Bis in die 70er Jahre hinein gehörte der Feldhamster zu den am häufigsten vorkommenden Kleinsäugern Deutschlands. Gebietsweise kam es sogar zu Massenvermehrungen (Hessisches Ministerium für Umwelt 2004). Doch intensive Bewirtschaftung der Ackerflächen, das Töten der Tiere durch Landwirte und Pelzhändler und die aktive Jagd des Feldhamsters durch eigens ausgesandte Hamsterfänger (Abbildung 1.1) haben den Bestand in Deutschland merklich zurückgehen lassen. Mittlerweile ist der Bestand so stark gefährdet, dass sich der Feldhamster auf der roten Liste der gefährdeten Arten wiederfindet (Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz 1996, BUND für Umwelt- und Naturschutz Deutschland 2007a). Heute findet sich der Feldhamster oft in den Schlagzeilen wieder und ist regelrecht zu einem Politikum geworden. Besonders bei Bau- und Straßenprojekten geraten die verschiedenen Interessensgruppen oftmals aneinander. Ein Beispiel hierfür lieferte die Landtagswahl 2005 in Nordrhein-Westfalen. Hier wurde der Feldhamster im Wahlkampf als „Jobkiller“ bezeichnet, da durch den Schutz des Tieres der Bau eines Braunkohlekraftwerkes unterbunden wurde (BfN 2005). Ein weiteres Beispiel für eine ähnliche Diskussion findet sich rund um den Bau eines großen Kraftwerkes der Firma RWE im Spätherbst 2004 (Chilla 2006). Es ist jedoch ein gutes Zeichen dass der bedrohte Nager mittlerweile einen anderen Stellenwert einnimmt als noch in den 70er Jahren. Doch auch schon weit vor den 70er Jahren war der Feldhamster oftmals in der Presse als Schädling bezeichnet worden. Bereits Anfang des letzten Jahrhunderts (1901 und 1905) erschienen Flugblätter, welche Richtlinien zur Bekämpfung des Hamsters enthielten (Stubbe et al 1998). Initiativen zum Schutz und gezielte Projekte zur Erhaltung der Art haben den stark rückläufigen Bestand der Art in Deutschland mittlerweile stabilisiert. Gerade im Bereich der Wetterau in Hessen kann man solche Schutzmaßnahmen gut beobachten.Dort werden zurzeit Ausweichflächen für den Feldhamster in Form von Erntestreifen geschaffen, die das Überleben der Art sichern und die Population stabilisieren sollen (Hessisches Ministerium für Umwelt 2004).
Neben den Erntestreifen ist auch ein Engagement der Wirtschaft zu erkennen. So hat die Kelterei Müller ein Getränk im Sortiment, von dessen Erlös Hamsterschutzprojekte finanziert werden, den sog. Hamstersaft.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
1.1 Allgemeines
1.2 Der Feldhamster - Biologie und Verbreitung
1.2.1 Taxonomie
1.2.2 Habitus
1.2.3 Lebensweise
1.2.4 Lebensraum und Verbreitung
1.2.5 Gefährdungsparameter und Erhaltungsmaßnahmen
1.3 Die Fragestellung
2. Methoden und Beschreibung der Untersuchungsflächen
2.1 Auswahl des Untersuchungsgebietes
2.2 Informationen über das Untersuchungsgebiet
2.3 Einteilen der Größenkategorien
2.4 Auswahl der Probeflächen
2.5 Bestimmung der Begehbarkeit und Feldfrucht der Probeflächen
2.6 Probeflächenkartierung,
2.7 Arbeiten mit ArcGIS
2.8 Datensätze im ArcGIS
2.9 Erweiterung der Hamsterdaten mit Umwelt- und Landnutzungsdaten,
2.10 Datenauswertung mit STATISTICA
3. Ergebnisse
3.1 Ergebnisse der Probeflächenkartierungen
3.2 Berechnung des Electivity Index nach Ivlev
3.3 Zusammenfassung
3.4 Multivariate Analyse
4. Diskussion
4.1 Eigene Erhebungen
4.1.1 Interpretation der Ergebnisse
4.1.2 Mögliche Fehlerquellen
4.2 Analyse der Altdaten von Hessen Forst
4.2.1 Interpretation der Ergebnisse
4.2.2 Mögliche Fehlerquellen
4.3 Schlussfolgerungen
4.4 Fazit
