In der „Kudrun“ treten immer wieder Frauen als Herrscherinnen und Beraterinnen auf. Neben Hilde, die Hagen dazu anhält, Buhurte zu veranstalten, um seine Ehre zu verteidigen und Kudrun, die am Ende für die Versöhnung zwischen mehreren Königshäusern verantwortlich ist, nehmen Hilde, die Tochter Hagens, und Gerlint, die Königin der Normannen, zentrale Positionen innerhalb des Werkes ein. So ist es Hilde, die nach dem Tod ihres Mannes das Ruder in die Hand nimmt und einen Feldzug gegen die Ormanier organisiert, um ihre Tochter wieder begrüßen zu können. Gerlint hingegen nimmt eine zentrale Position bei der Knechtschaft Kudruns ein. Sie ist diejenige, die immer wieder versucht ihren Willen zu brechen und endlich in die Heirat mit Hartmut einzustimmen.
Da sich schon in diesen kurzen Schilderungen Parallelen wie auch Differenzen bei diesen beiden Herrscherinnen zeigen, beschäftige ich mich damit genauer in der vorliegenden Arbeit. Ziel hierbei ist es, diese Übereinstimmungen und Unterschiede anhand einzelner Verhaltensweisen in bestimmten Szenen genauer herauszuarbeiten, um mich am Schluss der Frage zu widmen, ob denn nun Hilde und Gerlint als die wirklichen Antagonisten des Kudrunepos zu sehen sind.
Gliederung
1 Einleitung
2 Figur der Hilde
2.1 Hildes Position gegenüber Hartmut und Herwig
2.2 Hildes „Rache“ – die Antwort auf den Brautraub und Königsmord
2.2.1 Widerstand bei Kudruns Entführung und Reaktion auf die Ermordung des Ehemanns
2.2.2 Initiierung der Rückentführung
2.3 Bereitschaft zur Versöhnung
3 Figur der Gerlint
3.1 Gerlints Funktion bei Hartmuts Werbung
3.2 Funktion bei Vorbereitung und Ausführung des Brautraubes
3.3 Kudruns Knechtschaft durch Gerlint
3.3.1 Versuch der Beeinflussung im Guten
3.3.2 Gerlint als Teufelin
3.4 Gerlints Schicksal
4 Schluss
5 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
In der „Kudrun“ treten immer wieder Frauen als Herrscherinnen und Beraterinnen auf. Neben Hilde, die Hagen dazu anhält, Buhurte zu veranstalten, um seine Ehre zu verteidigen und Kudrun, die am Ende für die Versöhnung zwischen mehreren Königshäusern verantwortlich ist, nehmen Hilde, die Tochter Hagens, und Gerlint, die Königin der Normannen, zentrale Positionen innerhalb des Werkes ein. So ist es Hilde, die nach dem Tod ihres Mannes das Ruder in die Hand nimmt und einen Feldzug gegen die Ormanier organisiert, um ihre Tochter wieder begrüßen zu können. Gerlint hingegen nimmt eine zentrale Position bei der Knechtschaft Kudruns ein. Sie ist diejenige, die immer wieder versucht ihren Willen zu brechen und endlich in die Heirat mit Hartmut einzustimmen.
Da sich schon in diesen kurzen Schilderungen Parallelen wie auch Differenzen bei diesen beiden Herrscherinnen zeigen, beschäftige ich mich damit genauer in der vorliegenden Arbeit. Ziel hierbei ist es, diese Übereinstimmungen und Unterschiede anhand einzelner Verhaltensweisen in bestimmten Szenen genauer herauszuarbeiten, um mich am Schluss der Frage zu widmen, ob denn nun Hilde und Gerlint als die wirklichen Antagonisten des Kudrunepos zu sehen sind.
2 Figur der Hilde
Im ersten Teil meiner Arbeit werde ich mich mit der Figur der Hilde beschäftigen. Hilde ist zwar eine Figur, der man nicht zu viel Individualität zusprechen kann[1], allerdings spielt der Erzähler durch sie mit bestimmten Klischees und Schemata. Hilde tritt zum einen als höfische Frau, aber auch als alleinige Herrscherin auf, wie ich später noch zeigen werde. Ferner repräsentiert sie die Vätergeneration in der „Kudrun“ und somit auch den absoluten Rachegedanken, an dem sie aber nicht unverrückbar festhält. Außerdem erscheint sie immer wieder in Positionen, die sonst vom König bekleidet werden. Deswegen werde ich im ersten Teil meiner Arbeit zuerst Hildes Position bei zwei Werbern um Kudrun betrachten, um danach auf die Planung und Art ihrer Rache einzugehen. Abschließen werde ich den Anfang meiner Arbeit mit der Betrachtung Hildes im Versöhnungsteil der Kudrun.
