In Schriften berühmter Kirchenväter heißt es:
„Frauen sind labil, führen andere in Versuchung, sind zänkisch, herrisch und stets bemüht, den Mann zu unterjochen und ihn jeder Lebensfreude zu berauben. Frauen sind für den Mann erschaffen worden und haben sich ihm deshalb zu unterwerfen. Von Natur aus minderwertig sind sie dem Mann körperlich und geistig unterlegen.“
Um Bene, die Frau Wilhelms von Wenden im richtigen Licht betrachten zu können, sollen zunächst die gesellschaftlichen Umstände des Mittelalters, besonders der Frau näher dargestellt werden. Des Weiteren soll versucht werden, eine Verbindung zwischen Bene im Wilhelm von Wenden und der weiblichen Heldin eines anderen mittelalterlichen Werkes, dem anonymen Gedicht „Die Gute Frau“, herzustellen. Dadurch soll eine nachvollziehbare Charakterisierung Benes vorgenommen werden, um dann auf ihr Leben und ihre Beziehung zu ihrem Mann Wilhelm eingehen zu können. Als Quellen für die Arbeit dienen vor Allem Albrecht Classens und Wilma Dziobeks Abhandlungen zum Wilhelm von Wenden des Ulrichs von Etzenbachs. Aber auch Wendelin Toischers Arbeit und einige interessante Seiten aus dem Internet bieten aufschlussreiche Informationen für den vorliegenden Text. Die Untersuchung beginnt mit der Rolle der Frau in der mittelalterlichen Gesellschaft.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Frau im Mittelalter
2.1 Gesellschaftliche Umstände
2.2 Das Leben am Hofe
2.3 Frauen in mittelalterlicher Dichtung
3 Ulrich von Etzenbach
4 Die Gute Frau
4.1 Die Bedeutung des Namen
4.1.1 Der Name im Mittelalter
4.1.2 Die Namen im Wilhelm von Wenden
5 Die gute Frau Bene
5.1 Das Leben der Bene
5.2 Bene und Wilhelm
6 Zusammenfassung / Fazit
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Erhabene kalte Burgen, die mit wehrhaften kalten Mauern herrschaftlich über weite Ländereien aus grünen Wiesen und dichten Wäldern wachen; helden-hafte Ritter in glänzenden Rüstungen, die mit starken Armen auf starken Rössern für das Recht in der Welt und um die Gunst der Geliebten kämpfen; schamhafte Burgfräuleins, die ihren Angebeteten Schnupftücher mit auf gefahr-volle Reisen in gefahrvolle Kämpfe geben und notfalls Jahre bangend auf die Rückkehr des Geliebten warten; Das sind Bilder, die bei dem Gedanken an das Mittelalter unwillkürlich Gestalt annehmen und in unseren Köpfen lebendig werden. Bekanntlich boten aber diese aufregenden Zeiten voller Abenteuer und Minne selten Gelegenheit für einen glückseligen und einfachen Weg durch ein erfülltes Leben. Und mit ruhigem Gewissen kann man, auch ohne der feministischen Bewegung angehören zu müssen, davon ausgehen, dass es besonders den Frauen des Mittelalters an vielem fehlte – vor allem an Akzeptanz und einer wenigstens annähernden Gleichberechtigung zum Mann.
Um Bene im richtigen Licht betrachten zu können, werde ich zunächst die gesellschaftlichen Umstände des Mittelalters, besonders der Frau näher darstellen. Des Weiteren werde ich versuchen, eine Verbindung zwischen Bene im Wilhelm von Wenden und der weiblichen Heldin eines anderen mittelalter-lichen Werkes, dem anonymen Gedicht „Die Gute Frau“, herzustellen. Damit hoffe ich, eine nachvollziehbare Charakterisierung Benes vornehmen zu können, um dann auf ihr Leben und ihre Beziehung zu ihrem Mann Wilhelm eingehen zu können.
Als Quellen für meine Arbeit werde ich vor allem Albrecht Classens und Wilma Dziobeks Abhandlungen zum Wilhelm von Wenden des Ulrichs von Etzenbachs nutzen aber auch Wendelin Toischers Arbeit und einige interessante Seiten aus dem Internet boten mir für meinen Untersuchungen aufschlussreiche Informationen. Zunächst werde ich auf die Rolle der Frau in der mittelalterlichen Gesellschaft eingehen.
2 Die Frau im Mittelalter
Da selbst heute noch Frauen in aller Welt um Gleichberechtigung kämpfen, ist daraus schließbar, dass ein Leben als Frau im tiefen, seit fünf Jahrhunderten beendeten Mittelalter kein Spaziergang gewesen sein kann. Zwar existieren keine belegbaren Bilder der mittelalterlichen Frau, doch liefern einzelne Hypothesen sozio-historischer Ansätze glaubhafte Theorien zu diesem Thema. In Schriften berühmter Kirchenväter des Mittelalters ist folgendes oder ähnliches zu lesen[1]:
„Frauen sind labil, führen andere in Versuchung, sind zänkisch, herrisch und stets bemüht, den Mann zu unterjochen und ihn jeder Lebensfreude zu berauben. Frauen sind für den Mann erschaffen worden und haben sich ihm deshalb zu unterwerfen. Von Natur aus minderwertig sind sie dem Mann körperlich und geistig unterlegen.“[2]
Ihre Argumente sind mächtig und sprechen eine deutliche Sprache. Wie so Vieles in der menschlichen Gesellschaft war auch das Bild der Frau sehr stark von religiösen Anschauungen durchzogen und beeinflusst. Generell kann man sagen, dass die Frau im Mittelalter als schlecht galt und daher – dem Mann nicht ähnlich, geschweige denn ebenbürtig – nicht wert erschien, gleichberechtigt behandelt zu werden. In den meisten Fällen schien die Frau eine Stellung irgendwo zwischen Vieh und Mann einzunehmen, manchmal kam sie in der Rangfolge sicher auch erst hinter dem Vieh, denn dieses war schließlich imstande, den Mann zu ernähren, welcher seinerseits die nur zum Kinderkriegen nützliche Frau versorgen musste.
