Heiligenlegenden - in der gegenwärtigen Form – sind teils über mehrere Jahrhunderte hin bestehende und veränderte Texte, welche die Lebensereignisse und Handlungen von heilig gesprochenen Personen darstellen. Nicht immer sind die Wege der Überlieferung gradlinig, die Übersetzungen korrekt und einheitlich – und für den heutigen Betrachter auf einfachem Wege nachvollziehbar.
Nach PRATSCH ist die Rekonstruktion der Entstehung der Heiligenviten, insbesondere bei denjenigen, die nicht bereits früh zur Aufnahme in eine Sammlung vorgesehen waren, sondern erst späterhin geschrieben wurden, nur schwerlich möglich. Zudem mögen die Fähigkeiten und Interessen des Schreibers und/oder möglicher Auftraggeber (zum Zweck der Legitimierung/dem Ziel der Heiligsprechung/die Vita als Mittel gegen das Vergessen/dem Ziel der Erbau-ung/der Mitteilung des eigenen Wissens, etc.) die inhaltliche Gestaltung tendenziös beeinflusst haben, wie auch propagandistische oder ideologische Zwecke für die Entstehung, Ausgestaltung, Umgestaltung oder Verbreitung einer Vita maßgeblich gewesen sein können.
Wie das Schaubild auf dem Deckblatt visuell andeutet, können Varianten von Heiligenlegenden: a) auf noch unbekannte Ursprungsversionen hinweisen, b) in den Ursprüngen bekannt sein und dann c) nach mehr oder weniger langer Tradierung plötzlich enden, modifiziert werden oder in der Ursprungsfassung weitergeführt werden. Die Legende erhält einen eigenen, abbildbaren "Stamm-baum" (Stemma), der für die Quellenbewertung und Quellenkritik, im Verständnis der Editionswissenschaft, einen hohen Stellenwert besitzt. Zum einen ermöglicht er die Rekonstruktion bestimmter Migrationswege der Legende, zum anderen bildet er eine bessere Übersicht der chronologischen Zuordnungsfähigkeit jeweils spezifischer Veränderungen der einzelnen Texte zu zeitgenössischen politischen, religiösen oder auch wirtschaftlichen Kontexten ab.
Ziel dieser Hausarbeit ist es, eine Übersicht über Bearbeitungs- und Überlieferungsformen der Heiligenlegende, wie auch deren Rezeption in der nicht-religiös intendierten Literatur nachzuvollziehen. Als Muster für die Genese und Evolution der Heiligenlegende, wurde die Vita des Alexius ausgewählt.
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Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Entstehung der Alexiuslegende im Frühmittelalter
- 2.1 Grundformen der Legende
- 2.2 Edessa, Rom ... Stationen der Verehrung und Migration der Heiligenlegende
- 3. Die Heiligenlegende vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit - Wesentliche Verbreitungsformen
- 3.1 Das Alexiuslied (AL)
- 3.2 Legenda Aurea (LA)
- 3.3 Gesta Romanorum (GR)
- 3.4 Acta Sanctorum (AASS), Analecta Bollandiana (AnBoll), u.a.
- 4. Zwischen Konstruktion und Rekonstruktion - Darstellung ausgewählter historischer Zusammenhänge und Personen in der Alexiuslegende
- 5. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit verfolgt das Ziel, die Genese und Entwicklung der Heiligenlegende am Beispiel der Alexiusvita nachzuvollziehen. Es soll ein Überblick über die Bearbeitungs- und Überlieferungsformen der Legende und deren Rezeption in nicht-religiöser Literatur gegeben werden. Die Arbeit untersucht die Entwicklung des Legendenstoffes und die Darstellung der Bearbeitungsformen über die Jahrhunderte hinweg.
- Entwicklung der Alexiuslegende über die Jahrhunderte
- Verbreitung und Rezeption der Legende in verschiedenen literarischen Formen
- Markante inhaltliche Umformungen und Wesensmerkmale der Legende
- Historische Eckdaten und Zusammenhänge im Kontext der Legende
- Die Herausforderungen der Quellenkritik und -bewertung bei der Rekonstruktion der Legendenentstehung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Heiligenlegenden ein und beschreibt die Herausforderungen ihrer Rekonstruktion aufgrund von veränderten und über Jahrhunderte tradierten Texten. Sie betont die Schwierigkeiten, die Entstehung von Heiligenviten nachzuvollziehen, besonders wenn diese nicht frühzeitig in Sammlungen aufgenommen wurden. Die Arbeit der Autorin fokussiert sich auf die Alexiuslegende als Fallbeispiel und hebt die Bedeutung der Quellenkritik und -bewertung für das Verständnis ihrer Entwicklung hervor.
2. Die Entstehung der Alexiuslegende im Frühmittelalter: Dieses Kapitel untersucht die frühen Formen der Alexiuslegende und ihre Verbreitung. Es beleuchtet die verschiedenen Stationen der Verehrung und die Migration der Legende, von ihren Ursprüngen bis zu ihrer Verbreitung im frühen Mittelalter. Die Analyse konzentriert sich auf die Grundformen der Legende und ihren Weg durch verschiedene Kulturen und Regionen, unter Berücksichtigung von Übersetzungen und Adaptionen.
