Die Proliferation von Massenvernichtungswaffen in der Zeit nach dem Kalten Krieg ist eine der großen sicherheitspolitischen Herausforderungen, vor der nicht nur die westliche Staatengemeinschaft steht. Als Beispiel sei die Gefahr genannt, dass Terrorgruppen oder auch Staaten wie der Iran, der Israel offen mit Vernichtung droht, Massenvernichtungswaffen für ihre Zwecke einsetzen.
Trotz bestehender Instrumente, wie dem Atomwaffensperrvertrag, um der Proliferation von Massenvernichtungswaffen zu begegnen, ist feststellbar, dass die Zahl von mit Massenvernichtungswaffen bewaffneten Staaten weiter anwächst. Auch die Gefahr der Bewaffnung von Terroristen mit diesen Waffen ist stark angestiegen. Als Beispiel sei hier der Giftgasanschlag der japanischen Aum Sekte in der Tokioter U-Bahn genannt. Dieses Referat soll klären, ob die Proliferation von Massenvernichtungswaffen eine unkontrollierbare Gefährdung der gesamten Menschheit darstellt, oder ob es sich bei ihr um ein eindämmbares Risiko handelt.
Inhaltsverzeichnis
1. Das „kleine ABC“ der Massenvernichtungswaffen
2. Die Entwicklung der Bedeutung von Massenvernichtungswaffen – vom Kalten Krieg zum „zweiten Nuklearen Zeitalter“
3. Die Proliferation und daraus entstehende Risiken
3.1 Motivation von Akteuren zur Anschaffung von Massenvernichtungswaffen
3.1.1 Motivation staatlicher Akteure
3.1.2 Motivation nicht-staatlicher Akteure
3.2 Aus der Proliferation resultierende Gefahren
3.3 Der Proliferationsprozess am Beispiel des Proliferationsnetzwerk um A. Q. Kahn
4. Potentielle Möglichkeiten zur Eindämmung von Proliferation
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Das „kleine ABC“ der Massenvernichtungswaffen
Die Proliferation von Massenvernichtungswaffen in der Zeit nach dem Kalten Krieg ist eine der großen sicherheitspolitischen Herausforderungen, vor der nicht nur die westliche Staatengemeinschaft steht. Als Beispiel sei die Gefahr genannt, dass Terrorgruppen oder auch Staaten wie der Iran, der Israel offen mit Vernichtung droht, Massenvernichtungswaffen für ihre Zwecke einsetzen. Zunächst einmal ist zu klären, was unter den Begriffen Proliferation und Massenvernichtungswaffen zu verstehen ist. Unter Proliferation ist die "Weiterverbreitung aller Arten von Massenvernichtungswaffen (atomare, biologische und chemische Waffen), von Raketen als Träger für Massenvernichtungswaffen sowie sämtlichen Mitteln zum Aufbau von Forschungs- und Produktionsstätten"[1] zu verstehen. "Auch die Weitergabe von entsprechendem technischem Wissen ist darunter zu fassen."[2] An dieser Definition wird deutlich, dass es also nicht nur um die bloße Weitergabe der entsprechenden Waffen geht, sondern auch um alle Hilfsmittel, die zu ihrem Einsatz benötigt werden. Weiterhin zeigt sie, dass es verschiedene Typen von Massenvernichtungswaffen gibt, nämlich atomare, biologische, und chemische. Allen gemein ist, dass sie in hohem Maße Tod und/oder Zerstörung anrichten können und dies in einer relativ kurzen Zeitspanne. Dies unterscheidet sie von konventionellen Waffen, wie es Malcolm R. Davis und Colin S. Gray ausführen:
