Die ausstehende Arbeit soll sich mit der Frage befassen, wie mit Hilfe der Axiome von Watzlawick und dem von Thomann und Schulz von Thun entwickelten Teufelskreismodell ein systematischer Überblick, ein tieferes Verständnis über den Kontext der Kommunikation in einer beruflichen Kommunikationssituation erreicht werden kann. Zudem sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, um mit Hilfe der vorgenannten Modelle eine „störungsfreie Kommunikation“ zu erreichen.
Was aber ist eine „störungsfreie Kommunikation“? Der Begriff Kommunikation ist so vielfältig interpretiert, dass zunächst in Kapitel 2 zu klären ist, wie dieser Begriff im Rahmen dieser Hausarbeit aufgefasst werden soll. Zudem werden hier weitere grundlegende Begriffe aus dem Bereich der Kommunikationstheorien, die in dieser Hausarbeit verwendet werden, definiert. Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem theoretischen Fundament der vorliegenden Arbeit. Es wird der Stand der Forschung reflektiert und die pragmatischen Axiome und der Teufelskreis vorgestellt. In Kapitel 4, dem praktischen Teil der Arbeit, wird von den Axiomen und dem Teufelskreis ausgehend ein berufliches Problemgespräch vorbereitet. Im Anschluss daran werden der Verlauf des Gesprächs und die daraus resultierenden Wahrnehmungen reflektiert. Abschließend erfolgt eine Einschätzung, wie die der Hausarbeit zugrunde liegende Frage beantwortet wurde, d.h. inwieweit die theoretischen Grundlagen für die Vorbereitung des Gesprächs anwendbar sind.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsdefinitionen
2.1. Kommunikation
2.2. Metakommunikation
2.3. Kreisförmigkeit von Kommunikationsabläufen
3. Die pragmatischen Axiome und das Teufelskreismodell
3.1. Einordnung des theoretischen Ansatzes von Watzlawick et al
3.2. Die pragmatischen Axiome
3.3. Das Teufelskreismodell
4. Die Modelle in der Praxis, Einführung in den „Problemfall“
4.1. Vorschläge für das kommunikative Verhalten unter Berücksichtigung des Kontextes der Praxissituation
4.2. Der Teufelskreis in der Praxis
5. Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Gespräch, deren Interpretation und sich daraus ergebende Schlussfolgerungen
6. Zusammenfassende Bewertung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
1. Einleitung
Die ausstehende Arbeit soll sich mit der Frage befassen, wie mit Hilfe der Axiome von Watzlawick und dem von Thomann und Schulz von Thun entwickelten Teufelskreismodell ein systematischer Überblick, ein tieferes Verständnis über den Kontext der Kommunikation in einer beruflichen Kommunikationssituation erreicht werden kann. Zudem sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, um mit Hilfe der vorgenannten Modelle eine „störungsfreie Kommunikation“ zu erreichen.
Was aber ist eine „störungsfreie Kommunikation“? Der Begriff Kommunikation ist so vielfältig interpretiert, dass zunächst in Kapitel 2 zu klären ist, wie dieser Begriff im Rahmen dieser Hausarbeit aufgefasst werden soll. Zudem werden hier weitere grundlegende Begriffe aus dem Bereich der Kommunikationstheorien, die in dieser Hausarbeit verwendet werden, definiert. Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem theoretischen Fundament der vorliegenden Arbeit. Es wird der Stand der Forschung reflektiert und die pragmatischen Axiome und der Teufelskreis vorgestellt. In Kapitel 4, dem praktischen Teil der Arbeit, wird von den Axiomen und dem Teufelskreis ausgehend ein berufliches Problemgespräch vorbereitet. Im Anschluss daran werden der Verlauf des Gesprächs und die daraus resultierenden Wahrnehmungen reflektiert. Abschließend erfolgt eine Einschätzung, wie die der Hausarbeit zugrunde liegende Frage beantwortet wurde, d.h. inwieweit die theoretischen Grundlagen für die Vorbereitung des Gesprächs anwendbar sind.
Die der Arbeit zugrunde liegende Problemsituation ergab sich, als mich eine unserer Gesundheits- und Krankenpflegeschülerinnen um ein Gespräch bat. Unter Tränen teilte sie mir mit, dass sie während der Stationsarbeit sehr unter den häufigen verbalen und nonverbalen „Angriffen“ einer Krankenschwester leide. Diese Problematik ist kein isolierter Einzelfall und bereits mehrmals Anlass für Gespräche mit der betreffenden Krankenschwester gewesen. Für die Vorbereitung und Durchführung des nun notwendigen Gesprächs habe ich mich bereit erklärt, da mir diese Situation geeignet schien, die theoretischen Modelle in der Praxis anzuwenden.
