Die vorliegende Arbeit basiert auf der Idee, dass in langfristiger Perspektive die touristische Nutzung von Schutzgebieten kontinuierlich und letztlich erheblich ansteigen wird. Daraus folgt für das Management von Schutzgebieten, dass in Zukunft eine Begrenzung der Besucherzahlen unumgänglich werden wird.
Die Arbeit behandelt demnach die Frage, wie unter ökologischen Gesichtspunkten eine maximale Besucherzahl für ein Gebiet ermittelt, bzw. die Höhe einer Besucherbegrenzung festgesetzt werden kann.
Dabei werden zur Beantwortung dieser Frage drei unterschiedliche Ansatzpunkte verfolgt. Zum einen wird der gegenwärtige Stand der Tragfähigkeitsforschung auf mögliche Methoden und Ansätze zur Bestimmung einer maximalen Besucherzahl hin untersucht. Zum anderen werden Erkenntnisse der recreation ecology, insbesondere zum Zusammenhang zwischen Besucherzahl und auftretender ökologischer Belastung, benutzt, um aus der Definition von Belastungsgrenzen die Grenzen der touristischen Nutzung abzuleiten. Drittens werden vorhandene Konzepte zur Begrenzung der Besucherzahl auf die dabei verwendeten Methoden untersucht, um so erfolgreiche Vorgehensweisen und mögliche Richtwerte für Besucherbegrenzungen zu erhalten.
Die Festsetzung der maximalen Besucherzahl ist als eine Entscheidung in einem durch Unsicherheit geprägten System zu verstehen. Aus diesem Ergebnis der vorgehenden Analyse wurden verschiedene Kriterien für eine angemessene Vorgehensweise zur Beantwortung der Frage abgeleitet. Diesen Erkenntnissen wurde in der Durchführung von zwei Fallstudien Rechnung getragen. Beide Fallstudien verdeutlichen, dass die Festsetzung der Höhe einer Besucherbegrenzung ein heikles Thema ist, welches in einem Feld verschiedener, widerstrebender Ansprüche und Erwartungen stattfindet.
Die vorliegende Arbeit bietet durch ihre theoretischen Ergebnisse einen Ansatz zur Entwicklung weiterer Methoden der Tragfähigkeitsermittlung. Mit der konkret vorgeschlagenen und in einer Fallstudie angewandten Methode, stellt sie ein Werkzeug für alle Verantwortlichen in Schutzgebieten bereit, die vor dem Problem stehen, die Höhe einer Besucherbegrenzung festsetzen zu müssen.
Inhaltsverzeichnis
- TEIL I – PROBLEMSTELLUNG & METHODIK
- 1. Einführung
- 1.1 Tourismus und Schutzgebiete
- 1.2 Die zukünftige Entwicklung in Schutzgebieten als Ausgangspunkt der Arbeit - Ein Szenario
- 2. Aufgabenstellung & Zielsetzung
- 2.1 Handlungsbedarf & Fragestellung
- 2.2 Ziel der Arbeit
- 2.3 Schwerpunkte & Eingrenzung der Fragestellung
- 2.3.1 Zum Begriff der Belastung
- 2.3.2 Zum Begriff des Grenzwertes
- 2.3.3 Zur Anwendung des Instruments
- 3. Vorgehensweise
- 3.1 Nutzung von Methoden der Tragfähigkeitsforschung
- 3.2 Nutzung von Erkenntnissen der recreation ecology
- 3.3 Analyse vorhandener Besucherbegrenzungskonzepte
- 3.4 Anwendung der gewonnenen Erkenntnisse in Fallstudien
- TEIL II – LITERATURANALYSE & EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG
- 4. Besuchermanagement in Schutzgebieten – Eine Einführung
- 4.1 Aktuelle Entwicklungen im Besuchermanagement
- 4.1.1 Tendenzen in der Forschung
- 4.1.2 Trends und Themen in der Praxis des Besuchermanagements
- 4.2 Wortbedeutungen und Definitionen
- 4.2.1 Begriffe der Tourismusforschung
- 4.2.2 Begriffe des Schutzgebietsmanagements
- 4.2.3 Begriffe der Tragfähigkeitsforschung
- 4.2.4 Begriffe der recreation ecology
- 4.2.5 Begriffe der Grenzwertforschung
- 5. Die Tragfähigkeitsforschung als Managementansatz
- 5.1 Die Entstehung der Tragfähigkeitsforschung
- 5.2 Das Tragfähigkeitskonzept im Kontext von Erholung, Tourismus und Naturschutz
- 5.2.1 Die Entwicklung der Tragfähigkeitsforschung in den USA
- 5.2.2 Die Entwicklung der Tragfähigkeitsforschung im deutschsprachigen Raum
- 5.2.3 Die Tragfähigkeitsforschung im aktuellen Diskurs - Themen und Erkenntnisse
- 5.3 Theoretische Methoden zur Bestimmung der Tragfähigkeit
- 5.3.1 Die Tragfähigkeitsbestimmung anhand von management frameworks
- 5.3.2 Tragfähigkeitsbestimmung nach verschiedenen Autoren
- 5.3.3 Bewertung und Diskussion der vorgestellten Methoden
