschaftsverständnis näher erläutert. Gewerkschaften zählen aus politikwissenschaftlicher Hinsicht zu den organisierten, formellen Interessengruppen mit ökonomischen Interessen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theorie
2.1 Definition Gewerkschaften
2.2 Politische Voraussetzungen
2.3 Nordeuropäisches/Nordatlantisches Gewerkschaftsverständnis
2.4 Lateinamerikanisches Gewerkschaftsverständnis
3 Geschichte der Gewerkschaften
3.1 Pionierphase
3.2 Formationsphase
3.3 Expansionsphase
3.4 Revitalisierungsphase
4 Probleme und Herausforderungen der gewerkschaftlichen Organisierung
4.1 Probleme in wirtschaftlicher Hinsicht
4.2 Probleme in politischer Hinsicht
4.3 Herausforderungen und Kritik
4.4 Friedrich-Ebert Stiftung
5 Fazit
Quellenverzeichnis
Erklärung
1 Einleitung
Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung verlief 2006 in den meisten Ländern Lateinamerikas gut bis sehr gut. 2007 wird sich das Wachstum voraussichtlich leicht abschwächen, bleibt aber mit einer Zuwachsrate von bis zu 4,5% relativ robust, so dass ein weiterer Anstieg der Pro-Kopf-Einkommen zu erwarten ist.[1] Von einer recht positiven wirtschaftlichen Entwicklung profitiert in Lateinamerika aber längst nicht jeder. Das positive Wirtschaftswachstum, welches in erster Linie im Exportsektor zu verzeichnen ist, wirkt sich nicht auf dem Arbeitsmarkt aus. Es zeigen sich auch nur geringe Auswirkungen auf Beschäftigung und Einkommensentwicklung. Weder konnte die Arbeitslosigkeit gesenkt, noch der Trend des Anwachsens informeller Beschäftigungsverhältnisse gebremst werden. Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf die Gewerkschaften als Organisation, sowie deren Verhältnis zur Wirtschaft und Politik.
Jedoch gibt es in jüngster Zeit auch positive Entwicklungen, beispielsweise durch die neuen politischen Perspektiven, die sich durch die Veränderung der politischen Landschaft in einer Reihe von Ländern ergeben haben.[2]
Diese Arbeit behandelt zunächst die Definition von Gewerkschaften, sowie Bedingungen die vorausgesetzt werden müssen um das Funktionieren von Gewerkschaften zu gewährleisten.
Im Folgenden soll ein geschichtlicher Überblick Aufschluss über die Entwicklung der Gewerkschaften bzw. Gewerkschaftsbewegungen geben. Anhand der geschichtlichen Entwicklung sollen auch die entscheidenden Aspekte, welche zu den grundlegenden aktuellen Problemen geführt haben, herausgearbeitet werden. Abschließend werden einige Probleme in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht herausgearbeitet um einen noch differenzierteren Einblick in die lateinamerikanische Gewerkschaftssituation zu ermöglichen.
2 Theorie
Um später einen geschichtlichen Bezug zur aktuellen Situation und den Problemen der Gewerkschaften in Lateinamerika herstellen zu können, ist es zunächst notwendig, Gewerkschaften hinsichtlich ihrer Organisation und ihrer Aufgaben zu definieren. Dabei muss aber auch beachtet werden, was den überhaupt die Voraussetzungen in politikwissenschaftlicher Hinsicht, für diese Definition, sind. Sind diese Fragen geklärt, so wird anschließend das unterschiedliche Gewerkschaftsverständnis näher erläutert.
2.1 Definition Gewerkschaften
Gewerkschaften zählen aus politikwissenschaftlicher Hinsicht zu den organisierten, formellen Interessengruppen mit ökonomischen Interessen.[3] Zu den Funktionen zählen das prägen, bündeln und artikulieren kollektiver Forderungen, also Interessenselektion, Interessenartikulation und Interessenaggregation, sowie politische Integration und Legitimation.[4] Interessengruppen wie eine Gewerkschaft sollen zur sozialen Integration beitragen, da sie Individuen zu größeren und handlungsfähigen Kollektiven mit zum Teil ausgeprägtem Solidaritätsbewusstsein organisieren. Im Sinne der politischen Integration haben Gewerkschaften demnach kommunikative, partizipative und ordnungsfunktionelle Aufgaben zu übernehmen. Durch die Mitwirkung im Entscheidungsprozess legitimiert eine Gewerkschaft außerdem die politische Ordnung insgesamt; und schließlich vermögen sie auch, bestimmte Forderungen – gegebenenfalls mit Hilfe von Streiks bzw. politischem Druck – gegenüber anderen durchzusetzen. Zu dieser Definition muss gesagt werden, dass alle tatsächlich vorfindlichen Gewerkschaften mehr oder weniger von diesen idealtypischen Ausprägungen abweichen. Dies lässt sich auch anhand des unterschiedlichen Gewerkschaftsverständnisses von Europa und Nordamerika zu Lateinamerika beobachten.
Es werden daher zunächst die Unterschiede der lateinamerikanischen Gewerkschaftstradition hinsichtlich der europäischen/nordatlantischen herausgestellt werden, da sich aus der unterschiedlichen geschichtlichen Gewerkschaftsentwicklung auch ein differenziertes Verständnis entwickelt hat. Zunächst müssen jedoch allgemeine Voraussetzungen geklärt werden
2.2 Politische Voraussetzungen
Um die Umsetzung der Definition von Gewerkschaften auch so gestalten zu können, bedarf es eines allgemeinen politischen Rahmens, der gewisse Grundlagen absteckt. Damit möchte ich die Pluralismustheorie aufgreifen, deren grundlegende Merkmale sind:
1) Das Gemeinwohl bildet sich ex posteriori;
2) In der Gesellschaft besteht eine Vielzahl von Einzelwillen;
3) Es besteht Interessenkonkurrenz;
4) Die Gesellschaft ist heterogen und tolerant.
