Zölibat, Priesterkirche, Jesu Nachfolge….?
Über ein Jahr lang habe ich recherchiert, um die Erkenntnisse für dieses Buch zu erhalten. Das war allerdings vor 10 Jahren. Jetzt überlege man, dass sich seither, also sage und schreibe, seit 10 Jahren, nichts geändert hat, obwohl so viele Priester in den letzten 50 Jahren geheiratet haben. Alles ist noch wie vorher. Und so ist auch alles noch gültig.
Ich habe versucht, so möglich, die Texte trotz aller Wissenschaftlichkeit, verständlich zu fassen und einen sachlichen Blick auf die Fakten zu werfen. Aber auch Emotion gehört dazu, wenn man ein solches Thema beschreibt, dass für die Betroffenen voller existentieller Emotion ist.
So gewährt dieses Buch auch einen Einblick in die schlimme Realität, die sich durch eingefügte Leserbriefe darstellt, so dass für die Interessierten nicht nur graue Theorie aufgeschrieben ist.
Interessant ist besonders die psychologische Seite. Die Ursachen und die Folgen des Zölibates werden auf psychologischer Basis abgehandelt.
Woher kommt diese ganze Not? Daher, dass ein Seinsmoment wie das zölibatäre Leben zum Gesetz erhoben wurde und damit auch die Übertretungen des Gesetzes strafbar sind, das bringt Zwang und damit psychische Not. Der freiwillige Zölibat ist etwas Gewachsenes, das Ergebnis eines vollen Lebens - eine Entwicklung hin zu Gott und von ihm aus strahlend zu den Menschen, so einer dies von innen heraus lebt. Der Zölibatszwang, der sich mit einem Beruf verbindet, überfordert, macht psychisch und in Folge auch physisch krank. Das Gesetz fügt das Angstmoment hinzu.
Kann nur ein Zölibatär Priester sein? Oft sind das ja Männer, die niemals ein normales, erwachsenes Leben gelebt haben. Die den Lebenskampf nicht kennen, die Sorge ums Auskommen, das Durchsetzen im Beruf, die Sorge bei Krankheit der Kinder, das Alltägliche eben, bei dem Männer sich bewähren müssen und reife Menschen werden.
Oder sollte es nicht besser so sein wie es im NT bei Timotheus 1 Kap.2 Abs.3 heißt? „ Es ist ein wahres Wort:<< Wenn jemand die Leitung einer Gemeinde erstrebt, so wünscht er sich eine große Aufgabe. >> ² Ein Gemeindeleiter soll ein Mann sein, an dem es nichts auszusetzen gibt. Er darf nur einmal verheiratet sein. Er muß nüchtern, besonnen und ehrbar sein. … 4 Er muß ein guter Familienvater sein und Kinder haben, die ihn achten und ihm gehorchen. 5 Denn wenn jemand seine eigene Familie nicht zu leiten versteht, wie kann er dann die Sorge für die Gemeinde Gottes übernehmen? “
Inhalt
Vorwort
1 Kirche, Glaube und Gesellschaft
1.1 Geschwisterliche Kirche
1.2 Gewissensbildung
2 Sozialethik
2.1 Der Zölibat im Vergleich zur Gesellschaftsanalyse Erich Fromms: Haben oder Sein
3 Jesus und die Kirche
3.1 Jesus und sein Standpunkt zur Reinheit
4 Zölibat und theologische Ethik
4.1 Der Zölibat als Eckstein des katholischen Glaubens
4.2 „Professio fidei“
4.3 Frohbotschaft oder Drohbotschaft ?
4.4 Kultische Reinheit
5 Geschichtliche Entwicklung
5.1 Katholische Hierarchie und katholisches Glaubensverständnis
6 Zölibat und Recht
6.1 Das katholische Kirchengesetz
6.2 Die wichtigsten für den Zölibat relevanten Gesetze des Codex Iuris Canonici von 1983
6.3 Das Konkubinat
6.3.1 Straffolgen:
6.4 Dispens
6.5 Unterhaltsanspruch
6.6 Nothilfe
6.7 Menschenwürde und persönliche Freiheitsrechte
Grundrechte
Freiheitsrechte
7 Aspekte der Fortentwicklung bzw. der Veränderung
8 Psychologie
8.1 Enthaltsamkeit in der Psychoanalyse
8.2 Der Zölibat und die Formen der Angst
8.3 Zölibat und Schizoidie
8.4 Lebensgeschichtlicher Hintergrund
8.5 Zusammenfassung
9 Einbruch der Liebe ins Priesterleben
9.1 -Psychologische Überlegungen-
9.2 Beispiele
9.2.1 Suchtgefahr
9.2.2 Gewissenlos
9.3 Ein Priester im Amt berichtet
9.3.1 Erlebnisbeschreibung mit dem Schwerpunkt des Verbleibens im Amt und der damit verbundenen Konsequenzen
10 Frauen und der Zölibat
10.1 Brief der Geliebten (Floria) an Aurel Augustinus
10.2 Problemdarstellung und Analyse der mit Priestern liierten Frauen
10.2.1 Probleme und Einsichten
10.3 Die Frauen
10.3.1 Darstellung der Beziehungen aus der Sicht der Frauen: Ich vermisse...: Eine Priesterfrau spricht sich aus
10.4 Stagnierte Beziehungen
10.5 Aufschrei
10.6 Heimliche Beziehungen
10.6.1 Selbstwertgefühle
10.6.2 Stumm vor Schmerz
10.6.3 Über den Kopf gewachsen
11 Analyse der Problematik bezüglich des Ausscheidens aus dem Amt und deren Auswirkungen auf das Verhalten gegenüber Frauen als Grunderkenntnis für die Folgen
11.1 Zur wirtschaftlichen Lage nach dem Ausscheiden
12 Der Zölibat in den Humanwissenschaften
13 Zölibat , die Er - Lösung vom Menschsein?
14 Kann der Zölibat abgeschafft werden?
15 Ausblick
Nachwort
Vorwort
Dieses Buch beruht auf der Zusammenstellung von Artikeln, die ich vor dem Hintergrund meiner Diplomarbeit: „Der Zölibat und seine sozialpsychologischen Folgen“ im Fach Soziologie 1996 schrieb. Das Gedankengut dieses Buches ist aber auch eine Weiterentwicklung durch praktische Arbeit, zu der ich durch die Verwirklichung des Konzeptes „Lichtblick“, das Ziel der Diplomarbeit gewesen war, kam.
Viele Gespräche mit Theologen, bei denen gesunde Skepsis angebracht war, große Mühe der Nachforschung und immer wieder unangenehme Erfahrungen prägten die verarbeiteten Eindrücke. Jedoch will ich nicht ungerecht sein, denn viele neue Beziehungen brachten auch Bereicherung. Wo ich den Zölibat auch ansprach, bekam ich sofort interessierte Zuhörer. Ja, es ist zu sagen: Das Thema erregt das Interesse, weil es sich um eines der letzten Tabus in dieser Gesellschaft handelt.
Gern hätte ich diese Arbeit auf die Basis eigener empirische Erhebungen gestellt, jedoch musste ich festzustellen, dass dies mit den üblichen Methoden nicht durchführbar war. Die Priester reagierten ausgesprochen abweisend auf die Absicht, einen anonymen Fragebogen vorgelegt zu bekommen. Allerdings gab es mehrere Priester im Amt, die bereit waren, mit mir zu diskutieren bzw. mir sogar ein mehrstündiges Interview über die Inhalte des theologischen Teils dieser Arbeit zu gewähren. Dabei kam es auch zur Beantwortung persönlicher Fragen.
Ich bemerkte, dass bei den von mir befragten Priestern im Amt wenig Interesse bzw. nur vage Kenntnis bzgl. der geschichtlichen Ursprünge des Zölibats vorhanden ist. Auch über die Bedingungen und Folgen beim Ausscheiden aus dem Amt waren sie kaum informiert. Kurzum, zur Thematik Zölibat und Folgen“ konnte ich durch Gespräche lediglich ganz verschiedene Ansichten ausmachen.
Was die Abschaffung des Zölibats betrifft, so schwankten die Denkweisen von der Möglichkeit des einfachen Streichens, dem Zölibat als Politikum - und daher aus der Hierarchie nicht wegdenkbar - bis zur Notwendigkeit der Einberufung eines neuen Konzils.
Was also die Streitfragen der kirchlichen und außerkirchlichen Sicht um das Verständnis des Zölibats an sich und in Bezug auf unsere Zeit angeht, so waren auf empirischem Wege nur extreme Meinungen zu verzeichnen, je nach Standort der Person. Jeder verteidigte den Boden, auf dem er steht.
Eine objektive Sicht ist daher, so dachte ich, nicht aus der empirischen Befragung, sondern nur aus den wissenschaftlichen Fakten zu gewinnen. Nach Hinzuziehung entsprechender Werke wurde mir allerdings klar, dass ich es mit Theorien zu tun habe, sowohl theologisch wie psychologisch. Ich musste feststellen, dass es auch hier keine Gewissheit gibt. Theorie ist nie die ganze Wahrheit. Der Mensch und sein konkretes Erleben muss in seiner ganzen Subjektivität mit einbezogen werden.
