„Alle Erfahrungen, die das chinesische Volk jahrzehntelang gesammelt hat, lehren uns, die demokratische Diktatur des Volkes oder die demokratische Alleinherrschaft des Volkes durchzusetzen (…)“. „Die Basis der demokratischen Diktatur des Volkes ist das Bündnis der Arbeiterklasse, der Bauernschaft und des städtischen Kleinbürgertums (…)“.
Damit legte Mao Zedong in seinen „Ausgewählten Werken“ die Art der Herrschaftsausübung der kommunistischen Partei fest und bestimmte damit sogleich die zugehörigen Bevölkerungsteile, die diese Herrschaft ausüben sollte. Doch auch bereits auf früheren Parteitagungen der Kommunistischen Partei wurde von Mao Zedong die Diktatur des Volkes und die Volksdemokratie als eine Steigerung oder sogar als die beste Form aller bestehenden Staatengebilde verdeutlicht. Somit sollte die am 1. Oktober 1949 ausgerufene Volksrepublik eine Krönung aller bisher da gewesenen Herrschaftssysteme darstellen, die beste Form für die Verwirklichung des Menschen repräsentieren und durch die sogenannte demokratische Alleinherrschaft des Volkes vorgelebt werden. Anhand dieser Bekanntgabe Mao Zedongs und der kommunistischen Partei ließ sich also auf die Gründung eines Staates schließen, in dem das Volk herrschte und die Interessen des Volkes durch die Staatspolitik Ausdruck fanden und verwirklicht wurden.
Die vorliegende Hausarbeit greift nun im Rahmen des politischen Systems das Thema der von Mao Zedong propagierten Volksdiktatur auf und untersucht die damit verbundene Interessenartikulation. Denn kann nicht erst eine Volksherrschaft durch die Verwirklichung der artikulierten Interessen der Bevölkerung ausgeübt werden? Zur Klärung dieser Frage werden vor allem die zur Verfügung stehenden Mittel der Interessenartikulation in das Zentrum der Untersuchung gerückt. Ebenfalls werden auch die tatsächliche Verwirklichung und der Grad der Einflussnahme dieser Wege betrachtet, die durch die Alleinherrschaft des Volkes scheinbar umfangreich gewesen sein müssten.
In der vorliegenden Analyse wird zunächst mit einer Darstellung der formalen, informellen und illegalen Wege zur Interessenartikulation begonnen sowie das Ausmaß ihrer Verwendung betrachtet. Darauf folgt ein Blick auf die von Mao Zedong genannten Bevölkerungsgruppen der Arbeiter, Bauern und der städtischen Bevölkerung mit ihren besonderen Möglichkeiten zur Interessenartikulation. Der Grad der Einflussnahme auf den politischen Prozess, sowie die Zusammenhänge zwischen der Wahl des jeweiligen Mittels mit dem entsprechenden Lebensumfeld werden anhand dieser Betrachtung aufgezeigt. Zusätzlich soll die Beleuchtung der verschiedenen Arten der Interessenartikulation Aufschluss geben, ob eine tatsächliche Einflussnahme auf politische Entscheidungen für bestimmte Bevölkerungsteile leichter möglich war und dabei gegebenenfalls auftretenden Diskrepanzen zur Wirklichkeit aufgedeckt werden.
Auf Grund der politischen Abschottung zur Zeit Mao Zedongs liegen nur wenige Dokumente und Arbeiten zu diesem Thema vor. Trotzdem soll in dieser Hausarbeit der Versuch unternommen werden, einen annähernd vollständigen Einblick in die Arten der Interessenartikulation zwischen 1949 bis 1976 zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Interessenartikulation der Volksmassen
- 1. Formale Wege der Interessenartikulation
- 1.1 Massenorganisationen
- 1.2 Wahlen
- 1.3 Versammlungen
- 1.4 Schriftliche Ausdrucksformen
- 2. Informelle Wege der Interessenartikulation
- 2.1 Beziehungsnetzwerke
- 2.2 Bestechung, Falsche Berichterstattung und Einbehaltung
- 3. Interessenartikulation ausgewählter Bevölkerungsgruppen
- 3.1 Bauern
- 3.2 Arbeiter
- 3.3 Intellektuelle
- III. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Interessenartikulation in China während der Herrschaft Mao Zedongs (1949-1976). Sie analysiert die verfügbaren Mittel zur Interessenartikulation der Bevölkerung und deren Auswirkungen auf politische Entscheidungsprozesse. Der Fokus liegt auf der Frage, inwieweit die propagierte „Volksdiktatur“ die tatsächliche Verwirklichung der Interessen der Bevölkerung ermöglichte.
