In den letzten Jahren verzeichnet die Kriminalitätsrate ein stetiges Wachstum. Dabei ist der Anteil Jugendlicher erheblich. Die Diskussion über die Ursachen der Jugendkriminalität wird häufig einseitig und emotional geführt. Pauschalurteile wie verwahrlost, gefühllos, brutal, verantwortungslos usw. sind in der Umgangssprache vorherrschend. Diese Begriffe tragen aber weder zu einer Beschreibung der Wirklichkeit bei, noch geben sie Aufschluss über mögliche Ursachen von delinquenten Verhalten, sowie deren Prävention und Behandlung.
Mit der vorliegenden Arbeit möchte ich die Auseinandersetzung um die Straffälligkeit im Kindes- und Jugendalter etwas versachlichen. Neben der Erklärung der Entstehungsursachen nach den verschiedenen psychologischen und sozialen Richtungen stelle ich die Folgerungen für die Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten, die sich für Eltern, aber in erster Linie für Personen, die beruflich mit Kindern und kriminellen Jugendlichen zu tun haben, dar.
In dieser Arbeit werden die grundlegenden Erklärungsansätze -Psychoanalyse, Individualpsychologie, Entwicklungspsychologie, Lerntheorie und Sozialpsychologie- dargestellt. Die Vielzahl der in der Fachliteratur vorfindbaren weiteren Erklärungsansätze für Jugendkriminalität, haben ihren Ausgangspunkt oder ihr Grundverständnis, in einer der dargestellten Richtungen.
Unter Kriminalität werden Abweichungen von strafrechtlichen Bestimmungen verstanden. Kriminalität gilt als "Inbegriff" abweichenden - delinquenten - Verhaltens. Viele wissenschaftliche Erklärungen für abweichendes Verhalten sind anhand der Kriminalität entwickelt worden. Für die soziale Arbeit ist dabei interessant, dass bereits die Anfänge 1919 in Chicago von einem hohen Problembewusstsein gegenüber der Jugendkriminalität beeinflusst waren. Auch das alltägliche Verständnis für abweichendes Verhalten benutzt Kriminalität gern als Beispiel. Es ist jedoch dabei zu bedenken, dass das Strafrecht in seinen Bestimmungen Interpretationsspielräume und damit Unsicherheiten aufweist. Für eine genauere Betrachtung der Kriminalität ist es unter anderem erforderlich, eine Differenzierung nach Deliktarten vorzunehmen. So müssen z. B. die jugendtypischen Straftaten von den wirtschaftskriminellen Delikten unterschieden werden.
Die nachfolgende Übersicht soll den Umfang der Kinder- und Jugendkriminalität im Verhältnis zur Gesamtkriminalität für das Jahr 1979 in der BRD darstellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Jugendkriminalität aus psychologischer Sicht
- Die Grundannahmen der Psychoanalyse
- Die neurotische Reaktion
- Die Verwahrlosung
- Jugendkriminalität aus individualpsychologischer Sicht
- Jugendkriminalität aus entwicklungspsychologischer Sicht
- Defizite in der Sozialisation
- Mangelhafte Belastbarkeit
- Krise durch Selbst- und Sinnfindung
- Jugendkriminalität aus lerntheoretischer Sicht
- Verhaltensaufbau durch Verstärkung – Lernen am Modell
- Mangel an Verstärkung
- Jugendkriminalität aus sozialpsychologischer Sicht
- Merton's Anomietheorie
- Die "Sündenbock-Theorie"
- Die Rollenunsicherheit bei Jugendlichen
- Folgerungen für die Prävention und die Behandlung
- Die Prävention bei Verwahrlosung
- Präventive Maßnahmen bei Jugendkriminalität
- Der Aufbau einer positiven Objektbeziehung
- Psychohygienische Maßnahmen in der Erziehung
- Anbieten von Orientierungshilfen
- Die soziale Gruppenarbeit
- Die Einzelfallhilfe
- Die Familienberatung
- Behandlungsmethoden
- Inhaltliche Akzentsetzungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Jugendkriminalität aus verschiedenen psychologischen und sozialen Perspektiven und zielt darauf ab, ein tieferes Verständnis der Ursachen und Zusammenhänge zu gewinnen. Die Ergebnisse sollen Eltern und Personen, die beruflich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, Hilfestellung bei Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten bieten.
- Psychologische Erklärungen für Jugendkriminalität aus verschiedenen Perspektiven
- Zusammenhänge zwischen psychischen Prozessen und delinquenten Verhalten
- Analyse der Ursachen und Hintergründe von Jugendkriminalität
- Entwicklung von Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten
- Betrachtung der Auswirkungen von Jugendkriminalität auf die Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
- Kapitel 2: Jugendkriminalität aus psychologischer Sicht
- Kapitel 3: Jugendkriminalität aus individualpsychologischer Sicht
- Kapitel 4: Jugendkriminalität aus entwicklungspsychologischer Sicht
- Kapitel 5: Jugendkriminalität aus lerntheoretischer Sicht
- Kapitel 6: Jugendkriminalität aus sozialpsychologischer Sicht
- Kapitel 7: Folgerungen für die Prävention und die Behandlung
Das Kapitel führt in das Thema der Jugendkriminalität ein und beleuchtet die steigende Kriminalitätsrate und den hohen Anteil von Jugendlichen daran. Es kritisiert gängige Pauschalurteile und stellt die Notwendigkeit einer sachlichen Auseinandersetzung mit der Thematik heraus.
Dieses Kapitel präsentiert verschiedene psychologische Ansätze zur Erklärung von Jugendkriminalität. Es behandelt die Grundannahmen der Psychoanalyse, die neurotische Reaktion und die Verwahrlosung.
Kapitel 3 beleuchtet die Individualpsychologie und deren Beitrag zur Erklärung von Jugendkriminalität. Es analysiert die individuellen Faktoren, die zu delinquenten Verhalten führen können.
Dieses Kapitel betrachtet Jugendkriminalität aus der Sicht der Entwicklungspsychologie. Es untersucht die Rolle von Defiziten in der Sozialisation, mangelnder Belastbarkeit und Krisen in der Selbst- und Sinnfindung.
Kapitel 5 setzt sich mit der Lerntheorie auseinander und analysiert, wie delinquentes Verhalten durch Verstärkung und Lernen am Modell aufgebaut wird. Außerdem werden die Auswirkungen von mangelnder Verstärkung auf die Entstehung von Jugendkriminalität betrachtet.
Dieses Kapitel untersucht Jugendkriminalität aus sozialpsychologischer Sicht. Es behandelt Merton's Anomietheorie, die "Sündenbock-Theorie" und die Rollenunsicherheit bei Jugendlichen.
Dieses Kapitel fasst die Erkenntnisse der vorherigen Kapitel zusammen und entwickelt daraus konkrete Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten. Es betrachtet die Prävention bei Verwahrlosung, präventive Maßnahmen bei Jugendkriminalität und verschiedene Behandlungsmethoden.
Schlüsselwörter
Jugendkriminalität, Psychoanalyse, Individualpsychologie, Entwicklungspsychologie, Lerntheorie, Sozialpsychologie, Prävention, Behandlung, delinquentes Verhalten, Sozialisation, Belastbarkeit, Selbst- und Sinnfindung, Verstärkung, Lernen am Modell, Anomietheorie, Rollenunsicherheit.
- Quote paper
- Johann Teufel (Author), 1993, Jugendkriminalität aus psychologischer Sicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8779