Die Figur des Teufels hat eine Vielzahl von Autoren der verschiedenen literarischen Gattungen in den letzten Jahrhunderten wie kaum eine andere inspiriert. Die älteste im europäischen Kulturkreis weithin bekannte Teufelsgeschichte ist im alttestamentlichen Buch Hiob überliefert. Das Motiv der Versuchung des Menschen durch den Teufel hat bis in die heutige Zeit nichts von seiner literarischen Faszination verloren, wobei das Thema im Laufe der Zeit immer wieder variiert wurde. Auch die drei für diese Hausarbeit ausgewählten Autoren haben sich mit diesem Thema eingehend in ihren Werken auseinandergesetzt. Johann Wolfgang von Goethe (mit seinem zweiteiligen Drama Faust) und Christopher Marlowe (mit Doctor Faustus) haben sich der Faustsage angenommen, während C. S. Lewis mit den Screwtape Letters in diesem Themenbereich keinem literarischen Vorbild explizit folgt. Um eine möglichst genaue Analyse vornehmen zu können und sich nicht in Nebenschauplätzen zu verlieren, werden die Teufelsfiguren in anderen Werken dieser Autoren nicht erwähnt. Die hier ausgewählten Werke stellen unzweifelhaft die deutlichste Auseinandersetzung der Autoren mit der Teufelsthematik dar; dabei darf natürlich nicht vergessen werden, dass diese Thematik bei aller Wichtigkeit nicht immer im Mittelpunkt der Werke stand.
Die Auswahl der drei Autoren geschah unter Berücksichtigung der Verknüpfungen zwischen den Werken: Goethe lernte Christopher Marlowes Drama zwar erst gegen Ende seiner Arbeiten am Faust kennen, greift aber auf den selben Grundstoff, die Volkssage von Dr. Johann Faust, zurück. Auf den ersten Blick scheint der Text von Lewis daneben ein wenig deplaziert, doch sei hier darauf verwiesen, dass Lewis in seiner Funktion als Literaturwissenschaftler die beiden anderen Texte bekannt waren. Hinzu kommt, dass die Texte drei verschiedenen kulturellen Epochen entstammen, die zwar zeitlich weit voneinander entfernt sind, aber durchaus miteinander in Beziehung stehen: die Renaissance bereitet der Aufklärung den Weg, die zu Zeiten Goethes ihren Weg nach Deutschland gefunden hat. Lewis schrieb die Screwtape Letters vor dem Hintergrund der Moderne, die die Aufklärung sowohl verinnerlicht als auch zum Teil überwunden hat.
Inhaltsverzeichnis
- Über das Thema, die Methode und die Intention dieser Arbeit
- Das Teufelsverständnis im Wandel der Zeit
- Der Einzug des Teufels in das jüdisch-christliche Weltbild
- Der Verkläger des Menschen im Alten Testament
- Der Herrscher der Dämonen und Widersacher Gottes im Neuen Testament
- Die Erweiterung des Teufelsbildes bis zu seiner endgültigen Ausgestaltung im Mittelalter
- Der Teufel im Verständnis der frühen Kirchenväter
- Die Umwandlung des hellen Morgensterns in den pferdefüßigen Teufel
- Die Umkehr zum allmählichen Abschied vom mittelalterlichen Teufelsbild
- Der Versuch des Protestantismus in der Renaissance, das Teufelsbild zu versachlichen
- Die Hinterfragung von Himmel und Hölle im Zuge der Aufklärung
- Die endgültige Abschaffung des Teufels in der Moderne
- Der Einzug des Teufels in das jüdisch-christliche Weltbild
- Das Wirken der Teufelsfiguren bei Marlowe, Goethe und Lewis
- Die Werke in kurzen Zusammenfassungen
- Marlowes Doctor Faustus
- Goethes Faust
- Lewis' Screwtape Letters
- Die unterschiedlichen Strategien der Teufelsgestalten
- Warum die Faustdramen getrennt von den Screwtape Letters erarbeitet werden
- Der Teufelspakt bei Marlowe und Goethe
- Ausgangslage
- Bundschluss
- Der Verlauf des Bundesverhältnisses
