Häufige spontane Affirmationen zum Begriff der Gewalt, die man zunächst intuitiv als zutreffend und selbstverständlich ansieht, erweisen sich als gerade kontraintuitiv und rätselhaft. Gewalt kann beispielsweise durchaus zu Recht als positives Phänomen gelten. Gewalt kann strukturell, latent, oder legitim sein und bleibt dennoch Gewalt, auch wenn sie in solchen Fällen oft als Ordnung oder eben gar nicht wahrgenommen wird.
„Es handelt sich um ein merkwürdiges Spiel, in dem die Regeln und Ziele selbst den primären Spieleinsatz darstellen.“
Warum sich also auf solch sumpfiges und oft sehr abstoßendes Terrain begeben, wenn von vorneherein klar ist, dass weder abschließende, allgemeingültige Aussagen gefunden, noch eine wie auch immer wünschenswerte Einschränkung von Gewalt erreicht werden kann?
Die Antwort könnte lauten: Um sich im Spielraum der Gewalt mit dem richtigen Maß und den richtigen Formen der Gewalt bewegen zu können.
In der Gemeinschaft der Gewalttätigen hat der Kampf um Rechtfertigung oberste Priorität. Jede Seite erhebt das Recht zu definieren, was legitime Gewalt ist.
Wie heikel dieser Kampf um Legitimation aber ist, zeigen unzählige Beispiele der Geschichte und der Gegenwart. Denn was eben noch als notwendige oder legitime Ordnung verstanden wurde, kann sehr leicht als illegitimer Zwang, als Gewalt empfunden werden.
Es ist nicht möglich den Gesamtgehalt an Gewalt zu einer Zeit zu bestimmen, es ist auch nicht sinnvoll. Es lässt sich nicht sagen, ob wir uns in einer Zeit zunehmender oder abnehmender Gewalt befinden. Auch wenn eine Instanz wie beispielsweise der UN Sicherheitsrat nur mit Gewalt gegen Gewalt agieren kann, so ist die Form und die Aufteilung der Gewalt doch essenziell. Je institutionalisierter und je ritualisierter Gewalt daherkommt, umso weniger wird sie als Gewalt, sondern als gewohnter Teil des alltäglichen Lebens aufgefasst.
Wir brauchen also nicht mehr oder weniger Gewalt, wir brauchen die richtige Gewalt und einen wirksamen Schutz davor, dass die Beurteilung dessen, was die richtige Gewalt ist, unter ein Definitionsmonopol gerät.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Der Begriff der Gewalt.
- 2. Der Kampf um Legitimität
- 2.1 Legitimierung von Krieg
- 2.2 Der bellum justum .....
- 2.3 Das jus in bello und die Diskriminierung.
- 3. Globale Legitimationshoheit?
- 4. Schlusswort.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem komplexen Begriff der Gewalt und untersucht seine Vielschichtigkeit und Ambivalenz. Sie analysiert die Bedeutung von Legitimation im Kontext von Gewalt und die unterschiedlichen Formen, in denen Gewalt ausgeübt und gerechtfertigt werden kann.
- Die Definition und Begriffsgeschichte von Gewalt
- Die Rolle von Legitimation und Moral in der Bewertung von Gewalt
- Der Kampf um Legitimationshoheit im Kontext von Krieg und Gewalt
- Die verschiedenen Kategorien und Formen von Gewalt
- Das Verhältnis von Gewalt und Verstehen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Gewalt ein und verdeutlicht die Komplexität des Begriffs sowie die Schwierigkeit, eine einheitliche Definition zu finden. Die unterschiedlichen Arten von Gewalt und die damit verbundenen Bedeutungsverschiebungen werden beleuchtet.
Kapitel 1 beschäftigt sich mit dem Begriff der Gewalt und untersucht verschiedene Aspekte wie die Unterscheidung zwischen individueller und institutioneller Gewalt. Es werden auch die Dichotomien, die zur Klassifizierung des Gewaltbegriffs verwendet werden, vorgestellt.
Kapitel 2 analysiert den Kampf um Legitimation im Kontext von Gewalt und untersucht die Rolle von Moral und Recht in der Bewertung von Gewalt. Die Legitimierung von Krieg und die Konzepte des bellum justum und des jus in bello werden näher betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Begriff der Gewalt, Legitimation, Krieg, Moral, jus in bello, bellum justum, Verstehen, Kommunikation, Struktur, Dichotomien, Aporien, Bedeutung, Signifikant, Signifikat.
- Citar trabajo
- Bruno Gransche (Autor), 2007, Gewalt - Definitionshoheit und Legitimationsmonopol, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86711