Aus diesem Grund wendete ich mein Augenmerk fort von den amtierenden Priestern und wissenschaftlichen Büchern, hin zu Priestern, die den Schritt hinaus bereits wagten, ihr Amt aufgaben und aus ihrer neuen Perspektive nun offen und ehrlich über ihre Erlebnisse und über ihre theologischen Erkenntnisse schreiben. Ich beschäftigte mich mit den Schriften von verheirateten Priestern. Dabei erkannte ich, dass hier oft eine klarere Sicht der Verhältnisse zu verzeichnen ist, ... aber auch Bitterkeit.
Nun versprach ich mir den wirklichen Überblick von einem, der, nach seinen Büchern zu urteilen, es wissen müsste. Ich traf Eugen Drewermann. Ich war nicht wenig überrascht darüber, dass seine Ansicht über Glauben und Kirche inzwischen so weit gediehen ist, dass er keinen Stein mehr auf dem anderen lässt:
„Ich will keine Kirche reformieren! Ich will gar keine Kirche mehr!
Liebe leben- Gottes Liebe leben, in die Gesellschaft hineinströmen, keine Festschreibungen, keine Bibel,
keine Kultveranstaltungen, keine Massenversammlungen, nur lieben! Gott ist Liebe!“
Nach dieser Aussage erübrigte sich jede Frage nach dem Zölibatsverständnis.
Schließlich nahm ich den Anspruch, die objektive Sicht der Dinge herauszufinden, zurück und gab mich damit zufrieden, die einzelnen Fakten, die das Thema ausmachen, so gründlich wie möglich, darzustellen. Dabei ging ich davon aus, dass Ethik und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen, und die Entstehung von Traditionen immer in ihrem Kontext gesehen werden muss.
Ich stellte deshalb Theorie und Praxis gegenüber, was durch Beiträge der vom Zölibat betroffenen Priester und Frauen eine sehr erschütternde Komponente erfuhr. Zweifelhafte und peinliche Enthüllung kirchlicher Praktiken im Umgang mit ihren unliebsam gewordenen Amtsträgern kamen zum Vorschein. Gleichzeitig wurde klar, dass der Sinn des Zölibats in der heutigen Gesellschaft nicht mehr greift und somit die ganze Zeichenhaftigkeit sowie die Kirche, die daran anscheinend unbeirrbar festhält, stark zu hinterfragen ist.
In diesen Tagen haben wir bei der Teilnahme an einem Seminar den Text „Pastor Aeternus“ vom 18.7.1870 in die Hand bekommen, die Lehre des Vatikanum I. : Wie sich die katholische Kirche von da an sieht, nämlich als einzig seligmachende Kirche unter einem Papst, der als direkter Nachfolger Petri mit allen von Christus direkt übertragenen Vollmachten ausgerüstet, in seinen Entscheidungen „unfehlbar“ ist. Alle, die den in diesem Text bekundeten Glaubenswahrheiten nicht folgen können und wollen, sind danach ausgeschlossen. Das Vatikanum II. hat zwar im Dekret ‚Christus Dominus’ die Kollegialität der Bischöfe erwähnt, in praxi ist jedoch am Jurisdiktionsprimat vom 18.7.1870 nicht gerüttelt worden.
An dieser Stelle können wir einmal mehr begreifen, dass der derzeitige Papst oder wohl eher seine ihm zuarbeitende Camerilla, das II. Vatikanum mit seiner Öffnung für die Ökumene und für die Anhörung der Räte, sprich des Gottesvolkes, längst rückgängig gemacht haben. Der evangelischen Kirche spricht man gar jetzt wieder ab eine Kirche zu sein.
Wir können deshalb nur dieser Entmündigung der Gläubigen entgegenstehen, indem wir die Gemeinden aufrütteln, die unermüdlichen Klopfer zu bleiben und eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben unter Einbeziehung aller publizistischen Medien.
Dieses Buch jedoch soll sich damit befassen, was die Nachfolge Jesu zur Priesterkirche machte und was den Status des Priesters für die Leute „heilig“ macht.
Der Pflichtzölibat ist z.B. ein ganz wichtiges Faktum für die Aufrechterhaltung der Hierarchie in der katholischen Kirche. Sein Wegfall nähme dem Priester das Archaisch-Magische, das Ikonenhafte. Am Zölibat wird letztendlich und trotz aller verwaisten Gemeinden festgehalten, weil nur so das priesterliche Bewusstsein sich abdrängen lässt von der Individualität in die Funktionalität.
- Biblische Auswahlkriterien für das kirchliche Amt muss sein: „ Die Auferstehung des Herrn bezeugen zu können.“ ( Vgl. Apg 1, 21f.)
Das heißt:
- Christliches Leben in Gemeinschaft entfalten zu können,
- Das, was Leben ist und was Gemeinschaft bedeutet, vorleben und weitergeben zu können.
- Viri probati, - eine in vatikanischen Schubladen verschwunden 1972 von der Würzburger Synode geforderte Alternative zu den durch Tridentinische Internate auf den Zölibat hin erzogene junge, lebensfremden, fast nie ganz erwachsen gewordenen Männer, - diese im Leben und Glauben bewährten Männer ( natürlich genauso Frauen, siehe Gal 3,28), werden von der Gemeinde als solche „berufen“, nicht in einer undefinierten individuell-frommen Einzelanwandlung.
Normal und ohne Privilegien lebende, psychisch gesundere männliche wie frauliche Persönlichkeiten haben dann Zugang zu diesem Amt, was voraussehbarer Weise eine einschneidende Veränderung der Strukturen bewirken wird. Der freie Entschluss zum Zölibat könnte damit eine eindeutigere Qualität gewinnen.
Wegen Heirat suspendierte Priester könnten rehabilitiert werden, indem die Amtskirche zugibt, dass die Forderung des mit dem Amt automatisch gekoppelten Pflichtzölibats ein Abweichen vom Geist des Evangeliums und daher ein Unrecht auch ihrerseits war.
Auch sollte man bedenken, dass es kein traditionelles Reservoir an zum Zölibat bereiten Menschen mehr gibt, da die agrarische Gesellschaftsstruktur, in der es einen Überschuss an Menschen gab, die aus existentiellen Gründen ins Kloster gingen oder sich zum Priesteramt bereit erklärten, ein für allemal vorbei ist. Das Priesteramt als sozialer Aufstieg heute noch in Polen, Nigeria oder Kerala kann nicht dazu führen, dass unsere Gemeinden mit so gewonnenen Missionaren und Fremdarbeitern - zur Rettung des römischen Prinzips auf Teufel komm raus - beglückt werden.
Eines muss klar werden: diese Welt heute ist nicht nur vom Fundamentalismus bedroht, sondern mehr noch von der „Geist“losigkeit“ unserer Zeit. Die wichtigsten Strömungen in unserer Gesellschaft, Fundamentalisten und New-Age-gläubige, sind jedoch von derselben Krankheit befallen. Wenn die einen kritiklos autoritätshörig und buchstabenfixiert die Welt verändern, die anderen dagegen egozentrisch von ihr abheben wollen, muss man bei diesen den „Verlust der Mitte“ feststellen. In diesem Verlust drückt sich die gestörte Beziehung zum Geist am unmittelbarsten aus.
Immer mehr Menschen fehlt jede Perspektive. Es gibt immer mehr untersteuerte, halt- und richtungslose Menschen, die die psychotherapeutischen Praxen bevölkern.
Die Moderne hat bestimmte Verwahrlosungserscheinungen namentlich bei jungen Menschen förmlich gezüchtet. Die weitgehende fehlende Selbstkontrolle solcher untersteuerten Menschen ist aber für die Mitmenschlichkeit genauso problematisch wie das strenge Über-Ich der Fundamentlisten.
Am drastischsten offenbar wird die Sehnsucht nach Orientierung im Tribalismus, dem Dazugehörenwollen irgendwo, den wir durch Desintegrationsprozesse auf allen Ebenen zunehmend wahrnehmen, und zwar bei einzelnen und bei ganzen Völkern. Angesichts solcher Entwicklung, in der Feindbilder benötigt werden zur Selbstorientierung, kann ein System, das vor dem Hintergrund des Ausschlusses aller Andersgläubigen und der Unterwerfung in unbedingtem Gehorsam der Gläubigen funktioniert, also Menschen zu Geist-losen erziehen will, die nicht selbst denken, diese schlimme Tendenz nur unterstützen.
Vor dieser Problematik steht die Kirche, die glaubwürdige, heilsame Gemeindeformen entwickeln muss, was der zur Macht erstarrten Kirchenobrigkeit nicht wahrgenommen werden kann.
Aus dieser Bedrohung sollte unsere Arbeit ihre unmittelbare Kraft nehmen.
Was aber ist gegen die Festung Vatikan zu unternehmen?
- Die Beschlüsse des I. Vatikanum sind nicht legitim, da viele wichtige Bischöfe das Konzil vor der Beschlussfassung der „Unfehlbarkeit“ verlassen haben, um dem Papst nicht ins Gesicht widersprechen zu müssen. Es war kein Konzil der Weltkirche, sondern einer Teilkirche.
- Der Juristiktionsprimat widerspricht dem Geist des Evangeliums, ist eine Machtergreifung in geistlichen Dingen.
- Der theologische Überbau der Kirche muss neu diskutiert werden, d.h. wir fordern mit Kardinal Montini ein neues Konzil, weil die Vatikanadministration mit diesen Aufgaben überfordert ist.
