In der Diskussion über organisierte Kriminalität bzw. Verbrechen taucht häufig der Begriff der Mafia auf. Zum Teil wird er synonym für Organisierte Kriminalität verwendet. Woher genau der Begriff „Mafia“ selbst kommt bzw. was er genau bedeuten soll, konnte bislang zwar noch nicht eindeutig geklärt werden, aber seine geographische Herkunft ist bekannt. Ihre Wurzeln hat die Mafia in Italien bzw. in Sizilien, wo auch die Bezeichnung Mafia bzw. Mafiosi in Gesetzestexten auftaucht. Die synonyme Verwendung des Begriffs "Mafia" für organisierte Kriminalität ist jedoch nach Lindlau unangebracht, da die Mafia zwar organisiertes Verbrechen ist, „aber bei weitem nicht jedes organisiertes Verbrechen ist Mafia.“ (Lindlau 1987: 10-11). Auf der anderen Seite sehen Pino Arlacchi, ehemaliges Mitglied der Antimafia-Komission der italienischen Regierung, und Letizia Paoli, Berater des italienischen Innenministeriums, „die italienische Mafia, die US-amerikanische La Cosa Nostra, die japanische Yakuza, den kolumbianischen Drogenhandel und die chinesischen Triaden als herausragende Beispiele organisierter Kriminalität ‚mafiosen Typs‛“ (Krauthausen 1997a: 23). Die Frage, die hierbei auftaucht, ist die nach den Merkmalen oder Indikatoren, die eine Organisation aufweisen muss, um als mafioser Typ bezeichnet werden zu können. Denn wenn die Organisation des kolumbianischen Drogenhandel einem mafiosen Typ entspricht, müsste man ihn ohne Probleme auch als Drogenmafia bezeichnen können.
In der folgenden Arbeit wird daher geprüft, ob der kolumbianische Drogenhandel aufgrund seiner Organisationsmerkmale als Mafia bezeichnet werden kann und anhand welcher Kriterien dies gezeigt oder auch widerlegt werden kann. Dies wird mittels eines Vergleiches zwischen der sizilianischen Mafia und dem kolumbianischen Drogenhandel durchgeführt. Die jeweilige Entstehungsgeschichte der beiden Organisationen wird dabei nicht betrachtet, sondern das Augenmerk gilt hier zum einen organisationsstrukturellen Faktoren, zum größeren Teil jedoch dem Verhalten von den Mitgliedern der jeweiligen Organisationen untereinander und gegenüber Dritten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der kolumbianische Drogenhandel
- 2.1 Organisationsstruktur, Organisationsziele und deren Umsetzung
- 2.2 Beziehung des Narcotráfico zur kolumbianischen Regierung
- 2.3 Narcotrafico und Guerilla
- 3. Die Organisationsform der sizilianischen Mafia
- 4. Narcotrafico und sizilianische Mafia im Vergleich
- 4.1 Verhaltensnormen beim Narcotráfico und sizilianischer Mafia
- 4.2 Anwendung von Gewalt gegenüber Mitgliedern
- 4.3 Anwendung von Gewalt gegenüber Nichtmitgliedern
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, ob der kolumbianische Drogenhandel aufgrund seiner Organisationsmerkmale als Mafia bezeichnet werden kann. Der Fokus liegt auf einem Vergleich zwischen der sizilianischen Mafia und dem kolumbianischen Drogenhandel, wobei die Entstehungsgeschichte der Organisationen außer Acht gelassen wird. Stattdessen werden organisationsstrukturelle Faktoren und das Verhalten der Mitglieder untereinander und gegenüber Dritten analysiert, insbesondere im Hinblick auf die Anwendung von Gewalt.
- Organisationsstruktur des kolumbianischen Drogenhandels
- Verhaltensmuster im kolumbianischen Drogenhandel
- Vergleich der Organisationsstrukturen von kolumbianischem Drogenhandel und sizilianischer Mafia
- Gewaltanwendung in beiden Organisationen
- Eignung des Begriffs "Drogenmafia" für den kolumbianischen Drogenhandel
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Debatte um den Begriff „Mafia“ und seine Verwendung im Kontext organisierter Kriminalität. Sie stellt die Frage nach den Kriterien, die eine Organisation als „mafiosen Typ“ auszeichnen und ob der kolumbianische Drogenhandel diese erfüllt. Die Arbeit kündigt einen Vergleich zwischen der sizilianischen Mafia und dem kolumbianischen Drogenhandel an, fokussiert auf Organisationsstruktur und das Verhalten der Mitglieder, insbesondere die Anwendung von Gewalt. Die Herausforderungen durch Informationsmangel aufgrund des illegalen und geheimgehaltenen Charakters beider Organisationen werden angesprochen, und eine einfache Organisationsdefinition nach Etzioni wird begründet.
