Der Sicherheitsbegriff in den Internationalen Beziehung hat sich seit dem Ende des Kalten Krieges stark gewandelt. Nicht mehr nur gelten zwischenstaatliche Konflikte als Bedrohung für die internationale Sicherheit, sondern vermehrt rücken auch nicht-militärischer Gefahren, wie Terrorismus, aber auch Epidemien in den Fokus der Forscher. Die neuen Bedrohungen werden zudem durch die rasante Entwicklung der Globalisierung gesteigert.
Dies wird besonders an den immer umfangreicheren Sicherheitskontrollen an Flughäfen deutlich. Was wird nun genau unternommen, damit sich Passagiere am Flughafen sicher und wohl fühlen? Und steht dies noch im Einklang mit rechtsstaatlicher Verhältnismäßigkeit? Im Zuge dieses ethnographischen Forschungsprojektes am Franz-Josef Strauß Flughafen in München wurden soziale Praktiken betrachtet, die den Passagieren trotz Bedrohungen ein Sicherheitsgefühl vermitteln sollen. Die Forschungsarbeit zeigt, dass Praktiken gefühlter Sicherheit dabei nicht notwendigerweise deckungsgleich mit Praktiken sein müssen, die reale Sicherheit gewährleisten. Dabei wurden die gefundenen Praktiken in vier unterschiedliche sogenannte „Sicherheitsbündel“ unterteilt: Sicherheitsdienste und Bundespolizei, Durchsagen, Kameras sowie Artefakte. Je nach Sicherheitsrelevanz des Ortes im Flughafen treten diese in unterschiedlicher Dichte – also „räumlich abgestuft“ – auf. Es wird dabei augenscheinlich, dass die Sicherheitspraktiken im Einklang mit der von demokratischen Rechtsstaaten angewandter Verhältnismäßigkeit stehen.
Inhaltsverzeichnis
- Erläuterung des Hintergrundes, der Zielsetzung und der Vorgehensweise
- Bezug zu den Internationalen Beziehungen und Beobachtungsgegenstand
- Terrorismus
- Beschreibung und Interpretation der Praktiken, durch die das Sicherheitsempfinden von Passagieren und Besuchern am Münchner Flughafen gestärkt wird
- Definition von Begriffen und Erklärung der Methodik vor dem Hintergrund des konkreten Forschungsprojektes
- Die Existenz von Sicherheitsbündeln am Münchner Flughafen
- Das Bündel Sicherheitsdienste und Bundespolizei
- Das Bündel Durchsagen
- Das Bündel Kameras
- Das Bündel Artefakte
- Die „räumliche Abgestuftheit“ am Münchner Flughafen
- Der S-Bahnhof
- Die Gepäckaufgabe
- Der Einkaufs- und Restaurantbereich
- Die Sicherheitsschleuse
- Dichte Beschreibung: Anlassbezogene und verhältnismäßige Reaktion als Leitlinie am Münchner Flughafen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Forschungsarbeit untersucht das Sicherheitsgefühl von Passagieren am Franz-Josef-Strauß Flughafen München und analysiert die sozialen Praktiken, die dazu beitragen sollen. Die Arbeit möchte die Diskrepanz zwischen gefühlter und realer Sicherheit aufzeigen und untersuchen, ob die Sicherheitsmaßnahmen im Einklang mit rechtsstaatlichen Prinzipien stehen.
- Sicherheitsgefühl am Flughafen
- Soziale Praktiken zur Steigerung des Sicherheitsgefühls
- Diskrepanz zwischen gefühlter und realer Sicherheit
- Sicherheitsmaßnahmen im Kontext von Rechtsstaatlichkeit
- Räumliche Abstufung von Sicherheitsmaßnahmen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und erläutert den Wandel des Sicherheitsbegriffs in den Internationalen Beziehungen. Es werden die Hauptbedrohungen für das Sicherheitsempfinden am Flughafen, insbesondere der internationale Terrorismus, dargestellt. Zudem wird die Methodik der ethnographischen Forschung und die Vorgehensweise des Forschungsprojektes erläutert.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Sicherheitsbündeln, die am Münchner Flughafen zur Steigerung des Sicherheitsgefühls eingesetzt werden. Es werden vier Bündel - Sicherheitsdienste und Bundespolizei, Durchsagen, Kameras und Artefakte - analysiert und ihre räumliche Abstufung anhand verschiedener Orte am Flughafen untersucht.
Das dritte Kapitel behandelt die Prinzipien der verhältnismäßigen Reaktion und die Bedeutung von Anlassbezogenheit in den Sicherheitsmaßnahmen am Münchner Flughafen.
Schlüsselwörter
Sicherheitsgefühl, Sicherheitsbündel, soziale Praktiken, Flughafen, Terrorismus, Internationalen Beziehungen, Rechtsstaatlichkeit, Verhältnismäßigkeit, ethnographische Forschung, teilnehmender Beobachtung.
- Arbeit zitieren
- Isabella Hermann (Autor:in), Andreas Forgách (Autor:in), 2006, „Lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88555