3. Die Heiligenlegende vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit - Wesentliche Verbreitungsformen: Dieses Kapitel analysiert die wichtigsten Verbreitungsformen der Alexiuslegende vom Hochmittelalter bis in die Neuzeit. Es befasst sich eingehend mit dem Alexiuslied, der Legenda Aurea, den Gesta Romanorum und weiteren Werken, die die Legende aufnahmen und umgestalteten. Der Fokus liegt auf den inhaltlichen Veränderungen und der Anpassung der Legende an die jeweiligen zeitgenössischen kulturellen und religiösen Kontexte. Es werden die spezifischen Merkmale jeder Adaption und deren Einfluss auf die weitere Verbreitung und Rezeption der Legende detailliert untersucht.
4. Zwischen Konstruktion und Rekonstruktion - Darstellung ausgewählter historischer Zusammenhänge und Personen in der Alexiuslegende: Dieses Kapitel befasst sich mit der Analyse der Darstellung historischer Zusammenhänge und Personen innerhalb der Alexiuslegende. Es untersucht, wie die Legende historische Ereignisse und Personen konstruiert und rekonstruiert und welche Rolle diese Konstruktion für das Verständnis der Legende spielt. Die Analyse beleuchtet die verschiedenen Interpretationen und die unterschiedlichen Perspektiven auf die historischen Fakten, die in der Legende dargestellt werden.
Schlüsselwörter
Alexiuslegende, Heiligenvita, Legendenentstehung, Überlieferungsformen, Mittelalter, Hochmittelalter, Neuzeit, Legenda Aurea, Gesta Romanorum, Quellenkritik, Religiöse Literatur, Textanalyse, Bearbeitungsformen, Rezeption, Migrationswege.
Häufig gestellte Fragen zur Alexiuslegende
Was ist der Inhalt dieser Hausarbeit?
Diese Hausarbeit untersucht die Entstehung und Entwicklung der Alexiuslegende vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit. Sie beleuchtet die verschiedenen Überlieferungsformen, die Verbreitung in unterschiedlichen literarischen Werken (z.B. Alexiuslied, Legenda Aurea, Gesta Romanorum) und die Rezeption der Legende in verschiedenen Epochen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Quellenkritik und der Rekonstruktion historischer Zusammenhänge und Personen innerhalb der Legende.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Genese und Entwicklung der Heiligenlegende am Beispiel der Alexiusvita nachzuvollziehen. Es soll ein Überblick über die Bearbeitungs- und Überlieferungsformen der Legende und deren Rezeption in nicht-religiöser Literatur gegeben werden. Die Arbeit untersucht die Entwicklung des Legendenstoffes und die Darstellung der Bearbeitungsformen über die Jahrhunderte hinweg.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung der Alexiuslegende über die Jahrhunderte, ihre Verbreitung und Rezeption in verschiedenen literarischen Formen, markante inhaltliche Umformungen und Wesensmerkmale der Legende, historische Eckdaten und Zusammenhänge im Kontext der Legende sowie die Herausforderungen der Quellenkritik und -bewertung bei der Rekonstruktion der Legendenentstehung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Die Entstehung der Alexiuslegende im Frühmittelalter, Die Heiligenlegende vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit - Wesentliche Verbreitungsformen, Zwischen Konstruktion und Rekonstruktion - Darstellung ausgewählter historischer Zusammenhänge und Personen in der Alexiuslegende, und Zusammenfassung und Ausblick. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Entstehung, Entwicklung und Rezeption der Alexiuslegende.
Was wird im Kapitel "Entstehung der Alexiuslegende im Frühmittelalter" behandelt?
Dieses Kapitel untersucht die frühen Formen der Alexiuslegende und ihre Verbreitung. Es beleuchtet die verschiedenen Stationen der Verehrung und die Migration der Legende, von ihren Ursprüngen bis zu ihrer Verbreitung im frühen Mittelalter. Die Analyse konzentriert sich auf die Grundformen der Legende und ihren Weg durch verschiedene Kulturen und Regionen, unter Berücksichtigung von Übersetzungen und Adaptionen.
Was wird im Kapitel "Heiligenlegende vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit" behandelt?
Dieses Kapitel analysiert die wichtigsten Verbreitungsformen der Alexiuslegende vom Hochmittelalter bis in die Neuzeit. Es befasst sich eingehend mit dem Alexiuslied, der Legenda Aurea, den Gesta Romanorum und weiteren Werken, die die Legende aufnahmen und umgestalteten. Der Fokus liegt auf den inhaltlichen Veränderungen und der Anpassung der Legende an die jeweiligen zeitgenössischen kulturellen und religiösen Kontexte. Es werden die spezifischen Merkmale jeder Adaption und deren Einfluss auf die weitere Verbreitung und Rezeption der Legende detailliert untersucht.
Was wird im Kapitel "Konstruktion und Rekonstruktion" behandelt?
Dieses Kapitel befasst sich mit der Analyse der Darstellung historischer Zusammenhänge und Personen innerhalb der Alexiuslegende. Es untersucht, wie die Legende historische Ereignisse und Personen konstruiert und rekonstruiert und welche Rolle diese Konstruktion für das Verständnis der Legende spielt. Die Analyse beleuchtet die verschiedenen Interpretationen und die unterschiedlichen Perspektiven auf die historischen Fakten, die in der Legende dargestellt werden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Alexiuslegende, Heiligenvita, Legendenentstehung, Überlieferungsformen, Mittelalter, Hochmittelalter, Neuzeit, Legenda Aurea, Gesta Romanorum, Quellenkritik, Religiöse Literatur, Textanalyse, Bearbeitungsformen, Rezeption, Migrationswege.
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- Marion Röbkes (Author), 2007, Genese und Entwicklung der Heiligenlegende - Am Beispiel der Alexiusvita, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86919