2. Der kolumbianische Drogenhandel: Dieses Kapitel untersucht, warum der kolumbianische Drogenhandel im Gegensatz zu anderen lateinamerikanischen Ländern als Organisation mafiosen Typs betrachtet wird. Es wird argumentiert, dass die geographischen Bedingungen Kolumbiens ideale Voraussetzungen für die geheime Verarbeitung von Kokain bieten, und dass die verstärkte Bekämpfung von Drogenlaboren in anderen Ländern zu einer Verlagerung der Verarbeitung nach Kolumbien geführt hat. Der Anteil Kolumbiens an der weltweiten Kokainproduktion wird hervorgehoben. Des Weiteren wird die Rolle der kolumbianischen Bauern im Kokaanbau beleuchtet, die sowohl durch Zwang als auch durch wirtschaftliche Anreize dazu bewegt werden. Die wirtschaftliche Bedeutung des Kokainhandels für Kolumbiens BIP wird im Vergleich zum Kaffeeexport deutlich gemacht.
Schlüsselwörter
Kolumbianischer Drogenhandel, Sizilianische Mafia, Organisierte Kriminalität, Mafia-Typ, Gewalt, Organisationsstruktur, Verhaltensnormen, Vergleich, Kokainproduktion, Gewaltanwendung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Vergleich kolumbianischer Drogenhandel und sizilianische Mafia
Was ist das Thema des Dokuments?
Das Dokument vergleicht den kolumbianischen Drogenhandel und die sizilianische Mafia, um zu untersuchen, ob der kolumbianische Drogenhandel aufgrund seiner Organisationsmerkmale als Mafia bezeichnet werden kann. Der Fokus liegt auf einem Vergleich der Organisationsstrukturen und des Verhaltens der Mitglieder beider Organisationen, insbesondere hinsichtlich der Anwendung von Gewalt. Die Entstehungsgeschichte wird dabei nicht berücksichtigt.
Welche Aspekte des kolumbianischen Drogenhandels werden untersucht?
Das Dokument analysiert die Organisationsstruktur des kolumbianischen Drogenhandels, seine Verhaltensmuster, die Rolle der kolumbianischen Bauern im Kokaanbau, die wirtschaftliche Bedeutung des Kokainhandels für Kolumbien und die Beziehung des Drogenhandels zur kolumbianischen Regierung und Guerillagruppen.
Welche Aspekte der sizilianischen Mafia werden untersucht?
Im Vergleich zum kolumbianischen Drogenhandel werden die Organisationsstruktur und die Verhaltensmuster der sizilianischen Mafia untersucht, insbesondere die Anwendung von Gewalt gegenüber Mitgliedern und Nichtmitgliedern.
Wie wird der Vergleich zwischen beiden Organisationen durchgeführt?
Der Vergleich konzentriert sich auf organisationsstrukturelle Faktoren und das Verhalten der Mitglieder untereinander und gegenüber Dritten, insbesondere im Hinblick auf die Anwendung von Gewalt. Verhaltensnormen und die Anwendung von Gewalt in beiden Organisationen werden detailliert verglichen.
Welche Schlussfolgerung zieht das Dokument?
Das Dokument kommt zu der Schlussfolgerung, ob der kolumbianische Drogenhandel aufgrund seiner Organisationsmerkmale als Mafia bezeichnet werden kann. Die konkrete Schlussfolgerung ist im bereitgestellten Auszug nicht enthalten, wird aber in der vollständigen Arbeit präsentiert.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für das Dokument?
Kolumbianischer Drogenhandel, Sizilianische Mafia, Organisierte Kriminalität, Mafia-Typ, Gewalt, Organisationsstruktur, Verhaltensnormen, Vergleich, Kokainproduktion, Gewaltanwendung.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument umfasst eine Einleitung, ein Kapitel über den kolumbianischen Drogenhandel (mit Unterkapiteln zu Organisationsstruktur, Beziehung zur Regierung und Guerilla), ein Kapitel über die Organisationsform der sizilianischen Mafia, ein Kapitel zum Vergleich beider Organisationen (mit Unterkapiteln zu Verhaltensnormen und Gewaltanwendung) und eine Schlussbetrachtung.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Frage zu beantworten, ob der kolumbianischer Drogenhandel als Mafia bezeichnet werden kann, indem sie einen Vergleich mit der sizilianischen Mafia auf Basis von Organisationsstruktur und Verhalten, insbesondere der Anwendung von Gewalt, vornimmt.
- Quote paper
- Christoph Monnard (Author), 2005, Drogenhandel in Kolumbien oder kolumbianische Drogenmafia?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89176