Dieses Buch versucht die wichtigsten Aspekte aufzugreifen, die sich bei meinen Recherchen herauskristallisierten, um das Phänomen Zölibat und seine Folgen zu erfassen. Es versucht die Entwicklung von Jesu Nachfolge zur Kirche zu begreifen und dem Licht wahrer Ergriffenheit vom „Geist“ Gottes Raum zu geben, der uns zu Geschwisterlichkeit und zur Freiheit des Christenmenschen führen will.
Antje Di Bella
1 Kirche, Glaube und Gesellschaft
Die fortschreitende Säkularisierung und allgemeine Entkirchlichung ist auf viele Faktoren zurückzuführen, u.a. auf die Abstumpfung der sinnlichen Wahrnehmung des Menschen in einer technisierten Welt. Das Bedürfnis der Seele aber, in einer entfremdeten Umwelt aufgefangen zu werden, erfüllt die in mittelalterlichen Strukturen hängengebliebene Kirche nicht. Durch ihr unzeitgemäßes Denken, das nicht auf ethischen Wahrheiten, sondern auf Traditionen, die den Ängsten unaufgeklärter Menschen entsprungen sind, fußen, gerät sie durch eigenes schuldhaftes Unterfangen an den Rand der Gesellschaft, für deren seelische Gesundheit sie eigentlich Verantwortung trägt wie keine andere Institution sonst.
Der Werteverlust ist vor allen Dingen auf ihr Versagen zurückzuführen. Durch ihr Interesse an der „Seinserhöhung durch Enthaltsamkeit“, und ihr fanatisches Festhalten an den, diese Enthaltsamkeit erzwingenden Rechtsnormen, verliert sich die katholische Kirche im Narzissmus und ist blind und taub für die Folgen, die nicht nur im speziellen die Zölibatäre, sondern auch die ganze Gesellschaft in den Auswirkungen zu tragen hat. Durch den Priestermangel, u.a. auch Folge der Zölibatsverpflichtung, lässt sie auch die noch Gläubigen im Stich.
Der Papst sagt lediglich dazu, „die Kirche kann nicht mit der Mode gehen“[i], aber sie muss diese Gesellschaft auffangen, das vor allem ist ihr Auftrag.
Die Gebäude der katholischen Glaubens- und Kirchenstruktur sind erstellt aus:
Dogmatismus
Fundamentalismus
Autokratismus
Zentralismus und
Katechismus.
Eines braucht und stützt das andere. Zusammen aber dienen diese „Ismen“ der Festschreibung, und im Zusammenspiel mit Autorität und Zentralisierung, der Machtausübung.
All diese Begriffe widersprechen den Grundsätzen dessen, was sie befestigen wollen, dem christlichen Glauben. Deshalb wurden sie zu Signalen für die heutige elementare Kirchenkrise.
Beginnen wir mit dem Dogmatismus, weil alles andere eine Folge davon ist.
Jede Orientierungsschablone, womit auch unsere Überzeugungen gemeint sind, ist ein Dogma, so möchten es diejenigen verstehen, die zu einem anpassungsschlauen Indifferentismus übergegangen sind, um sich in dieser Kirche irgendwie zurechtzufinden. Aber dabei wird übersehen, dass Überzeugungen ein Seinsmoment sind, die aus dem Erlebten im Innersten entstehen und genauso wieder verworfen werden können. Ein Dogma hingegen ist eine Festschreibung, einmal beschlossen, unumstößlich verankert im Glauben der katholischen Kirche. Der Vergleich hinkt nicht nur, er versucht ein listiges Verblenden der Laien.
Weiterhin heißt es, Dogmen seien Vertrauenssätze. Da sie dazu da sind etwas festzuschreiben, um zu schützen und zu stützen, sind sie wohl eher als Misstrauenssätze zu bezeichnen. Vertrauenssätze müssen mit der konträren Erfahrung und Meinung anderer rechnen und die Diskussion zulassen, obwohl Erfahrungen eigentlich nicht diskutierbar sind.
Dogmatismus wurde zur Wissenschaft, zur Lehre. Ist eine Glaubensgemeinschaft auf eine verbindliche Formulierung jenes Konsenses angewiesen, der sie trägt? Glauben lebt aus der Wahrheit eigenen Erfahrens und Empfindens, das die Aussagen des Evangeliums absorbiert und sich daran identifiziert. Dogmen wollen diese Aussagen, die die menschliche Freiheit zulassen, einzwängen in feste Bilder und Formen. Daraus ist zu folgern, dass sie der Lebendigkeit der Schrift die Zügel anlegen und damit starr werden lassen, was fließen muss, nämlich der Geist, das Göttliche. Was den Menschen zur Freiheit führen soll, wird damit zu seiner Fessel und bereitet Angst. Es wird so zum Urgrund von Schuld.
Das deutlichste Zeichen für diese Angst ist die Hyperbetonung der Dogmen in der heutigen Zeit und der daraus resultierende Fundamentalismus.
Dogmatismus und Fundamentalismus unterstützen gleichzeitig die Hierarchie einer Zweiständekirche, sind also Machtmittel.
Nach Jesuanischer Aussage sind alle Menschen Brüder (Schwestern), das Bild einer Kastengesellschaft ist, wenn man sich an ihm orientiert, undenkbar. Der Weg, den er aufzeigte, die Erkenntnisse, die er verkündete, aber vor allen Dingen lebte, sind die Wahrheit und das Leben an sich, deshalb wurde er zum einzigartigen Vorbild für die menschliche Rückbindung an Gott, die Stärke und die Liebe, die ihm daraus zufließt. So wurde er das Bild für den Menschen an sich. Er steht für die Freiheit des Seins, den Lebenssinn, die Erfüllung im Geiste und gab unvergleichliches Zeugnis darüber, dass Gottes Reich mitten unter uns ist. Insofern ist er der Mensch, der Gottes Geist in reinster Form verkörperte, „Gottes Sohn.“.
Wer ihm glauben kann und nachfolgen kann, der hat die Fülle des Lebens, die nicht im Materiellen, aber im seelischen Bereich zu finden ist. Er braucht nicht die Absicherung von Worten und Denkweisen, er hat die Zusicherung seines tiefsten, inneren Empfindens von Wahrheit, eine Ahnung von Ganzheit und Heilsein, die ausreicht seine Angst zu beruhigen.
In jedem wirklich von lebendigem Glauben durchdrungenen Menschen wird sich Glaube immer wieder anders ausdrücken, und so ist den Weisungen des II. Vatikanischen Konzils sehr viel Klugheit zu entnehmen, die da sagen:
Der Christ und erst recht der Theologe ist verpflichtet den christlichen Glauben immer wieder anders auszusagen, um keinen anderen Glauben zu verkünden.
Dogmatismus, dieses verzweifelte Befestigen von dem, was sich nicht binden lässt, kann nur eine armselige Krücke sein, ein Zeugnis der Angst und des Sicherheitsbedürfnisses. (Glaube aber verkörpert gerade das Gegenteil.)
Die Folgen sind Autoritarismus, Fundamentalismus, Zentralismus und Katechismus, die den Menschen unfrei und klein machen.
Es braucht keiner weiteren Erklärungen, warum es eigentlich gar keine Kirche geben sollte, sondern nur liebevolle, gläubige, geschwisterliche Menschen.
Da dies aber ein Ideal ist, sollten wir bescheiden anfangen und die gegebenen Umstände versuchen zu verändern, in der Hoffnung, die Kirche zum Umdenken zu bewegen.
1.1 Geschwisterliche Kirche
Zentrales Anliegen des Kirchenvolkes ist der Aufbau einer geschwisterlichen Kirche. Unbedingte Voraussetzung dafür ist, in Übereinstimmung mit dem II. Vatikanum, allgemein anzuerkennen, dass alle Gläubigen gleichwertig sind und die noch vorhandenen Kluften abgebaut werden müssen. Eine solche geschwisterliche Kirche würde aufgebaut durch die Umwandlung unserer absolutistischen - monokratischen und streng hierarchischen Kirche in eine auf allen Ebenen, Frauen und Männer, Priester und sog. Laien umfassende synodale Kirche, die jeweiligen kollektiven Leitungsgremien eingeschlossen. Die Gleichwertigkeit aller Gläubigen erfordert, dass die synodalen Gremien aller Ebenen in allen wichtigen Angelegenheiten mehrheitliche Entscheidungsbefugnisse besitzen. Dabei ist das Subsidiaritätsprinzip zu beachten, d.h. die jeweils höhere Ebene darf nur zuständig sein, soweit die jeweils niedere Ebene diese Aufgaben nicht selbst erledigen kann. Auf diese Weise würde nicht nur die Vielfalt der Begabungen und Charismen wieder voll zur Wirkung kommen, vielmehr würden so auch die entschiedenen Wertungen in den persönlichen Gewissensentscheidungen der Gläubigen deutlich werden, und die Gläubigen könnten dann in Übereinstimmung mit dem Konzil (Dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“ Nr.32) in „enger Zusammenarbeit“ entsprechend der Glaubwürdigkeit der Argumente, zum Wohle der Gesamtkirche, um eine möglichst gute Entscheidung ringen.
Ein weiteres wichtiges Anliegen des Kirchenvolksbegehrens und der Bewegung „Wir sind Kirche“ ist gerade in der heutigen Zeit das Problem des Pflichtzölibats und des Verbotes der Frauenordination.