5. Einsatz der Fragestellung im Biologieunterricht
5.1 Umwelterziehung
5.2 Einsatzmöglichkeiten
5.3 Bekannte Ansätze der Feldhamstererziehung
6. Zusammenfassung
7. Literatur und Quellen
7.1 Literatur
7.2 GIS-Datensätze
7.3 Tabellenverzeichnis
7.4 Abbildungsverzeichnis
8. Anhang
8.1 Artensteckbrief des Feldhamsters für den
Biologieunterricht
8.2 Datentabellen
9. Danksagung
Einleitung
1.1 Allgemeines
Bis in die 70er Jahre hinein gehörte der Feldhamster zu den am häufigsten vorkommenden Kleinsäugern Deutschlands. Gebietsweise kam es sogar zu Massenvermehrungen (Hessisches Ministerium für Umwelt 2004). Doch intensive Bewirtschaftung der Ackerflächen, das Töten der Tiere durch Landwirte und Pelzhändler und die aktive Jagd des Feldhamsters durch eigens ausgesandte Hamsterfänger (Abbildung 1.1) haben den Bestand in Deutschland merklich zurückgehen lassen. Mittlerweile ist der Bestand so stark gefährdet, dass sich der Feldhamster auf der roten Liste der gefährdeten Arten wiederfindet (Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz 1996, BUND für Umwelt- und Naturschutz Deutschland 2007a).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1.1 Hamsterfänger in den 70er Jahren, Verarbeitung der Felle in einem Hamstermantel (Weinhold & Kayser 2006)
Heute findet sich der Feldhamster oft in den Schlagzeilen wieder und ist regelrecht zu einem Politikum geworden. Besonders bei Bau- und Straßenprojekten geraten die verschiedenen Interessensgruppen oftmals aneinander. Ein Beispiel hierfür lieferte die Landtagswahl 2005 in Nordrhein-Westfalen. Hier wurde der Feldhamster im Wahlkampf als „Jobkiller“ bezeichnet, da durch den Schutz des Tieres der Bau eines Braunkohlekraftwerkes unterbunden wurde (BfN 2005). Ein weiteres Beispiel für eine ähnliche Diskussion findet sich rund um den Bau eines großen Kraftwerkes der Firma RWE im Spätherbst 2004 (Chilla 2006). Es ist jedoch ein gutes Zeichen dass der bedrohte Nager mittlerweile einen anderen Stellenwert einnimmt als noch in den 70er Jahren. Doch auch schon weit vor den 70er Jahren war der Feldhamster oftmals in der Presse als Schädling bezeichnet worden. Bereits Anfang des letzten Jahrhunderts (1901 und 1905) erschienen Flugblätter, welche Richtlinien zur Bekämpfung des Hamsters enthielten (Stubbe et al 1998).
Initiativen zum Schutz und gezielte Projekte zur Erhaltung der Art haben den stark rückläufigen Bestand der Art in Deutschland mittlerweile stabilisiert. Gerade im Bereich der Wetterau in Hessen kann man solche Schutzmaßnahmen gut beobachten. Dort werden zurzeit Ausweichflächen für den Feldhamster in Form von Erntestreifen geschaffen, die das Überleben der Art sichern und die Population stabilisieren sollen (Hessisches Ministerium für Umwelt 2004).
Neben den Erntestreifen ist auch ein Engagement der Wirtschaft zu erkennen. So hat die Kelterei Müller ein Getränk im Sortiment, von dessen Erlös Hamsterschutzprojekte finanziert werden, den sog. Hamstersaft (Abbildung 1.2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1.2 Schutzmaßnahmen für den Feldhamster: Erntestreifen und der Hamstersaft der Kelterei Müller (Arbeitsgemeinschaft für Feldhamsterschutz 2007, Kelterei Müller 2007)
1.2 Der Feldhamster - Biologie und Verbreitung
1.2.1 Taxonomie
Als Vertreter der Klasse der Mammalia (Säugetiere), Ordnung der Rodentia (Nagetiere), Familie der Muridae und der Unterfamilie der Cricetinae (Hamster) (Tabelle 2.1) hat der Feldhamster Cricetus cricetus seinen Verbreitungsschwerpunkt in der sogenannten neuen Welt (Weinhold & Kayser 2006).