Der Pluralismusgedanke bildet für uns heute das Grundmodell der (individuellen) Willensbildung. Die Willensbildung wird eben dann in den Gewerkschaften aggregiert, was sich durch bestimmte Abstimmungsregeln vollzieht. Idealtypisch geschieht dies entweder durch Mehrheitsentscheidungen oder Verhältnisentscheidungen. Ziel ist bzw. sollte der Kompromiss sein.[5] Eine weitere Ausgangsüberlegung ist vergleichsweise einfach:
„Die Menschen entscheiden sich für eine Beteiligung bzw. ein Engagement in einer Gruppe, weil sie so mehr Einfluss haben, um ihre Interessen realisieren zu können.“[6]
Wie wir später sehen werden, ist dies einer der entscheidenden Unterschiede zwischen Europa/Nordamerika und Lateinamerika. Was vor allem in geschichtlicher Hinsicht von Bedeutung ist, ist Macht, Herrschaft und legitime Ordnung. So wurde der Pluralismusgedanke nicht immer verfolgt und bedingte dadurch auch bestimmte gewerkschaftliche Entwicklungstendenzen. Näheres dazu wird im geschichtlichen Teil erläutert.
Eingehen möchte ich aber noch auf weitere wichtige Voraussetzungen, die, wenn wir alle bisher genannten Faktoren als verwirklicht sehen, notwendig sind, um die Funktionalität einer Gewerkschaft zu gewährleisten. Erstens ist dies, sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus politischer Sicht, die Existenz eines einheitlichen und umfassenden Marktes.[7] Dazu zählt die Möglichkeit der Partizipation am Markt, Kenntnis und die Möglichkeit Eigentum zu erwerben. Dieser Punkt ist vor allem relevant für kommunistische Systeme.
Zweitens muss die Gesellschaft mehr oder weniger geschichtet sein. Um sich für eine bestimmte Forderung zu organisieren, müssen ja die Fordernden in Bezug auf einen gewissen Grundkonsens ähnlich sein, z.B. ihrer wirtschaftlichen Situation. Drittens ist ein funktionierender bürokratischer Apparat notwendig, der gewisse Verfahrenswege gewährleistet und Sicherheit im Allgemeinen politischen Prozess fördert. Diese Voraussetzung zerfließt in manchen Ländern an großen Defiziten, spricht man zum Beispiel die Korruption an.[8]
2.3 Nordeuropäisches/Nordatlantisches Gewerkschaftsverständnis
Das nordeuropäische/nordatlantische Gewerkschaftsverständnis lässt sich in zwei Sätze zusammenfassen:
„Gewerkschaften sind Interessenvertretungen der Arbeiter. Sie handeln als formalisiert verfasste Großverbände mit bürokratischem Apparat im Rahmen einer allgemeingültigen Programmatik (sei sie eher radikal oder eher pragmatisch ausgerichtet).“[9]
2.4 Lateinamerikanisches Gewerkschaftsverständnis
Das lateinamerikanische Gewerkschaftsverständnis hingegen ist prinzipiell anders. Diese Definition mag wohl etwas veraltet sein, dennoch zeigt sie klar die Probleme auf, die in den meisten Fällen für das Scheitern der gewerkschaftlichen Organisation verantwortlich sind. Gewerkschaften sind in Lateinamerika höchst selten Organisationen in unserem Sinn. Sie haben nur in Ausnahmefällen einen festen Mitgliederstamm, der regelmäßig Beiträge zahlt und sich satzungsgemäß am Organisationsleben beteiligt. Zudem gibt es faktisch kaum formalisierte Entscheidungsprozesse und systematischen Organisationsaufbau.
Entscheidungen fallen meist nicht über bürohaft bestimmte Kompetenzen, sondern über personale Beziehungen.[10]
Um jenes unterschiedliche Verständnis besser verstehen zu können möchte ich auf das folgende Kapitel verweisen, da sich aus der geschichtlichen Entwicklung ein klareres Bild dieses Phänomens aufzeigen lässt.
[...]
[1] Vgl. Hartmut Sangmeister: Lateinamerikas Wirtschaft erwartet 2007 ein weiteres gutes Jahr, in:
http://www.giga-hamburg.de/content/publikationen/pdf/gf_lateinamerika_0701.pdf, S. 1,
Abruf vom 10.08.2007.
[2] Vgl. Homepage der Friedrich Ebert Stiftung:
http://www.fes.de/gewerkschaften/schwerpunkte/lateinamerika.html,
Abruf vom 10.08.2007.
[3] Vgl. Winand Gellner/ Armin Glatzmeier: Macht und Gegenmacht, Einführung in die Regierungslehre, Baden-
Baden: Nomos, 1.Auflage, 2004, S. 256-263.
[4] Vgl. Gellner, a.a.O., S. 264 ff.
[5] Vgl. ebd., S. 370 ff.
[6] Ebd ., S. 370.
[7] Vgl. Detlef J. Peukert: Zur Geschichte der Gewerkschaften in Lateinamerika, in:
http://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/1985/1985-07-a-434.pdf, S. 436 ff, Abruf vom 13.08.2007.
[8] Vgl. Peukert, a.a.O., S. 435 ff.
[9] Ebd.. S. 434.
[10] Vgl. ebd., S. 435.f.
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