Die Feier der Eucharistie ist ein Eckstein unseres Glaubenslebens und die Quelle unseres Gemeinde-Seins. Es ist nicht zu verantworten, angesichts des akuten Priestermangels, den Gläubigen die Feier und die Gnade der Eucharistie vorzuenthalten, nur um biblisch nicht zwingend begründbare, jedoch überkommene (Lehr-)Meinungen aufrechtzuerhalten und nicht ändern zu müssen.“[1]
1.2 Gewissensbildung
„Glaube beruht in seinem Kern darauf, das Geliebtsein von Gott anzunehmen, und daher bedeutet er nicht nur, zu ihm ja zu sagen, sondern zur Schöpfung ja zu sagen, zu den Geschöpfen, vor allem zum Menschen, in jedem zu versuchen, ein Bild Gottes zu sehen, und dadurch eine Liebender zu werden.“[ii]
So definiert Kardinal Ratzinger den christlichen Glauben. Da kann man nur beipflichten. „Damit ist aber noch lange nicht gesagt, was wir im Einzelnen glauben sollen und wie wir diesen Kernsatz in den verschiedensten Lebenssituationen verwirklichen sollen. Sind etwa alle Aussagen im 816-seitigen „Katechismus der katholischen Kirche“ verpflichtend? Gibt uns die Bibel für jede Lebenssituation konkrete Entscheidungsanweisungen? Welchen Stellenwert hat mein Gewissen?
Diese und viele andere Fragen werden in Vortrags- und Gruppenarbeit immer wieder gestellt und stehen deshalb im Zentrum des religiösen Interesses. Sollten wir uns nicht bemühen hier etwas mündiger zu werden, um mit glaubwürdigen Antworten nicht nur unseren Mitchristen, sondern auch Fernstehenden einen Dienst zu erweisen?
Beim hohen Stellenwert des Gewissens in der katholischen Glaubenslehre wäre es wohl sinnvoll, bei ihm anzusetzen. In den Konzilstexten (Kirche und Welt, Kapitel 16) steht über das Gewissen folgendes:
<<Das Gewissen ist die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist. Im Gewissen erkennt man in wunderbarer Weise jenes Gesetz, das in der Liebe zu Gott und dem Nächsten seine Erfüllung hat. Durch die Treue zum Gewissen sind die Christen mit den übrigen Menschen verbunden im Suchen nach der Wahrheit und zur wahrheitsgemäßen Lösung all der vielen moralischen Probleme, die im Leben der einzelnen wie im gesellschaftlichen Zusammenleben entstehen. Je mehr also das rechte Gewissen sich durchsetzt, desto mehr lassen die Personen und Gruppen von der blinden Willkür ab und suchen sich nach den objektiven Normen der Sittlichkeit zu richten. Nicht selten jedoch geschieht es, dass das Gewissen aus unüberwindlicher Unkenntnis irrt, ohne dass es dadurch seine Würde verliert. Das kann man aber nicht sagen, wenn der Mensch sich zuwenig darum müht, nach dem Wahren und Guten zu suchen, und das Gewissen durch Gewöhnung an die Sünde allmählich fast blind wird. >>
Welche Bedeutung dem Gewissen des Menschen zukommt, geht unter anderem auch aus dem Schreiben der Deutschen Bischöfe vom 22.September 1967 hervor. In diesem Schreiben steht, es sei zunächst einmal nüchtern und entschlossen zu sehen, dass das menschliche Leben „nach bestem Wissen und Gewissen“ aus Erkenntnissen leben müsse, die einerseits theoretisch als nicht absolut sicher erkannt werden und doch „hier und jetzt“, weil vorläufig nicht überholbar, als gültige Normen des Denkens und Handelns zu respektieren seien.“ (..)
„In einem solchen Fall steht der einzelne Christ zunächst einmal der Kirche in einer analogen Weise gegenüber wie ein Mensch, der sich verpflichtet weiß, die Entscheidung eines Fachmannes anzunehmen, auch wenn er weiß, dass diese nicht unfehlbar ist. Wer glaubt, der privaten Meinung sein zu dürfen, die bessere künftige >Einsicht der Kirche schon jetzt zu haben, der müsse sich vor Gott und seinem Gewissen in nüchtern selbstkritischer Einschätzung fragen, ob er die nötige Weite und Tiefe theologischer Fachkenntnis habe, um in seiner privaten Theorie und Praxis von der augenblicklichen Lehre des kirchlichen Amtes abweichen zu dürfen. Ein solcher Fall sei grundsätzlich denkbar. Aber subjektive Überheblichkeit und voreilige Besserwisserei würden sich vor Gottes Gericht zu verantworten haben. <
Soweit die deutschen Bischöfe.
Zunächst wird also zugegeben, dass die Lehrmeinung einen gewissen Grad an Fehlerhaftigkeit in sich trägt. Jedoch ist diese Einstellung zum Glauben, der sich nur nach den vorgegebenen theologischen Grundsätzen bis ins Gewissen des Einzelnen hinein, zu richtet hat, wohl als Entmündigung des gläubigen Laien zu sehen. Das Fühlen der eigenen Wahrheit und das Handeln danach werden gar als Überheblichkeit und Besserwisserei abgetan und mit Begriffen wie Sünde vor Gott und Strafe vor dem jüngsten Gericht belegt. Welch ein mittelalterliches Welt- und Kirchenbild wird hier in unser Jahrhundert überliefert und will Menschen klein halten. Da müssen Kirchenvolksbegehren ansetzen. Für die personale Gewissensentscheidung müssen den Menschen allgemein verständliche, gute und einsehbare Argumente zur Verfügung gestellt werden. Selbstverantwortlichkeit und Mut zur Erforschung des eigenen Gewissens, sowie die Öffnungsbereitschaft für eine spirituelle Religiosität müssen gefördert werden.
Um Gott zu glauben benötigen wir keine Theologie (Wissenschaft), die versucht Gott nachzuweisen, sondern Urvertrauen, Liebesfähigkeit und das Charisma, wie ein Dichter von ihm zu reden, wird uns zuwachsen.
Wer schreibt wie die Bischöfe, glaubt Gott im Kasten des Allerheiligsten einsperren zu können. Welches Weltbild steht hinter der Anmaßung, sich zum Sachverständigen des Heiligen Geistes zu erklären.
Gott „ist“ in allem was „ist“, aber er äußert sich besonders durch das Leben und als höchsten Lebensbeweis - oder besser gesagt, tiefste Entäußerung - kennen wir die Liebe. Wenn wir also Gott finden wollen, dann in diesen Momenten, in denen wir geben und empfangen, in der Kraft der Liebe. Je intensiver sie erlebt werden, um so mehr können wir Gott erspüren, ihm nahe sein. In den Momenten tiefster körperlicher, wie seelischer Harmonie begreifen wir den Sinn des Lebens und bekommen eine Ahnung von dem, was Gott ist. Diese Augenblicke der Erfüllung schenken uns den Glauben, der die tiefe Verbindung mit dem Göttlichen herstellt und uns ein für allemal befreit.
Der Weg ist die Liebe.
Man kann nur wünschen, der Heilige Geist käme zurück wie ein Orkan, würde die Fenster und Türen dieser muffigen Gebäude und angstverschlossenen Herzen aufreißen und sie mit seinen feurigen Zungen durchdringen. Gott ist nicht festzuhalten durch philosophisch-theologische Konstruktionen eines „Gottesbildes“, nicht Dogmen, nicht Worte, sondern Leben beweist Gott in doppeltem Sinne. Nur da wo das zutiefst erspürt, verinnerlicht und veräußerlicht wird, da ist Glaube!
2 Sozialethik
2.1 Der Zölibat im Vergleich zur Gesellschaftsanalyse Erich Fromms: Haben oder Sein
Die Existenzweise des Habens steht für die Übel gegenwärtiger Zivilisation. Die heutige Gesellschaft ist vom Modus des Habenwollens bestimmt.
Die Existenzweise des Seins hingegen steht für die Möglichkeit eines erfüllten Lebens, das nicht entfremdet ist.
Prinzipiell erkannte Fromm den biophilen Charakter, ausgerichtet am Wachstum bzw. Leben und den nekrophilen, orientiert am Verfall bzw. Tod.
Jedes menschliche Denken, Fühlen bzw. Handeln geschieht entweder in der Weise des Habens oder des Seins.
Im Modus des Habens kommt es nur auf Besitzerwerb an und auf das uneingeschränkte Recht, diesen Besitz zu behalten und über ihn zu verfügen. Alles ist inbegriffen: Kinder, Ehegatten, Kranke, Behinderte, Unwissende, Tugenden und Werte, Ehre, Ansehen, Image, Mut, Gesundheit, Schönheit, alles will und muss man haben.
Überzeugungen religiöser, weltanschaulicher Art z.B. werden wie ein Besitz erworben und hartnäckig verteidigt. Wahrheit und Recht wollen in Besitz genommen werden, notfalls durch Prozesse oder Krieg.
Das Verlangen nach Besitz und zugleich nach Wirkmächtigkeit ist die Feststellung: Ich bin, was ich habe. Mein Besitz begründet mich und meine Identität. Ich werde von diesem Haben besessen, weil mein Erleben der Identität, d.h. meine Erfahrungen von geistiger Gesundheit, von diesem Haben abhängen.
