Diese Arbeit soll eine überblicksartige Darstellung der erweiterten Version der Prototypentheorie sein. Anfangs möchte ich auf die Standardversion der Theorie und ihre Grenzen eingehen, da ich dies als eine Basis für die weitere Darstellung unerlässlich halte. Das Modell der Familienähnlichkeit soll besondere Beachtung in der darauf folgenden Darstellung der erweiterten Version der Prototypentheorie finden.
Ein kurzes Kapitel wird jeweils Lakoffs ICM und der Anwendung der erweiterten Version gewidmet. Abgeschlossen wird mit der Kritik an der erweiterten Version.
Inhalt
1. Einleitung
2. Die Standardversion der Prototypentheorie und ihre Grenzen
3. Die erweiterte Version
3.1. Die Entstehung einer neuen Version der Prototypentheorie
3.1.1. Lakoffs Konzept der idealisierten kognitiven Modelle
3.2. Modell der Familienähnlichkeit
3.3. Anwendung der neuen Version
3.4. Kritik an der neuen Version
4. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Im Hauptseminar „Semantiktheorien“ übernahm ich gemeinsam mit drei Kommilitonen das Referat zum Thema „Prototypentheorie - erweiterte Version“, was am 18.5.06 gehalten wurde.
Diese Arbeit soll eine überblicksartige Darstellung der erweiterten Version der Prototypentheorie sein. Anfangs möchte ich auf die Standardversion der Theorie und ihre Grenzen eingehen, da ich dies als eine Basis für die weitere Darstellung unerlässlich halte. Das Modell der Familienähnlichkeit soll besondere Beachtung in der darauf folgenden Darstellung der erweiterten Version der Prototypentheorie finden.
Ein kurzes Kapitel wird jeweils Lakoffs ICM und der Anwendung der erweiterten Version gewidmet. Abgeschlossen wird mit der Kritik an der erweiterten Version.
Die Literaturlage zum Thema „erweiterte Version der Prototypentheorie“ sieht meiner Meinung nach nicht besonders gut aus, wesentliche Quelle ist und bleibt Kleibers „Prototypensemantik“. Ich fand kein Werk, welches sich ausschließlich mit der erweiterten Version beschäftigt, diese wird zumeist am Ende der Darstellung zur Standardversion nur erwähnt oder bestenfalls kurz abgehandelt (z.B. Linke/Nussbaumer, Lexika). Aus diesem Grunde musste ich auf mehrere Artikel im Internet zurückgreifen, die sich mit einzelnen Problemen der Theorie beschäftigt, wie mit der Familienähnlichkeit, dem Vergleich zwischen Merkmals- und Prototypensematik oder Lakoffs ICM. Zudem war ich auch gezwungen die freie Enzyklopädie „Wikipedia“ zu nutzen, da dort einige bemerkenswerte Aussagen zur Theorie gemacht wurden, die ich in dieser Weise - d.h. leicht verständlich, praxisnah mit Beispielen- sonst nicht finden konnte. Der Artikel erschien mir aufgrund seiner vielen Quellenangaben als seriös genug, um in diese Arbeit einzufließen.
2. Die Standardversion der Prototypentheorie und ihre Grenzen
Die klassische Prototypentheorie ist ursprünglich eine Theorie der Psycholinguistik,[1] die sich mit der Repräsentation von Objekten und Begriffen im menschlichen Gehirn beschäftigt. Die kognitive Psychologie geht davon aus, dass Alltagsbegriffe eine Kernzone mit einem besonders typischen Vertreter haben, dem Prototyp, darum herum befinden sich immer weiter entfernt die untypischeren Vertreter.[2] Die mentale Repräsentation von Begriffe lässt sich demnach nicht hauptsächlich durch eine check-list von Merkmalen laut Merkmalssemantik beschreiben,[3] sondern viel eher durch typische und untypische Merkmale. Den Nachweis über die Existenz eines Prototyps innerhalb einer Kategorie lieferte Labov, der seinen Probanden viele verschiedene Bilder von Tassen vorlegte und so zentrale Vertreter herausfand, die aufgrund ihrer Merkmale am häufigsten als Tasse eingeordnet wurden.[4] Im Bereich der Erforschung der menschlichen Sprachproduktion, insbesondere der Rolle der Kognition dabei, spielt die Theorie eine Schlüsselrolle.[5] Doch vor allem ist die Prototypentheorie eine Theorie der lexikalischen Semantik.[6]