- Formale und informelle Wege der Interessenartikulation
- Interessenartikulation verschiedener Bevölkerungsgruppen (Bauern, Arbeiter, Intellektuelle)
- Wirkungsweise der Interessenartikulation auf politische Entscheidungsprozesse
- Ausmaß der Einflussnahme der Bevölkerung auf die Politik
- Diskrepanzen zwischen der propagierten Volksherrschaft und der Realität
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Interessenartikulation während der Herrschaft Mao Zedongs ein. Sie erläutert den theoretischen Hintergrund der „demokratischen Diktatur des Volkes“ und stellt die Forschungsfrage nach den Möglichkeiten und der Wirksamkeit der Interessenartikulation der Bevölkerung. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die verfügbaren Mittel der Interessenartikulation zu untersuchen und deren Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse zu analysieren. Dabei wird der Fokus auf die Diskrepanz zwischen der propagierten Volksherrschaft und der Realität gelegt, mit der Einschränkung, dass die politische Abschottung zu dieser Zeit die Quellenlage erschwert. Die Methodik der Arbeit wird kurz skizziert, wobei die Untersuchung sowohl formaler als auch informeller Wege der Interessenartikulation umfasst und ausgewählte Bevölkerungsgruppen näher betrachtet.
II. Interessenartikulation der Volksmassen: Dieses Kapitel beginnt mit einer Begriffsbestimmung der Interessenartikulation im politischen System. Es differenziert zwischen formalen (Massenorganisationen, Wahlen, Versammlungen, schriftliche Ausdrucksformen) und informellen (Beziehungsnetzwerke, Bestechung, falsche Berichterstattung, Einbehaltung) Wegen der Interessenartikulation. Der Abschnitt analysiert die formalen Wege im Kontext der kommunistischen Ideologie und der propagierten Volksdiktatur, wobei kritisch hinterfragt wird, inwieweit diese Wege tatsächlich zu einer effektiven Einflussnahme der Bevölkerung führten. Die informelle Interessenartikulation wird als ein ergänzender, oftmals notwendiger Weg dargestellt, besonders vor dem Hintergrund der eingeschränkten Möglichkeiten der formalen Partizipation. Die verschiedenen Strategien und Praktiken werden im Detail erläutert und im Kontext der politischen Machtverhältnisse interpretiert.
Schlüsselwörter
Interessenartikulation, China, Mao Zedong, Volksdiktatur, Volksdemokratie, Massenorganisationen, informelle Wege, politische Entscheidungsprozesse, Bevölkerungsgruppen, Bauern, Arbeiter, Intellektuelle, Einflussnahme, Repression.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Interessenartikulation in China unter Mao Zedong
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Interessenartikulation der Bevölkerung in China während der Herrschaft Mao Zedongs (1949-1976). Sie analysiert, welche Möglichkeiten die Bevölkerung hatte, ihre Interessen zu äußern, und wie sich dies auf politische Entscheidungen auswirkte. Ein besonderer Fokus liegt auf der Frage, ob die propagierte „Volksdiktatur“ die tatsächliche Verwirklichung der Interessen der Bevölkerung ermöglichte.
Welche Methoden werden in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit untersucht sowohl formale als auch informelle Wege der Interessenartikulation. Formale Wege umfassen Massenorganisationen, Wahlen, Versammlungen und schriftliche Ausdrucksformen. Informelle Wege beinhalten Beziehungsnetzwerke, Bestechung, falsche Berichterstattung und die bewusste Zurückhaltung von Informationen. Die Analyse betrachtet verschiedene Bevölkerungsgruppen (Bauern, Arbeiter, Intellektuelle) und untersucht die Auswirkungen der Interessenartikulation auf politische Entscheidungsprozesse.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel: Kapitel I (Einleitung) führt in das Thema ein und beschreibt die Forschungsfrage und Methodik. Kapitel II (Interessenartikulation der Volksmassen) analysiert sowohl formale als auch informelle Wege der Interessenartikulation und untersucht die Strategien und Praktiken verschiedener Bevölkerungsgruppen. Kapitel III (Fazit) fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Bevölkerungsgruppen werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet insbesondere die Interessenartikulation von Bauern, Arbeitern und Intellektuellen.
Welche Arten der Interessenartikulation werden unterschieden?
Die Arbeit unterscheidet zwischen formalen Wegen der Interessenartikulation (Massenorganisationen, Wahlen, Versammlungen, schriftliche Ausdrucksformen) und informellen Wegen (Beziehungsnetzwerke, Bestechung, falsche Berichterstattung, Einbehaltung).
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage ist, inwieweit die propagierte „Volksdiktatur“ die tatsächliche Verwirklichung der Interessen der Bevölkerung ermöglichte und welche Möglichkeiten und Wirksamkeit die Interessenartikulation der Bevölkerung hatte.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Interessenartikulation, China, Mao Zedong, Volksdiktatur, Volksdemokratie, Massenorganisationen, informelle Wege, politische Entscheidungsprozesse, Bevölkerungsgruppen, Bauern, Arbeiter, Intellektuelle, Einflussnahme, Repression.
Welche Einschränkungen gibt es bezüglich der Quellenlage?
Die politische Abschottung Chinas während der Herrschaft Mao Zedongs erschwert die Quellenlage für diese Untersuchung.
- Quote paper
- Susanne Topp (Author), 2007, Interessenartikulation in China, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89146