- 5.4 Resümee
- 6. Recreation ecology als zentraler Teil der Tragfähigkeitsbestimmung
- 6.1 Belastungen durch Sport und Tourismus
- 6.1.1 Arten der Belastung
- 6.1.2 Zur räumlichen Verteilung von Belastungen
- 6.2 Der Zusammenhang zwischen Nutzungsintensität und Belastungen
- 6.2.1 Auf den Zusammenhang wirkende Faktoren
- 6.2.2 Belastungen auf Boden und Vegetation
- 6.2.3 Gewässerbelastungen
- 6.2.4 Belastungen der Fauna
- 6.3 Die Empfindlichkeit als Baustein der Tragfähigkeitsbestimmung
- 6.3.1 Zur Empfindlichkeit von Pflanzen
- 6.3.2 Zur Empfindlichkeit von Tieren
- 6.4 Die Problematik der Grenzziehung bei Belastungsanalysen
- 6.4.1 Die Entwicklung von Grenzwerten
- 6.4.2 Grenzwerte im Kontext von Naturschutz & Erholung
- 6.5 Zur Übertragbarkeit von Erkenntnissen der recreation ecology
- 6.6 Resümee
- 7. Besucherbegrenzungen als Managementinstrument
- 7.1 Grundlagen, Anpassungen & Wirkungen
- 7.1.1 Zur Diskussion um direkte und indirekte Managementinstrumente
- 7.1.2 Die Anwendung von Besucherbegrenzungen als ‚Letzter Ausweg’
- 7.1.3 Zur Anpassung von Besucherbegrenzungen
- 7.1.4 Zur Umsetzung von Besucherbegrenzungen
- 7.1.5 Effizienz, Effektivität und Akzeptanz von Besucherbegrenzungen
- 7.2 Die Praxis der Besucherbegrenzung in der Literatur
- 7.2.1 Zur Illusion der Kausalität in monitoringbasierten Ansätzen
- 7.2.2 Stark vereinfachende Methoden und die Ansprüche der Auftraggeber
- 7.2.3 Die gegenwärtige Praxis der Tragfähigkeitsbestimmung in der Kritik
- 7.3 Besucherbegrenzungen in europäischen Schutzgebieten – Eine Umfrage
- 7.3.1 Durchführung
- 7.3.2 Ergebnisse & Interpretation
- 7.4 Resümee
- 8. Zwischenfazit: Schlussfolgerungen für die Aufstellung einer Methodik
- 8.1 Zusammenfassung der Ergebnisse von Literaturauswertung und empirischer Untersuchung
- 8.2 Aufstellung einer eigenen Methodik
- 8.2.1 Die Entwicklung einer Herangehensweise an die Tragfähigkeitsbestimmung
- 8.2.2 Eine Methode zur Bestimmung der ökologischen Tragfähigkeit
- TEIL III - FALLSTUDIEN
- Müritz-Nationalpark, Deutschland
- 9. Einführung
- 9.1 Problemstellung
- 9.2 Ziel der Fallstudie
- 10. Grundlagen
- 10.1 Zum Untersuchungsgegenstand: Kanusport im Konfliktfeld zwischen Sport und Naturschutz
- 10.1.1 Potentielle Belastungen durch den Kanusport
- 10.1.2 Der Zusammenhang zwischen Nutzungsintensität und Belastungen
- 10.2 Zum Untersuchungsraum: Die Obere Havel im Müritz-Nationalpark
- 10.2.1 Naturräumliche Ausstattung
- 10.2.2 Touristische und kanusportliche Nutzung
- 11. Methodik
- 11.1 Naturwissenschaftliche Herangehensweise
- 11.2 Sozialwissenschaftliche Herangehensweise
- 11.2.1 Delphi-Technik - Grundlagen
- 11.2.2 Delphi-Technik: Anpassung & Durchführung
- 12. Ergebnisse
- 12.1 Ergebnisse der Empfindlichkeitsuntersuchung
- 12.2 Verlauf und Ergebnisse der Delphi-Studie
- 13. Bewertung und Diskussion
- 13.1 Kritische Gegenüberstellung der angewandten Methoden
- 13.2 Zusammenführung und Interpretation der Ergebnisse
- 14. Ausblick
- 14.1 Empfehlungen zur Umsetzung der Kontingentierung
- 14.2 Weitere Forschung im Untersuchungsgebiet
- Kakum National Park, Ghana
- 15. Einführung
- 15.1 Ausgangslage & Aufgabenstellung
- 15.2 Ziel der Fallstudie
- 16. Grundlagen
- 16.1 Naturräumliche Ausstattung
- 16.1.1 Topographie und Geologie
- 16.1.2 Klima und Hydrologie
- 16.1.3 Vegetation
- 16.1.4 Fauna
- 16.2 Touristische Nutzung im Kakum Nationalpark
- 16.3 Belastungen durch touristische Nutzung im Kakum Nationalpark
- 16.3.1 Belastungsformen
- 16.3.2 Räumliche Verteilung der Belastungen
- 17. Methodik
- 17.1 Analyse der Ausgangslage in Bezug auf die Tragfähigkeitsbestimmung
- 17.2 Auswahl einer geeigneten Methode
- 18. Ergebnisse & Interpretation
- 18.1 Physische Tragfähigkeit des canopy walkways
- 18.2 Gegenwärtige Implikationen für das Schutzgebietsmanagement
- 19. Ausblick
- 19.1 Der Tragfähigkeitswert und Besucherbegrenzungen in der Zukunft
- 19.2 Zukünftiges Besuchermanagement & weitere Forschung im Park
- TEIL IV - FAZIT
- 20. Kritische Reflexion: Probleme & Evaluation
- 20.1 Methodische Schwierigkeiten & Grenzen der Arbeit