Tabelle2.1 Taxonomische Zuordnung des Feldhamster (Cricetus cricetus)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In Europa sind derzeit drei Gattungen mit je einer Art rezent. Die Gattungen Mesocricetus und Cricetulus existieren neben der Gattung Cricetus (Niethammer & Krapp 1982)
Als Unterarten von Cricetus sind generell der östliche Hamster (Cricetus cricetus cricetus) und der westliche Hamster (Cricetus cricetus canescens) akzeptiert. Umstritten ist die Existenz von neun weiteren Unterarten, da deren Vorkommen nur auf das Vorkommen weniger Individuen gestützt wurde. Darüber hinaus wurden viele Arten schlicht durch leicht abweichende Fellfärbung terminiert, was als nicht ausreichend angesehen wird (Nechay 2000).
1.2.2 Habitus
Der Feldhamster ist der größte europäische Hamster mit einem Gewicht von mindestens 160g (Niethammer & Krapp 1982). Bei manchen Tieren kann das Gewicht bis zu 1000g betragen (Nechay 2000), doch in der Regel liegt das Gewicht eines adulten Tieres (Abbildung 1.3) zwischen 250g und 600g, bei einer durchschnittlichen Körperlänge von 22 - 25cm. Es ist ein Geschlechtsdimorphismus zu beobachten, wobei die männlichen adulten Tiere größer und schwerer sind als die weiblichen. Männliche Tiere sind im Mittel ein Drittel größer und schwerer als weibliche Tiere (Weinhold & Kayser 2006).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1.3 Adulter Feldhamster, mit gut sichtbarer Bauchzeichnung (Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz 2007)
1.2.3 Lebensweise
Der Feldhamster ist ein typischer Steppenbewohner, da die Steppe, in Mitteleuropa nicht vertreten, heutzutage größtenteils in Ackerland umgewandelt wurde und der Feldhamster nur noch in geringen Dichten auf klassischen Steppen angesiedelt ist, kann man ihn als Kulturfolger bezeichnen (Nechay 2000). Der Feldhamster ist ein Einzelgänger, weibliche und männliche Tiere leben getrennt voneinander in ihrem jeweils eigenen Bau. Als natürliche Feinde des Feldhamsters sind Greifvögel und andere klassische Jäger unserer Breiten zu nennen. Der Lebensraum, die nördlichen gemäßigten Breiten, ist durch starke saisonale Schwankungen in Temperatur, Niederschlag und Nahrungsverfügbarkeit gekennzeichnet. Das Futter besteht aus grünen Pflanzenteilen, stärkehaltigen Samen und Knollen, Invertebraten und kleinen Vertebraten (Nechay 2000, Niethammer & Krapp 1982).
Der Feldhamster ist ein nacht- und dämmerungsaktives Tier, die Tagaktivität variiert dabei stark im Jahresverlauf. Die Reproduktionszeit liegt im Allgemeinen in den Monaten April bis August (Petzsch 1952). Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Feldhamsters in freier Natur beträgt nicht mehr als ein Jahr. Tiere in Gefangenschaft haben es jedoch auf ein Alter von 4 Jahren gebracht.
