In der vorliegenden Diplomarbeit soll das Frauen- und Männerbild in der deutschen Telenovela Verliebt in Berlin herausgearbeitet werden. Das soziologische Interesse besteht in der nicht zu vernachlässigenden gesellschaftlichen Funktion der Darstellung von Frauen- und Männerbildern in deutschen Familienserien. Gerade sie setzen einen Orientierungsrahmen, bieten geschlechtsspezifische Leitbilder und haben eine enorme Wirkung im Hinblick auf die Verbreitung und Tradierung gesellschaftlich geprägter Vorstellungen (vgl. Machenbach 2000, S.46). Das Fernsehen ist als Sozialisationsinstanz in der Lage, Vorstellungen über verschiedene Bevölkerungs- und Altersgruppen, über das Frau- und Mann-Sein zu vermitteln (vgl. ebd., S.208
Die Arbeit ist in den Kontext der sozialwissenschaftlichen Geschlechterforschung einzuordnen. Diese fordert in Verbindung mit der Frauenbewegung die Gleichbehandlung und Gleichberechtigung von Frauen und Männern.
Hinterfragt werden soll, ob das Frauen-Genre Telenovela hinsichtlich des Geschlechts, alte Rollenbilder und Stereotype aufweist.
Die inhaltsanalytische Betrachtung der Telenovela-Charaktere zeigt, dass Frauenfiguren in dieser Telenovela einen niedrigeren Berufsstatus haben als Männer. Die männlichen Figuren tragen in ihren Positionen mehr Verantwortung und geben häufiger Anweisungen, während die weiblichen Figuren die Anweisungen erhalten und sich an bestehenden Regeln orientieren müssen.
Sie sind im Schnitt jünger als die männlichen Figuren und auch in Partnerschaften
sind sie stets der jüngere Part. Über das Aussehen lässt sich sagen, dass ein Körperkult, wie in jeder Soap oder Telenovela, zu beobachten ist.
Frauen und Männer in der Telenovela unterhalten sich vorwiegend über die gleichen Themen, wenn auch der Fokus bei den weiblichen Figuren auf das Berufliche, bei den männlichen auf die Liebe gerichtet ist. Gefühle offenbaren Frauen häufiger als Männer, die sich, wenn es um Emotionen geht, eher bedeckt halten.
Im Gegensatz zu Telenovela-Männern treten Frauen in ihrem Verhalten häufiger unsicher auf und handeln etwas spontaner. In Konfliktsituationen ringen sie häufiger mit sich selbst, Männer haben eher Probleme mit Arbeitskollegen oder Personen aus dem privaten Umfeld.
Die Inszenierung weiblichen und männlichen Auftretens unterscheidet sich letztlich
darin, dass Männer selbstsicherer handeln und dadurch kompetenter wirken als
Frauen, was zu einer unterschwelligen Abwertung der Frauenfiguren führen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschlechterforschung
- Biologische und soziale Unterscheidung von Geschlecht
- Sozialisation
- Geschlechtsspezifische Sozialisation in der Gesellschaft
- Sozialisation durch das Fernsehen
- (Körper-)sprache
- Doing Gender
- Medial inszenierte Körpersprache
- Geschlechterrollen und stereotype Zuschreibungen
- Stereotype
- Beispiele für weibliche Stereotype in Film und Fernsehen
- Zusammenfassung
- Forschungsstand: Weibliche Figuren in Film und Fernsehen
- Küchenhoff: Die Darstellung der Frau
- Tuchman: Verbannung der Frau in die symbolische Nichtexistenz
- Leinfellner: Das Bild der Frau im TV
- Weiderer: Das Frauen- und Männerbild im Deutschen Fernsehen
- Baranowski: Medienanalyse der deutschen Daily Soaps
- Zusammenfassung
- Telenovelas in den Ursprungsländern und in Deutschland
- Geschichte der Telenovela
- Telenovelas in Abgrenzung zu Daily Soaps
- Inhalte und Strukturen der Telenovela
- Aufbau
- Stilmittel
- Inhalte
- Telenovelas im internationalen Vergleich
- Die südamerikanische Telenovela
- Die deutsche Telenovela
- Wirtschaftliche Aspekte der Telenovela
- Telenovelas und ihr weibliches Publikum
- Telenovelas und Soaps als typische Frauengenres?