Wenn wir nun an unsere heutige Gesellschaft denken, so ist dies der Geist, der sie beherrscht. Wohlbefinden und Zufriedenheit des Menschen bestimmen sich hier und heute vom Besitz und der Überlegenheit über andere und anderes.
Gehen wir davon aus, so sollte das Entsagen durch die ‘evangelischen Räte’ die Alternative zur geschilderten Unfreiheit des Menschen im Haben-Modus sein.
Das Ideal der ‘evangelischen Räte’, nämlich durch Armut und Keuschheit der Seele und des Körpers, sein Selbst Gott zu weihen und damit der Wahrheit, der Liebe und dem Leben, wäre ein Weg zum wahren, zum freien Menschen.
Erst das Gelübde bringt in den reinen Seins-Modus den Haben-Modus. Der Weg zum Leben wird mit Fesseln versehen. In Vertrauen wird Misstrauen gesät, in Wachsen Stagnation. Das Biophile wird zum Nekrophilen, der Allgeist zum Kleingeist.
Der Mensch wird Besitz der Kirche, des Klosters und bestimmt umgekehrt seine Identität durch dieses Besitzsein.
Diskutiert werden sollte, dass die evangelischen Räte sowie der Zölibat von einer körperlichen Keuschheit ausgehen und von Ehelosigkeit, die sexualfeindlich gemeint sind oder wenigstens so ausgelegt werden. Und da ist der Haben-Modus ganz klar zu erkennen und verstellt den Weg zum Sein, weil jeder Zwang blockiert und passiv macht.
Im Modus des Seins aber werden Wohlbefinden und Glück dort erfahren, wo der Mensch liebt, teilt und hergibt. Das setzt die Unabhängigkeit, die Freiheit, die kritische Vernunft voraus.
Erst diese Bewusstseinszustände ermöglichen das wichtigste Merkmal des Modus des Seins, das produktive Tätigsein, aber nicht im Sinne von Aktivismus oder Geschäftigkeit, sondern als Sichselbsterneuern, als Wachsen, als Ausfließen, als Liebe, als Ausbrechen aus dem isolierten Ego, Interessiertsein, Sichzuneigen, Hergeben. So nur erfährt sich der Mensch selbst als ursprüngliches Sein, als Subjekt menschlicher Existenz.
Ich und mein Tätigsein, mein Werk, mein Produkt oder das Ergebnis meines Denkens sind eins, sind ‘Ich’. ‘Ich’ bin das alles, was in mir entstand und entäußert wurde, geäußert wurde, was ausfließen konnte, eine Persönlichkeit.
Dem zentralen Modus des Seins, dem Tätigsein, entspricht im Modus des Habens die Passivität. Ein weiteres Merkmal des Haben-Modus kann mit den Begriffen: Sicherheit, Angst oder Unsicherheit beschrieben werden.
Das Leben, das am Haben orientiert ist, ist immer von einer spezifischen Angst und Unsicherheit gezeichnet.
Die Entwicklung des Menschen aber hängt davon ab, dass der Mensch sich nicht an das klammert, was er hat. Dies gilt auch hinsichtlich der Haben-Größen: Beruf, Wissen, Kinder, soziale Stellung, ja für das Leben selbst. Wo die Einstellung derart ist, dass man sich und den Sinn des Lebens vom Besitz dieser Größen abhängig macht, da muss es notwendigerweise zu permanenter Angst und Unsicherheit kommen.
Die Angst kann sich an alles Mögliche klammern. Sie ist Angst vor Einbrechern, vor wirtschaftlichen Veränderungen, vor Krieg, vor Krankheit, vor dem Tod, und sie ist Angst vor der Liebe, vor der Hingabe an einen Menschen (die man ja nur als Inbesitznahme erkennt), vor der Freiheit vor dem Wachsen, vor Veränderung des Lebens, vor dem Unbekannten.[iii]
Wenn ich aber bin, der ich bin und nicht das, was ich habe, kann mir niemand meine Sicherheit und mein Identitätserleben rauben oder gefährden.
Mein Zentrum liegt in mir selbst: meine Fähigkeit zu sein und die mir wesenseigenen Kräfte zu gebrauchen, bilden einen Teil meiner Charakterstruktur und hängen von mir ab.
Im Gegensatz zu allen Größen, die im Modus des Habens von Bedeutung sind, trifft auf die dem Menschen wesenseigenen Kräfte die Aussage zu: Was hergegeben wird, ist nicht verloren, aber umgekehrt gilt, dass verloren ist, was festgehalten wird.
Spätestens hier kommen uns Aussagen des NT in den Sinn. Matth.10,39 (Bergpredigt):
„Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.“
Lukas 6,38: „Gebt, so wird euch gegeben...“.
Apostelgesch.20,35: „... Geben ist seliger als nehmen.“
Ich möchte deshalb auf den Punkt kommen, dass die ‘evangelischen Räte‚ sowie der Zölibat für den Mönch oder Priester unerlässlich bzgl. der wirklichen Nachfolge Christi erscheinen.
Da aber Jesus im reinen Seins-Modus gelebt hat, also ohne Gelübde, ohne Bindung an menschliche Gesetze, die ja wieder den Haben-Modus hervorbringen (deshalb ja auch Jesu Verbot zu schwören), ist eine echte Nachfolge Christi nur möglich, indem sie ohne jegliche Bindung an Zeit und Gesetz von einem im Seins-Modus lebenden, reifen und bewussten Menschen, freiwillig und ohne verlangten Verzicht, sondern Verzicht aus der Ganzheit einer Persönlichkeit, erfolgt.
Noch eine weiterführende Bemerkung sei dazu gemacht: Im Modus des Habens bedeutet der Begriff der Sünde: Einen Widerstreit mit Gott- Ungehorsam-, weil der Mensch die Gesetze Gottes verletzt.
Dieser Ungehorsam wird nur bei echter Reue und neuerlicher Unterwerfung vergeben. Sünde - Vergebung im Modus des Habens heißt die Relation: Ungehorsam und Unterwerfung.
Sünde im Modus des Seins aber ist nicht ‘Ungehorsam‚ sondern ‘Trennung‚, und das Bewusstsein von Getrenntsein.
Diese Sünde wurzelt in unserer menschlichen Existenz selbst. Sie muss nicht vergeben, sondern geheilt werden; und Liebe, nicht das Annehmen einer Strafe, ist der heilende Faktor. So bedeutet Sünde im Modus des Seins: unerlöste Entfremdung. Da aber sowohl die Kirche als Ordnungs- und Gesetzesgemeinschaft wie auch als Institution an sich, als auch der Zölibat und ‘die evangelischen Räte’, als Bedingungen
- nicht Einheit, sondern Trennung und Ausgrenzung,
- nicht Liebe, sondern Distanz hervorbringen,
- nicht Freiheit, sondern Angst und Trennung produzieren,
- nicht auf Vertrauen, sondern auf Zwang und Misstrauen beruhen, (deshalb der Schwur), gleichzeitig die Kirche noch auf unbedingten Gehorsam besteht,
ist hiermit nicht nur der Tatbestand der Sünde im Haben-Modus erfüllt, sondern auch der Haben-Modus an sich gegeben, der wiederum besagt, dass das alles mit einer echten Nachfolge Christi nichts zu tun hat.
3 Jesus und die Kirche
Ich möchte noch einmal klarstellen: Historisch-kritisch ist deutlich, dass Jesus gar keine Kirche vor Augen hatte. Der Ruf zur Nachfolge ermöglichte die Gemeinschaft der Jünger, aber diese Gemeinschaft war eine Notgemeinschaft, die am Kreuzestod scheiterte. Erst die Verkündigung, dass dieser Gekreuzigte auferstanden ist, dass Jesus als der Christus von Gott ausgewiesen wurde, ermöglichte die Kirchenbildung. Und so wurde Jesu Verkündigung schon durch den Glauben an den auferstandenen Christus verändert und neu interpretiert. Das Ergebnis waren die Evangelien. Die Kirche war gezwungen, Theologie zu betreiben, den als auferstanden geglaubten Christus für die jeweilige Zeit zu verkündigen. Die Kirche war und ist die Institution, die das Wertesystem und damit den moralischen Überbau unserer Gesellschaft prägte. Unsere und auch ihre Hoffnung kann nur sein, dass sie endlich erkennt, dass Jesu Anliegen das von Gott gewollte Leben war und, dass der Weg zu diesem Leben grundsätzlich und allumfassend Liebe ist, und zwar die praktizierte in jeglicher Form und, dass sie in der ganzen Tiefe ihrer Wirksamkeit zugleich unsere Verbindung, ja unserer Vereinigung mit dem Göttlichen ist.
Sie erschafft Leben und sie erfüllt uns mit Leben, gibt unserem Leben seinen Sinn, wie kann daran etwas Unreines, ja, Unwürdiges sein?
Kirche werde sich dieser Wahrheit endlich bewusst und gebe den Menschen dieser Zeit, Halt in dem Wertesystem, das Jesus in der Bergpredigt (Mat.5) am deutlichsten vertreten hat; auf das jeder ein „Leuchtturm“ für die Wahrheit der Verkündigung Jesu sein werde!
3.1 Jesus und sein Standpunkt zur Reinheit
Die von den Juden treu befolgten Gesetze der Reinheit erschienen Jesus unwichtig. „Ihr gebt Gott preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen“, (Markus 7, 1-23) sagte Jesus, als die Pharisäer ihm vorhielten, seine Jünger äßen ohne sich vorher die Hände zu waschen.
