Die Geschichte der Hedgefonds geht bereits bis in das Jahr 1949 zurück, jedoch ist ihre kommerzielle Vermarktung vor allem im Bereich der kleineren und mittleren Privat- und institutionellen Investoren vergleichsweise jung. Für österreichische Investoren war der Zugang zu dieser Branche bisher über entsprechende Zertifikate und ausländische Fonds möglich, seit 13. Februar 2004 besteht aber auch die Möglichkeit eines Investments in österreichische Dach-Hedgefonds. Dies ist einerseits die ideale Möglichkeit für kleine oder auch sehr vorsichtige Anleger einen ersten Schritt mit geringen Einstiegssummen zu wagen, andererseits eignen sich diese Fonds aber auch grundsätzlich sehr gut zur Diversifikation von traditionellen Portfolios größerer Investoren wie z.B. Kapitalanlagegesellschaften (KAGs).
Diese Arbeit soll einen Überblick über die bis dato vorhandenen österreichischen Dach-Hedgefonds geben und anhand einer empirischen Analyse die bisherigen Leistungen der einzelnen Fonds auswerten und gegenüberstellen. Da die Historie der österreichischen Dach-Hedgefonds noch sehr jung ist, wird die Analyse auf den deutschen Markt ausgeweitet, um auch quantitative Aussagen anhand historischer Daten über verschiedene Anlagestrategien tätigen zu können.
Kapitel 2 dient dabei zunächst als kurze, allgemeine Einführung in das Hedgefonds Universum und hebt vor allem die wichtigsten Merkmale bezüglich einer Abgrenzung zu traditionellen Investments hervor. Das darauf folgende Kapitel 3 geht direkt auf die Besonderheiten der Dachfonds im Bereich des Hedgefonds Marktes ein und stellt diese aus Sicht des Anlegers einem Single Fonds Investment gegenüber. Kapitel 4 beschäftigt sich intensiver mit den in der akademischen Literatur und auch Praxis gängigsten Strategieansätzen der Hedgefonds. Die grundsätzliche Idee und Umsetzung sowie die spezifischen Risiken einzelner Strategien sind wesentlich für ein tiefergehendes Verständnis der Hedgefonds Branche im Allgemeinen, umso mehr jedoch bei der Betrachtung von Dach-Hedgefonds mit Multi-Strategie Ansätzen. Den Schwerpunkt dieser Arbeit, die empirische Analyse des bestehenden österreichischen und auch Teile des deutschen Dach-Hedgefonds Marktes, stellt Kapitel 5 dar. Abschließend werden die gesammelten Ergebnisse und Erkenntnisse in Kapitel 6 noch einmal gegenübergestellt und zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Glossar
1 Einleitung
2 Hedgefonds - Allgemein
2.1 Überblick über die Entstehung
2.2 Abgrenzung zu traditionellen Investmentfonds
2.2.1 Der „Absolute Return“ Ansatz
2.2.2 Instrumente
2.2.3 Spezifische Risiken
2.2.4 Weitere Besonderheiten von Hedgefonds
3 Fund of Hedgefunds - Dach-Hedgefonds
3.1 Charakteristika
3.1.1 Investment-Ansatz
3.1.2 Laufzeit, Fristen und Gebühren
3.2 Vorteile von Dach-Hedgefonds
3.3 Kritische Punkte
3.4 Investmentprozess
4 Strategien
4.1 Relative Value Strategien
4.1.1 Convertible Arbitrage
4.1.2 Fixed Income Arbitrage
4.1.3 Equity Market Neutral
4.2 Event Driven Strategien
4.2.1 Merger Arbitrage
4.2.2 Distressed Securities
4.3 Opportunistische Strategien
4.3.1 Long/Short Equity
4.3.2 Short Sellers
4.3.3 Emerging Markets
4.3.4 Global Macro