Der besseren Lesbarkeit halber wird die betreffende stellvertretende Stationsleitung im Folgenden „Schwester N.“ genannt und Sr. N. abgekürzt, die SchülerInnen Ss. abgekürzt und die Gesundheits- und Krankenpflegeschule kurz „Schule“ genannt. Allen datenschutzrechtlichen Verpflichtungen bin ich nachgekommen. Die an dem Gespräch beteiligten Personen haben einer Protokollierung des Gesprächs und einer anonymen Verwertung zugestimmt. Das Protokoll wurde den beteiligten Personen in Kopie ausgehändigt. Die Verwendung der männlichen und weiblichen Formen erfolgt in diesem Text intuitiv nach Verständlichkeit, aber unsystematisch; gemeint sind selbstverständlich jeweils immer beide Formen.
2. Begriffsdefinitionen
2.1. Kommunikation
In der Wissenschaft spielt die Suche nach einer Ordnung in komplexen Systemen eine sehr wichtige Rolle. Die Erforschung der menschlichen Kommunikation ist durch eine Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen gekennzeichnet, die die Vielfalt der unterschiedlichen Definitionen des Begriffs Kommunikation widerspiegeln. Frindte führt hierzu Mertens an, der bereits 1977 ca. 160 Definitionen von Kommunikation ermittelt hat (vgl. W. Frindte, 2001, S. 15). Frindte beschreibt: „Kommunikation ist ein sozialer Prozess, in dessen Verlauf sich die beteiligten Personen wechselseitig zur Konstruktion von Wirklichkeit anregen.“ (2001, S. 17)
Watzlawick, Beavin und Jackson sehen Kommunikation als Medium beobachtbarer Manifestationen menschlichen Verhaltens an und übertragen die Dreiteilung für das Studium der Semiotik von Morris und Carnap auf die menschliche Kommunikation (vgl. 2007, S.22). Syntaktik beschäftigt sich ihnen zufolge mit dem Problem der Nachrichtenübertragung. Die Bedeutung der Symbole zu klären ist Aufgabe der Semantik. Es muss ein semantisches Übereinkommen zwischen Sender und Empfänger geben, damit die syntaktisch korrekt übermittelten Symbole überhaupt verstanden werden können. Der pragmatische Aspekt der Kommunikation beschäftigt sich mit der Beeinflussung des Verhaltens der Teilnehmer durch die Kommunikation. Hierauf legen Watzlawick et al. ihren Schwerpunkt. In diesem Zusammenhang verweisen sie darauf, dass sie Kommunikation und Verhalten als praktisch gleichbedeutend verwenden (vgl. 2007, S.23).
Im Zentrum dieser Hausarbeit geht es um berufliche Kommunikation zwischen Personen in einer konkreten Situation, die sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Diese dialogische Kommunikation erfolgt in erster Linie über Primärmedien wie die menschliche Sprache, nonverbale Ausdrucks- und Mitteilungsformen, ohne Einsatz technischer Hilfsmittel (vgl. W. Frindte, 2001, S. 18 ff). Hierbei ist wichtig, die Wechselseitigkeit von Kommunikation zu betonen, insbesondere was die gegenseitige Beeinflussung des Verhaltens angeht. Die Kommunikationspartner produzieren, beabsichtigt oder auch unbeabsichtigt, jeweils ihre eigenen Vorstellungen von der Wirklichkeit, die dann als Ergebnisse aus dem Kommunikationsprozess hervorgehen und diesen im weiteren Verlauf beeinflussen.
Was im Sinne von Watzlawick et al. unter erfolgreicher Kommunikation zu verstehen ist, soll später noch ausführlicher anhand der Axiome dargestellt werden (vgl. Kap. 3.2. vorliegender Arbeit). Soviel jedoch schon im Vorhinein: Watzlawick postuliert, dass hinter den vielfachen Erscheinungen der menschlichen Kommunikation ein noch nicht formuliertes Kalkül steht, dessen Axiome in erfolgreicher Kommunikation berücksichtigt, in pathologischer Kommunikation dagegen gebrochen werden (vgl. 2007, S.43f).
