In dieser Arbeit wird die Idee der Staatsräson als Form des politischen Handelns bei Niccolò Machiavelli untersucht. In den letzten Jahrzehnten befassten sich vor allem Historiker und Juristen mit dem Konzept der Staatsräson. In der Politikwissenschaft blieb sie bisher zu Unrecht eher unbeachtet.
Staatsräson ist, kurz gesagt, der Grundsatz, dass die Staatsinteressen allen anderen Interessen voran stehen. Dieses politische Konzept, nach dem der Staat alles, der Einzelne jedoch nichts ist, wurde bereits in der Antike von Aristoteles und vor allem von Tacitus diskutiert. Obwohl sich also bereits damals griechische Philosophen mit der Idee der Staatsräson beschäftigten, ist es sinnvoll, den Beginn ihrer Geschichte in der Moderne bei Niccolò Machiavelli zu verorten. Auch weil Machiavellis Modell bis in die heutige Zeit kontrovers diskutiert wird, konzentriert sich die vorliegende Arbeit auf die Staatsräson im Sinne Machiavellis. Es wird ein Überblick über seine Ansichten und seine umstrittenen Thesen gegeben. Die Frage, ob sich die Herrschenden über Moral und Gesetz hinwegsetzen dürfen, um den Staat zu erhalten, hat Machiavelli in seiner Schrift „Il Principe“ mit einem klaren Ja beantwortet. Deshalb liegt der Fokus dieser Arbeit auf dem Konzept der Staatsräson in Machiavellis „Il Principe“.
Das behandelte Thema gehört in den Bereich der politischen Philosophie, hat aber nichtsdestotrotz durchaus praktische Auswirkungen: Man denke nur beispielsweise an die Notstandsgesetze des Dritten Reiches, die ja auch mit einer akuten Gefährdung des Staates gerechtfertigt wurden.
„Zeitlos und generell ist der staatliche Egoismus, Macht- und Selbsterhaltungstrieb, das Staatsinteresse“ .
– Friedrich Meinecke, Die Idee der Staatsräson in der neueren Geschichte.
Staatsräson ist, kurz gesagt, der Grundsatz, dass die Staatsinteressen allen anderen Interessen voran stehen. Dieses politische Konzept, nach dem der Staat alles, der Einzelne jedoch nichts ist, wurde bereits in der Antike von Philosophen wie Aristoteles und vor allem Tacitus diskutiert. Eine moderne Definition aus dem bekannten, von Georgi Schischkoff herausgegebenen Philosophischen Wörterbuch lautet folgendermaßen: Staatsräson ist ein „von Machiavelli und Richelieu geprägter Ausdruck für den Anspruch des Staates, sich über das (von ihm zu schützende) Recht hinwegsetzen zu dürfen, wenn ein sogenanntes höheres Interesse es erfordert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung
- Das Modell der Staatsräson bei Machiavelli
- Machiavellismus
- Ausblick
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit widmet sich der Analyse des Konzepts der Staatsräson in Machiavellis „Il Principe“. Sie beleuchtet die Bedeutung der Staatsräson im politischen Handeln des Fürsten und untersucht, inwieweit Machiavelli eine Ablösung von Moral und Gesetz im Sinne des Staatswohls befürwortete. Im Vordergrund steht die Frage, ob sich die Herrschenden über ethische Prinzipien hinwegsetzen dürfen, um den Staat zu erhalten.
- Die Rolle der Staatsräson im politischen Handeln
- Die Beziehung zwischen Staatsräson und Moral
- Die Bedeutung des Staatswohls für die Staatsräson
- Der Einfluss von Machiavellis Ideen auf die politische Philosophie
- Die Kontroversen um Machiavellis Staatsräson-Konzept
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Gegenstand der Arbeit vor. Die Einführung bietet einen Überblick über das Konzept der Staatsräson und beleuchtet verschiedene historische Perspektiven auf diese Idee. Das dritte Kapitel befasst sich mit Machiavellis Modell der Staatsräson im Werk "Il Principe". Es werden die wichtigsten Aspekte seiner Staatsräson-Theorie dargestellt und die darin enthaltenen moralischen Dilemmata diskutiert.
Schlüsselwörter
Staatsräson, Machiavelli, Il Principe, politische Philosophie, Macht, Staat, Moral, Recht, Staatsinteresse, Selbsterhaltung, Wachstum, Fürstenherrschaft, Machterhalt, Dilemmata, historische Entwicklung, politische Theorie, pragmatischer Ansatz, Moral und Politik.
- Quote paper
- Franziska Gerhardt (Author), 2004, Das Konzept der Staatsräson in Machiavellis „Il Principe“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87451