´Prototyp´ kommt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich ´Urbild, Original´.[7] Es ist „´bestes´ Exemplar einer Kategorie, das als Muster für die Einschätzung der übrigen Vertreter der Kategorie dient.“ Exemplare einer Kategorie sind demnach nicht gleichberechtigt, sondern werden zum Zentrum der Kategorie hin, wo der beste Vertreter ist, immer besser.[8] Die Kategorie des Prototyps ist bestimmt durch die Schnittmenge von Eigenschaften der unterschiedlichen Vertreter.[9] Je nachdem, wie viele und welche prototypischen Eigenschaften ein Vertreter besitzt, desto ähnlicher ist er dem Prototyp, desto prototypischer ist er selbst.[10]
Die Grenzen der verschiedenen Kategorien können scharf abgegrenzt (z.B. zoologische), aber auch unscharf sein (z.B. Unkraut, Stuhl) und sich mit Nachbarkategorien überschneiden (z.B. mit Gras/Wiese, Sessel).[11] So genannte Heckenausdrücke (hedges) weisen darauf hin, dass nicht alle Elemente einer Kategorie gleichermaßen repräsentativ sind[12] (z.B. eigentlich, streng genommen, im engeren/weiteren Sinne). Mit solchen Formulierungen kompensieren wir fehlenden Expertenwissen,[13] was Blank am Beispiel des Walfisches, der zwar eigentlich ein Säugetier, aber im weitestes Sinne ein Fisch ist, gut darstellte.[14] Die Unschärfe (fuzziness) der Kategoriegrenzen kommt natürlicherweise durch die konzentrische Struktur der Kategorie zustande. Hier hilft das Modell der Familienähnlichkeit, das alle Exemplare einer Kategorie miteinander verbindet,[15] auch wenn sie ganz wenige Merkmale mit dem Prototyp gemein haben (untereinander müssen sie keine Merkmale gemein haben)[16] – sie müssen aber dennoch mindestens ein Merkmal mit dem Prototyp gemein haben.[17] Zentrale Vertreter einer Kategorie verbindet daher ein hoher Grad an Familienähnlichkeit, da sie viele prägnante Merkmale gemein haben.[18] Als Prägnant gilt ein Merkmal aufgrund seiner Intensität, Frequenz, Vertrautheit, gute Gestalt und Informationsgehalt,[19] aber auch eine hohe Unterscheidungskraft (cue validity) ist wesentlich.[20]
In der Standardtheorie hängt der Prototyp nicht von einer Einzelsprache ab, sondern wird geprägt von der Außenwelt, vom enzyklopädischen Wissen.[21] Dies führt z.T. zu regionalen Verschiedenheiten, was z.B. typisches Obst oder typische Tiere betrifft.
Man kann vertikal drei verschiedene Arten von Kategorien unterscheiden: die Basiskategorie in der Mitte (Hund, Baum), die am frühesten gelernt wird, die Oberkategorie mit den abstrakten Begriffen (Tier, Pflanze) und die Unterkategorie (Dackel, Vergissmeinnicht).[22] Ein Begriff wird demnach durch eine ganz reguläre logische Induktion gewonnen, was folgendes Schema verdeutlichen soll:
[...]
[1] Angelika Linke/ Markus Nussbaumer/ Paul R. Portmann (Hrsg.): Studienbuch Linguistik. Tübingen 1996, S. 347
[2] Ebd. S. 157-158
[3] Ebd.
[4] Wikipedia. Die freie Enzyklopädie. 2006, http://de.wikipedia.org/wiki/Prototypensemantik, Artikel: Prototypensemantik, S. 227660
[5] Ebd. S. 227655
[6] Ebd.
[7] Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. Stuttgart; Weimar 2000, Artikel: Prototyp, S. 556, Sp. 2
[8] Vgl. ebd.
[9] Ebd.
[10] Ebd. S. 556, Sp. 2 – S. 557, Sp. 1
[11] Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache…, S. 557, Sp. 1
[12] Olaf Bärenfänger: Merkmals- und Prototypensemantik: Einige grundsätzlichen Überlegungen. In: Linguistik online 12, 3/02 auf www.linguistik-online.de/12_02/baerenfaenger.html, S. 5
[13] Wikipedia. Die freie Enzyklopädie…, S. 227667
[14] Andreas Blank: Einführung in die lexikalische Semantik. Tübingen 2001, S. 48
[15] Wikipedia. Die freie Enzyklopädie…, S. 227663
[16] Ebd.
[17] Vgl. Georges Kleiber: Prototypensemantik. Eine Einführung. Tübingen 1993, S. 119. Hier erfolgte eine (unzulässige) Gleichsetzung der Familienähnlichkeit mit dem Grad der Ähnlichkeit mit dem Prototyp (Kleiber, S. 115)
[18] Wikipedia. Die freie Enzyklopädie…, S. 227665
[19] Ebd.
[20] Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache…, S. 557, Sp. 2
[21] Wikipedia. Die freie Enzyklopädie…, S. 227665
[22] Vgl. Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache…, S. 557, Sp. 1
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