„Key to the consensual use of the WMD [Weapons of mass destruction, Amn. d. Verf.] concept is the quality of (near-) simultaneity of effects. If that quality is removed from the definition, then literally any weapon can function as a WMD. Limbs trained in the martial arts, bayonets and bows and arrows, if applied wirth sufficient determination, frequency, skill and energy, can kill people on cumulatively any scale of massiveness allowed by a favourable imbalance of military power."[3]
ABC Waffen unterscheiden sich in ihrer Wirkungsweise. Atomwaffen sind Sprengkörper, deren Wirkung auf der Energie beruht, die bei einer Kernspaltung oder -fusion freigesetzt wird. Ihre Sprengkraft entspricht einem Vielfachen der eines konventionellen Sprengkörpers.[4] Biologische Waffen verseuchen Menschen, Tiere und Pflanzen durch biologische Erreger wie Pest und Typhus.[5] Chemische Waffen bestehen aus gasförmigen, flüssigen oder festen Verbindungen, die durch starke Gift- oder Reizwirkungen Gegner kampfunfähig machen oder töten können.[6]
Trotz bestehender Instrumente, wie dem Atomwaffensperrvertrag, um der Proliferation von Massenvernichtungswaffen zu begegnen, ist feststellbar, dass die Zahl von mit Massenvernichtungswaffen bewaffneten Staaten weiter anwächst. Auch die Gefahr der Bewaffnung von Terroristen mit diesen Waffen ist stark angestiegen. Als Beispiel sei hier der Giftgasanschlag der japanischen Aum Sekte in der Tokioter U-Bahn genannt. Dieses Referat soll klären, ob die Proliferation von Massenvernichtungswaffen eine unkontrollierbare Gefährdung der gesamten Menschheit darstellt, oder ob es sich bei ihr um ein eindämmbares Risiko handelt.
2. Die Entwicklung der Bedeutung von Massenvernichtungswaffen – vom Kalten Krieg zum „zweiten Nuklearen Zeitalter“
Man kann eine wechselnde Bedeutung von Massenvernichtungswaffen während des und nach dem Kalten Krieg feststellen. In der Zeit vor und während des Kalten Krieges hatten insbesondere Atomwaffen eine besondere Bedeutung. So wurden zwar im ersten Weltkrieg chemische Kampfgase eingesetzt, diese wurden aber vom Genfer Protokoll vom 17.06.1925 verboten[7][8] und daraufhin nur noch äußerst spärlich eingesetzt, so von Japan während des Zweiten Weltkrieges in China und vom Irak im ersten Golfkrieg gegen den Iran. Das 1997 in Kraft getretene C-Waffen Abkommen verbietet die Entwicklung, Herstellung, Lagerung und den Einsatz chemischer Waffen.[9] Biologische Waffen sind bis heute noch nicht bestätigt eingesetzt worden. Das B-Waffen Abkommen, 1975 in Kraft getreten, verbietet ihre Entwicklung, Herstellung und Lagerung.[10] Biologische und chemische Waffen haben also bis zum Ende des Kalten Krieges nie eine größere Rolle gespielt. Atomwaffen dagegen wurden das erste Mal von den USA 1945 im zweiten Weltkrieg gegen Japan eingesetzt, was die Kapitulation des Inselstaats zur Folge hatte. Daraufhin begann ein Rüstungswettlauf zwischen USA und UDSSR. Der Konflikt zwischen den Supermächten bestimmte zwischen 1945 und 1989 die Weltpolitik und schürte die Angst vor einer nuklearen Vernichtung. Im Zuge realistischer Politik[11] wuchsen sowohl auf amerikanischer als auch auf sowjetischer Seite die Nukleararsenale stark an: „Superpower nuclear arsenals eventually grew to monstrous size. The awesome scale of those stockpiles induced a strategically paralysing anxiety, which discouraged adventure, even much boldness, in policy"[12]. Aus dem enormen Abschreckungspotenzial der Nukleararsenale erwuchs also eine Angst, diese auch wirklich zu benutzen und eine konfrontative Politik gegenüber dem Klassenfeind zu üben. Zudem führte es zu gemeinsamen Bemühungen, durch das SALT Abkommen von 1972 das „Gleichgewicht des Schreckens"[13] durch das Verbot von Raketenabwehrsystemen und die Festlegung von Höchstgrenzen für Interkontinentalraketen und Unterseeboot-gestützte ballistische Raketen zu stabilisieren.