Auch den Unterschied zwischen reinen und unreinen Speisen erklärte Jesus für hinfällig: „Nichts, was außerhalb des Menschen in ihn eingeht, macht ihn unrein, vielmehr das, was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.“(Markus 7,15)
Der Gedanke der Reinheit wurde bereits von den Propheten von Pflanzen- und Tieropfern auf Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit und die Reinheit des Herzens übertragen.
Jesus stellte die leeren, äußerlich formalen Akte, der ‘wahren innerlichen Rechtschaffenheit‚ gegenüber. Er verdammte die äußerliche, oberflächliche Frömmigkeit: „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, ihr seid wie weißgetünchte Gräber, die äußerlich ordentlich und gepflegt erscheinen, aber innen nur Gebein und Unrat enthalten.“(Mat.23/27) [iv]
Reinheit und Unreinheit sind also in den Augen Jesu sittlicher Qualität. Jesus geht es nur um die Reinheit des Herzens, die Rechtschaffenheit und um ein Gerechtigkeitsempfinden, das er im Gleichnis vom Weinberg näher erklärt. (Mat.20,1-16). Die unüberbrückbare Distanz zwischen Gott und Mensch sollte durch den Neuen Bund ein für allemal überwunden werden. (Jeremia 31,3134)
Christus wurde zum Mittler: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, und niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh.14,6)
4 Zölibat und theologische Ethik
Um den Geist des Zölibats zu verstehen will ich versuchen ihn ethisch zu beurteilen.
„Alle höchsten Lebensformen der Kultur entspringen den beiden Trieben Weltangst und Weltsehnsucht.“[v]
Der Mensch nimmt intuitiv wahr, dass er in einer Wirklichkeit lebt, die er von ihrem Ursprung und vom Sinn her nicht verstehen und nicht durchdringen kann. Nur auf sinnlicher, intuitiver Ebene ist er fähig mit dieser unsichtbaren Wirklichkeit in Verbindung zu treten.
Das Unbegreifliche, dessen Anwesenheit durch das Walten der Natur spürbar und sichtbar wird, lässt ihn erkennen, wie ohnmächtig er ist. Das macht ihm Angst.
Je mehr sinnliche Wahrnehmungsgabe ein Mensch entwickelt hat und je mehr geistige Fähigkeiten vorhanden sind mit denen sich das sinnliche Gespür verbinden kann, umso mehr Demut wird der Mensch vor diesem Mysterium verspüren.
Aus der Lebensangst erwächst Religiosität, das Bedürfnis zu beten.
Aus der Erkenntnis der Seinsposition des Menschen erwächst ebenfalls Religiosität und das Gebet.
Es gibt also den intuitiven und den intellektuellen Weg zur Religion.
Das Gebet ist einerseits ein Ausdruck der Demut, die auch eine Folge von Ergebenheit in eine nicht änderbare Schicksalhaftigkeit ist, gleichzeitig aber auch ein Kampf gegen diese.
Der Mensch, ein sich seiner geistigen Kräfte bewusstes Wesen, befindet sich in einem Zustand zwischen der Einsicht seine natürlichen Grenzen zu akzeptieren und dem Drang Wege zu finden diese Grenzen zu überschreiten. Diese Grundposition des menschlichen Lebens ist zugleich auch der Antrieb zur Vervollkommnung, und zwar zur Erkennung dessen, was dem Leben dienlich und dessen, was dem Leben abträglich ist. Außerdem ist diese Polarität, die die ganze Schöpfung durchwirkt, der Urgrund menschlicher Freiheit ohne die die Entwicklung des Seins nicht möglich wäre.
In der natürlichen Angst liegt eine doppelte Funktion, die Lebenserhaltung und die Fortentwicklung. D.h., die Angst erhält unser Leben, weil sie zur Vorsicht oder zur Flucht antreibt; die Angst ist gleichzeitig der Motor der Fortentwicklung, denn das Bedürfnis und der Wille sie zu überwinden machen erfinderisch. So ist sie der Grund für die Entstehung der Kultur. In der Angst liegt gleichzeitig das Bewusstsein einer Einheit des Ganzen, damit bietet sie den Urgrund der Ethik.
Im Gebet schreit die Seele ihre Angst in das Unbekannte hinein und erwartet ein Echo. Das Gebet ist also eine Kampfhaltung einerseits und andererseits ein Ventil.
Zur ‘Ich‚-Erkenntnis des Menschen gehört das ‘Du‚. D.h. der Mensch kann sich nicht als ‘Ich‚ definieren ohne ein Gegenüber, ein ‘Du’ zu erkennen.
Um die Lebensangst zu ertragen braucht der Mensch die Hoffnung auf Veränderung seiner naturgegebenen Seins-Misere, das ‘Du’, das größer und mächtiger ist als er selbst, ja im eigentlichen das göttliche ‘Du’, damit die Seinsangst vergehen kann.
So entstand das Gottesbild vom allmächtigen Gott.
Im Vertrauen auf solche Hilfe kann der Mensch sich von der Lebensangst befreien und die Ich-Entwicklung betreiben.
Aber er braucht mehr, es treibt ihn sich, so er die beschränkte Form von Harmonie erfahren durfte, die im Irdischen Ahnung gibt von einer Vollkommenheit, die das Leben in der Welt nicht erreichen kann, irgendwie zu erringen.
Ein tieferes Seinsbewusstsein, eine gleichbleibende Harmonie der Seele und des Geistes kann der Mensch durch Konzentration auf das Geistliche und das Gebet finden. Diese Konzentration ist umso mehr möglich, wenn ihn die alltäglichen Sorgen um Brot und Familie nicht ablenken. Diese Erfahrung bildet den Hintergrund für die Ehelosigkeit der Mönche und wurde zur Wurzel des Zölibats.
Wenn wir aber das ganzheitliche menschliche Dasein betrachten, so ist unbedingt die andere existentielle Seite der Schöpfung einzubeziehen, die der Lebensweitergabe. Was anderes kann aber damit gemeint sein als die Sexualität.
Die Sexualität ist der Urgrund menschlicher Kommunikation und das Faktum menschlicher Entwicklung im speziellen und im Allgemeinen. Was das Dasein der Individuen aber im doppelten Sinne ‘erhellt‚ und ‘erhält‚ ist die Liebe.
Die Liebe ist die Anwesenheit Gottes im Menschen.
In der Liebe erkennt das ‘Ich’ sein innerstes Bedürfnis im ‘Du’, d.h. die Liebe ist immer auch Projektion der eigenen Bedürfnisse auf das Gegenüber. Je mehr ‘Befriedung’ das ‘Ich’ durch das ‘Du’ findet, umso mehr ist es bereit zu entäußern.
Der Sinn der Liebe ist das Geben bis zur Hingabe des Selbst, was in der körperlichen Hingabe mit dem Höhepunkt der Vereinigung und Verschmelzung durch die Zeugung gipfelt. Dieser Moment heiliger Einheit ist gleichzeitig Verschmelzung mit dem Göttlichen und findet in Extase, im Abheben, in Glückseligkeit statt. Dieser Höhepunkt gebiert das neue Leben.
Das ist die Wirklichkeit, die das menschliche Leben durchdringt, und nirgendwo ist Gott -wenn nicht hier - anwesend und erfahrbar.
Insofern ist die Sexualität die heiligste Handlung des Menschen, und sie allein führt in unvergleichlicher Weise zum Allerheiligsten, zu Gott.
Eine solche Betrachtung des Ursprungs menschlichen Daseins kann den Zölibat nur ad absurdum führen. Leben muss fließen, wo es gestaut wird, verdorrt es. Ewige Askese ‘verwüstet’ die Seele.
Wer die existentielle Seite menschlichen Lebens einer Ideologie einseitigen und auch egoistischen Bedürfnisses nach vermeintlicher Heiligkeit opfert, stellt sich Gottes Willen durch uns und in uns zu wirken, entgegen. Hiermit ist nicht nur die Lebensweitergabe im sexuellen Sinne gemeint, sondern die ‘Lebensweitergabe’ durch konkretes Lieben. Wer aber durch den unfreiwilligen Zölibat blockiert wird, kommt selbst nicht zur Erfüllung und bleibt leer. Wer aber leer bleiben muss kann kein Quell der Liebe sein, auch nicht der Agape. Liebe findet nicht in der Abstraktion statt, sondern in der Praxis. (Jesus liebte so konkret, dass die gläubigen Juden daran Anstoß nahmen).
Inneres Leben kann nur im ganzheitlichen Sein zur Vollkommenheit gelangen.
Der Zölibat steht nach diesen ethischen Erwägungen auf der Seite, die dem Leben entgegenwirkt, und das ist im theologischen Sinne ‘Sünde’.
Da Jesus in jedem Sinne für das Leben eingetreten ist, kann er ein Leben in ewiger Askese nicht empfohlen haben.
Ethik ist ein grundsätzliches Denken. Das ist zu erwähnen, weil jedem vernünftigen Menschen natürlich auffällt, wie weit doch Ideal und Wirklichkeit hier auseinanderklaffen. Dass das so ist, verursacht das psychische Leiden in der Welt. Dieser Text hier wirft Fragen auf, z.B. die Frage nach der Empfängnisverhütung, da wir in einer Welt der Überbevölkerung und des Hungers wohl kaum die unendliche Vermehrung empfehlen können. Weiterhin wird die Frage nach der Existenz Gottes berührt.
