"[...] von jungen Mädchen findet man′s entsetzlich, wenn sie ein Selbst sein wollen, sie dürfen überhaupt nichts sein, im besten Falle eine Wohnstubendekoration oder ein brauchbares Haustier, von tausend lächerlichen Vorurteilen eingeengt. Die geistige Ausbildung wird vollständig vernachlässigt, schändlich ist′s, dass man in ihrer Erziehung und Lebensweise immer versucht, ihre Sinnlichkeit zu reizen, um sie zu verheiraten, ‚damit sie ihren Beruf erfüllen′ - und dann vollständig im Haushalt und dergleichen versumpfen. [...]"
Der Ruf nach Gleichberechtigung von Mann und Frau war schon Ende des 19. Jahrhunderts zu hören, wenn auch selten so deutlich wie in diesem Brief von Franziska zu Reventlow an einen Freund. Inwiefern der Mangel an Gleichberechtigung auch die intimsten Bereiche des Lebens - Liebe und Sexualität - berührte und damit Einfluss auf das weibliche Bildungsmodell in Realität und Literatur nahm, soll in dieser Arbeit dargestellt werden. Zu diesem Zweck sollen die Romane "Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim" und "Mauprat" unter dem Gesichtspunkt der Sexualität beziehungsweise Liebe sowie der damit verknüpften Persönlichkeitsbildung untersucht werden.
Zunächst werde ich einen kurzen Abriss über die gesellschaftlichen Verhältnisse und Normen geben - hierbei soll des Umfangs wegen nur auf die Sexualität betreffende Vorgaben eingegangen werden - um danach auf die explizite Thematisierung der Sexualität in der "Geschichte des Fräuleins von Sternheim" und in "Mauprat" einzugehen. Hier soll insbesondere die Verbindung von Sexualität und Gewalt sowie ihr Stellenwert und ihr Bezug zum Bildungsmodell in der gesellschaftlichen Realität der Jahrhundertwende dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sexualität im weiblichen Bildungsmodell der Jahrhundertwende
- Fiktion oder Realität? Liebe und Sexualität in den Romanen
- Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim
- Mauprat
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Einfluss des weiblichen Bildungsmodells der Jahrhundertwende auf die intimsten Bereiche des Lebens - Liebe und Sexualität. Durch die Analyse der Romane „Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ und „Mauprat“ unter dem Aspekt der Sexualität und Persönlichkeitsbildung soll untersucht werden, wie der Mangel an Gleichberechtigung sich auf die Darstellung dieser Themen in Literatur und Realität auswirkt.
- Das weibliche Bildungsmodell der Jahrhundertwende und seine Ausrichtung auf die Rolle der Frau in Ehe und Familie
- Die Verbindung von Sexualität und Gewalt in den Romanen
- Der Stellenwert von Liebe und Sexualität im Kontext des weiblichen Bildungsmodells
- Die Darstellung von Persönlichkeitsbildung im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Normen und individuellen Bedürfnissen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Relevanz des Themas anhand eines Briefes von Franziska zu Reventlow dar. Das zweite Kapitel beleuchtet das weibliche Bildungsmodell der Jahrhundertwende, das stark von der gesellschaftlichen Abhängigkeit der Frau geprägt ist. Die Bildung der Frau dient primär der Vorbereitung auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter. Das dritte Kapitel analysiert die Darstellung von Liebe und Sexualität in den beiden Romanen „Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ und „Mauprat“, wobei der Fokus auf die Verbindung von Sexualität und Gewalt sowie deren Stellenwert und Bezug zum Bildungsmodell gelegt wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen weibliches Bildungsmodell, Liebe, Sexualität, Gewalt, Persönlichkeitsbildung, Jahrhundertwende, Gleichberechtigung, Romane, „Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim“, „Mauprat“. Darüber hinaus werden zentrale Konzepte wie die „Geschlechtscharakterologie“ und die Rolle von Frauen in der Gesellschaft behandelt.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2002, Weibliche Persönlichkeitsbildung, Liebe und Sexualität in der 'Geschichte des Fräuleins von Sternheim' und 'Mauprat', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8764