„Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus.“ Dies
ist wohl einer der bekanntesten Sätze der Philosophie. In diesem Fall stammt er
von Karl Marx. Er hat zusammen mit Friedrich Engels in dem „Manifest der
Kommunistischen Partei“ eine Tradition fortgesetzt, die mit Kant oder Hegel
womöglich begann und eine Ära begründet bzw. untermauert, die mit der
Bildung einer linken sozialistischen und rechts-konservativen Polarität unter
den Intellektuellen einhergeht. Die unterschiedlichen Positionen seitens der
Befürworter und der Gegner des Manifestes in den geistigen Wissenschaften
des 19. Jahrhunderts wurden mit diesem in eine Bahn gelenkt, die die
Kontrahenten in einen ideologisch verhärteten und verschärften Diskurs führte,
welcher sich bis weit ins 20. Jahrhundert fortsetzte. Aber gerade zur Zeit der
vorletzten Jahrhundertwende, als sich die soziale Frage dramatisch zugespitzt
hatte, wurde die philosophisch-soziologische Diskussion um eine Erneuerung
oder Veränderung des Staates und seiner Politik besonders angeheizt und
erfuhr eine rege Beteiligung durch die Intellektuellen der damaligen Zeit.
Eindrucksvoll und geschichtsträchtig verbinden sich mit der Zeit der
Jahrhundertwende Namen wie Friedrich Naumann, Georg Simmel, Werner
Sombart, Walther Rathenau und Ernst Jünger. Einer unter den Wegbereitern
der Ideologiediskussion war jedoch auch der allgemeinwissenschaftlich recht
unbekannte Ferdinand Tönnies (1855-1936). Von seinen zahlreichen
publizierten Werken ist mitunter nur noch die Kreation der Schlagworte
„Gemeinschaft“ und „Gesellschaft“ übrig geblieben. Doch damit wird seiner
Schaffenskraft nur ungenügend Rechnung getragen. Tönnies beschäftigte sich
viel mit den Werken von Thomas Hobbes und auch Karl Marx. Ebenso
schrieb er neben etlichen Aufsätzen und Artikeln für Zeitungen bedeutsame
Bücher zu sozialkritischen Themenschwerpunkten, wie beispielsweise „Das Eigentum“ oder „Die Entwicklung der sozialen Frage“. Doch schließlich
bleibt die von ihm geschaffene soziologische Dichotomie von „Gemeinschaft
und Gesellschaft“ die wohl bekannteste Überlieferung seines
wissenschaftlichen Schatzes, mit dessen Analyse sich bis zur Gegenwart
vielzählige Wissenschaftler beschäftigen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- „Gemeinschaft“ und „Gesellschaft“
- Die politische Ökonomie Ferdinand Tönnies
- Kapitalismuskritik im Begriff „Gesellschaft“
- Sozialismuserwartung im Begriff „Gemeinschaft“
- Ferdinand Tönnies Konzeption des „Staatskapitalismus“
- Schlußgedanken, Kritik und Würdigung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Ferdinand Tönnies' Begriffe "Gemeinschaft" und "Gesellschaft" aus einer ökonomischen Perspektive, um darin Kapitalismuskritik und seine Erwartungen an eine zukünftige sozialistische Gesellschaft zu identifizieren. Die Arbeit erörtert Tönnies' Konzeption des Staatskapitalismus, betrachtet "alte bekannte" Sozialwissenschaftler wie Max Weber und Karl Marx und beleuchtet, inwieweit Tönnies' Ansichten neue Erkenntnisse liefern.
- Kritik am Kapitalismus in Tönnies' Werk
- Tönnies' Vision einer sozialistischen Gesellschaft
- Die Rolle des Staatskapitalismus in Tönnies' Denken
- Vergleichende Analyse mit anderen Sozialwissenschaftlern
- Bewertung von Tönnies' Beiträgen zur Sozialtheorie
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort führt in die Ideengeschichte der Sozialismusdebatte ein und stellt Ferdinand Tönnies als einen wichtigen Denker dieser Zeit vor. Es hebt seine Werke und seine Auseinandersetzung mit Themen wie Eigentum und der sozialen Frage hervor.
Das Kapitel "Gemeinschaft" und "Gesellschaft" beleuchtet Tönnies' Unterscheidung dieser beiden fundamentalen Begriffe, die in starkem Kontrast zueinander stehen. Gemeinschaft wird als eine solidarische Verbindung von Menschen in ländlichen Gemeinden beschrieben, die durch Traditionen und ein gemeinsames Schicksal vereint sind. Gesellschaft wird als ein abstrakteres und individualisiertes Zusammenleben betrachtet, das durch Konkurrenz und wirtschaftliche Interessen geprägt ist.
Das Kapitel "Die politische Ökonomie Ferdinand Tönnies" geht tiefer auf Tönnies' Kritik am Kapitalismus und seine Vision einer sozialistischen Gesellschaft ein.
Das Kapitel "Ferdinand Tönnies Konzeption des „Staatskapitalismus“" untersucht Tönnies' Gedanken zur möglichen Entwicklung einer kapitalistischen Gesellschaft mit staatlicher Kontrolle.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind Ferdinand Tönnies, Gemeinschaft, Gesellschaft, Kapitalismuskritik, Sozialismus, Staatskapitalismus, Ideengeschichte, Weimarer Republik, politische Ökonomie.
- Quote paper
- Matthias Heise (Author), 2004, Ferdinand Tönnies "Gemeinschaft und Gesellschaft" - Sozialismuserwartung und Kapitalismuskritik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86662