Anlegern, denen das Risiko einer Direktanlage in Wertpapiere oder anderen Anlageformen zu groß ist, oder denen es der Zeit ermangelt, ein privates Portfolio zu strukturieren und dauerhaft zu betreuen, das den Prinzipien der Portfoliotheorie genügt, können sich dennoch durch den Erwerb von Fondsanteilen an der Börse engagieren. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen von Anlegern gerecht zu werden, bieten die Investmenthäuser unterschiedliche Arten von Fonds an. Eine besondere Stellung nehmen so genannte „Ethikfonds“ ein, für die in den letzten Jahren ein stark wachsendes Interesse – sowohl in der Wissenschaft, als auch in der Praxis – zu beobachten war. Doch erst seit wenigen Jahren findet tatsächlich eine wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema Ethikfonds statt. Ethikfonds stellen insoweit eine besondere Form der Geldanlage dar, da Fragen nach dem richtigen moralischen Handeln mit Beachtung finden. Dies zeigt sich in der Praxis überwiegend durch eine ethisch orientierte Wertpapierselektion. Allerdings ist bis heute nicht eindeutig definiert, was unter Ethikfonds genau zu subsumieren ist. Während ethische Geldanlagen im angloamerikanischen Raum eine lange Tradition zurück blicken können, sind sie am deutschen Kapitalmarkt noch ein relativ junges Phänomen. Will man den Mangel an wissenschaftlicher Literatur über Ethikfonds erklären, so scheint dabei die Dominanz des neoklassischen Gleichgewichtsmodells eine große Rolle zu spielen. Denn unter der neo-klassischen Annahme, die ihren Ausdruck im Kapitalmarktmodell findet, dürfte es aufgrund des Rationalitätspostulats zu keiner Berücksichtigung von außerökonomischen Komponenten bei der Bewertung von Anlagefazilitäten kommen. Nimmt man von der herkömmlichen Prämisse des rationalen Anlegers aber Abstand, so stellt sich die Frage, wie und welche Informationen am Kapitalmarkt verarbeitet werden und welche Konsequenzen sich hieraus für Forschung und Praxis ergeben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Gang der Untersuchung
- Grundlagen der Ethikfonds
- Definition und Begriffsklärung
- Überblick über die Entwicklung
- Geschichtliche Entwicklung
- Gegenwärtige Marktsituation
- Markttrends
- Fundierung moralischer Motive
- Legitimation der Börsen als Plattform für ethisches Handeln
- Legitimation der Berücksichtigung einer Ethikdimension
- Aus moralischen Motiven abgeleitete Ethikkonzeptionen
- Deontologische Ethikkonzeption
- Teleologische Ethikkonzeption
- Methoden, Problemstellungen und Implikationen der Umsetzung
- Allgemeine Vorgehensweise
- Darstellung der Asset Allocation ethischer Anlagestrategien
- Vermeidungsstrategien
- Auswahlstrategien
- Aktivismusstrategien
- Problemstellungen bei der Umsetzung
- Performance und Ethik als Gegensatz
- Verschärftes Prinzipal-Agent-Problem
- Fehlende Transparenz
- Problem der Validation
- Varianz bei Bestimmung ethischer Unternehmen
- Implikationen auf das Unternehmensverhalten
- Performanceeffekt einer ethischen Wertpapierselektion
- Einführung in die Performanceanalyse bei Ethikfonds
- Hypothesenbildung und Begründung
- Empirische Überprüfung
- Vergleich von Matched Samples
- Vergleich von Indizes
- Vergleich von synthetisch gebildeten Portfolios
- Zusammenführung und kritische Würdigung
- Zusammenfassung, Schlussfolgerungen und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Phänomen der Ethikfonds mit dem Ziel, deren Fundierung, Verwirklichung und Performance zu untersuchen. Die Arbeit fokussiert auf die ethische Dimension des Anlageprozesses, die Herausforderungen bei der Umsetzung und die Auswirkungen auf die Performance von Ethikfonds.
- Ethische Aspekte in der Geldanlage
- Entwicklung und Marktsituation von Ethikfonds
- Methoden der ethischen Anlagestrategie
- Performanceanalyse von Ethikfonds
- Implikationen auf Unternehmensverhalten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Ethikfonds ein und beschreibt die Problemstellung sowie den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet die Grundlagen der Ethikfonds, indem es deren Definition und Begriffsklärung, die geschichtliche Entwicklung, die gegenwärtige Marktsituation und die Markttrends untersucht. Weiterhin werden die Fundierung moralischer Motive und die Ableitung ethischer Konzeptionen aus diesen Motiven beleuchtet. Kapitel 3 beschäftigt sich mit den Methoden, Problemstellungen und Implikationen der Umsetzung ethischer Anlagestrategien. Es werden die verschiedenen Methoden der Asset Allocation vorgestellt und die Herausforderungen bei der Umsetzung ethischer Kriterien in der Praxis analysiert. Kapitel 4 fokussiert auf den Performanceeffekt einer ethischen Wertpapierselektion und untersucht, ob sich eine ethische Geldanlage auf die Performance auswirkt. Dazu werden verschiedene empirische Methoden angewandt, um die Performance von Ethikfonds mit konventionellen Anlageformen zu vergleichen.
Schlüsselwörter
Ethikfonds, ethische Anlagestrategie, Asset Allocation, Vermeidungsstrategien, Auswahlstrategien, Aktivismusstrategien, Performanceanalyse, Matched Samples, Indizes, synthetisch gebildete Portfolios.
- Quote paper
- Christian Nitzl (Author), 2008, Ethikfonds. Fundierung, Verwirklichung und Performance, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86996