Nicht nur in Europa hat der Name Alexander des Großen einen Bekanntheitsgrad erreicht, der seinesgleichen sucht. Über Jahrtausende hinweg in über 35 Sprachen wurden sein Leben und Werk weltweit literarisch und historisch aufgegriffen, erzählt und verarbeitet.
So erfreute sich bereits im Mittelalter kaum ein literarischer Stoff größerer Beliebtheit und Bearbeitung. In zahlreichen Epen, Geschichtsbüchern, Romanen, Erzählungen, Legenden, religiösen Schriften und Liedern lassen sich die unterschiedlichsten Alexanderbilder finden. Einmal manifestiert sich der vorbildliche und vollendete Charakter des Königs, ein anderes Mal wird der kriegerische Welteroberer geschildert oder die superbia des Herrschers steht im Fokus der Erzählung. Jeder Dichter oder Bearbeiter fügte seiner Alexanderfigur seine eigene persönliche Interpretationen bei und veränderte, mystifizierte oder diskreditierte ihn in seinem Sinne. So erhob der eine Teil der Literaten Alexander zum Vorbild, andere wie zum Beispiel stoische oder christliche Erzähler nutzten die Alexanderfigur hingegen zur Kritikanbringung und Verurteilung seiner freizügigen, kriegerischen Lebensweise und stellten ihn als Negativexemplum dar.
Diese Verarbeitungen und Bearbeitungen in ihrer unterschiedlichen Akzentsetzung des ursprünglich übereinstimmenden Stoffes möchte ich zum Thema meiner Hausarbeit machen. Dabei werde ich mich in der folgenden Arbeit auf drei mittelalterliche literarische Bearbeitungen des Alexanderstoffes beschränken und mich mit den damit verbundenen differierenden Dichterintentionen auseinandersetzen. Die drei Werke - der Straßburger Alexander, der Alexanderroman Ulrich von Eschenbachs und das Alexanderbuch des Johann Hartliebs - beinhalten allesamt die sogenannte Gymnosophisten-Episode, die ich als Untersuchungsbasis nutze. Anhand der in dieser Episode auftretenden Gegenüberstellung von Alexander dem Großen und den Gymnosophisten formulieren und verweisen die Verfasser auf ihre persönliche Einstellung, deren Darstellung Aufgabe meiner Arbeit ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Datierungen und Quellen
- Straßburger Alexander
- Ulrich von Eschenbach
- Hartlieb
- Der Gymnosophistenbegriff
- Die Gymnosophistenepisode im Pseudokallisthenes
- Die Szenen in der deutschen Alexanderreæption
- Erste Snne: Die Einführung der Gymnosophisten
- Zweite Szene: Die Botschaft der Gymnosophisten
- Dritte Szene: Das Gespräch mit den Gymnosophisten
- Vierte Szene: Die Bitte der Gymnosophisten
- Schluß
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die unterschiedlichen Dichterintentionen in drei mittelalterlichen Bearbeitungen des Alexanderstoffes, nämlich dem Straßburger Alexander, dem Alexanderroman Ulrich von Eschenbachs und dem Alexanderbuch des Johann Hartliebs. Die Arbeit konzentriert sich auf die sogenannte Gymnosophisten-Episode, um zu zeigen, wie die Verfasser durch die Gegenüberstellung von Alexander dem Großen und den Gymnosophisten ihre persönliche Einstellung zum Thema und zur Figur des Alexander darlegen.
- Datierung und Quellen der drei Alexanderdichtungen
- Der Begriff der Gymnosophisten im Kontext des Mittelalters
- Die Gymnosophistenepisode im Pseudo-Kallisthenes als Ausgangstext
- Vergleichende Analyse der drei deutschen Bearbeitungen der Episode
- Darstellung der unterschiedlichen Dichterintentionen in den drei Werken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Bedeutung des Alexanderstoffes in der Literaturgeschichte. Die Datierungs- und Quellendarstellung bietet einen Überblick über die Entstehung und die Quellen der drei untersuchten Werke. Im Anschluss wird der Begriff der Gymnosophisten geklärt und ihre Rolle im Pseudo-Kallisthenes, dem Ausgangstext der drei Dichtungen, dargestellt.
Die folgenden Kapitel analysieren die Gymnosophisten-Episode in den drei deutschen Alexanderdichtungen. Zunächst wird die Einführung der Gymnosophisten in den einzelnen Werken betrachtet, wobei die unterschiedlichen Darstellungen der indischen Weisen hervorgehoben werden. Anschließend wird die Botschaft der Gymnosophisten an Alexander untersucht, wobei die Unterschiede in der Briefverfassung und der Darstellung der Argumente der Weisen deutlich werden.
Der dritte Abschnitt analysiert das Gespräch zwischen Alexander und den Gymnosophisten und zeigt, wie die Dichter den Dialog zwischen dem griechischen König und den indischen Weisen gestalten. Das vierte Kapitel widmet sich der Bitte der Gymnosophisten um Unsterblichkeit und analysiert, wie die Dichter den Ausgang der Episode gestalten und damit ihre eigene Einstellung zum Thema und zu den Figuren zum Ausdruck bringen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die deutsche Alexanderdichtung des Mittelalters, die Gymnosophisten-Episode, die unterschiedlichen Dichterintentionen, die Quellen des Alexanderstoffes, die Figuren des Alexander des Großen und der Gymnosophisten sowie die Darstellung der indischen Weisen in den drei Werken. Die Arbeit beleuchtet die unterschiedlichen Interpretationen des Alexanderstoffes und zeigt, wie die Dichter die Figur des Alexander und die Welt der Gymnosophisten in ihren Werken gestalten.
- Quote paper
- Anja Frentzel (Author), 2001, Die unterschiedlichen Dichterintentionen in drei mittelalterlichen Dichtungen am Beispiel der Gymnosophisten-Episode, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8736
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