- 20.2 Bewertung der Fallstudien und der Zielerreichung
- 21. Ausblick: Bedeutung für Forschung & Praxis
- 21.1 Einordnung der Arbeit & Forschungsperspektiven
- 21.2 Anwendungsmöglichkeiten & Implikationen für das Schutzgebietsmanagement
- 22. Zusammenfassung
- Die Beziehung zwischen Tourismus und Schutzgebieten
- Die Herausforderungen des Besuchermanagements in Schutzgebieten
- Die Tragfähigkeitsforschung als Managementansatz
- Die Rolle der recreation ecology bei der Bestimmung der ökologischen Tragfähigkeit
- Die Anwendung von Besucherbegrenzungen als Managementinstrument
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit dem Thema des Tourismus und Sports in Schutzgebieten, insbesondere mit dem Managementansatz der Tragfähigkeitsanalysen und Besucherbegrenzungen. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, eine Methode zur Bestimmung der ökologischen Tragfähigkeit zu entwickeln, die für die Planungspraxis in Schutzgebieten anwendbar ist. Sie beleuchtet die Herausforderungen der Tragfähigkeitsforschung und analysiert bestehende Methoden, um aus ihren Stärken und Schwächen wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung eines eigenen Ansatzes zu gewinnen. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die recreation ecology und die Auswirkungen von Erholungsaktivitäten auf das Ökosystem. Die erarbeitete Methode wird anschließend an zwei Fallstudien, dem Müritz-Nationalpark und dem Kakum Nationalpark, erprobt und ihre praktische Relevanz und Anwendbarkeit bewertet.
Zusammenfassung der Kapitel
Die ersten Kapitel der Arbeit stellen die Problematik der steigenden touristischen Nutzung von Schutzgebieten und die daraus resultierenden Belastungen dar. Anschließend wird die Zielsetzung der Arbeit und die Vorgehensweise bei der Entwicklung einer Methode zur Bestimmung der ökologischen Tragfähigkeit erläutert. Die folgenden Kapitel befassen sich mit der theoretischen Diskussion des Tragfähigkeitskonzepts, den in der Literatur dokumentierten Methoden und dem Einfluss der recreation ecology auf die Bewertung des Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs zwischen Nutzung und Belastung. Im letzten Kapitel des zweiten Teils werden die Erkenntnisse aus den theoretischen Untersuchungen zusammengefasst und die Grundlage für die Entwicklung einer eigenen Methode gelegt. Im dritten Teil der Arbeit werden zwei Fallstudien präsentiert, die die erarbeitete Methodik an konkreten Beispielen verdeutlichen. Die erste Fallstudie im Müritz-Nationalpark setzt sich mit den Belastungen des Kanusports auf die obere Havel auseinander und untersucht die Anwendbarkeit verschiedener Methoden zur Bestimmung der ökologischen Tragfähigkeit. Die zweite Fallstudie im Kakum Nationalpark in Ghana fokussiert auf die Belastungen durch die Nutzung des Baumwipfelpfads (canopy walkway) und die Bestimmung der physischen Tragfähigkeit. Der vierte Teil der Arbeit fasst die Ergebnisse zusammen, diskutiert die methodischen Herausforderungen und Grenzen der Arbeit sowie die Bedeutung für Forschung und Praxis. Abschließend werden wichtige Erkenntnisse und Empfehlungen für das Schutzgebietsmanagement im Kontext der wachsenden touristischen Nutzung von Schutzgebieten gezogen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen der Tragfähigkeitsforschung, der recreation ecology und des Besuchermanagements. Zentral sind die Begriffe der ökologischen Tragfähigkeit, des Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs zwischen Nutzung und Belastung, der Empfindlichkeit von Ökosystemen und der Besucherbegrenzung als Managementinstrument. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen der Grenzziehung in der ökologischen Belastungsanalyse und untersucht die Möglichkeiten der Anwendung verschiedener Methoden, wie der Delphi-Technik, zur Bestimmung der ökologischen Tragfähigkeit in Schutzgebieten.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Geograf Christopher Garthe (Autor:in), 2005, Tourismus und Sport in Schutzgebieten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86739