Bevor an die Betrachtung eines Schriftsystems oder einer Schriftkultur herangegangen
wird, muß zunächst eine Frage beantwortet werden: was ist
eigentlich Schrift?
Allgemein stellt Schrift ein sekundäres Zeichensystem für Sprache dar
(Coulmas 1994, 259), wobei davon ausgegangen wird, daß Sprache ein primäres
Zeichensystem für Gegenständliches ist. In einer spezielleren Definition
gemäß des Lexikons der Sprachwissenschaft handelt es sich bei der
Schrift um „ein auf konventionalisiertem System von graphischen Zeichen
basierendes Mittel zur Aufzeichnung von mündlicher Sprache“. Das heißt,
die ansonsten flüchtige gesprochene Sprache wird per überliefertem Zeicheninventar
konserviert.
Die Genauigkeit der Sprachwiedergabe stellt hierbei ebenso wie der Sprachbezug
(Coulmas 1994, 259f.) ein wichtiges Definitionskriterium dar. Struktur
und Grammatik der Sprache müssen vollständig abgebildet werden
können. Die Art der Schrift – Wortschrift, Merkmalschrift, Silbenschrift
oder Lautschrift – ist hierbei unerheblich. Dies trifft auf altertümliche
Schriften wie die ägyptischen Hieroglyphen oder die hethitische Keilschrift
ebenso zu wie auf heutige „moderne“ Schriftsysteme.
Für alle Schriftentzifferungen ist auf Grund dessen im allgemeinen eine
fundierte Sprachkenntnis – insbesondere einer modernen Form der dem
Schriftstück zu Grunde liegenden Sprache – vorauszusetzen (Coe 65). Die
Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen ist für diese Voraussetzung exemplarisch,
da die Kenntnis des Koptischen im Verein mit dem „Stein von
Rosetta“ den Schlüssel zu dieser Schrift lieferte.
In der Ägyptologie schon seit dem 19. Jahrhundert Usus, waren in der Maya-
Forschung solche Kenntnisse jedoch lange Zeit eine Ausnahme. Erst mit
der Einsicht, es handle sich bei den Glyphen um die phonetische Schreibung
von Prototypen der Maya-Sprachen, wurden auch hier seit den 50er
Jahren des 20. Jahrhunderts die entsprechenden modernen Sprachkenntnisse
zur Entzifferung herangezogen.
In der anschließenden Arbeit möchte ich zunächst einen allgemeinen Überblick
über die Schriftsysteme geben, um eine theoretische Grundlage für die
Betrachtung der Maya-Glyphen zu schaffen.
Auf der Basis der gegebenen Definition von Schrift soll im weiteren dargelegt
werden, ob es sich bei den Zeichen der Maya tatsächlich um ein vollentwickeltes
Schriftsystem handelt oder um eine bloße Vorstufe.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklung von Schriftsystemen
- Motivation
- Schriftentwicklung
- Elemente der Schriftentwicklung
- Schriftsysteme
- Glottographie
- Semasiographie
- Über die Maya
- Schrift oder nicht?
- Maya-Gesellschaft und Status der Schreiber
- Inschriften und Codices
- Kolonialzeitliche Schrift
- Grundlagen der Maya-Schrift
- Sprache
- Schreibweise
- Der Weg zur Silbenschrift und sein Ende
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit gibt einen Überblick über die Entwicklung von Schriftsystemen im Allgemeinen und fokussiert sich anschließend auf die Maya-Schrift. Ziel ist es, die Maya-Schrift im Kontext der allgemeinen Schriftentwicklung zu betrachten und zu untersuchen, ob es sich tatsächlich um ein voll entwickeltes Schriftsystem handelt. Die Arbeit verzichtet auf eine detaillierte Betrachtung des Kalender- und Zahlensystems sowie der Maya-Götter.