2.2. Metakommunikation
Watzlawick et al. leiten den Begriff der Metakommunikation in Analogie zum Begriff Metamathematik ab. Dies ist eine Sprache, die nicht mehr Teil der Mathematik selbst ist, sondern sozusagen über ihr steht. Folglich ist Metakommunikation eine Kommunikation über Kommunikation, die Begriffe verwendet, die nicht mehr Teil der Kommunikation sind, sondern von ihr handeln. Metakommunikation ermöglicht objektive Aussagen über Kommunikationsabläufe (vgl. P. Watzlawick et al., 2007, S.41f).
2.3. Kreisförmigkeit von Kommunikationsabläufen
In Systemen, die auf dem Prinzip der Rückkopplung basieren, sind die Abläufe kreisförmig. Es gibt hier - wie bei einem Kreis - weder einen Anfang noch ein Ende. Deshalb ist es auch unlogisch, Ereignisse in diesen Abläufen als Ursache, Anfangs- oder Endpunkt zu bezeichnen, da dies der Kreisförmigkeit widerspräche. Genau dieser logische Fehlschluss wird jedoch häufig in menschlichen Beziehungen praktiziert, wenn sowohl Person X als auch Person Y die Ursache für ihr jeweiliges Verhalten als Reaktion auf das Verhalten der anderen Person interpretieren. Keiner der beiden Kommunikationspartner erkennt, dass sein eigenes Verhalten wiederum den anderen in seinem Verhalten beeinflusst, und jeder der beiden ist der Meinung, der andere habe ja angefangen… (vgl. P. Watzlawick et al., 2007, S. 47f).
3. Die pragmatischen Axiome und das Teufelskreismodell
3.1. Einordnung des theoretischen Ansatzes von Watzlawick et al.
Der Österreicher Paul Watzlawick, 2007 im Alter von 85 Jahren in seiner Wahlheimat Palo Alto gestorben, gehörte zu einer interdisziplinären Forschergruppe, die sich aus Psychiatern, Therapeuten, Psychologen und Kommunikationswissenschaftlern zusammensetzte. Sie wurde in den fünfziger und sechziger Jahren durch eine Reihe Aufsehen erregender interdisziplinärer Studien bekannt. Zuvor studierte Watzlawick Philosophie und Sprachen, promovierte an der Universität Venedig zum Dr. phil. und absolvierte eine psychotherapeutische Ausbildung in Zürich. Von 1957-60 war er Professor für Psychotherapie an der Universität in San Salvador. Seit Ende 1960 wirkte er in Palo Alto. Hier war er an der Fortführung der Fragestellungen von Gregory Bateson maßgeblich beteiligt. Dabei ging es um die Erforschung der menschlichen Kommunikation und ihrer Störungen, wobei Watzlawick einen systemischen Ansatz verfolgte. Es gelang ihm, Aspekte der Sprachwissenschaft, des kybernetischen Regelkreismodells und der Wissenschaftslogik mit der klinischen Psychologie zu verbinden. Watzlawick ist als Vertreter des Radikalen Konstruktivismus bekannt, aus dem er zwei wesentliche Aspekte ableitet: Zum einen die Toleranz für die Wirklichkeit anderer und zum anderen das Gefühl der absoluten Verantwortlichkeit für die Konstruktion der eigenen Wirklichkeit. Die von Watzlawick et al. entwickelten Axiome, die als Grundeigenschaften zwischenmenschlicher Kommunikation zu verstehen sind, werden von den Autoren mit Hinblick auf den Stand des Wissens als provisorische Formulierungen gekennzeichnet und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Endgültigkeit. Es wird jedoch deren praktische Nützlichkeit betont (vgl. 2007, S. 50). Diese Grundeigenschaften zwischenmenschlicher Kommunikation sind als Fundament der Kommunikationstheorie von Watzlawick zu verstehen.
3.2. Die pragmatischen Axiome
Erstes Axiom: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ (P. Watzlawick et al., 2007, S. 53).
Das Material jeglicher Kommunikation sind nicht nur Worte, sondern auch alle nebensprachlichen Phänomene (wie z.B. Lautstärke, Betonung, Geschwindigkeit der Sprache, Pausen, Lachen und Seufzen), Gestik und Mimik usw., die innerhalb eines bestimmten Kontextes auftreten (vgl. P. Watzlawick et al., 2007, S. 51).
