Michel Foucault rührt „mit seinen Texten an den Grundfesten […] der Neuen Frauenbewegung nach ’68.“
Diese Aussage ist entweder eine fundamentale Kritik oder ein besonderes Kompliment. Jedenfalls zeigt sie, welche Kontroversen Foucaults Arbeiten ausgelöst haben.
Foucault schreibt eine Geschichte der Sexualität, die unsere Vorstellung von der bürgerlichen Gesellschaft auf den Kopf stellt.
Denn der Wunsch nach Revolution existiere gleichzeitig mit der Politik und ist nur ein Effekt der Macht.
Eine Revolution darf nicht in der Sprache der Politik kämpfen, also nicht in der Sprache des Rechts. Revolutionen dürfen nicht noch mehr Rechte für den Menschen fordern, sondern müssen das juridische Konzept zerschlagen, welches die Macht benutzt, um sich zu verbergen.
Wenn man Foucault folgt, erscheint die Befreiung der unterdrückten Sexualität als Irrweg. Schon der Wunsch den Sex zu befreien ist lediglich ein Effekt der Macht. Die Rolle, die die Sexualität in den abendländischen Gesellschaften spielt, ist nicht die der Unterdrückung. Wenn es einen Zwang gibt, dann den, so viel wie möglich über den Sex zu sprechen. Der Sex ist mehr als nur ein Problem für die menschliche Gesellschaft, das es zu beseitigen gilt, der Sex ist der Ankerpunkt für alle unsere Handlungen, er sagt uns, wer wir sind.
„Und träumen müssen wir davon, dass man vielleicht eines Tages nicht mehr recht verstehen wird, wie es [der] Macht gelingen konnte, uns dieser kargen Alleinherrschaft des Sexes zu unterwerfen“, wie es Foucault ausdrückt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Dispositiv der Sexualität
- Eine andere Konzeption der Macht: Das Dispositiv
- Geschichte einer Wissenschaft der Sexualität
- Die Pastoralmacht: Wie das Geständnis Wahrheiten produziert
- Vom christlichen Pastoral zur scientia sexualis: Wie das Geständnis zur Wissenschaft wird
- Die Sexualisierung der Familie
- Macht über das Leben: Die Biomacht
- Der Mensch ist mehr als nur seine Sexualität: Die Illusion von der sexuellen Befreiung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Michel Foucaults Konzept des Sexualitätsdispositivs im Kontext des politischen Widerstands, insbesondere im Bezug auf die sexuelle Befreiung. Die Arbeit untersucht, wie Foucaults Analyse der Macht die traditionelle Vorstellung von Unterdrückung und Verbot überwindet und stattdessen die produktive Natur der Macht im Bereich der Sexualität beleuchtet.
- Foucaults Konzept des Dispositivs als alternative Konzeption der Macht
- Die Geschichte des Sexualitätsdispositivs von der christlichen Pastoral zur modernen scientia sexualis
- Die Rolle der Familie und die Entstehung der Biomacht
- Die Kritik an der Illusion der sexuellen Befreiung und die Herausforderungen für den politischen Widerstand
- Die Möglichkeiten und Formen des politischen Widerstands gegen das Sexualitätsdispositiv
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale These der Arbeit vor, dass der politische Widerstand gegen das Sexualitätsdispositiv sein Ziel verfehlt hat und sich innerhalb dessen gefangen genommen lassen hat. Kapitel 2 erläutert Foucaults Konzept des Dispositivs als alternative Konzeption der Macht, die nicht nur auf Unterdrückung und Verbot beruht, sondern auch produktiv ist. Es wird die Entwicklung des Sexualitätsdispositivs von der christlichen Pastoral zur modernen scientia sexualis nachgezeichnet, wobei die Rolle des Geständnisses als Wahrheitsgenerator hervorgehoben wird. Kapitel 2.3 beleuchtet die Sexualisierung der Familie als ein zentrales Element des Dispositivs, während Kapitel 2.4 die Biomacht als eine Machtform beschreibt, die sich auf das Leben und die Reproduktion der Individuen bezieht. Kapitel 3 widmet sich der Kritik an der Illusion der sexuellen Befreiung und den daraus resultierenden Herausforderungen für den politischen Widerstand.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Begriffen und Konzepten von Michel Foucault, insbesondere mit dem Dispositiv der Sexualität, der Biomacht, der Geschichte des Geständnisses, der Sexualisierung der Familie und der Kritik an der sexuellen Befreiung. Die Arbeit untersucht die Auswirkungen dieser Konzepte auf den politischen Widerstand und die Möglichkeiten der Gestaltung einer effektiven Widerstandsstrategie gegen das Sexualitätsdispositiv.
- Quote paper
- Markus Fischer (Author), 2005, Michel Foucault: Das Dispositiv der Sexualität und der politische Widerstand, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88155