[14] Diese Initiative wurde dann mit „START“, den Gesprächen über die Verminderung strategischer Waffen, 1982 fortgesetzt.[15]
Auch trat 1970 infolge irisch-amerikanischer Bemühungen der Atomwaffensperrvertrag in Kraft[16], dem bis auf Indien, Pakistan und Israel alle Staaten dieser Welt beigetreten sind. Dieser verbietet die Proliferation von Atomwaffen und ist der zentrale Vertrag zur Eindämmung nuklearer Proliferation. Alle Staaten, die diesen Vertrag unterzeichnet haben, sind verpflichtet, sich regelmäßigen Kontrollen durch die Internationale Atomenergieorganisation zu unterziehen. Auch die in Reaktion auf einen indischen friedlichen Atomtest 1974 gegründete Nuclear Suppliers Group, eine Gemeinschaft von Staaten mit dem Ziel, die Exportrichtlinien für nukleares Material zu verschärfen, sollte zur Nichtverbreitung von Atomwaffen beitragen.[17]
[...]
[1] Glossar: Sind wir sicher? - Proliferation, http://www.bpb.de/themen/1EQXT2,3,0,Glossar.html,
07.01.2008.
[2] ebd.
[3] Davis, Malcolm R./Gray, Colin S.: Weapons of Mass Destruction, in: Baylis, John u.a.: Strategy in the Contemporary World. An Introduction to Strategic Studies, Oxford 2002, S. 256f.
[4] Vgl. Meyers Lexikonverlag: ABC-Waffen, http://lexikon.meyers.de/index.php?title=ABC-Waffen&oldid=281750, 07.01.2008.
[5] Vgl. ebd.
[6] Vgl. ebd.
[7] Davis, Malcolm R./Gray, Colin S.: Weapons of Mass Destruction, S. 254.
[8] Vgl. Meyers Lexikonverlag: Genfer Vereinbarungen, http://lexikon.meyers.de/index.php?title=Genfer_Vereinbarungen&oldid=163616, 07.01.2008.
[9] Vgl. Meyers Lexikonverlag: C-Waffen-Abkommen, http://lexikon.meyers.de/index.php?title=C-Waffen-Abkommen&oldid=133334, 07.01.2008.
[10] Vgl. Meyers Lexikonverlag: B-Waffen-Abkommen, http://lexikon.meyers.de/index.php?title=B-Waffen-Abkommen&oldid=166204, 07.01.2008.
[11] Weitere Ausführungen zur Theorie des Realismus sind u. a. zu finden bei Menzel, Ulrich: Zwischen Idealismus und Realismus, Frankfurt a. M. 2000.
[12] Davis, Malcolm R./Gray, Colin S.: Weapons of Mass Destruction, S. 258.
[13] Deterding, Sebastian: Hiroshima: Eine Chronik. Von der Entdeckung des Uran bis zum Ende des
Kalten Krieges, http://www.bpb.de/themen/3IU3NN,0,0,Hiroshima:_Eine_Chronik.html, 07.01.2008.
[14] Vgl. Görtemaker, Manfred: Entspannung und neue Ostpolitik 1969.1975, in: Informationen zur politischen Bildung, Nr. 245, http://www.bpb.de/publikationen/FVE7OE,0,0,Entspannung_und_Neue_Ostpolitik_19691975.html, 08.01.2008.
[15] Genauere Informationen zu diesen Gesprächen u.a. unter http://lexikon.meyers.de/meyers/START.
[16] Vgl. Müller, Harald: Die Zukunft der nuklearen Ordnung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 48/2005,
S. 3.
[17] Vgl. Harnisch, Sebastian: Das Proliferationsnetzwerk um A. Q. Kahn, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 48/2005, S. 25.
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