- Frauenbilder in der Telenovela
- Die Telenovela in der Kritik
- Zusammenfassung
- Untersuchungsgegenstand: Die deutsche Telenovela Verliebt in Berlin
- Die Handlung der 1. Staffel
- Produktion und Vermarktung
- Produktion
- Vermarktung
- Die ZuschauerInnen
- Die Figuren
- Zusammenfassung
- Untersuchungskriterien
- Formale und inhaltliche Kategorien
- Formale Kategorien
- Inhaltliche Kategorien
- Figurenvariablen
- Statische Merkmale der Figuren
- Formale und inhaltliche Kategorien
- Qualitative Untersuchung
- Forschungsfragen
- Untersuchungsmethoden
- Design der quantitativen Inhaltsanalyse
- Auswahl der Telenovela Verliebt in Berlin
- Auswahl der Stichprobe
- Pre-Test
- Codierung
- Reliabilität und Validität
- Methode der qualitativen Medienanalyse
- Design der quantitativen Inhaltsanalyse
- Die Darstellung von Frauen und Männern in Verliebt in Berlin
- Vorstellen des Datensatzes
- Figurenauftritte
- Handlungsorte
- Soziodemographische Daten
- Alter
- Familienstand
- Soziales Umfeld
- Erwerbstätigkeit
- Aussehen
- Haare
- Körperbau
- Styling
- Kleidung
- Erotik
- Gesprächsthemen und Aktivitäten
- Themen
- Aktivitäten
- Gefühle
- (Körper)-sprache
- Mimik
- Gestik
- Sprachformulierung
- Verhalten
- Verhalten beim Auftreten
- Handlungskompetenz
- Konflikte
- Beantwortung der Forschungsfragen
- Zusammenfassung
- Untersuchung der Hauptfigur Lisa Plenske
- Lisas Charakterwandel
- Lisas Netzwerk
- Familie und Freunde - unterstützende Netzwerkkultur
- Feinde - entgegenwirkende Netzwerkkultur
- Kerima Moda als Parabel auf die oberflächliche Gesellschaft
- Lisas Wirkung auf die ZuschauerInnen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Frauen und Männern in der deutschen Telenovela "Verliebt in Berlin". Ziel ist es, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Figurendarstellung aufzuzeigen und zu analysieren, wie diese mit gängigen Geschlechterstereotypen korrespondieren. Die Studie betrachtet sowohl formale als auch inhaltliche Aspekte der Darstellung.
- Geschlechtsspezifische Stereotypen in Medien
- Darstellung von Frauen und Männern in Telenovelas
- Analyse der Figuren in "Verliebt in Berlin"
- Einfluss von Medien auf die Sozialisation
- Quantitative und qualitative Inhaltsanalyse
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Geschlechterdarstellung in Medien ein und begründet die Relevanz der Untersuchung der Telenovela "Verliebt in Berlin". Sie skizziert den Forschungsansatz und die methodischen Vorgehensweisen der Arbeit.
Geschlechterforschung: Dieses Kapitel liefert den theoretischen Hintergrund zur Geschlechterforschung. Es beleuchtet die biologischen und sozialen Unterschiede von Geschlecht, die Prozesse der geschlechtsspezifischen Sozialisation und die Rolle von (Körper-)sprache und Geschlechterstereotypen in der Medienlandschaft. Es wird auf Konzepte wie "Doing Gender" eingegangen und diverse wissenschaftliche Ansätze zur Analyse von Geschlechterrollen vorgestellt.
Forschungsstand: Weibliche Figuren in Film und Fernsehen: Dieser Abschnitt präsentiert einen Überblick über relevante Forschungsarbeiten zur Darstellung weiblicher Figuren in Film und Fernsehen. Er diskutiert verschiedene Studien, die sich mit der Darstellung von Frauen in verschiedenen Medienformaten auseinandersetzen und unterschiedliche Perspektiven auf das Thema präsentieren. Die Zusammenfassung der verschiedenen Forschungsansätze bereitet den Boden für die eigene empirische Untersuchung.
Telenovelas in den Ursprungsländern und in Deutschland: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über Telenovelas, ihre Geschichte und Entwicklung in verschiedenen Ländern, insbesondere in Südamerika und Deutschland. Es differenziert Telenovelas von Daily Soaps und analysiert die Inhalte, Strukturen, Stilmittel und wirtschaftlichen Aspekte dieses Genre. Der Fokus liegt auf der Analyse der Zielgruppe und der Kritik an Telenovelas, sowie auf den spezifischen Merkmalen der deutschen Telenovela-Landschaft.
Untersuchungsgegenstand: Die deutsche Telenovela Verliebt in Berlin: Hier wird die ausgewählte Telenovela "Verliebt in Berlin" detailliert vorgestellt. Die Handlung der ersten Staffel wird zusammengefasst, und es werden Informationen zur Produktion, Vermarktung und dem Zuschauerpublikum gegeben. Eine Beschreibung der wichtigsten Figuren legt den Grundstein für die anschließende Analyse.
Untersuchungskriterien: Dieses Kapitel beschreibt die Kriterien für die anschließende Analyse der Telenovela. Es definiert formale und inhaltliche Kategorien, einschließlich relevanter Figurenvariablen, die für die Auswertung der Daten verwendet werden. Diese methodische Vorbereitung legt die Grundlage für eine systematische und objektive Untersuchung der Geschlechterdarstellung.
Qualitative Untersuchung: Dieser Abschnitt beschreibt die qualitative Methodik, die in der Arbeit eingesetzt wird. Er geht auf die gewählten Methoden, ihre Vor- und Nachteile und die verwendeten Analyseinstrumente ein. Die Beschreibung der qualitativen Methoden dient dazu, den wissenschaftlichen Prozess transparent darzulegen.
