Aufgefallen sind mir die Träume im „Helmbrecht“, die lediglich 56 Verse einnehmen, durch ihre außergewöhnliche Position im Text. Der Meier Helmbrecht setzt sie als letztes Mittel in der Diskussion mit seinem Sohn ein, um diesen daran zu hindern den Hof zu verlassen, seinen Stand verbrecherisch zu übertreten und so nach dem Tod in der Hölle zu schmoren. Durch die Steigerung in der Argumentation des Meiers, deren Ende die Träume bilden, misst Wernher der Gartenære ihnen eine größere Überzeugungskraft zu, als dem davor stattfindenden Lehrgespräch und dem Angebot der Hofübernahme. Die Träume bilden den Höhepunkt der Argumentationsreihe, was ihnen eine besondere Bedeutung zukommen lässt und den heutigen Leser, zumindest aber mich, stutzig macht.
Für die mittelalterlichen Rezipienten deuteten die Träume die gesamte weitere Geschichte voraus. Ihr Vorwissen über spiegelnde Strafen, den Ordo-Gedanken und ihr fester Glaube an die Gerechtigkeit Gottes, ließen sie in den Träumen die Folgen für Helmbrechts Taten erkennen. In dieser Arbeit möchte ich herausarbeiten, welche Bedeutung die Träume für die Menschen im Mittelalter hatten, was die vier Träume des Meiers Helmbrecht aussagen und wie diese sich in der Geschichte erfüllen. Nach einigen allgemeinen Aussagen über Träume, gehe ich bei den vier Träumen des Meiers Helmbrecht chronologisch vor und vertiefe nach der jeweiligen Interpretation einige rechtliche und religiöse Thematiken des Traumes. Dabei stelle ich eine Verbindung zwischen Trauminhalt, Helmbrechts Verbrechen und den darauf folgenden Strafen her.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Träume
- Bedeutung und Funktion von Träumen im Mittelalter
- Die vier Träume im Helmbrecht
- Die ersten zwei Träume: Blendung und Verstümmlung
- Inhalt und Interpretation des ersten Traumes
- Inhalt und Interpretation des zweiten Traumes
- Die Verstöße gegen das 4. Gebot
- Gottes Strafe für die Verletzungen des 4. Gebots
- Spiegelnde Strafen
- Der dritte Traum: Superbia und Absturz Helmbrechts
- Inhalt und Interpretation des dritten Traumes
- Der Ordo-Gedanke im „Helmbrecht“
- Ordo - die göttliche Ordnung
- Helmbrechts Legitimationen für den Ständewechsel
- Helmbrecht, der „unechte“ Ritter
- Der 4. Traum: Tod durch Erhängen
- Inhalt und Interpretation des vierten Traumes
- Helmbrechts „weltliche“ Verbrechen
- Helmbrechts Todesstrafe
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Bedeutung der vier Träume im "Helmbrecht" von Wernher der Gartenære. Sie analysiert den Kontext der Träume im Mittelalter und untersucht ihre Funktion im Rahmen des Lehrgesprächs zwischen Meier Helmbrecht und seinem Sohn. Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung der Träume für die mittelalterlichen Rezipienten aufzuzeigen und ihre Rolle in der Geschichte Helmbrechts zu erforschen.
- Die Bedeutung von Träumen im Mittelalter
- Die Interpretation der vier Träume des Meier Helmbrecht
- Die Verbindung zwischen Trauminhalt, Helmbrechts Verbrechen und den darauf folgenden Strafen
- Der Ordo-Gedanke und seine Bedeutung für die Geschichte Helmbrechts
- Die Rolle von Träumen als prophetische Elemente in der mittelalterlichen Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung legt den Fokus auf die besondere Position der Träume im Text "Helmbrecht" und stellt die zentrale Frage nach ihrer Bedeutung und Funktion im Werk. Im zweiten Kapitel wird die Entwicklung der Traumtheorie und die Bedeutung von Träumen im Mittelalter beleuchtet, wobei insbesondere auf die verschiedenen Arten und Interpretationen von Träumen eingegangen wird.
Die Kapitel 3 und 4 analysieren die ersten drei Träume des Meier Helmbrecht, wobei jeweils Inhalt und Interpretation der Träume im Mittelpunkt stehen. In diesem Kontext werden auch die Verstöße Helmbrechts gegen das vierte Gebot und die daraus resultierenden göttlichen Strafen untersucht.
Das Kapitel 5 befasst sich mit dem vierten Traum des Meier Helmbrecht, wobei die Verbindung zwischen Helmbrechts Verbrechen und seiner Todesstrafe im Vordergrund steht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen des Mittelalters, darunter Träume, Traumdeutung, Strafen, Ordo-Gedanke, göttliche Ordnung und die Geschichte Helmbrechts im Kontext seiner Verbrechen.
- Quote paper
- Katrin Grebing (Author), 2005, Die vier Träume im "Helmbrecht" - Interpretation, Bedeutung und Erfüllung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86749