Einleitung / Fragestellung(en):
El Pais und die spanische Demokratie – eine symbiotische Verbindung -
„Zur Zeit seiner Gründung hat El Pais das demokratische Niveau der spanischen Gesamtbevölkerung bei weitem übertroffen“ – in diesem Satz fasste der Medienredakteur Axel Veiel im Mai 2001, ein Vierteljahrhundert nach Gründung der auflagenstärksten Zeitung der iberischen Halbinsel, deren historische Bedeutung in dem Artikel „El Pais wird 25 – Der Spiegel der spanischen Seele“ zusammen. Tatsächlich hatte sich El Pais gleich in seiner ersten Ausgabe vom 04.05.1976, mit der ideologischen Titelschlagzeile: „El reconocimiento de los partidos políticos, condición esencial para la integración en Europa.“ , für eine durch Meinungspluralismus gekennzeichnete Demokratie Spaniens und für dessen Integration in ein vereintes Europa ausgesprochen. Und das nicht mal ein halbes Jahr nach dem Tod des langjährigen spanischen Diktators General Franco.
Nach mehr als 40 Jahren Militärdiktatur, welche sich unter anderem in einer zumeist rigorosen Pressezensur ausdrückte, ist diese Schlagzeile selbst mit dem heutigen historischen Abstand als äußerst ambitioniert zu bewerten. Im realpolitischen Kontext des damaligen Spaniens, welches sich in den späteren 70’er Jahren erst am Anfang der „transición“, dem Übergang von der Dikatur zur Demokratie, befand, und wirtschaftlich gesehen ein großflächiger Agrarstaat auf der europäischen Landkarte war, nimmt dieses Programm beinahe revolutionäre Züge an. Das eigentlich Erstaunliche aber an den Anfangsjahren von El Pais ist die ausgeprägte Kongruenz von Anspruch und Wirklichkeit: So erfüllte sich das manifestierte Leitbild der Tageszeitung auch realpolitisch und zwar mit der am 31.10.1978 verabschiedeten „Constitución“ und einige Jahre später mit dem Beitritt Spaniens in die europäische Gemeinschaft am 12.06.1985. El Pais wird in dieser von inneren politischen Grabenkämpfen geprägten Zeit zum Symbol des Wandels , zum Ausdruck einer sich neu erschaffenden Identität. Manuel Vicent schrieb anläßlich des 20. Geburtstages der unabhängigen Tageszeitung:
„Los progresistas llevaban El País bajo el brazo. Era un guiño ideológico, una señal para reconocer a los tuyos al pie del quiosco, en las cafeterías, en el autobús [...]. En aquel momento los jóvenes rebeldes llevaban El País hasta los lugares de batalla. El periódico era arrollado junto con sus lectores cuando los caballos de policía irrumpían en las cafeterías de Moncloa persiguiendo a los manifestantes.“
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung / Fragestellung(en): El Pais und die spanische Demokratie - eine symbiotische Verbindung?!
- 2. „Los progresistas llevaban El País bajo el brazo…“
- 3. Mediums als bloßer Reflektor der politisch-gesellschaftlichen Situation
- 4. Schaubilder, Grafiken, Fotos und Diagramme sowie Aufsätze aus dem Internet
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen der spanischen Tageszeitung El País und der jungen spanischen Demokratie nach dem Franco-Regime. Die Zielsetzung besteht darin, die Rolle von El País im gesellschaftlichen und politischen Wandel Spaniens zu analysieren und zu bewerten, insbesondere in Bezug auf die Frage, ob El País lediglich die Entwicklungen widerspiegelte oder aktiv mitgestaltete.
- El País' Rolle im Übergang von der Diktatur zur Demokratie
- Der Einfluss von El País auf die öffentliche Meinung in Spanien
- Die Entwicklung der spanischen Medienlandschaft nach Franco
- Das Verhältnis von El País zur Politik und Regierung
- Das Selbstverständnis von El País als „Mucho más que un periódico“
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung / Fragestellung(en): El Pais und die spanische Demokratie - eine symbiotische Verbindung?!: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der symbiotischen Beziehung zwischen El País und der spanischen Demokratie. Sie verweist auf die ambitionierte ideologisch geprägte erste Ausgabe der Zeitung kurz nach Francos Tod und deren bemerkenswerte Übereinstimmung mit der späteren Entwicklung Spaniens hin zu einer demokratischen Verfassung und dem Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft. Die Einleitung antizipiert die Auseinandersetzung mit der Frage, ob El País lediglich die gesellschaftlichen Veränderungen widerspiegelte oder aktiv mitgestaltete und somit eine prägende Rolle im politischen Wandel spielte.
2. „Los progresistas llevaban El País bajo el brazo…“: Dieses Kapitel analysiert die Etablierung von El País in der spanischen Gesellschaft als politisch-gesellschaftliches Gegenprogramm zum Franquismus. Es beleuchtet, wie die Zeitung in ihren Anfangsjahren eine Führungsrolle in der spanischen Presse einnahm und als aktives Politikum fungierte, indem sie die Demokratisierung aktiv vorantrieb. Zitate von Manuel Vicent illustrieren die enge Verknüpfung zwischen El País und den progressiven Kräften der Gesellschaft, sogar bis hin zu physischen Konfrontationen mit den Sicherheitskräften.