Forschungsfragen und Untersuchungsmethoden: Der Abschnitt erläutert die spezifischen Forschungsfragen, die im Rahmen der Arbeit beantwortet werden sollen und präsentiert die dafür ausgewählten Methoden (quantitative Inhaltsanalyse und qualitative Medienanalyse). Er beschreibt die Methoden im Detail, einschließlich der Stichprobenauswahl und der verwendeten Codierverfahren, um die wissenschaftliche Validität der Ergebnisse zu gewährleisten.
Die Darstellung von Frauen und Männern in Verliebt in Berlin: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der empirischen Untersuchung. Es analysiert die Darstellung von Frauen und Männern anhand der zuvor definierten Kriterien, betrachtet Figurenauftritte, Handlungsorte, soziodemographische Daten, Aussehen, Gesprächsthemen, Aktivitäten, Gefühle, (Körper-)sprache und Verhalten. Die Ergebnisse werden detailliert beschrieben und mit den theoretischen Überlegungen der vorherigen Kapitel verknüpft.
Untersuchung der Hauptfigur Lisa Plenske: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die Hauptfigur Lisa Plenske, deren Charakterwandel analysiert wird. Es wird ihr soziales Netzwerk (Freunde und Feinde) untersucht und die Rolle von Lisa im Kontext der Serie diskutiert. Der Einfluss von Lisa auf die Zuschauerinnen wird ebenfalls thematisiert.
Schlüsselwörter
Geschlechterdarstellung, Telenovela, Verliebt in Berlin, Geschlechterrollen, Stereotype, Medienanalyse, Inhaltsanalyse, Qualitative Forschung, Sozialisation, Medienwirkung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Darstellung von Frauen und Männern in der deutschen Telenovela 'Verliebt in Berlin'"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht die Darstellung von Frauen und Männern in der deutschen Telenovela "Verliebt in Berlin". Ziel ist es, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Figurendarstellung aufzuzeigen und deren Übereinstimmung mit gängigen Geschlechterstereotypen zu analysieren.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Themen wie geschlechtsspezifische Stereotypen in Medien, die Darstellung von Frauen und Männern in Telenovelas, eine detaillierte Analyse der Figuren in "Verliebt in Berlin", den Einfluss von Medien auf die Sozialisation und die Anwendung quantitativer und qualitativer Inhaltsanalysemethoden.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet sowohl quantitative als auch qualitative Methoden. Die quantitative Inhaltsanalyse untersucht die Häufigkeit bestimmter Merkmale (z.B. Figurenauftritte, Handlungsorte, Aussehen, Verhalten). Die qualitative Medienanalyse analysiert die tieferen Bedeutungen und Interpretationen der Darstellung von Frauen und Männern.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf die Geschlechterforschung, inklusive Konzepten wie "Doing Gender", und berücksichtigt relevante Forschungsarbeiten zur Darstellung weiblicher Figuren in Film und Fernsehen von Autorinnen wie Küchenhoff, Tuchman, Leinfellner, Weiderer und Baranowski.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel gegliedert, die von einer Einleitung über die theoretischen Grundlagen und die Vorstellung der Telenovela "Verliebt in Berlin" bis hin zur Methodik, den Ergebnissen und der Schlussfolgerung reichen. Jedes Kapitel befasst sich mit spezifischen Aspekten der Untersuchung.
Welche Forschungsfragen werden gestellt?
Die Arbeit untersucht, wie Frauen und Männer in "Verliebt in Berlin" dargestellt werden, welche Geschlechterstereotypen verwendet werden und welchen Einfluss diese Darstellung möglicherweise auf das Publikum hat. Die Hauptfigur Lisa Plenske wird dabei besonders betrachtet.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Analyse werden detailliert vorgestellt, inklusive Daten zu Figurenauftritten, Handlungsorte, soziodemografischen Daten, Aussehen, Gesprächsthemen, Aktivitäten, Gefühlen, (Körper-)sprache und Verhalten der Figuren. Der Fokus liegt auf der Aufdeckung geschlechtsspezifischer Unterschiede und deren Interpretation im Kontext der Geschlechterstereotypen.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Schlussfolgerungen der Arbeit basieren auf den Ergebnissen der Analyse und bewerten die Darstellung von Frauen und Männern in "Verliebt in Berlin" im Hinblick auf geschlechtsspezifische Stereotypen und deren mediale Wirkung. Die Interpretation der Ergebnisse im Kontext der Geschlechterforschung liefert ein umfassendes Bild.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Geschlechterdarstellung, Telenovela, Verliebt in Berlin, Geschlechterrollen, Stereotype, Medienanalyse, Inhaltsanalyse, Qualitative Forschung, Sozialisation, Medienwirkung.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende und Wissenschaftler*innen im Bereich der Medienwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Geschlechterforschung. Sie bietet wertvolle Einblicke in die Darstellung von Geschlechterrollen in Medien und deren möglichen Einfluss auf die Gesellschaft.
- Quote paper
- Diplom Soziologin Christine Bulla (Author), 2007, Das Frauen- und Männerbild in der deutschen Telenovela "Verliebt in Berlin", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87609