Die Argumente der Kleriker für ihre anmaßenden Ansichten von der schlechten, Männer-verderbenden Frau sind klar und für den einfachen Mann, nicht nur des Mittelalters, einleuchtend und logisch. Ganz oben steht die Tatsache, dass Gott Eva nicht etwa aus dem Kopf oder dem Herzen Adams geschnitzt hat, sondern aus einer Rippe. Es gibt wohl kaum etwas Entbehrlicheres im menschlichen Körper als eine Rippe. Hiermit steht der Wert der Frau für die Kirche zwar fest, doch – damit noch nicht genug – erklären die Kleriker auch einen mangelhaften weiblichen Intellekt und die Kälte der Frauenherzen treffend anhand unserer Urahnin: Eva müsse es an Verstand und Herz gemangelt haben, denn allein dadurch sei ihre Verführung Adams zum Essen der verbotenen Frucht möglich gewesen, wodurch sie den unschuldigen Mann auf immer ins Verderben stürzte[3]. Ihr schändliches Handeln blieb laut ehrwürdiger Kirchenväter allerdings nicht ungestraft, denn jede gebärende Frau sühnt Evas Sünde mit furchtbaren Schmerzen.
Diese Auffassung der Kirche machte die Frau zu einem zweitrangigen Menschen und zu einer Gespielen oder Unterhalterin des Mannes. Selbst in der christlichen Trauungsformel ist ihre Rolle verankert; Die Frau sei dem Ehemann Untertan.
Vor dem bisher behandeltem Hintergrund erstaunen allerdings einige anerkannte Scheidungsgründe, wie Impotenz und Verschwendungssucht des Mannes, was das überwiegend negative Bild der Frau ein wenig mildert und der Ehefrau sogar einen gewissen Schutz einräumt, wobei Gewalt wie Prügel und Vergewaltigung mit Sicherheit zur Normalität in mittelalterlichen Ehen gezählt hat.
2.1 Gesellschaftliche Umstände
Im feudalen Mittelalter Europas waren Macht, Ländereien und Reichtümer so begehrt wie heute. Neben territorialen Kriegen gehörten Zusammenschlüsse einflussreicher und mächtiger Sippen zu den üblichen Mitteln, Macht und Besitz zu vergrößern und diese auch für die nachfolgenden Generationen zu sichern. Die einfachste Form solcher Zusammenschlüsse war die Eheschließung zwischen Mitgliedern der verschiedenen Familien. Hierher gehörten natürlich auch die Verheiratung von Cousin und Cousine, wenn es den elterlichen Vorstellungen von Macht und Besitz entsprach. Ohne Rücksicht auf Gefühle und individuelle Partnerwünsche wurden Töchter und Söhne auf diese Weise nicht nur im Mittelalter, sondern bis ins 18., 19. Jahrhundert und in manchen Teilen der Welt vermutlich noch heute, von ihren Eltern regelrecht verkauft.
Vielleicht hatten Männer eher die Möglichkeit zu rebellieren und sich gegen die Vereinbarungen der Eltern zur Wehr zu setzen, doch den Frauen blieb kaum eine Wahl.
2.2 Das Leben am Hofe
Die Ehe galt generell und in allen Schichten des mittelalterlichen Lebens als öffentliche Angelegenheit und wurde von den Mitgliedern der Familien streng überwacht. Während die Angehörigen der Frau vor allem um deren Schutz und der Hilfsverpflichtung des Mannes ihr gegenüber besorgt waren, ging es den Angehörigen des Mannes in erster Linie um die Wahrung der Gattentreue durch die Frau.[4] Denn das Schlimmste, was einem mittelalterlichen Ehemann und dessen Familie geschehen konnte, war ein uneheliches Kind.
Rollen und Aufgaben adliger Eheleute waren streng verteilt und wurden nicht hinterfragt; Die Frau stickte, webte und widmete sich kultureller Fertigkeiten wie Singen und Tanzen. Der Ehemann hingegen hatte sich den ganzen Tag mit wichtigen Geschäften und Vermögensangelegenheiten zu beschäftigen oder als Ritter, Mut und Kampfgeist unter Beweis zu stellen.
[...]
[1] Vergleiche: Rennewart, Gyburc: Frauen im Mittelalter. Abschnitt: „Die Frauenbilder“
[2] Rennewart, Gyburc: Frauen im Mittelalter. Abschnitt „Die Frauenbilder“, 1. Satz.
[3] Vergleiche: Rennewart, Gyburc: Frauen im Mittelalter. Abschnitt: „Die Frauenbilder“.
[4] Vergleiche: Rennewart, Gyburc: Frauen im Mittelalter. Abschnitt: „Die Frauenbilder“.
- Quote paper
- Anne Silbereisen (Author), 2003, Bene - Die gute Frau in Ulrichs von Etzenbachs 'Wilhelm von Wenden', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87294
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