- Die endgültige Einlösung des Vertrags
- Der versteckte Versucher in Lewis' Screwtape Letters
- Ausgangslage
- Die Bemühungen Screwtapes und Wormwoods, die Seele des Opfers zu gewinnen
- Der Tod und seine Folgen
- Die vertikalen und horizontalen Beziehungen der Teufelsfiguren
- Das Verhältnis der Teufelsfiguren zu Gott
- Die Teufelsfiguren im Umgang mit den Menschen
- Das Selbstkonzept der Teufelsfiguren und ihre Position
- Realität und Gestalt der Hölle
- Die Werke in kurzen Zusammenfassungen
- Der unmittelbare Werkhintergrund
- Die Stellung des Werks innerhalb der Biographie und Schaffensgeschichte
- Christopher Marlowe und Doctor Faustus
- Der Faust im Leben und literarischen Schaffen Goethes
- C. S. Lewis und die Screwtape Letters
- Die Bedeutung der Religion im Leben der Autoren
- Christopher Marlowe unter dem Einfluss der Spaltung des westlichen Christentums
- Goethes umfangreiche Beschäftigung mit den religiösen Strömungen seiner Zeit
- Der lange Weg des C. S. Lewis zum christlichen Glauben
- Literarische und historische Hintergründe
- Das Buch Hiob und Goethes Faust
- Der zweite Weltkrieg und Lewis' Screwtape Letters
- Die Intentionen der Teufelsgeschichten
- Die Stellung des Werks innerhalb der Biographie und Schaffensgeschichte
- Zusammenfassung der Ergebnisse und abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Figur des Teufels in den Werken von Christopher Marlowe, Johann Wolfgang von Goethe und C. S. Lewis. Ziel ist es, die unterschiedlichen Strategien der Teufelsgestalten zu vergleichen, die vertikalen und horizontalen Beziehungen der Teufelsfiguren zu untersuchen und die jeweiligen Konzepte von Hölle und Teufel in den Werken zu erörtern.
- Das Teufelsverständnis im Wandel der Zeit
- Die Darstellung des Teufels in den ausgewählten Werken
- Die Beziehung der Teufelsfiguren zu Gott und den Menschen
- Der Einfluss des religiösen und historischen Kontextes auf die Figuren des Teufels
- Die Entwicklung des Teufelsbildes in der Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Intention der Arbeit und die methodischen Ansätze. Das zweite Kapitel beleuchtet das Teufelsverständnis im Wandel der Zeit, beginnend mit dem Einzug des Teufels in das jüdisch-christliche Weltbild, der Erweiterung des Teufelsbildes im Mittelalter und der allmählichen Umkehr zum Abschied vom mittelalterlichen Teufelsbild.
Im dritten Kapitel wird das Wirken der Teufelsfiguren in den Werken von Marlowe, Goethe und Lewis analysiert. Es werden die unterschiedlichen Strategien der Teufelsgestalten untersucht, die vertikalen und horizontalen Beziehungen der Figuren beleuchtet sowie die Konzepte von Hölle und Teufel in den Werken erörtert.
Kapitel vier befasst sich mit dem unmittelbaren Werkhintergrund, den Biographien und Schaffensgeschichten der Autoren, dem Einfluss der Religion auf ihre Werke sowie den literarischen und historischen Hintergründen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Figur des Teufels in der Literatur, dem Teufelsverständnis im Wandel der Zeit, den literarischen und historischen Hintergründen der Werke, der Gestaltung des Teufelsbildes in den Werken von Marlowe, Goethe und Lewis, den Beziehungen der Teufelsfiguren zu Gott und den Menschen, den Konzepten von Hölle und Teufel, sowie der Entwicklung des Teufelsbildes in der Literatur.
- Quote paper
- Jochen Kathöfer (Author), 2002, Teufelsgestalten bei Marlowe, Goethe und Lewis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8692