Mit der Orientkrise und der daraus resultierenden Rheinkrise von 1840 war eine bislang beispiellose Eruption eines Nationalismus in Frankreich, vor allem aber auch die Entwicklung nationaler Identität und Solidarität innerhalb des Deutschen Bundes verknüpft. Eine erstmals regelrechte deutsche Nationalbewegung, eine Woge patriotischer Erregung und Entrüstung als Reaktion auf die anti-deutsche Nationalpolitik Frankreichs begann die noch unabhängigen deutschen Einzelstaaten zu durchziehen. Diese machten sich die Öffentlichkeit wie die Politik gleichermaßen zu ihrer Sache und verhalfen damit, wie es Rudolf Buchner formulierte, dem "modernen Nationalismus in Deutschland" zum "Durchbruch".
Die Relevanz der Rheinkrise geht über die engeren Ursachen ihrer Entstehung hinaus; sie stellt kein bloßes Kapitel in der Geschichte deutsch-französischer Spannungen dar, sondern steht für den Beginn der Entwicklung eines nationalen Bewußtseins im Deutschen Bund, einer deutschen Idee eines modernen, integralen und organisierten Kulturnationalismus, dessen eigentliche Wurzeln wie auch Folgewirkungen weit über diesen neuerlichen Rheinkonflikt hinausreichen.
Im folgenden werden ausgehend von der Orientkrise als der geographischen Wurzel und als der äußerlichen, (national-)politischen Motivierung der Rheinkrise sowie ihren tieferen, sozialen und (innen-)politischen, Voraussetzungen das veränderte deutsch-französische Verhältnis, die Entstehung einer nationalpolitischen Öffentlichkeit (Rheinliedbewegung / Männergesangsvereine; Turnvereine; religiöse Reformbestrebungen; nationale Gedenkfeiern; (Wieder-)Errichtung nationaler Denkmäler bzw. Bauten; nationale Mythosbildung; nationale Geschichtsschreibung) und das neue nationale Politikverständnis als der Rheinkrise immanente Konsequenzen vorgestellt.
Hierbei soll auch die Frage beschäftigen, inwieweit die verschiedenen Komponenten unmittelbaren Einfluß auf die Rheinkrise ausgeübt, also ihr immanent waren bzw. ursächlich von ihr angeregt wurden oder aber lediglich mittelbar durch sie zum Ausbruch kamen bzw. okkasionell von ihr beeinflußt wurden.
Inhaltsverzeichnis
- I. DIE BEDINGUNGEN DER RHEINKRISE
- 1. Die Orientkrise als geographische Wurzel sowie als äußerliche, national- politische Motivierung der Rheinkrise
- 2. Die tieferen, sozialen und (innen-)politischen, Voraussetzungen der Rheinkrise
- II. DIE KONSEQUENZEN DER RHEINKRISE
- 1. Das veränderte deutsch-französische Verhältnis als der Rheinkrise inhärentes, geistig-soziales Resultat
- 2. Die Entstehung einer nationalpolitischen Bewegung als unmittelbare praktisch-materielle Auswirkung
- 3. Das neue nationale Politikverständnis als mittelbar theoretische Folge
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Rheinkrise von 1840 und beleuchtet ihre Ursachen und Folgen im Kontext der deutsch-französischen Beziehungen. Sie analysiert, wie die Krise die Entstehung einer nationalen Identität und Bewegung im Deutschen Bund förderte und einen Wandel im deutschen Politikverständnis bewirkte.
- Die geographischen und politischen Wurzeln der Rheinkrise im Zusammenhang mit der Orientkrise
- Die sozialen und innenpolitischen Voraussetzungen der Krise im Deutschen Bund
- Das veränderte deutsch-französische Verhältnis als Folge der Rheinkrise
- Die Entstehung einer nationalen Bewegung im Deutschen Bund als unmittelbare Folge der Krise
- Das neue nationale Politikverständnis als mittelbare Konsequenz der Rheinkrise
Zusammenfassung der Kapitel
I. DIE BEDINGUNGEN DER RHEINKRISE
1. Die Orientkrise als geographische Wurzel sowie als äußerliche, national-politische Motivierung der Rheinkrise
Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle der Orientkrise als Ausgangspunkt für die Rheinkrise. Es beschreibt Frankreichs Expansionspolitik im Mittelmeerraum und die Konkurrenz mit England um Einfluss in der Region. Die Unterstützung Mehmet Alis durch Frankreich und die daraus resultierende Opposition der europäischen Mächte führen zur diplomatischen Isolation Frankreichs und zur Entstehung der Rheinkrise.
2. Die tieferen, sozialen und (innen-)politischen, Voraussetzungen der Rheinkrise
Dieser Abschnitt analysiert die sozialen und innenpolitischen Faktoren, die zur Entstehung der Rheinkrise im Deutschen Bund beigetragen haben. Die Kapitel befasst sich mit Themen wie der nationalen Bewegung, dem Einfluss der Presse und den politischen Strömungen im Deutschen Bund.
II. DIE KONSEQUENZEN DER RHEINKRISE
1. Das veränderte deutsch-französische Verhältnis als der Rheinkrise inhärentes, geistig-soziales Resultat
Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen der Rheinkrise auf das deutsch-französische Verhältnis. Es beleuchtet die Entstehung einer tiefgreifenden Anti-Frankreich-Stimmung im Deutschen Bund und die Verfestigung nationaler Identitäten.
2. Die Entstehung einer nationalpolitischen Bewegung als unmittelbare praktisch-materielle Auswirkung
Dieser Abschnitt analysiert die Entstehung einer nationalen Bewegung im Deutschen Bund als direkte Folge der Rheinkrise. Er beschreibt die Rolle von Vereinen, Gedenkfeiern und nationaler Mythosbildung in der Entwicklung des deutschen Nationalismus.
3. Das neue nationale Politikverständnis als mittelbar theoretische Folge
Dieses Kapitel analysiert die langfristigen Folgen der Rheinkrise für das deutsche Politikverständnis. Es untersucht, wie die Krise die Forderung nach einem vereinten und starken Deutschland verstärkte und zu einem neuen Verständnis von nationaler Politik führte.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Hausarbeit sind: Rheinkrise, Orientkrise, Nationalismus, deutsche Nationalbewegung, deutsch-französisches Verhältnis, nationale Identität, Politikverständnis, Kulturnationalismus, Deutscher Bund, Männergesangsvereine, Turnvereine, nationale Gedenkfeiern, nationale Mythosbildung.
- Quote paper
- Evi Goldbrunner (Author), 1997, Die geographischen, politischen und sozialen, unmittelbaren sowie mittelbaren Dimensionen der Rheinkrise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89288