3. Mediums als bloßer Reflektor der politisch-gesellschaftlichen Situation: Das Kapitel hinterfragt die Rolle von El País als bloßer Spiegel der politischen und gesellschaftlichen Situation Spaniens. Es stellt die Frage nach dem Einfluss amerikanisch/westeuropäischer Kommunikationswissenschaften auf die Analyse und diskutiert die Rolle des Journalisten im Kontext der "Transición". Es wird hinterfragt, ob El País "nur" als Plattform für die öffentliche Diskussion fungierte oder ob es als eine Art "vierte Gewalt" (cuarto poder) agierte, noch bevor sich die anderen drei Staatsgewalten vollends etabliert hatten. Die Klärung dieser Frage wird als schwierig eingeschätzt, da divergierende Meinungen existieren.
4. Schaubilder, Grafiken, Fotos und Diagramme sowie Aufsätze aus dem Internet: Dieses Kapitel beschreibt die Methodik der Arbeit. Es erläutert die chronologische Vorgehensweise, angelehnt an ein Vier-Phasen-Modell der spanischen Medienlandschaft nach Franco, das der Autor jedoch an die spezifische Geschichte von El País anpasst. Die erste Phase, die die Gründung von El País umfasst, wird als die wichtigste Phase betrachtet, da El País in dieser Zeit die Grundlagen für seine Ideologie, Reputation und seinen wirtschaftlichen Erfolg legte. Der Putschversuch von Antonio Tejero und die Reaktion von El País werden als prägendes Ereignis hervorgehoben.
Schlüsselwörter
El País, Spanische Demokratie, Franco-Diktatur, Transición, Medienlandschaft, politische Kommunikation, Journalismus, Meinungsbildung, PRISA, "cuarto poder", demokratischer Wandel.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: El País und die spanische Demokratie
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen der spanischen Tageszeitung El País und der jungen spanischen Demokratie nach dem Franco-Regime. Sie analysiert die Rolle von El País im gesellschaftlichen und politischen Wandel Spaniens und bewertet, ob El País lediglich die Entwicklungen widerspiegelte oder aktiv mitgestaltete.
Welche Fragen werden in der Arbeit behandelt?
Die zentrale Forschungsfrage ist, ob eine symbiotische Beziehung zwischen El País und der spanischen Demokratie bestand. Die Arbeit untersucht El País' Rolle im Übergang von der Diktatur zur Demokratie, den Einfluss auf die öffentliche Meinung, die Entwicklung der spanischen Medienlandschaft nach Franco, das Verhältnis zur Politik und Regierung, und das Selbstverständnis von El País als „Mucho más que un periódico“.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: 1. Einleitung/Fragestellung(en), 2. „Los progresistas llevaban El País bajo el brazo…“, 3. Mediums als bloßer Reflektor der politisch-gesellschaftlichen Situation, und 4. Schaubilder, Grafiken, Fotos und Diagramme sowie Aufsätze aus dem Internet. Kapitel 1 stellt die Forschungsfrage vor. Kapitel 2 analysiert die Etablierung von El País als politisch-gesellschaftliches Gegenprogramm zum Franquismus. Kapitel 3 hinterfragt El País' Rolle als bloßer Spiegel der politischen Situation. Kapitel 4 beschreibt die Methodik der Arbeit.
Wie wird die Rolle von El País im politischen Wandel bewertet?
Die Arbeit untersucht, ob El País die Demokratisierung aktiv vorantrieb und eine Führungsrolle in der spanischen Presse einnahm, oder ob es lediglich die gesellschaftlichen Veränderungen widerspiegelte. Es wird diskutiert, ob El País als "vierte Gewalt" (cuarto poder) agierte. Die Klärung dieser Frage wird als schwierig eingeschätzt, da divergierende Meinungen existieren.
Welche Methodik wird in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit verwendet eine chronologische Vorgehensweise, angelehnt an ein Vier-Phasen-Modell der spanischen Medienlandschaft nach Franco, das an die spezifische Geschichte von El País angepasst wird. Die Gründungsphase von El País wird als wichtigste Phase betrachtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: El País, Spanische Demokratie, Franco-Diktatur, Transición, Medienlandschaft, politische Kommunikation, Journalismus, Meinungsbildung, PRISA, "cuarto poder", demokratischer Wandel.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf Zitate von Manuel Vicent und verwendet Schaubilder, Grafiken, Fotos und Diagramme sowie Aufsätze aus dem Internet. Die genauen Quellen werden im Haupttext der Arbeit detailliert ausgewiesen (in diesem Preview nicht enthalten).
- Quote paper
- Timo Gramer (Author), 2006, El Pais - viel mehr als nur eine Tageszeitung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86791