Die Baue der Feldhamster sind mehrere Meter lang und 0,5 - 2m tief. Sie werden teilweise mehrere Jahre genutzt. Die Winterbaue sind dabei tiefer als die Sommerbaue, Weibchen haben verzweigtere Baue als Männchen und Jungtiere primitivere Baue als adulte Tiere (Grulich 1981). Ein typischer Hamsterbau ist in Wohnkammer, einer Vorratskammer, einer Müll- und Fäkalkammer und mindestens 2 Ausgängen gegliedert (Abbildung 1.4). Es kann jedoch vorkommen, dass ein Bau in der Zeit der Jungtieraufzucht bis zu 10 Ausgänge besitzt (Nechay 2000).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1.4 Hamsterbau im Querschnitt (Arbeitsgemeinschaft für Feldhamsterschutz 2007)
1.2.4 Lebensraum und Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet des Feldhamsters liegt im geographischen Bereich zwischen 45-60° N und 5-95° E (Abbildung 1.5). Dabei bevorzugt er Gebiete mit tiefem Lehm- und Lössboden und kontinental geprägtem Klima.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1.5 Verbreitungsmuster des Feldhamsters in Europa. Grau = Erhebungen von 1950-1955; Schwarz = Erhebungen ab 1995 (Weinhold/Kayser 2006)
Bei der Wahl seines Lebensraumes ist der Feldhamster sehr anspruchsvoll. Er bevorzugt Böden höchster Güteklasse (L1Lö, L2Lö und L3Lö der Reichsbodenschätzung, L=Lehm; Lö=Löss; 1-3 aufsteigend gewichtete Güteklasse). Darüber hinaus sollte der Boden eine Feinbodenauflage aus steinarmen Löss oder Lösslehm von mindestens 120-150cm haben; dies benötigt der Feldhamster zur Anlegung seiner Baue. Besonders Winterbaue sind über einen Meter tief und benötigen daher diese lockere Schicht. Der Steinanteil des Oberbodens darf dabei nicht mehr als 10% betragen. Bei schlechterem Bodensubstrat kann es trotzdem zur Besiedlung des Gebietes kommen, jedoch muss dann der Pflanzenbestand des Gebietes reichhaltig und den Bedürfnissen des Feldhamsters angepasst sein (Endres & Weber 2001).
Bevorzugte Nahrungsquellen des Feldhamsters sind laut Untersuchungen im nördlichen Bayern Weizen (durchschnittlich 4,7 Baue/ha), Gerste (durchschnittlich 4,3 Baue/ha), Raps (durchschnittlich 2,9 Baue/ha) und Mais (durchschnittlich 2,2 Baue/ha) (Kraase 1998). Darüber hinaus bevorzugte Nahrungsquellen sind die mehrjährigen Feldfrüchte Klee und Luzerne(Abbildung 1.6) (Stubbe & Weidling 1998), da diese jedoch in den letzten Jahren immer weniger angebaut werden, ist der Feldhamster auf die oben genannten Nahrungsquellen umgestiegen. Der Feldhamster kann aber dennoch als Generalist angesehen werden, da 10-13% seiner Nahrung tierischer Herkunft ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1.6 Eines der wenigen Luzernenfelder in der Region Friedberg (Schönhals 01.08.2007)
Dazu gehören z.B. Käfer, Schnecken, Würmer und andere Insekten (Weinhold & Kayser 2006). Darüber hinaus muss ein optimaler Lebensraum eine hohe Diversität an Futterpflanzen für den Feldhamster ausweisen, da er während seiner aktiven Phase zwischen April und November zwischen unterschiedlichen Flächen mit verschiedenen Feldfrüchten wandert, um seine Nahrung reichhaltig zu gestalten (Bihari & Arany 2001).
Auch die Höhenlage des Gebietes spielt eine Rolle; so geht man davon aus, dass bis auf wenige Ausnahmen der Feldhamster nicht auf Gebieten über 400m ü. NN anzutreffen ist (Petzsch 1952). Jedoch sind in dem chinesischen Tabagatai Gebirge Feldhamster bereits in einer Höhe von bis zu 2200m ü. NN beobachtet worden (Weinhold & Kayser 2006), was aber ohne jeden Zweifel die Ausnahme darstellt.
Die Feuchtigkeit des Bodens spielt eine große Rolle für die Verbreitung des Feldhamsters. Auf trockenen Böden kann es zu starkem Wachstum der Population kommen, wogegen Böden mit hohem Feuchtegehalt, gerade in den oberen Bodenschichten, nicht als Lebensraum für den Feldhamster in Frage kommen, da die nötige Stabilität des Bodens zum Anlegen der Baue nicht gegeben ist (Backbier et al 1998).
