Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Flavius Josephus, einem Mitglied der jüdischen Priesteraristokratie, der eine maßgebende Rolle im Jüdischen Krieg von 66 bis zu seiner Gefangennahme 70 gespielt hat, seinem Spannungsverhältnis zwischen Glauben und Berufung und schlussendlich seine Art der Bewältigung der Diskrepanz zwischen dem jüdischen Monotheismus und dem imperialen Personenkult. Seine Person ist durchaus zwiespältig, war er doch zu Beginn des Jüdischen Krieges ein „strategos“, der gegen den römischen „exercitus“ kämpfte und sein Leben nach dem Fall der Festung Jotapata nur durch eine Weissagung retten konnte.
Seine Werke stehen unter der Prämisse der pragmatischen Geschichtsschreibung (pragmatiké historía), wie sie Polybios begründete. Als Zeitgenosse Johannes‘ des Täufers und des Jakobus sind die Werke von Josephus insofern von Bedeutung, als sie uns einen historischen Kommentar zur neutestamentarischen Lehre der katholischen Kirche überliefern. Josephus reiht sich in die große Gruppe der klassischen Geschichtsschreiber, wie Livius, der eine stilistisch beeindruckende Geschichte des römischen Volkes (ab urbe condita) verfasste oder Tacitus, der mit seinen Werken „annales“ und „historiae romanae“ die frühe Kaiserzeit beschrieb, ein. Josephus versicherte den Lesern seiner Liebe zur Wahrheit, indem er viele nichtgenannte Vorgänger ob deren mangelnder Wahrheitsliebe bei der Erzählung der Geschichte Neros tadelte. Er nehme „es mit der Wahrheit genau“ und hätte sich entschlossen, „das was meine Landsleute, die Juden betrifft, ausführlicher zu erzählen […], auch unser Unglück und unsere Schuld offenkundig zu machen.“
Inhaltsverzeichnis
- I. Prolog
- II. Der Hellenismus
- II.1. Landkarte Palästinas in hellenistisch/römischer Zeit
- II.2. Der Hellenismus in Palästina zur Zeit des Zweiten Tempels
- III. Seine Schriften und seine Vita
- III.1. Sein Lebenslauf (Vita)
- III.2. Der Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit in Rom
- IV. Die politische Dimension in Rom und Palästina
- V. Die soziologische Betrachtung zum Judentum
- V.1. Die Genese von 'Eretz Jisra'el (878)
- V.2. Aristokratie – Die regierende Klasse in Judäa
- V.3. Das Priestertum
- VI. Bellum Iudaicum
- VI.1. Vorgeschichte
- VI.2. Armeen und Kriegsvorbereitung
- VI.2.1. Pharisäer (Papioañol, hebr. perushim - ’W175)
- VI.2.2. Sadduzäer (Σaddovкañol, hebr. sedōqīm - D’?IT¥)
- VI.2.3. Zeloten und Sikarier (Zηλotaí, hebr. kanai – '817)
- VI.2.4. Essener (Eσσaño, hebr. jahad - 77')
- VI.3. Der Jüdische Krieg
- VI.4. Der jüdische Krieg in der Darstellung von Tacitus, Suetonius und Cassius Dio
- VII. Antiquitates Iudaicae
- VII.1. Betrachtungen zur römischen Religio, Proselyten und das Priesterverständnis des Flavius Josephus
- VII.2. Mythologie und Geschichtsschreibung
- VII.3. Die Jüdischen Altertümer
- VIII. Contra Apionem
- VIII.1. Ägyptische Autoren in der Argumentation des Josephus
- VIII.2. Griechische Autoren in der Argumentation des Josephus
- VIII.3. Die Chroniken der Phöniker und Babylonier in Contra Apionem
- VIII.4. Josephus' Akzentuierung der Vorzüge der jüdischen Gesetze
- IX. Epilog
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Person des Flavius Josephus und seiner Schriften. Sie untersucht dessen Rolle im Jüdischen Krieg und die Herausforderungen, die er in der Zeit der Flavier durch das Spannungsverhältnis zwischen seinem jüdischen Glauben und seiner römischen Rolle als Geschichtsschreiber erlebte. Die Arbeit beleuchtet auch Josephus' Umgang mit dem Konflikt zwischen dem jüdischen Monotheismus und dem römischen Kaiserkult.
- Flavius Josephus als Mitglied der jüdischen Priesteraristokratie und seine Rolle im Jüdischen Krieg
- Das Spannungsverhältnis zwischen Josephus' Glauben und seiner Berufung als Geschichtsschreiber
- Josephus' Bewältigung der Diskrepanz zwischen jüdischem Monotheismus und imperialem Personenkult
- Josephus' Werke als Zeugnis der pragmatischen Geschichtsschreibung
- Die Bedeutung von Josephus' Werken für das Verständnis der neutestamentarischen Lehre der katholischen Kirche
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung zu Flavius Josephus und seiner Person, die durch das Spannungsverhältnis zwischen Glauben und Berufung geprägt ist. Der Fokus liegt auf der pragmatischen Geschichtsschreibung und der Bedeutung von Josephus' Werken im Kontext der neutestamentarischen Lehre. Das zweite Kapitel behandelt den Hellenismus in Palästina zur Zeit des Zweiten Tempels und die Synthese von alten Traditionen mit neuen griechischen Elementen. Die soziopolitischen Verhältnisse im Orient und die Rolle des Hellenismus in der römischen Kultur werden beleuchtet. Das dritte Kapitel beleuchtet Josephus' Leben und seine schriftstellerische Tätigkeit in Rom. Die Kapitel vier und fünf beleuchten die politische Dimension in Rom und Palästina sowie die soziologische Betrachtung des Judentums. Das sechste Kapitel konzentriert sich auf den Jüdischen Krieg, seine Vorgeschichte, die Armeen und Kriegsvorbereitung sowie die Darstellung des Krieges durch Josephus. Das siebte Kapitel behandelt Josephus' Werk "Antiquitates Iudaicae" und seine Betrachtungen zur römischen Religion, den Proselyten und dem Priesterverständnis. Das achte Kapitel untersucht Josephus' Werk "Contra Apionem" und analysiert die Argumentation gegen ägyptische und griechische Autoren. Das Kapitel befasst sich auch mit Josephus' Akzentuierung der Vorzüge der jüdischen Gesetze.
Schlüsselwörter
Flavius Josephus, Jüdischer Krieg, Hellenismus, Judentum, Römische Kultur, Geschichtsschreibung, Pragmatische Historía, Antiquitates Iudaicae, Contra Apionem, Monotheismus, Kaiserkult, Pharisäer, Sadduzäer, Zeloten, Essener.
- Quote paper
- Wolfgang Schator (Author), 2019, Flavius Josephus. Sein Progress vom Mitglied der jüdischen Priesteraristokratie zum Historiker in der Zeit der Flavier, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/889141