4.4 Managed Futures
5 Empirische Analyse
5.1 Quantitative Analyse
5.1.1 Anlageziele österreichischer Dach-Hedgefonds
5.1.2 Performance österreichischer Dach-Hedgefonds
5.1.3 Deutsche Dach-Hedgefonds
5.1.4 Korrelationen
5.2 Qualitative Kriterien österreichischer Dach-Hedgefonds
6 Zusammenfassung
Anhang
Literaturverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Nachteile der Anlage in Dach-Hedgefonds
Tabelle 2: Größe des österreichischen und des deutschen Dach-Hedgefonds
Marktes
Tabelle 3: Regulatorische Vorschriften für Dach-Hedgefonds
Tabelle 4: Einteilung der Dach-Hedgefonds nach Investment Ansätzen und Anlagezielen
Tabelle 5: Annualisierte durchschnittliche Monatsrenditen
Tabelle 6: Schiefe, Excess Kurtosis und Asymptotische Signifikanz
Tabelle 7: Standardabweichung und Downside Deviation
Tabelle 8: Sharpe Ratio und Sortino Ratio
Tabelle 9: Anlagestile und Bezeichnung deutscher Dach-Hedgefonds
Tabelle 10: Ergebnisse der quantitativen Analyse für deutsche Dach-Hedgefonds
Tabelle 11: Korrelationen der Dach-Hedgefonds mit den Benchmarks
Tabelle 12: Allgemeine Charakteristika österreichischer Dach-Hedgefonds (1)
Tabelle 13: Allgemeine Charakteristika österreichischer Dach-Hedgefonds (2)
Tabelle 14: Bezeichnung, ISIN und KAGs österreichischer Dach-Hedgefonds
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Typischer Investmentprozess nach Weber
Abbildung 2: Hedgefonds Strategien
Abbildung 3: Gesamtperformance deutscher Dach-Hedgefonds über 39 Monate
Abbildung 4: Standardabweichung und Downside Deviation deutscher Dach-Hedgefonds
Abbildung 5: Sharpe- und Sortino Ratio deutscher Dach-Hedgefonds
Abbildung 6: Fondsvolumen der österreichischen Dach-Hedgefonds
Abbildung 7: Gebühren der österreichischen Dach-Hedgefonds
Abbildung 8: Aufteilung der Strategien innerhalb der Multi-Strategy Ansätze
Glossar
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Die Geschichte der Hedgefonds geht bereits bis in das Jahr 1949 zurück, jedoch ist ihre kommerzielle Vermarktung vor allem im Bereich der kleineren und mittleren Privat- und institutionellen Investoren vergleichsweise jung. Für österreichische Investoren war der Zugang zu dieser Branche bisher über entsprechende Zertifikate und ausländische Fonds möglich, seit 13. Februar 2004 besteht aber auch die Möglichkeit eines Investments in österreichische Dach-Hedgefonds. Dies ist einerseits die ideale Möglichkeit für kleine oder auch sehr vorsichtige Anleger einen ersten Schritt mit geringen Einstiegssummen zu wagen, andererseits eignen sich diese Fonds aber auch grundsätzlich sehr gut zur Diversifikation von traditionellen Portfolios größerer Investoren wie z.B. Kapitalanlagegesellschaften (KAGs).
Diese Arbeit soll einen Überblick über die bis dato vorhandenen österreichischen Dach-Hedgefonds geben und anhand einer empirischen Analyse die bisherigen Leistungen der einzelnen Fonds auswerten und gegenüberstellen. Da die Historie der österreichischen Dach-Hedgefonds noch sehr jung ist, wird die Analyse auf den deutschen Markt ausgeweitet, um auch quantitative Aussagen anhand historischer Daten über verschiedene Anlagestrategien tätigen zu können.