Natürliche Verbreitungsgrenzen für den Feldhamster sind im Osten der Fluss Jenissei (Sibirien) und im Westen der Rhein, wobei auch kleinere Populationen im Elsass, den Niederlanden und in Belgien anzutreffen sind, die diese Grenze überschritten haben (Abbildung 1.5). Hinsichtlich der Populationsdichte bestehen große geographische Unterschiede. Während in den westlichen Regionen wie Frankreich, Deutschland oder Belgien der Feldhamster nur ein geringes Vorkommen aufweist und zu den streng geschützten Tierarten zählt, ist der Feldhamster in den östlichen Regionen (Jugoslawien, Russland, Ukraine) in einer so großen Anzahl anzutreffen, dass er dort als Ernteschädling bekämpft und wegen seines Felles gejagt wird (Nechay 2000). Die Situation des Feldhamsters in den östlichen Gebieten ist in etwa mit der Situation in Deutschland vor 30 Jahren zu vergleichen, welche bereits in Kapitel 1.1 angesprochen wurde.
In Deutschland ist der Feldhamster nur noch inselweise verbreitet. In manchen Regionen sind ganze Populationen zusammengebrochen und nicht mehr anzutreffen oder existent. Verbreitungsschwerpunkte in Deutschland liegen in den Bundesländern Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern (Abbildung 1.7). Einzelne Populationen sind ebenfalls in Nordrhein-Westfalen zu beobachten (BfN 2003).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1.7 Verbreitung des Feldhamster in Deutschland (Arbeitsgemeinschaft für Feldhamsterschutz 2007)
1.2.5 Gefährdungsparameter und Erhaltungsmaßnahmen
Neben der natürlichen Mortalität des Feldhamsters während des Winters durch Prädatoren oder durch Krankheiten, gibt es darüber hinaus noch einige andere Faktoren, die den Bestand beeinflussen.
Ein sehr stark ins Gewicht fallender Faktor ist das frühe Ernten und das frühe Umbrechen der Getreidefelder durch die Landwirte. Durch diese Maßnahmen werden dem Feldhamster Nahrungsgrundlage und Lebensraum genommen. Damit zusammenhängend spielt die Art und Weise der Bewirtschaftung eine Rolle. Strukturarmut in der Feldflur (durch große Schläge und mangelnde Ausstattung mit Zusatzstrukturen), starke Dominanz einzelner Feldfruchtarten (z.B. Winterweizen), der übermäßige Einsatz von Düngemitteln und der drastische Rückgang im Anbau von mehrjährigen Kulturen wie Luzerne, sind Faktoren, die das Überleben einzelner Populationen gefährden können (Hessisches Ministerium für Umwelt 2004). Auch die Erntemaschinen an sich können einen negativen Einfluss auf die Population haben. So werden jedes Jahr zur Ernte dutzende tote Feldhamster auf Feldern gefunden, die etwa einem Mähdrescher , einem Pflug oder einem Traktor zum Opfer gefallen sind (Weinhold & Kayser 2006).
Auch staatliche und private Baumaßnahmen können zum Rückgang einer Population führen. So führen zum Beispiel Straßenbauprojekte durch Feldhamstergebiete dazu, dass die Nutzfläche für die Tiere zerstört wird und einzelne Habitate zerschnitten oder isoliert werden (Hessisches Ministerium für Umwelt 2004).
