Erst die späten Werke Michel Foucaults, die einen Wechsel der Perspektive auf das Subjekt vollziehen, lassen das Gesamtwerk des Theoretikers als solches erkennen und bieten den Schlüssel zum Verständnis dessen, was Foucaults theoretisches sowie politisches Anliegen war. Der viel zitierten These, es gebe einen radikalen Bruch in Foucaults Werk, möchte die Arbeit Foucaults eigenes Verständnis einer Kontinuität entgegensetzen. Statt zu postulieren, Foucault spräche in seinem Spätwerk „zum ersten Mal seit gut zehn Jahren wieder von einer freien Subjektivität“, wird dargelegt, das Foucault das Phänomen der Subjektivierung über die Zeit aus verschiedenen Blickwinkeln analysiert hat, nämlich zunächst von außen und später von innen.
Die Hinwendung zum Subjekt in den späten Werken steht dabei in einem engen Zusammenhang mit einer „Ästhetik der Existenz“, die Foucault in den antiken Überlieferungen findet und hieraus eine Ethik formuliert. Das ethische Interesse in Foucaults spätem Werk war jedoch nicht mit einer Abkehr von einem politischen Interesse verbunden, einem Rückzug in eine privatistische Moral. Im Gegenteil rückte Foucault die Praxis der Ethik oder „die Politik als eine Ethik“ in den Mittelpunkt seiner letzten Schriften, weil er erkannte, dass unsere politische Kultur einen bestimmten Modus der politischen Beziehung auf das Selbst beinhaltet. Denn nur die „Selbstpolitik“ könne uns von einer „Seele“ und einer „Selbstbeziehung“ befreien, die von sehr spezifischen Kräften des Wissens, der Macht und der Subjektivierung definiert worden seien.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Foucaults Machtkonzept
- Die äußeren Subjektkonstitutionen
- Biomacht
- Die nicht-diskursiven Praktiken der Subjektkonstitution
- Die diskursiven wissenserzeugenden Praktiken der Subjektkonstitution
- Die Selbstkonstitution
- Pastoralmacht als Negativfolie der Selbstkonstitution
- Die Selbstkonstitution in der Antike
- Die Selbstpraktiken der klassischen griechischen Antike
- Die Selbstpraktiken der Spätantike
- Selbstanteil an der äußeren Subjektkonstitution
- Ethik, Freiheit und Widerstand
- Selbstkonstitution als Freiheit zu, eine Ethik
- Selbstkonstitution als Widerstand
- Freiheit von als Voraussetzung der ethischen Praxis
- Grenzen der Freiheit: Gesellschaftliche Normierungen
- Hegemonie und symbolische Kämpfe
- Die Grenzen der Freiheit heute
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Wendung zum Subjekt im Werk Michel Foucaults, indem sie die Entwicklung seiner Ideen von einer externen Analyse der Subjektkonstitution hin zu einer Selbstkonstitution von innen heraus beleuchtet. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie Foucaults Werk zur Analyse gesellschaftlicher Machtbeziehungen unter dem Aspekt der Subjektivierung beiträgt.
- Entwicklung des Foucaultschen Machtkonzepts
- Analyse der äußeren Subjektkonstitution durch Biomacht und disziplinare Macht
- Untersuchung der Selbstkonstitution im Kontext der antiken Philosophie
- Bedeutung von Ethik, Freiheit und Widerstand in der Selbstkonstitution
- Grenzen der Freiheit und gesellschaftliche Normierungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik ein und verdeutlicht die Relevanz der späten Werke Foucaults für das Verständnis seines theoretischen und politischen Ansatzes.
- Das zweite Kapitel erläutert das Foucaultsche Machtkonzept, das als Ausgangspunkt für die Analyse der Subjektkonstitution dient.
- Im dritten Kapitel wird die äußere Subjektkonstitution beleuchtet, wobei die Biomacht als eine Form der Macht dargestellt wird, die das Leben und den Körper des Subjekts reguliert.
- Das vierte Kapitel untersucht die Selbstkonstitution, die als ein Prozess der Selbsterfindung und -gestaltung verstanden wird.
- Das fünfte Kapitel befasst sich mit den Begriffen Ethik, Freiheit und Widerstand im Kontext der Selbstkonstitution.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind Subjekt, Macht, Wissen, Subjektivierung, Biomacht, Selbstkonstitution, Ethik, Freiheit, Widerstand, gesellschaftliche Normierungen und Hegemonie.
- Arbeit zitieren
- Daniel Poli (Autor:in), 2000, Die Wendung zum Subjekt in Michel Foucaults Werk, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8664