Kapitel 2 dient dabei zunächst als kurze, allgemeine Einführung in das Hedgefonds Universum und hebt vor allem die wichtigsten Merkmale bezüglich einer Abgrenzung zu traditionellen Investments hervor. Das darauf folgende Kapitel 3 geht direkt auf die Besonderheiten der Dachfonds im Bereich des Hedgefonds Marktes ein und stellt diese aus Sicht des Anlegers einem Single Fonds Investment gegenüber. Kapitel 4 beschäftigt sich intensiver mit den in der akademischen Literatur und auch Praxis gängigsten Strategieansätzen der Hedgefonds. Die grundsätzliche Idee und Umsetzung sowie die spezifischen Risiken einzelner Strategien sind wesentlich für ein tiefergehendes Verständnis der Hedgefonds Branche im Allgemeinen, umso mehr jedoch bei der Betrachtung von Dach-Hedgefonds mit Multi-Strategie Ansätzen. Den Schwerpunkt dieser Arbeit, die empirische Analyse des bestehenden österreichischen und auch Teile des deutschen Dach-Hedgefonds Marktes, stellt Kapitel 5 dar. Abschließend werden die gesammelten Ergebnisse und Erkenntnisse in Kapitel 6 noch einmal gegenübergestellt und zusammengefasst.
2 Hedgefonds - Allgemein
2.1 Überblick über die Entstehung
Der Ursprung von Hedgefonds geht bis in das Jahr 1949 zurück, als Alfred Winslow Jones erstmals einen Weg suchte, nicht nur in Hausse-Zeiten sondern auch von fallenden Aktienkursen zu profitieren. Er versuchte Bewertungs-Ineffizienzen auszunutzen, indem er etwa mit der Hälfte seines Portfolio-Vermögens als unterbewertet eingestufte Wertpapiere kaufte und gleichzeitig mit der anderen Hälfte Leerverkäufe in vermeintlich überbewertete Wertpapiere tätigte. Dadurch war das gesamte Portfolio gleichzeitig gegenüber dem systematischen Risiko (Marktrisiko) abgesichert, also „gehedged“. Der allgemeine Gebrauch der Bezeichnung „Hedgefonds“, einhergehend mit einem ersten Boom dieser Industrie, wurde aber erst 1966 nach der Veröffentlichung des Artikels „The Jones nobody keeps up with“ von Carol J. Loomis üblich.[1] Seither haben sich unter dem Namen Hedgefonds viele weitere Strategien und Investitionsformen ausgebildet, die teilweise mit der eigentlichen Idee von Alfred W. Jones kaum noch etwas gemein haben. Jedoch ist sein Grundgedanke noch immer in einigen wesentlichen Strategieausprägungen vorhanden und wird weiterhin in dieser ursprünglichen Art und Weise praktiziert.
Andere die Historie von Hedgefonds prägende Ereignisse, wie der Beinahe-Zusammenbruch von LTCM im Jahre 1998 oder George Soros 1992 mit seiner Wette gegen den britischen Pfund, sollen hier nur formal erwähnt werden, da diese Ereignisse in einschlägiger Literatur ausreichend behandelt werden.[2]
2.2 Abgrenzung zu traditionellen Investmentfonds
Die Abgrenzung zu traditionellen Investmentfonds in diesem Abschnitt soll der Darstellung der Charakteristika von Hedgefonds dienen. Eine einfache Auflistung von typischen Kriterien wäre etwas problematisch, da das Hedgefonds Universum als Ganzes äußerst heterogen und daher auch kaum einheitlich zu charakterisieren ist. Jedoch gibt es gerade im Vergleich zu traditionellen Fonds grundlegende Eigenheiten, die sich je nach Ausprägung des einzelnen Hedgefonds mehr oder weniger stark niederschlagen.