Wenn auch nicht mehr so stark verbreitet, so kommt es immer noch vor, dass Landwirte Feldhamster töten (Abbildung 1.8), da sie sie immer noch als Ernteschädling betrachten. Dies geschieht zum Beispiel durch Überflutung der Baue und den Einsatz von speziellen Nagergiften (Weinhold & Kayser 2006). Um den gesamten Bestand und einzelne Populationen des Feldhamsters langfristig zu schützen, sind gewisse Maßnahmen zu treffen, um dies zu ermöglichen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1.8 Von einem erschlagenen Feldhamster (NABU Hessen 2006)
Als die sinnvollste und effektivste Methode hat sich die Anlegung sogenannter Erntestreifen erwiesen. Sie werden am Randgebiet eines Feldes angelegt, wobei die Feldfrucht in einen 5 Meter breiten Streifen bis zur nächsten Aussaat stehen gelassen wird. Im Streifen selber und in dessen Umfeld ist es untersagt Nagergifte oder andere Pestizide einzusetzen. Dies bietet den Hamstern Schutz und Nahrung, auch während und nach der Erntezeit (Hessisches Ministerium für Umwelt 2004). Beispiele für erfolgreiche Nutzung dieser Erntestreifen sind z.B. im Raum Friedberg (Hessen) im Wetteraukreis zu beobachten. Diese Projekte sind nur in enger Kooperation mit den betroffenen Landwirten möglich. Projekte zum Schutz des Feldhamsters sind aber auch außerhalb der Wetterau ansässig. So findet man in Rheinland Pfalz das „Artenschutzprojekt Feldhamster“. Dort werden Zentren zum Schutz des Feldhamsters geschaffen, sog. Hamster-Höfe, und Bürgerinnen und Bürger können Patenschaften für einzelne Hamsterpopulationen übernehmen. Hamster-Höfe befinden sich im Besitz von Landwirten, die gewillt sind aktive Schutzmaßnahmen für den Feldhamster zu ergreifen. Die Einkünfte aus den Patenschaften werden weiteren Schutzprojekten zugeführt (Hellwig 2001).
Eine weitere Maßnahme, die in Kooperation mit der Landwirtschaft anzustreben ist, ist der Umbruch der Felder zu einem späteren Zeitpunkt und nicht direkt nach der Ernte, um den Feldhamstern möglichst lange Schutz und Nahrung zu bieten. Dieser Stoppelbruch sollte wenn möglich erst in den Monaten Oktober und November geschehen, also wenn die Tiere bereits im Winterschlaf sind oder sich kurz davor befinden (Stubbe et al 1998).
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Schaffung von Kompensationsflächen für den Feldhamster. Sollte eine Population durch bauliche Eingriffe gestört werden, muss dafür auch eine Ausgleichsfläche geschaffen werden, auf die die Feldhamster umgesiedelt werden können (Arbeitsgemeinschaft für Feldhamsterschutz 2007). Allgemein spricht man von einer „Verarmung der Ackerlandschaft“ in Deutschland, die den Bestand der Feldhamster gefährdet und nach Backbier & Gubbels (1998) folgende Ursachen hat:
- Zunehmende Schlaggrößen, in deren Folge die artenreiche Randvegetation abnimmt
- Ein geringes Fruchtartenspektrum, nur noch wenige einzelne Feldfrüchte werden angebaut
- Übermäßige Düngung durch Gülle (Abbildung 1.9), welche besonders der Randvegetation durch Eutrophierung schadet und diese artenärmer macht
- Biozideinsatz, welcher Acker- und Randbiotope schadet, da alle lebenden Organismen angegriffen werden
- Zugenommene Saatdichte, in dessen Folge Ackerkräuter kaum noch überleben können
- Ständiges Wässern der Felder, dies beeinträchtigt die Böden negativ für Kleinsäuger.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1.9 Übermäßig gegülltes Feld in der südlichen Wetterau (Schönhals 31.07.2007)
Ein weiterer wichtiger Punkt ist es die Aufmerksamkeit auf den Feldhamster zu lenken und ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit über die bedrohte Art zu schaffen. Hier muss engagierte Aufklärungsarbeit geleistet werden, die in den Kindergärten beginnt und in ökologischen Seminaren zum Thema Feldhamster endet. Das immer noch weit verbreitete Bild des Ernteschädlings Feldhamster könnte auf diese Art und Weise gerade gerückt werden (Hessisches Ministerium für Umwelt 2004).
Da der Feldhamster zu den stark gefährdeten Arten zählt, gibt es auch gesetzliche Vorschriften zum Umgang mit dieser Art. Die Tatsache, dass der Feldhamster in der Berner Konvention von 1979 Anhang II als streng geschützte Art bezeichnet wird, in den FFH-Richtlinien von 1992 (BfN 2007) als streng zu schützende Art, in der Bundesartenschutzverordnung (Kategorie b) als besonders geschützt und in der roten Liste gefährdeter Arten der BRD als stark gefährdet eingestuft (BfN 2007), bedingt Vorgaben im Umgang mit dieser Art mit sich (Weinhold & Kayser 2006). Auch in Hessen besteht ein besonderer Schutz. Der Feldhamster ist auf der Roten Liste für bedrohte Säugetiere (Stand September 1996) aufgeführt (Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz 1996).
