Zunächst möchte ich kurz in den Diskurs über den Begriff der Aufmerksamkeit einführen, um dann spezieller in die Aufmerksamkeitsökonomie Francks einzusteigen. Wie bereits erwähnt soll der Schwerpunkt der Arbeit auf dem Begriff der Moral liegen, den Franck zum Ende seiner theoretischen Ausführungen einführt, um das Modell noch mit einer ethischen Theorie des Zusammenlebens zu verbinden.
Franck versucht mit der Ökonomie der Selbstaufmerksamkeit die Probleme der Kapitalistischen Seite der Aufmerksamkeit aufzuheben und einen Weg aufzuzeigen, auf dem der mentale Kapitalismus seinen materiellen Gegenspieler überwinden und ihm seine Vorherrschaft nehmen kann.
Die Frage die sich stellt ist, ob das Konzept der Selbstaufmerksamkeit und das damit verbundene Handlungsideal der moralischen Eleganz das soziale Ungleichgewicht der Aufmerksamkeitsökonomie aufheben und zu einem entscheidenden Wertewandel führen kann, der dann zum Siegeszug der Ökonomie der Aufmerksamkeit führen kann.
Im Anschluss sollen Francks Überlegungen überprüft und in Bezug zu anderen Autoren noch einmal diskutiert werden. Begriff und Phänomen der Aufmerksamkeit weisen eine lange Reflexionsgeschichte auf, die sich von der antiken Rhetoriktradition bis ins das 19. und frühe 20. Jahrhundert erstreckt. Der Diskurs über die Aufmerksamkeit als ein bedeutender Faktor im Wirtschafts- und Mediensystem ist allerdings sehr neu und daher vor allem auch Gegenstand aktueller wissenschaftlicher Auseinandersetzungen.
Mittelpunkt der Auseinandersetzung ist die These, das menschliche Aufmerksamkeit zu den wertvollsten und zugleich knappsten kulturellen Ressourcen einer Gesellschaft zählt. „Jeden Tag wird menschliche Aufmerksamkeit mittels „Click-through-rates“, und „captureded-eyeballs“, durch „unique users“, Einschaltquoten, durch Auflagenzahlen und ähnliches gemessen. Radio, Fernsehen, Zeitungen, Zeitschriften, E-Mails, SMS, Bücher und Telefonanrufe kämpfen um die Aufmerksamkeit jedes einzelnen." Seitdem Aufmerksamkeit als knappe Ressource identifiziert wurde, dient sie zur gezielten Steuerung, Anziehung, Absorption und Bindung und ist dadurch mit einer kulturellen und auch zunehmenden ökonomischen Macht verbunden. Wie jede andere natürliche Ressource, lässt sich annehmen, dass Aufmerksamkeit in einer Gesellschaft gebraucht, verbraucht und ausgetauscht wird und als knappes Gut Marktmechanismen unterliegt, die sich mit bereits bestehenden Gütern vergleichen lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Thema
- Einleitung
- Einführung in die Ökonomie der Aufmerksamkeit Georg Francks
- Ökonomie der (Selbst-) Aufmerksamkeit
- Luxus der Selektivität und die Moralische Eleganz
- Das Herz
- Selbstaufmerksamkeit
- Schlussbetrachtungen
- Bibliografie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit Georg Francks Theorie der „Ökonomie der (Selbst-) Aufmerksamkeit“, die er in seinem Werk „Ökonomie der Aufmerksamkeit – Ein Entwurf“ (1999) entwickelt. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt dabei auf dem Konzept der Moral, das Franck in seinen Ausführungen einführt, um das Modell mit einer ethischen Theorie des Zusammenlebens zu verbinden.
- Einleitung des Begriffs der Aufmerksamkeit und Einbezug in den aktuellen Diskurs
- Detaillierte Betrachtung der Aufmerksamkeitsökonomie nach Georg Franck
- Analyse der Rolle der Moral im Kontext der Selbstaufmerksamkeit
- Diskussion der Frage, ob das Konzept der Selbstaufmerksamkeit soziale Ungleichgewichte überwinden kann
- Kritische Auseinandersetzung mit Francks Überlegungen im Vergleich zu anderen Autoren
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel beleuchtet die lange Reflexionsgeschichte des Begriffs der Aufmerksamkeit und stellt die These auf, dass menschliche Aufmerksamkeit in einer modernen Gesellschaft zu den wertvollsten und knappsten Ressourcen zählt.
- Einführung in die Ökonomie der Aufmerksamkeit Georg Francks: Dieses Kapitel stellt Francks Theorie vor, die die Ablösung der Geldökonomie durch die Aufmerksamkeitsökonomie postuliert. Die Aufmerksamkeit wird als Währung ökonomischer Austauschprozesse dargestellt, die sich auf verschiedene Bereiche der Kultur auswirkt.
- Ökonomie der (Selbst-) Aufmerksamkeit: Hier wird Francks Theorie auf makro- und mikroökonomischer Ebene skizziert. Die Aufmerksamkeit wird als Prozess der Informationsverarbeitung beschrieben, der durch die Flut an Informationen in der modernen Gesellschaft immer wichtiger wird.
- Luxus der Selektivität und die Moralische Eleganz: Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Selbstaufmerksamkeit im Kontext der Informationsüberlastung. Es wird argumentiert, dass eine bewusste Selektion der Informationen und ein ethisches Handlungsideal der „moralischen Eleganz“ notwendig sind, um die Herausforderungen der modernen Welt zu bewältigen.
- Das Herz: Das Herz wird als Metapher für die Selbstaufmerksamkeit verwendet. Es steht für die Fähigkeit, sich selbst zu beobachten, zu reflektieren und eigene Entscheidungen zu treffen.
- Selbstaufmerksamkeit: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Konzept der Selbstaufmerksamkeit und ihrer Bedeutung für die Gestaltung des eigenen Lebens in der modernen Gesellschaft. Die Selbstaufmerksamkeit wird als Mittel zur Selbststeuerung und Selbstverwirklichung dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Aufmerksamkeit, Ökonomie, Selbstaufmerksamkeit, Moral, Informationsgesellschaft, Medienkultur und den Diskurs um die Ablösung der Geldökonomie durch die Aufmerksamkeitsökonomie. Weitere wichtige Begriffe sind: Informationsüberlastung, Luxus der Selektivität, moralische Eleganz und das Herz als Metapher für die Selbstaufmerksamkeit.
- Quote paper
- Simon Siepermann (Author), 2004, Ökonomie der (Selbst-) Aufmerksamkeit - Aus der Perspektive der Moral nach Georg Franck, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86977