2.2.1 Der „Absolute Return“ Ansatz
Traditionelle Anlagefonds sind in der Regel sehr stark an den allgemeinen Verlauf des Marktes gebunden, bedingt durch die Beschränkung auf Long-only Strategien. Daher dient als Maßstab für die Performance solcher Fonds eine Benchmark (meist ein repräsentativer Index), zu welcher der relative Verlauf des einzelnen Fonds bewertet wird. Für den Fondsmanager leitet sich also als primäres Ziel das Übertreffen der Benchmark um einen bestimmten Wert ab, auch wenn das unter Umständen z.B. in Baisse Zeiten einen absoluten Verlust bedeuten kann.[3] Die Idee des Absolute Return Ansatzes ist es, jederzeit unabhängig von der allgemeinen Marktlage positive Erträge zu erzielen. Hierzu ist die Anwendung weiterer Finanzinstrumente außer dem Long-only Investment von Nöten, speziell das Short Selling oder etwaige Derivativinstrumente, die eine positive Rendite auch bei fallenden Kursen ermöglichen. In Zusammenhang mit diesem Ansatz fällt auch häufig der Begriff „Marktneutrale Investments“. Der Begriff bezieht sich auf den Versuch einiger Strategien konstante absolute Erträge über Investitionen in unkorrekt bewertete Finanztitel, unabhängig von der allgemeinen Marktentwicklung durch entsprechendes Hedging des Marktrisikos, zu erzielen.[4]
2.2.2 Instrumente
Für die zuvor bereits definierten absoluten Ertragsziele, die für die meisten Hedgefonds typisch sind, ergeben sich im Vergleich zu traditionellen Fonds ganz neue Anforderungen hinsichtlich der zu verwendenden Finanzinstrumente. Eines der wichtigsten, wie ebenfalls zuvor schon erwähnt, ist das Short Selling (Leerverkauf). Stark vereinfacht ausgedrückt wird hier ein Wertpapier verkauft, das nur geborgt ist und welches man zu einem späteren Zeitpunkt an den Verleiher zurückgeben muss, indem man es selbst zum aktuellen Marktpreis von jemand anderen kauft. Angenommen die Kurse fallen nun zwischen Verkaufs- und späterem Rückkaufszeitpunkt, dann kann der Short Seller die Differenz als Gewinn einbehalten. Eine weitere Möglichkeit an fallenden Kursen zu profitieren ist die Anwendung entsprechender Derivativinstrumente, wie zum Beispiel das Eingehen einer Long Put Position (Erwerb einer Verkaufsoption). Außer der Funktion als Ertragsquelle bei fallenden Kursen dient das Short Selling als Absicherung der Long Positionen im Portfolio gegenüber systemischen Marktrisiken und zusätzlich kann noch ein Zinsertrag aus den Cash Positionen der Margin Accounts gewonnen werden.
Eine weitere typische Charakteristik speziell von Arbitrage Strategien[5] ist das Ausnützen von temporären Marktineffizienzen. Da die hier erzielbaren Gewinnspannen auf Grund der hoch entwickelten und effizienten Finanzmärkte grundsätzlich eher gering ausfallen, lohnt sich eine Verfolgung solcher Strategien oft nur durch Anwendung eines entsprechenden Multiplikators in Form von Leverage. Leverage bedeutet soviel wie „Hebel“ und wird verwendet, um das eigentliche Anlagevolumen des Fonds für eine Finanzierung von zusätzlichen Positionen im Portfolio zu erhöhen. Dies geschieht sehr oft durch die Aufnahme von Fremdkapital, aber auch viele Derivativinstrumente bringen implizit die Anwendung von Leverage mit sich. Leverage soll also das Gewinnpotential einer Strategie für die Investoren steigern, auf der anderen Seite erhöht es aber auch im gleichen Maße das potentielle Verlustrisiko.[6]
Auch wenn die bisher erwähnten Instrumente wie Short Selling, Leverage und Derivative nicht bei allen Strategien im selben Ausmaß an Verwendung finden, so ist in der Regel den einzelnen Hedgefonds doch eines gemein: Sie haben grundsätzlich die Möglichkeit diese zu verwenden, im Gegensatz zu den traditionellen Fonds. Die typischer Weise kaum, wenn überhaupt vorhandenen Regulierungen für Hedgefonds lassen daher noch weitere Ausprägungen der Finanzinstrumente zu, wie das Investment in relativ illiquide Finanztitel oder auch die Bildung von hochkonzentrierten Positionen.