- Entwicklung von Schriftsystemen und deren Motivationen
- Unterschiede und Gemeinsamkeiten verschiedener Schriftsysteme (Glottographie, Semasiographie)
- Die Maya-Schrift: Entstehung und Entwicklung
- Die Rolle der Schrift in der Maya-Gesellschaft
- Der Einfluss der Kolonialzeit auf die Maya-Schrift
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und definiert den Begriff „Schrift“. Sie betont die Wichtigkeit der Sprachkenntnis für die Entzifferung von Schriften und stellt die Maya-Schrift in den Kontext der allgemeinen Schriftentwicklung. Der Fokus liegt auf der Frage, ob die Maya-Schrift ein voll entwickeltes Schriftsystem darstellt. Der Text beschreibt den Aufbau der Arbeit und die Auslassungen aufgrund von Platzgründen.
1. Entwicklung von Schriftsystemen: Dieses Kapitel untersucht die Motivationen hinter der Entwicklung von Schriftsystemen. Es beleuchtet den Zusammenhang zwischen dem Wachstum von Gesellschaften, dem Bedarf an Buchhaltung und religiöser Legitimation. Die Entwicklung der Schrift wird als ein Prozess dargestellt, der von ikonischen Darstellungen zu komplexeren Schriftsystemen führt, die die Sprache immer genauer wiedergeben. Die Beispiele der sumerischen Keilschrift und der ägyptischen Hieroglyphen veranschaulichen die wirtschaftlichen und religiösen Triebkräfte der Schriftentwicklung. Der Text impliziert, dass die Maya-Schrift primär durch religiöse Bedürfnisse motiviert war, während die Frage nach eigenständiger Entwicklung oder Übernahme noch offen ist.
2. Schriftsysteme: Dieses Kapitel befasst sich mit verschiedenen Typen von Schriftsystemen. Es erklärt die Unterscheidung zwischen Glottographie und Semasiographie, ohne jedoch ins Detail zu gehen. Der Abschnitt legt den Fokus auf die grundlegenden Prinzipien der Schriftentwicklung und ihrer Klassifizierung. Es wird vermutlich auf die verschiedenen Arten der Schrift eingegangen, wie z.B. Wortschrift, Silbenschrift etc. Dieses Kapitel bereitet den Boden für das Verständnis der spezifischen Merkmale der Maya-Schrift.
3. Über die Maya: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Maya-Zivilisation und den Status der Schreiber in dieser Gesellschaft. Es untersucht die Frage, ob die Zeichen der Maya tatsächlich ein voll entwickeltes Schriftsystem darstellen. Der Abschnitt umfasst die Untersuchung der Inschriften und Codices, sowie den Einfluss der Kolonialzeit auf die Schrift. Es wird vermutlich über die sozialen und politischen Strukturen der Maya berichtet, die die Verwendung und Entwicklung der Schrift beeinflusst haben.
4. Grundlagen der Maya-Schrift: Dieses Kapitel beleuchtet die sprachlichen Grundlagen der Maya-Schrift und deren Schreibweise. Es beschreibt die Struktur und die Merkmale dieser Schrift und bietet einen detaillierten Einblick in ihr Funktionieren. Der Schwerpunkt liegt hier auf der linguistischen Analyse und den Besonderheiten des Schreibsystems. Die Beziehung zwischen Sprache und Schrift wird im Detail analysiert.
5. Der Weg zur Silbenschrift und sein Ende: Dieses Kapitel beschreibt den Entwicklungsprozess der Maya-Schrift hin zu einem silbischen System und dessen späteren Verschwinden. Es untersucht die Faktoren, die zu diesem Wandel und zum letztendlichen Ende des Schriftsystems führten. Der Fokus liegt auf dem historischen Kontext und den sozialen und politischen Umständen, die zum Untergang der Maya-Schrift beitrugen. Die Kapitel beleuchtet die Transformation der Schrift, die Einflüsse und die Gründe für das Ende.
Schlüsselwörter
Maya-Schrift, Schriftsysteme, Schriftentwicklung, Glottographie, Semasiographie, Silbenschrift, Kolonialzeit, Maya-Gesellschaft, Inschriften, Codices, Sprachentwicklung.