1.3 Die Fragestellung
Die Fragestellung dieser Arbeit gliedert sich in zwei Hauptaspekte. Zum einen soll eine eingehende Habitatsanalyse der Hamstervorkommen in der südlichen Wetterau vorgenommen werden. Hierbei soll aufgeführt werden welche Umweltfaktoren eine wichtige Rolle bei der Lebensraumwahl des Feldhamsters spielen. Zum anderen soll untersucht werden, inwieweit sich die Schlaggröße auf die Population des Feldhamsters auswirkt. Bevorzugen Feldhamster kleine oder große Schläge? Als Hypothese wurde vor dem Beginn der Untersuchung festgelegt, dass Feldhamster kleine Schläge als Lebensraum bevorzugen. Dieser Hypothese soll im Laufe der Arbeit nachgegangen werden.
2 Methoden
2.1 Auswahl des Untersuchungsgebietes
Das Untersuchungsgebiet der südlichen Wetterau wurde anhand der Altdaten der Hamsterfunde von Hessen Forst aus den Jahren 20012003 ausgewählt (Abbildung 2.1). Anhand der Verteilung der Fundorte von Hamsterbauen und der guten Verteilung verschiedener Schlaggrößen wurde das Untersuchungsgebiet in ArcMap eingegrenzt und ausgewählt.
Ein weiterer Grund für die Auswahl der südlichen Wetterau als Untersuchungsgebiet ist die Tatsache, dass es innerhalb des Niddaeinzugsgebietes liegt und daher in den Zuständigkeitsbereich des Sonderforschungsbereiches 299 des Instituts für Tierökologie und spezielle Zoologie der Justus Liebig Universität Gießen fällt. Diese Tatsache trägt dazu bei, dass es eine gute Datengrundlage für dieses Gebiet gibt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.1 Untersuchungsgebiet mit Feldhamsterdaten von Hessen Forst aus dem Jahr 2003
2.2 Informationen über das Untersuchungsgebiet
Die Wetterau liegt nördlich von Frankfurt am Main, östlich des Taunus und südwestlich des Vogelsbergs. Den Hauptteil dieser Landschaft nimmt der Wetteraukreis (Kreisstadt Friedberg) ein. Ihr Namensgeber ist das Flüsschen Wetter, sie wird aber auch von anderen Flüssen durchflossen, darunter die Horloff, Nidda, Nidder und Usa. Der Name ist etwas irreführend, da die als Wetterau bezeichnete Landschaft über den Einzugsbereich des Flusses Wetter hinausreicht. Die Landschaft umfasst vielmehr einen Großteil des Einzugsbereichs der Nidda, in die die Wetter bei Assenheim mündet.
Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich von den Gemeinden Wölfersheim (im Norden), Karben (im Süden), Rosbach v.d. Höhe (im Westen) bis Assenheim (im Osten). Im Zentrum des Gebietes liegen die Gemeinde Wöllstadt und die Kreisstadt Friedberg (Hessen). Die Gesamtfläche des Untersuchungsgebietes liegt bei ca. 13500ha.
2.3 Einteilen der Größenkategorien
Zur Untersuchung war eine Auswahl der Untersuchungsflächen von unterschiedlichen Schlaggrößen notwendig. Mit Hilfe dieser getroffenen Einteilung war es möglich, Flächen verschiedener Größen gesondert zu betrachten und innerhalb der Kategorien nach abgeschlossener Untersuchung Rückschlüsse zu ziehen. Dadurch sollte die Fragestellung bezüglich der Schlaggrößen beantwortet werden. Große und kleine Flächen konnten auf diese Weise gut miteinander verglichen werden.
Die durch den Datensatz „Landnutzung“ ermittelten Nutzflächen (ausschließlich feldfruchttragende Flächen) sind nun mit Hilfe von ArcMap in fünf Größenkategorien eingeteilt worden (Abbildung 2.2).
[...]
- Arbeit zitieren
- Julian Schönhals (Autor:in), 2007, GIS-gestützte Analyse des Feldhamsters in der südlichen Wetterau (Hessen), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88528
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