2.2.3 Spezifische Risiken
Ausgehend von den zuvor betrachteten typischen Anlagezielen und Instrumenten ergeben sich für Hedgefonds im Vergleich zu traditionellen Anlagefonds spezifische Ausprägungen einzelner Risiken. Betrachtet man zum Beispiel den traditionellen Benchmark Ansatz, so ergeben sich hier als dominierende Risikofaktoren das allgemeine Marktrisiko und das Tracking Risiko, also das Risiko dass die Wertentwicklung des einzelnen Portfolios stark von der Benchmark abweicht. Bei den Hedgefonds hingegen, die teilweise versuchen möglichst vom Markt unabhängig zu agieren, verlagert sich das Risiko verstärkt auf den Fondsmanager, dessen Fähigkeiten und Erfahrungen der entscheidende Faktor für die Wertentwicklung des Portfolios ist.[7]
Spezielle Risiken, die sich aus dem Short Selling ergeben, sind außer dem Marktrisiko (hier das Risiko von steigenden Kursen) vor allem mit dem Margin Account (Margenkonto), über den die geliehenen Wertpapiere beim Broker besichert werden müssen, verbunden. Entwickelt sich zum Beispiel der Wertverlauf der geliehenen Anlage negativ für den Fondsmanager (also steigende Kurse des Underlyings), so muss er entweder die Einlage des Margenkontos erhöhen oder sogar nach Aufforderung durch den Broker die Wertpapiere frühzeitig zurückgeben. Nachschussbedarf für das Margenkonto kann sich auch ergeben, wenn zur Deckung andere Wertpapiere aus dem Portfolio des Hedgefonds Managers verwendet werden und diese an Wert verlieren. Alle genannten Fälle können zu massiven Liquiditätsproblemen führen, welche unter Umständen wiederum den Manager zur vorzeitigen, meist mit Verlusten behafteten Schließung einzelner Positionen zwingen.
Die Verwendung von Leverage hat vor allem Einfluss auf drei wichtige Risikoquellen: Marktrisiko, Kreditrisiko und Liquiditätsrisiko.[8] Wie schon zuvor erwähnt, dient Leverage als Hebel oder auch Multiplikator zur Steigerung des Gewinnpotentials. Gleichzeitig steigt aber auch die Exposition gegenüber den einzelnen Risikoquellen. Die Wahl der Höhe des Leverage, unter Berücksichtigung der strategiespezifischen Randbedingungen, ist also ein wesentlicher Faktor in Bezug auf die Risikosteuerung eines Hedgefonds Portfolios. Die Bildung von hochkonzentrierten Positionen erhöht abermals das Marktrisiko, Liquiditätsrisiko, Ereignisrisiko, etc. und ist in ihren Auswirkungen vor allem in Zusammenhang mit dem Leverage des Portfolios zu betrachten.[9] Eine eingehendere Betrachtung der einzelnen Risikofaktoren unter Berücksichtigung der angewandten Strategie wird in Kapitel 4 angestellt.
2.2.4 Weitere Besonderheiten von Hedgefonds
Ein Punkt, der immer wieder seitens der Investoren gegenüber Hedgefonds beanstandet wird, ist die Transparenz. Hedgefonds sind in der Regel, bezüglich der Zusammenstellung ihres Portfolios oder der genaue Anwendung der einzelnen Finanzinstrumente, kaum zu durchschauen. Das kann auf Seiten des Investors zu Kosten eines effizienten Risikomanagements des eigenen Portfolios gehen, aber auch die Kontrolle der Tätigkeit und der Leistung des Hedgefonds Managers erschweren. Aus Sicht der Hedgefonds Manager andererseits, wird immer wieder die Gefahr der Nachahmung bzw. der Zerstörung des Vorteils der Strategie bei Offenlegung all zu vieler Details angeführt.[10]
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Liquidität von Hedgefonds Anteilen. Für den Investor wäre grundsätzlich eine tägliche oder maximal wöchentliche Rückkaufsfrist für seine Anteile ideal, so wie es bei den traditionellen Anlageformen Standard ist. Übliche Rückkaufsfristen von Hedgefonds liegen allerdings im Bereich von einem Monat bis zu einem oder auch zwei Jahren, abhängig von der zugrunde liegenden Strategie. Die Gründe dafür liegen einerseits, wie bereits erwähnt, in der verfolgten Strategie. Einige Hedgefonds investieren in relativ illiquide Märkte, andere wollen Ineffizienzen in der Bewertung oder besser gesagt die Rückkehr zum Marktgleichgewicht ausnutzen, wieder andere setzen auf durch spezielle Ereignisse ausgelöste Wertänderungen. Ihnen allen ist gemein, dass eine kurzfristige, vorzeitige Auflösung von Positionen in der Regel zu Verlusten führt oder teilweise auch gar nicht möglich ist. Diesen Liquiditätsproblemen mit entsprechend hohen Bargeldreserven am Geldmark entgegen zu halten, würde die Gesamteffizienz des Portfolios drastisch verringern.