Häufig gestellte Fragen zur Maya-Schrift
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Dieser Text bietet einen umfassenden Überblick über die Entwicklung von Schriftsystemen im Allgemeinen und konzentriert sich anschließend detailliert auf die Maya-Schrift. Er beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und Schlüsselwörter. Der Text untersucht die Maya-Schrift im Kontext der allgemeinen Schriftentwicklung und analysiert, ob es sich um ein voll entwickeltes Schriftsystem handelt.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt die Entwicklung von Schriftsystemen, die Motivationen dahinter (z.B. wirtschaftliche und religiöse Bedürfnisse), die Unterschiede zwischen verschiedenen Schriftsystemen (Glottographie und Semasiographie), die Entstehung und Entwicklung der Maya-Schrift, die Rolle der Schrift in der Maya-Gesellschaft, den Einfluss der Kolonialzeit auf die Maya-Schrift, die sprachlichen Grundlagen der Maya-Schrift und deren Schreibweise, sowie den Entwicklungsprozess der Maya-Schrift hin zu einem silbischen System und dessen Verschwinden.
Welche Kapitel umfasst der Text und worum geht es in jedem Kapitel?
Der Text umfasst fünf Kapitel: Kapitel 1 behandelt die allgemeine Entwicklung von Schriftsystemen und deren Motivationen. Kapitel 2 befasst sich mit verschiedenen Typen von Schriftsystemen (Glottographie und Semasiographie). Kapitel 3 gibt einen Überblick über die Maya-Zivilisation und den Status der Schreiber, sowie die Inschriften und Codices und den Einfluss der Kolonialzeit. Kapitel 4 beleuchtet die sprachlichen Grundlagen der Maya-Schrift und deren Schreibweise. Kapitel 5 beschreibt den Weg der Maya-Schrift zur Silbenschrift und deren Ende.
Ist die Maya-Schrift ein voll entwickeltes Schriftsystem?
Diese Frage wird im Text zentral untersucht. Obwohl der Text nicht explizit eine definitive Antwort gibt, bietet er einen detaillierten Einblick in die Struktur und die Merkmale der Maya-Schrift, um diese Frage fundiert zu beleuchten. Die Analyse konzentriert sich auf die Komplexität des Systems und die Möglichkeit einer eigenständigen Entwicklung oder Übernahme.
Welche Rolle spielte die Kolonialzeit für die Maya-Schrift?
Der Text untersucht den Einfluss der Kolonialzeit auf die Maya-Schrift und wie diese den Gebrauch und die Entwicklung der Schrift beeinflusst hat. Es wird vermutlich auf den Untergang oder die Transformation des Schriftsystems eingegangen, der mit der Kolonialisierung einherging.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Text am besten?
Schlüsselwörter, die den Text prägnant beschreiben, sind: Maya-Schrift, Schriftsysteme, Schriftentwicklung, Glottographie, Semasiographie, Silbenschrift, Kolonialzeit, Maya-Gesellschaft, Inschriften, Codices, Sprachentwicklung.
Welche Arten von Schriftsystemen werden im Text erwähnt?
Der Text erwähnt Glottographie und Semasiographie als grundlegende Arten von Schriftsystemen. Zusätzlich wird die Silbenschrift im Kontext der Maya-Schrift behandelt. Es wird implizit auf weitere Arten von Schriften wie z.B. Wortschrift eingegangen.
Für wen ist dieser Text gedacht?
Dieser Text ist für Leser gedacht, die sich für die Geschichte von Schriftsystemen und insbesondere für die Maya-Schrift interessieren. Der wissenschaftliche Ansatz und die detaillierten Informationen eignen sich besonders für akademische Zwecke, z.B. für Studierende der Linguistik, Archäologie oder Geschichte.
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- M.A. Maike Prehn (Author), 2001, Die Schriftkultur der Maya, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87971