Das Besondere am Verhalten ist, dass es nicht möglich ist, sich nicht zu verhalten. Verhalten ist also immer gegeben: Auch der Versuch, sich aus einem Kommunikationsprozess zurückzuziehen, ist Verhalten und signalisiert genau diesen Umstand. Folglich hat jedes Verhalten Mitteilungscharakter und beeinflusst damit andere, die sich ihrerseits zwar aus der Kommunikation zurückziehen können, aber auch damit kommunizieren. Daraus ist erkennbar, dass Kommunikation nicht unbedingt immer bewusst und erfolgreich ist. Gegenseitiges Verständnis ist also nicht immer gegeben, obwohl Kommunikation stattgefunden hat. Natürlich ist es optimal, wenn eine Nachricht beim Empfänger so ankommt, wie sie vom Sender beabsichtigt war – dieser Umstand lässt sich jedoch nur subjektiv einschätzen: Der Empfänger kann entscheiden, ob er z.B. überhaupt mitteilen möchte, wie und ob er die Nachricht (wie beabsichtigt) verstanden hat. Auch diese Reaktion hat Mitteilungscharakter und ist damit Kommunikation.
Zweites Axiom: „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, daß letzterer den ersten bestimmt und daher eine Metakommunikation ist.“ (P. Watzlawick et al., 2007, S. 56).
Ein Lehrer sagt zu seinem Schüler: „Bringen Sie bitte endlich die fehlenden Unterlagen mit!“ Der Inhaltsaspekt liegt auf der Hand: Es fehlen Unterlagen des Schülers. Der Beziehungsaspekt zwischen Lehrer und Schüler wird durch die Hervorhebung des „endlich“ und das Ausrufezeichen angedeutet. Je nachdem, wie der Lehrer seine Aussage nun noch nebensprachlich, über Gestik, Mimik usw. formt (siehe erstes Axiom), können Beziehungsaspekte wie Ärger, Misstrauen, Unzufriedenheit usw. dem Schüler gegenüber ausgedrückt werden. Der Lehrer möchte (bewusst oder unbewusst) dem Schüler über den Beziehungsaspekt verdeutlichen, wie dieser die Information aufzufassen hat, oder anders ausgedrückt, was der Lehrer von dem Verhalten seines Schülers hält. Dies ist ein Beispiel für Metakommunikation, das zeigt, dass Metakommunikation nicht nur eine Sprache ist, die in der Kommunikationsforschung verwendet wird. Der Schüler wird nun auf irgendeine Weise, evtl. auch ohne etwas zu sagen, antworten und somit eine Aussage über Inhalt und Beziehung, bzw. den Beziehungsaspekt machen, der wiederum bestimmt, wie der Inhalt aufzufassen ist. Tatsächlich werden Beziehungen selten bewusst ausgedrückt und definiert. Je intakter eine Beziehung ist, desto mehr rückt der Beziehungsaspekt in den Hintergrund. Bei schwierigen Beziehungen tritt der Beziehungsaspekt in den Vordergrund und der Inhaltsaspekt verliert an Bedeutung (vgl. P. Watzlawick et al., 2007, S. 55).
Drittes Axiom: „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“ (P. Watzlawick et al., 2007, S. 61).
Die Interpunktion von Ereignisfolgen beschäftigt sich mit den Phänomenen, die beim Mitteilungsaustausch von Kommunikationspartnern entstehen. Es geht also um Interaktion, eine von Angesicht zu Angesicht stattfindende, wechselseitige Beziehung zwischen Menschen (vgl. W. Frindte, 2001, S. 94). Die besondere Sichtweise von Watzlawick et al., dass
Kommunikation kreisförmig abläuft und somit einen ununterbrochenen Austausch an Mitteilungen beinhaltet, gipfelt hier in der Feststellung, dass die Kommunikationsabläufe durch die Partner der Interaktion individuell strukturiert werden. Diese Struktur kann für jeden Partner durchaus unterschiedlich sein. Für den vorgenannten Vorgang haben Watzlawick et al. von Bateson und Jackson in Analogie zu Whorf die Bezeichnung „Interpunktion von Ereignisfolgen“ übernommen (vgl. 2007, S. 57). Dabei geht es nicht um die Frage einer Bewertung von individuell strukturierten Kommunikationsabläufen in der Form von „gut“ oder „schlecht“. Watzlawick et al. stellen ohne zu werten fest, dass Verhalten durch Interpunktion organisiert und daher für zwischenmenschliche Beziehungen von Bedeutung ist (vgl. 2007, S. 58). Unterschiede in der Interpunktion bieten einigen Konfliktstoff, wie später anhand der Anwendung des Teufelskreismodells in der Praxis zu erkennen ist (vgl. Kap. 4.2. vorliegender Arbeit).
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- Arbeit zitieren
- Michael Träger (Autor:in), 2008, Der pragmatische Ansatz von Watzlawick et al. unter besonderer Berücksichtigung des Teufelskreismodells von Schulz von Thun. Anwendung in einem beruflichen Problemgespräch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88436
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