Abschließend soll hier noch die Gebührenstruktur von Hedgefonds erwähnt werden, die sich von jener traditioneller Investments etwas unterscheidet. Zusätzlich zu einer allgemeinen Verwaltungsgebühr inklusive der Deckung anfallender Kosten, wie zum Beispiel Transaktions- oder auch Depotgebühren, ist bei Hedgefonds die Verrechnung einer Performance Gebühr üblich. Diese hat typischer Weise ein Ausmaß von etwa 20 Prozent auf den Ertrag des Portfolios bzw. auf die Outperformance im Vergleich zu einem Referenzwert.
3 Fund of Hedgefunds - Dach-Hedgefonds
Dach-Hedgefonds sind äquivalent zu den Dachfonds im Bereich der traditionellen Investments: sie investieren in andere Fonds, in diesem Fall in Hedgefonds. Im Gegensatz zu den traditionellen Dachfonds ist die Zahl jener im alternativen Investment Bereich in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Gründe dafür sind die optimale Zugangsmöglichkeit zur Hedgefonds Branche für Retail- und kleine institutionelle Investoren, sowie die Gelegenheit für Großanleger einen ersten, vorsichtigen Schritt in diese Industrie zu wagen.[11]
3.1 Charakteristika
3.1.1 Investment-Ansatz
Ein erstes, wichtiges Unterscheidungskriterium bei den Dach-Hedgefonds ist der Investment-Ansatz. Dieser ist entscheidend für die weitere Zusammenstellung der einzelnen Strategien und die Anzahl der Subfonds. Es gibt verschiedene Methoden für eine Einteilung der Ansätze, wobei hier zunächst auf das Modell von Verwilghen (2002) eingegangen wird[12]. Demnach gibt es drei industrietypische Ansätze:
- Index-Ansatz,
- Quantitativer Ansatz,
- Qualitativer Ansatz.
Vertreter des Index-Ansatzes versuchen das Rendite-Risiko-Profil der Hedgefonds Branche abzubilden, wobei sie davon ausgehen, anhand ihrer Selektionsfähigkeiten die Wertentwicklung des Marktes langfristig zu überbieten. Kennzeichnend für diesen Ansatz ist eine hohe Anzahl von investierten Subfonds, wodurch eine gute Diversifikation des Managerrisikos erreicht wird. Problematisch für den Investor können hier Verzerrungen des entsprechenden Index wie zum Beispiel der Survivorship Bias sein, da sie den Wertverlauf des Index besser aussehen lassen als er in Wirklichkeit ist.
Fonds, die den quantitativen Ansatz verfolgen, versuchen über statistische Auswertungen möglichst unkorrelierte Hedgefonds für ein Portfolio zu selektieren bzw. auch ständig aktiv zu optimieren. Die Anzahl der typischer Weise gehaltenen Einzelfonds ist hier schon bedeutend geringer als beim Index-Ansatz. Die größte Konzentration auf einzelne Fonds findet man aber beim qualitativen Ansatz, der durch tiefgehende Due Diligence (genaue Analyse von Investments mit speziellem Fokus auf potentielle Risiken) bei der Selektion und durch aufwändiges qualitatives Monitoring der einzelnen Positionen im Portfolio geprägt ist. Historischen Daten wird bei diesem Ansatz so gut wie kein Wert beigemessen, da auch für das Risikomanagement ausschließlich qualitative Kriterien Verwendung finden.
Eine weitere Einteilung der Investment-Ansätze nach Gross (1996) ergibt vier verschiedene Grundstrategien[13]:
- Zielrendite (Target Return),
- Maximale Rendite (Maximum Return),
- Bestimmte Strategie (Dedicated Strategy),
- Diversifikation (Diversified).