2.1 Hildes Position gegenüber Hartmut und Herwig
Hartmut von Ormanie beginnt um Kudrun zu werben. Während bei den vorhergehenden Werbern nur Hetel explizit bei den Verhandlungen erwähnt wurde, wird nun auch Hilde beteiligt[2]. Hilde deckt hier ein Lehensverhältnis auf, das zwischen ihrem Vater Hagen und Ludwig, dem Vater von Hartmut, besteht: „ez lêch mîn vater Hagene hundert unde drî/ sînem vater bürge dâ ze Garadîne“ (610,2-3). Im folgenden Vers macht Hilde deutlich, dass es unpassend wäre, wenn sie nun diese Lehen durch eine Heirat wieder zurückerlangen würden: „diu lêhen naemen übele von Ludewîges hende die mâge mîne.“ (610,4) Somit wird deutlich, dass Kudrun, würde sie Hartmut ehelichen, unter Stand heiraten würde, was aber nicht im Interesse ihrer Eltern ist. So bezieht Hilde sehr deutlich Position, indem sie Hartmut durch die Werbungsboten ausrichten lässt: „si wirt niht sîn wîp“ (612,1). Desweiteren solle sich Hartmut keine Hoffnungen machen, dass er sich mit Kudruns Minne rühmen kann (612,3). Hilde agiert hier somit nicht wie die typische Brautmutter[3], die normalerweise zwischen Werber und Brautvater vermittelt, sondern sie ist hier diejenige, die die Werbung ablehnt, was normalerweise Aufgabe des Brautvaters wäre.
In der 12. Âventiure tritt Herwig nun mit Gewalt an die Hegelingen heran, da er die Werbung um Kudrun nicht ruhen lassen möchte. Hilde nimmt hier nun die nach dem Brautwerbungsschema typische Position ein und fungiert als Vermittlerin. Auf Hetels Frage, was sie über die Handlungen Herwigs denkt (635,4), reagiert sie wie folgt:
„Waz sol ich dar zuo sprechen <ni> wan allez guot?
ez dunket mich niht unbillîch, ob ein ritter tuot
mit lieb und ouch mit leide daz man ûf êre prîse.
wie möhte im misselingen? Hérwî´c ist bíderbe unde wîse.“ (636,1-4)
Hilde sieht also Herwigs Werbungsabsicht hier als legitim an und fahndet nicht nach eventuellen Standesunterschieden. Später dann, als Herwig bereits in die Burg eingedrungen ist und der Kampf zwischen ihm und Hetel durch Kudrun geschlichtet wurde, ist auch Hilde anwesend, als Herwig das Wort an Kudrun richtet (655,4). Auch die Erlaubnis, dass er um Kudrun werben darf, kommt nicht nur vom Brautvater, sondern wird auch von der Brautmutter erteilt: „Urlóubes gerte <ze> werben umb daz kint/ der récké vil küene. daz erloubte sint/ Hetele unde Hilde.“ (659,1-3). Nachdem die Eltern in die Hochzeit eingestimmt hatten, ist es aber wiederum Hilde, die entscheidet, dass Kudrun noch ein Jahr am hegelingischen Hofe bleiben wird[4]: „Er wânde mit im füeren die juncfrouwen dan. des gunde im niht ir muoter./ Hilde sprach <zem künige>, si wollte<s> zuo der krône baz bereiten“ (666,1-2 und 4).
[...]
[1] Insgesamt gibt es im Text 3 Figuren mit dem Namen Hilde; dies suggeriert eine gewisse Austauschbarkeit
[2] SCHMITT (2002),
[3] SCHMID-CADALBERT (1985),
[4] SCHMITT (2002),
- Arbeit zitieren
- Elisabeth Junge (Autor:in), 2008, Hilde und Gerlint - Antagonisten?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87289
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.