Die Empfängnisverhütung soll nur im Rahmen dieses Textes und deshalb erwähnt werden, weil die Einstellung, die die von mir proklamierte Ethik zur Lebenserneuerung vermittelt, der Enzyklika Humanae Vitae zugrunde liegt. Sie ist ethisches Grundsatzdenken. Die katholische Kirche vertritt dieses Denken ohne jegliche Einschränkung, und das macht sie zur ideologischen Institution. Es ist hierzu klarzustellen, dass der Grundsatz der Menschenwürde nicht nur das ungeborene Leben betrifft, sondern vor allen Dingen die, die ihr Leben auf dieser Welt bereits unter lebensunwürdigen Umständen fristen müssen. Deren Verhältnisse durch uneingeschränkte Geburten noch armseliger würden oder deren Gesundheit weitere Schwangerschaften nicht duldet. Außerdem sind da diejenigen, die einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind und die Frucht dieses Traumas dann austragen müssten. Es muss der Sinn dieser göttlichen Liebe erfüllt sein, und es ist eine verantwortliche Zeugung gemeint, um diese Ethik in vollem Umfange anwenden zu können.
So wie nicht gesagt werden kann, dass jede Ehe von Gott gefügt ist, weil Ehen aus allen möglichen Gründen entstehen und auch wieder enden, so entspricht auch nicht jeder Geschlechtsakt ethischen Bedingungen, eher im Gegenteil. Es genügt also nicht, sich auf das Ideal der Ethik zu berufen und als einzig erlaubte Empfängnisverhütung die ‘heilige Enthaltsamkeit’ zu proklamieren. Damit ist der Würde und dem Grundbedürfnis des Menschen nach Liebe, auch nach körperlicher, nicht Rechnung getragen.
Auch sollte dieser Text nicht aussagen, dass Gott eine Projektion des Menschen ist, sondern eher - und da widerspreche ich den materialistischen Philosophen, insbesondere Feuerbach -, dass die Urangst des Menschen ihn dahin führt, Gott zu suchen, d.h., dass die Bedürfnisse „Gott und Liebe“ und das lebenserhaltende Ganzheitliche „Geist und Körper“ als eine Einheit zu verstehen sind und diese auch versinnbildlichen.
Gott ist nicht nur in mir, sondern auch Geist außer mir, der mich und alles durchwirkt. Projektion ist dann der Spiegel des ‘Ich’ im ‘Du’. Sowohl in der Gott-Mensch-Beziehung als auch in der Mensch-zu-Mensch-Beziehung. Beides ist Liebe.
Die Liebe ist der Spiegel des ‘Ich’ im ‘Du’, d.h., was das ‘Ich’ besonders liebt und braucht findet es beim ‘Du’, deshalb beginnt es zu lieben und diese Ergänzung des ‘Selbst’ ergibt den idealen Seinszustand. In der Ergänzung des ‘Ichs’ durch das ‘Du’ liegt die Ganzheit. Aus dem Gespaltensein wird Harmonie in der Zweiheit, weil Gott den Menschen als Mann und Frau schuf, als harmonische Ergänzung, und in dieser Zweiheit liegt die Einheit.
Der Mensch, der Gott außerhalb des Menschen in einer nicht zu definierenden Abstraktheit sucht, findet weder sich selbst noch Gott. Er findet eine Projektionsfigur seiner Angst und verbleibt in ihr, weil die Erlösung zutiefst erlebt werden muss. Der Mensch, der nicht Liebe erlebt hat, kann Christus nicht wirklich verstehen. Da die Liebesfähigkeit in unserer Gesellschaft aber scheinbar von Generation zu Generation mehr reduziert wird, ist auch die Glaubensfähigkeit immer weniger anzutreffen.
Liebe zu Gott Liebe zum Menschen Liebe zum Leben
ist auch eine Dreieinigkeit, versinnbildlicht durch die
des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes
Der Zölibat kann vor dem Hintergrund der Ethik nur ein tragischer Irrtum von Seinsangst verblendeter Menschen sein und dürfte in der christlichen Erlöserreligion eigentlich gar nicht existieren. Er ist ein Zeichen von der verzweifelten Suche nach dem Angenommensein durch Gott. Christus aber hat uns das Gotteskindsein zugesichert durch die Taufe, also ein uneingeschränktes Angenommensein mit all unserer Schuld, die wir immer wieder auf uns laden. Der Zölibat ist aus dieser Sicht wiederum ein Irrtum, denn er glaubt Gott nicht, der Auferstehung nicht, Christi letztem Opfer zur Erlösung der Menschheit nicht, sondern will sich den Himmel mit Opfern verdienen. Opfer, die das eigene Leben zum Unleben machen. Also Gottes Geschenk, das Leben, zurückweisen.
Dieses Bedürfnis des Menschen, zu opfern was das Leben und das Wesenhafte Gottes erfahrbar macht, kann nicht Gottes Wille sein, sondern hat einen neurotischen Hintergrund. Opfer bringen macht den Menschen selbst zum Opfer; und der Mensch als Opfer empfindet eine ganz spezielle narzisstische Befriedigung. Man schenkt ihm Aufmerksamkeit, eine spezielle Anerkennung und Sympathie. Er ist enthoben von der Verantwortung für sein Tun, darf klein und hilflos sein, und mit all dem hat er eine ganze Menge Macht über seine Umwelt.
Der Zölibat hat vor dem Hintergrund einer neurotischen Einstellung zur Sexualität, Eitelkeit und Überheblichkeit hervorgebracht, die sich in einer Hierarchie „Klerus-Laien“, aber auch innerkirchlich äußert. Christi Anliegen - alle Menschen seien Brüder und nur einer sei ihr Vater, der im Himmel - wird hier ganz und gar geleugnet.
Der Zölibat kann deshalb nicht nur als ein tragischer menschlicher Irrtum abgetan werden, sondern er wird auch zum vorsätzlichen, gefährlichen Mittel zur Machtausübung und Unterdrückung, nicht nur um die Priester abhängig zu halten von der Kirchenobrigkeit, sondern er prägt ein Kirchenbild, das einer Zweiständekirche, welches mit Jesu Anliegen, dass alle Menschen Brüder seien, wirklich nichts gemein hat.
4.1 Der Zölibat als Eckstein des katholischen Glaubens
Die Wurzeln des Zölibats:
-Einflüsse und Entwicklungsmomente -
- Der Alttestamentliche Reinheitskult, der bereits in der zweiten Generation nach Christus von den Judenchristen wieder eingeführt wurde und der sich dann zum Keuschheitsgebot ausweitete.
- Gnostische Einflüsse
- Griechisch-philosophische Einflüsse: Plotin (Neuplatonismus),
- Römisch-heidnische Einflüsse: Kultmentalität der Vestalen,
- Mönchsleben: Vorbild für Kleriker,
- Jungfräulichkeitsideal des Mittelalters,
- Zölibatsgesetz,
Sinngebung für das Zölibat auf dem Konzil von Trient: Alttestamentlicher Reinheitskult,
Neue Sinnfindung für den Zölibat: Um des Himmelreiches willen passend zum Priesterbild „Lumen gentium“.
Zunächst ist die Bedeutungsverschiebung der jeweiligen Begriffe zu beachten, woran die soziale Entwicklung im Bereich der katholischen Kirche erkennbar ist.
Ganz besonders der Zölibat erfuhr eine Umdeutung von der Kultideologie hin zur religiös-ethischen Ideologie. Spiritualität und Psyche sowie sozialer Bezug wurden bedacht und in die neuen Vorstellungen von Priesterausbildung eingebracht.
(s.“ Dekret für die Priesterausbildung“).
Dies alles vereinigt sich in dem neuen Kirchenbild des „Lumen gentium“[vi], das unter dem Motto: Kirche soll wieder zum „Licht der Völker“ werden, den Entscheidungen des II.Vatikanischen Konzils zugrunde lag. Auch die neuen Erziehungsziele für Priesteramtskandidaten gehen darauf zurück.
Art.9 des Dekrets über die Priesterausbildung stellt dar, zu welchem Selbstverständnis Priester finden sollen, und Art.10 ergänzt das ehrwürdige Bild mit Erklärungen zur gebührenden Keuschheit, dem priesterlichen Zölibat.
Das Bild zeichnet einen nach den religiös-ethischen Vorstellungen katholischer Ideologie vollkommenen Menschen, der eben diesen Vorstellungen vom Reich Gottes bereits auf Erden genügen soll. Der Zölibatär wird zum „Lumen Vitae“, zum „lebendigen Licht“, der göttlichen Verkörperung, an dem die Gläubigen sich entzünden sollen. Das strahlende Menschenbild vor dem Hintergrund der Entsagung aller irdischer Lust in der Hinwendung zu Christus und vollkommenen Hingabe an Christus, fähig gleichwohl zur Liebe für alle Menschen gleichermaßen, entspricht dem Bedürfnis des Menschen nach vollkommener Harmonie und Gleichklang.