Fondsmanager, die nach dem Target Return oder auch Total Return Ansatz vorgehen, setzen sich meist eine Zielrendite von etwa 10% bis 15% pro Jahr und versuchen dies vor allem durch Einzelfonds mit marktneutralen Strategien[14] mit möglichst geringem Risiko, in Bezug auf die angestrebte Rendite, zu verwirklichen. Beim Maximum Return Approach werden jene Single-Hedgefonds für das Portfolio ausgewählt, die nach Meinung des Dach-Hedgefonds Managers auf Grund ihrer Strategie maximale Gewinne erzielen können, auch wenn sie dadurch ein entsprechend hohes Risiko eingehen. Ein Dedicated Strategy Fonds verwendet, wie der Name schon sagt, nur Fonds einer bestimmten Strategie Zugehörigkeit (Single Strategy). Obwohl solche Anlagen stark konzentriert sind, bestehen dennoch Diversifikationsmöglichkeiten über die Auswahl verschiedener Zugänge zu einer Strategie oder über eine sektorale Streuung.[15] Für eine breite Diversifikation eignet sich aber am Besten der Diversified Ansatz, indem risikoärmere Strategien wie Relative Value mit risikoreicheren, aggressiveren Strategien gemischt werden. Es wird versucht ein ausgeglichenes Rendite-Risiko-Profil des Portfolios zu schaffen, mit Zielrenditen, die zwischen jenen der Target Return und Maximum Return Ansätze liegen.[16]
3.1.2 Laufzeit, Fristen und Gebühren
Hinsichtlich der Laufzeit gibt es die Möglichkeit von zeitlich begrenzten (Closed-Ended) und zeitlich unbegrenzten (Open-Ended) Dach-Hedgefonds. Weiters gibt es für die Fonds prinzipiell auch die Möglichkeit, ihre Anteile an einem Sekundärmarkt (Wertpapierbörse oder Over the Counter OTC) handeln zu lassen, was die Liquidität und Flexibilität auf Seiten der Investoren erhöht. Der Großteil der Dach-Hedgefonds haben eine unbegrenzte Laufzeit ohne einen Sekundärmarkt[17], Käufe und Rückkäufe werden also nur direkt mit der Fondsgesellschaft abgewickelt, wobei die Frequenz für Zeichnungen (Kauf von Anteilen) meist ein Monat oder auch weniger beträgt. Übliche Fristen für eine Kündigung (Rückkauf von Anteilen durch die Fondsgesellschaft) liegen im Bereich von einem Monat oder auch einem Quartal, also meist deutlich unter den Kündigungsfristen von Single-Hedgefonds. Als zusätzliche Kosten für einen Dach-Hedgefonds fallen in der Regel ein Ausgabeaufschlag, verwaltungstechnische Gebühren und Managementgebühren an, sowie in eher seltenen Fällen auch eine Performancegebühr für den Dachfonds selbst.
3.2 Vorteile von Dach-Hedgefonds
Die wohl größten Vorteile für einen Investor bei der Investition in einen Dach-Hedgefonds liegen in der professionellen Asset Allocation bzw. Manager Selektion und einem kontinuierlichen Risikomanagement. Dachfonds Manager haben in der Regel eine entsprechend langjährige Erfahrung in der Branche bzw. auch die notwendigen Kontakte und Netzwerke, die eine bei weitem effizientere Allokation einzelner Fonds zulässt als sie einem durchschnittlichen Investor möglich ist. Vor allem Dach-Hedgefonds, die einen qualitativen Ansatz verfolgen und hierfür eine tiefgreifende Due Diligence sowie ein stetiges qualitatives Monitoring durchführen, produzieren einen deutlichen Mehrwert für den Anleger[18]. In vielen Dach-Hedgefonds Investments, vor allem in jene mit einem Multi Strategy Ansatz, ist auch schon eine entsprechende Risiko Diversifizierung im Gegensatz zu einem Single-Hedgefonds Investment impliziert. Weiters zu beachten sind etwaige Zugangsbeschränkungen zu einzelnen Hedgefonds oder horrende Mindestinvestments, die vor allem viele private und kleinere institutionelle Investoren von vornherein ausschließen würden. Auch der oft angeführte Kritikpunkt der mangelnden Transparenz für ein effizientes Risikomanagement wird zumindest abgeschwächt, da sehr große Investoren wie Dach-Hedgefonds in der Regel ganz andere Zugangsmöglichkeiten zu Informationen einzelner Fonds bzw. meist auch persönliche Kontakte zu deren Managern haben.