Wie gefährlich aber dieses Ideal ist, zeigte mir eine Predigt des Kardinals Meisner, Erzbischof zu Köln, die er bei einer Priesterweihe hielt. Er verkündete den zu weihenden Priesterkandidaten, dass sie forthin als Mittler zwischen Gott und den Menschen seinserhöht und daher sich nicht mehr mit einer Frau verbinden könnten, also nie mehr eine Ehe eingehen könnten. Er bezeichnete sie als seine „Engel“, die man nicht in Versuchung führen dürfe. Der Zölibat spielt bei dieser „Seinserhöhung“ die zentrale Rolle.
Hier wird die Askese, die auf Zeit betrieben, den Menschen zu sich selbst zurückführen kann, zum Aberglauben umfunktioniert.
Reife Menschen, die sich entschließen im Geistigen Erfüllung zu suchen, können sicherlich ihre körperlichen Bedürfnisse sublimieren, aber junge von den wichtigen Erfahrungen, die zur Persönlichkeitsbildung notwendig sind, abzuschneiden, das kann nur Neurotiker hervorbringen.
Außerdem, sollte ein solches Wesen, wie es nach diesem Bild gefordert wird, einem außerordentlich charismatischen Menschen zu eigen sein, dann wird dieser sicherlich kritisch und freigeistig denken und handeln und keinem Menschen, auch nicht dem Papst, „in demütiger kindlicher Liebe“ und „im Geist der Selbstverleugnung“ ergeben sein (Dekret zur Erziehung der Alumnen, Art.9), wie gesagt, eben von reifer und durchsetzungsfähiger Persönlichkeit.
Die Wirklichkeit, die wir momentan fast täglich den Medien entnehmen können, verweist das Priestertum als ‘nobles Zeichen‚ einer himmlischen Welt, das den Zölibat benötigt, weil diese kommende Welt keine Geschlechtlichkeit mehr kennt, in die Welt der Träume.
Es ist nun mal nicht zu leugnen, dass Priester aller Zeiten an diesen Anforderungen gescheitert sind und die ihnen anerzogenen Schuldkriterien sie oft genug in die seelische Krankheit führten.
Daher ist die Ermahnung des jetzigen Papstes Johannes Paul II., noch rigorosere Auswahl unter den Priesteramtskandidaten zu treffen (s. Zeitungsartikel aus der Illustrierten „Weltbild“ 6/95), die wohl als gestrenge Antwort auf das Rütteln des Kirchenvolkes am „ehrwürdigen Zölibatsthron“ zu verstehen ist, als ein verzweifeltes Festhalten an einem Priesterverständnis, das im eigentlichen hinter die Neubegrifflichkeit dessen des II. Vatikanums zurückfällt zu deuten.
Kirche bedenke, dass dem Auftrag Christi zur Verkündigung der Frohen Botschaft durch den Priestermangel längst nicht mehr Genüge geleistet werden kann. Dieser Papst und seine Verantwortlichen aber sind der Meinung und setzen das öffentlich zum Maßstab: „Es ist besser man habe wenige geeignete als viele, aber für menschliche Schwächen anfällige Kandidaten“. (s. o .a. Zeitungsausschnitt)
Das bringt mit sich, dass die Eignung zum Priester wiederum ganz vom ursprünglich charismatischen Verkünder des Evangeliums verschoben wird auf die Eignung zum zölibatären Leben, wie vor dem II. Vatikanischen Konzil. Weiter zu bedenken ist dabei aber auch, was für ein Priestertum das sein wird, das nach exakter Ausbildung und gründlicher Vorbereitung auf die aktuelle Problematik in den Gemeinden (Artikel WZ 7/95) auf die Schwächen menschlichen Daseins trifft (sprich Seelsorge), die es sich selbst nie zugestand (Papst: Sie dürfen nicht anfällig für menschlichen Schwächen sein). So verliert die Kirche das ‘Menschliche’, das der Ausdruck ihrer göttlichen Herkunft wäre. Nächstenliebe wird institutionalisiert (ohne Liebe), d.h. Zuhören ohne persönliche Teilnahme, Hilfe ohne Herz, eben Institution.
‘Lumen gentium’?
4.2 „Professio fidei“
Um klarzumachen, mit welchen Methoden die katholische Kirche ihre Geistlichen in einen Denk- und Handlungsrahmen zwingt, soll hier einmal über die „Professio fidei“ geschrieben werden.
1563 führte das Konzil von Trient für alle Priester ein Glaubensbekenntnis ein, die „Professio fidei“. Das Papier wurde 1870 ergänzt durch Definitionen des I. Vatikanischen Konzils. 1910 erweiterte die Kirchenführung es durch den sog. „Antimodernisteneid“. Dieser Eid forderte von allen Amtsträgern der Kirche u.a. auch die Ablehnung demokratischer Gesellschaftsstrukturen, eine politisch verhängnisvolle Maßnahme. Eine weitere Neuformulierung fand dieses Glaubensbekenntnis nach dem II. Vatikanischen Konzil. Was aber an dieser Stelle besonders erwähnenswert ist, ist eine Hinzufügung aus dem Jahre 1989. Es handelt sich um einen Treueeid auf die kirchliche Disziplin im Allgemeinen und auf die kodifizierten Kirchengesetze im Besonderen. Wörtlich heißt es:
„Entschieden umfange ich auch und halte fest alles und jedes, was in Bezug auf die Glaubens- und Sittenlehre von ihr (der Kirche) endgültig (definitiv) vorgelegt wird“.
Dieser bedeutende Satz wurde am 25. Februar 1989 im L’Osservatore Romaneo auf Seite 7 sehr unauffällig in einem von zwei Dokumenten veröffentlicht, die genau betrachtet brisanter sind als das meiste, was bisher an römischen Papieren bekannt geworden ist. Die Texte, in lateinisch gehalten mit kurzer italienischer Vorbemerkung, führen zweierlei in der Kirche ein:
1. die neue Fassung der Professio fidei, des Versprechens, das alle abzulegen haben, die ein kirchliches Amt übernehmen und
2. die Formel eines vom selben Personenkreis künftig bei der Amtsübernahme zu leistenden kirchlichen „Treueeids“.
(Für die Bischöfe war bereits im Juli 1987 eine eigene Eidesformel in Kraft gesetzt worden.)
Alle künftigen Lehräußerungen und Dogmen, die sich vor allem auf Naturrechtstatbestände beziehen und nicht im eigentlichen Sinn zum „depositum fidei“, aber doch zum katholischen Verständnis von Mensch und Sittlichkeit gehören, werden davon erfasst.
Dieser unglaubliche Tatbestand trägt nicht die Handschrift des II. Vatikanischen Konzils mit Papst Paul VI. und rund 2.500 Konzilsvätern, sondern des Papstes Johannes Paul II., 22 Jahre nach dem Konzil! Unfassbar missachtet hier ein Papst das Wort Jesu: “...Ich aber sage euch: Ihr sollt überhaupt nicht schwören“ (Mat. 5,34 ff).
4.3 Frohbotschaft oder Drohbotschaft ?
Die Jesuanische Lehre wurde im Wesentlichen durch zweierlei verfälscht, durch die alttestamentarische und die antike Opfertheologie sowie durch die Reinheitsideologie. Diese Verfälschung liegt noch immer wesentlich dem katholischen Weltbild bzw. der katholischen Theologie zugrunde.
Die Jesuanische Lehre wird philosophisch als „Liebeskommunismus“ bezeichnet. Es handelt sich jedoch um keine echte Philosophie, d.h. Jesus konstruierte keine Gedankengebäude, sondern vermittelte seine Lehre durch Sprachbilder (Gleichnisse), Predigten, entsprechendes Handeln und konsequente Lebenshaltung bis in den Tod. Jesus ging, so kann man sagen, von einem Basisgedanken aus: Die Jesuanische Lehre gründet auf der alles beinhaltenden Wahrheit:
Gott ist Liebe
Liebe erzeugt Leben, ist Leben in jeglicher Hinsicht. Liebe ist die Kraft des Lebens, die göttliche Eigenschaft an sich. Jesus wollte keine gebückten, zu ewigen Schuldgefühlen verdammten Menschen, sondern davon gerade wollte er befreien.
Jesus machte den Menschen klar, dass der Mensch fähig sein kann zu einer Liebe, die ihn „heilig“[vii] macht, wenn er in Rückbindung an Gott, durch ihn, in ihm und mit ihm lebt und davon beseelt ist. Jesus meint und vermittelt Geborgenheit, die Sicherheit findet in Gott. Es geht um inniges Beseeltsein, um tiefes Urvertrauen, das frei macht von der Lebensangst. Der großen angeborenen Furcht, die unser Leben in Abhängigkeit von den Naturgewalten und anderen Menschen, durchzieht, die zwar lebenserhaltende Angst ist, letztendlich aber durch unsere Todesgewissheit bestimmt wird. Jesus weiß, dass der Tod nicht das Ende unseres wahren Lebens ist und klärt uns auf, den Tod nicht zu fürchten. Denn die Liebe Gottes überwindet den Tod. Das hat er uns mit seinem Tod am Kreuz und durch seine Auferstehung demonstriert. In diesem Sinne ist Jesus gekommen, das Gesetz (Mosaisches Gesetz) zu erfüllen.
[...]
[1] Mainz, den 21.März 1998: Ausschnitt aus dem Übereinkommen des Arbeitskreises Theologie, gerichtet an das Bundesteam von „Wir sind Kirche“ Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Dipl.Soz.päd. Antje-Marianne Di Bella (Autor:in), 2007, Auf den Punkt gebracht - Was die katholische Welt im Innersten zusammenhält, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87195
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