3.3 Kritische Punkte
Tabelle 1 zeigt die durchschnittliche Signifikanz der größten Nachteile eines Dach-Hedgefonds aus der Sicht der Investoren, einzelner Hedgefonds und aus der Sicht von Dach-Hedgefonds selbst. Die Daten stammen von einer Untersuchung der Alternative Investment Management Association (AIMA) aus dem Jahr 2002 (Bewertungsschema: 1 entspricht höchste Wichtigkeit, 5 totale Unwichtigkeit).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Nachteile der Anlage in Dach-Hedgefonds.
Quelle: Kaiser (2004) S. 274.
Dabei ist vor allem festzustellen, dass die Investoren den einzelnen Nachteilen eine viel größere Bedeutung beimessen, als es die Fondsanbieter selbst tun. Eine zusätzliche Gebührenebene ist natürlich notwendig, um die Kosten des Dachfonds zu decken und die Leistung des Managements zu entlohnen. Die Frage, ob das Preis-Leistungsverhältnis gerechtfertigt ist und ob nach einer weiteren Gebührenverrechnung überhaupt noch eine respektable Rendite möglich ist, muss dabei für den einzelnen Dach-Hedgefonds individuell geklärt werden. Auch die fehlende Kontrolle, die man ja praktisch an den Fondsmanager überträgt, und die meist eingeschränkte Verifizierbarkeit der Daten ist mehr oder weniger eine Frage des Vertrauens gegenüber dem Dachfonds Management. Die Forderung der Investoren nach mehr Transparenz ist schon in Zusammenhang mit den Single-Hedgefonds erläutert worden, wobei sich dieser Kritikpunkt in Bezug auf Dachfonds noch erhärten kann, da diese ja selbst schon von der Verfügbarkeit der Informationen der einzelnen Hedgefonds in ihrem Portfolio abhängig sind. Ein gänzlich neues Argument ist jedoch die Gefahr der Beeinflussung durch Cash Flow anderer Investoren. Da ein Dachfonds vereinfacht ausgedrückt das Kapital seiner Anleger lediglich an Single-Hedgefonds durchleitet und zudem noch die Kündigungsfristen für diese Industrie vergleichsweise kurz sind, kann eine Kapitalumschichtung von Großinvestoren durchaus zur Gefährdung des ursprünglichen Ziel- oder Strategienkonzeptes führen.
[...]
[1] Vgl. Kaiser (2004), S. 58.
[2] Vgl. z.B. Fano-Leszczynski (2005), Kaiser (2004), Weber (2004), etc.
[3] Vgl. Kaiser (2004), S. 88.
[4] Vgl. Fano-Leszczynski (2005), S. 20.
[5] Vgl. Kap. 4.
[6] Vgl. Fano-Leszczynski (2005), S. 37 ff.
[7] Vgl. Kaiser (2004), S. 89.
[8] Vgl. Fano-Leszczynski (2005), S. 214.
[9] Vgl. Fano-Leszczynski (2005), S. 218.
[10] Vgl. Fano-Leszczynski (2005), S. 63 ff.
[11] Vgl. Fano-Leszczynski (2005), S. 166.
[12] Vgl. Kaiser (2004), S. 248.
[13] Vgl. Kaiser (2004), S. 247.
[14] Vgl. 4.1.
[15] Vgl. Kaiser (2004), S. 258.
[16] Vgl. Fano-Leszczynski (2005), S. 169.
[17] Vgl. Kaiser (2004), S. 249.
[18] Vgl. Kaiser (2004), S. 281 f.
- Quote paper
- DI (FH) Mag. Reinhard Windisch (Author), 2006, Allgemeine Analyse des Fund of Hedgefunds Marktes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86696
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