Das späte Mittelalter. Die „Grenze“ zur Renaissance ist beinahe erreicht, als sich Europa in einer Reihe kriegerischer Auseinandersetzungen um Macht und Vorherrschaft befindet.
Der Hundertjährige Krieg – auf französischem Boden ausgetragen – kann durchaus als Ursache für einen architektonischen Entwicklungsstillstand in Westeuropa betrachtet werden, als gegen Ende des 14. Jahrhunderts in Frankreich ein neuer Maßwerk- und Ornamenttypus auftritt: der style flamboyant.
Das Fehlen von pointierten Entwicklungsetappen wirft die Frage auf, woher die neuen Formen und Varianten kamen und aus welchem Grund der geometrisch-strahlenförmige plötzlich durch einen bewegt-lodernden Stil abgelöst worden ist.
Ziel dieser Arbeit ist daher der Versuch, den Flamboyant-Stil anhand ausgewählter Beispiele näher zu beschreiben und die Frage seines Ursprunges zu beantworten.
Der Autor: Ronny Barthold (Jahrgang 1978) studierte in Leipzig Kunstgeschichte, Linguistik sowie Ur-und-Frühgeschichte. Er ist als freier Journalist u.a. für den Höhrfunk tätig.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Veränderung der Form – Vom Strahl zur Flamme
- 3. Der Formcharakter
- 3.1 … am Rayonnant-Masswerk
- 3.2. … am Flamboyant-Masswerk
- 4. Das Fenster in Wort und Bild
- 4.1. Villefranche-de-Rouergue – Saint Saveur
- 4.2. Auxerre – Cathédrale d´Auxerre
- 4.3. Eu – Saint Laurent versus Lisieux - Cathédrale de Lisieux
- 4.4. La Trinité d´Vendôme - Maßwerk der Superlative
- 5. Das Rosenfenster in Blüte und Blatt
- 5.1. Tours – Saint Gatien
- 5.2. Paris – Sainte Chapelle
- 5.3. Evreux – Notre Dame
- 5.4. Lyon – Saint Jean
- 6. A Spiral Dance – Ein Deutungsansatz
- 7. Historisches Layout – history of art oder l´historie de l´art
- 8. Einflüsse auf …
- 8.1. … die Architecture civil
- 8.2. … die Deutsche Sondergotik
- 8.3. … die „Gotik“ in Italien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist die Beschreibung des Flamboyantstils anhand ausgewählter Beispiele und die Beantwortung der Frage nach seiner Herkunft. Der Fokus liegt auf der Entwicklung des Stils aus der Rayonnant-Gotik und seiner Verbreitung in Frankreich und darüber hinaus.
- Die Transformation des gotischen Maßwerks vom geometrischen Rayonnant-Stil zum organischen Flamboyant-Stil.
- Der Vergleich der Formcharakteristika von Rayonnant- und Flamboyant-Masswerk.
- Analyse ausgewählter Fenster und Rosenfenster als Beispiele für den Flamboyant-Stil.
- Die mögliche Interpretation der spiralförmigen Muster im Flamboyant-Masswerk.
- Die Untersuchung der Einflüsse des Flamboyant-Stils auf die Architektur in anderen Regionen und Bautypen.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Diese Einleitung führt in die Thematik des Flamboyant-Stils ein und skizziert den historischen Kontext des späten Mittelalters in Europa, insbesondere den Hundertjährigen Krieg und dessen potenziellen Einfluss auf die Entwicklung des Stils. Die Fragestellung nach der Entstehung und den Gründen für die Ablösung des geometrischen Strahlenstils durch den bewegten Flamboyant-Stil wird formuliert und als Ziel der Arbeit definiert.
2. Die Veränderung der Form – Vom Strahl zur Flamme: Dieses Kapitel behandelt den Mangel an einer klaren Entwicklung vom Rayonnant- zum Flamboyant-Stil aufgrund von Dokumentationslücken. Es wird jedoch festgestellt, dass einzelne Flamboyant-Formen bereits vor 1380 existierten, jedoch zunächst nur an Grabarchitektur auftauchten. Die These wird aufgestellt, dass Flamboyant-Formen ursprünglich an Sakralraumausstattungen vorkamen und erst später die Fassadengestaltung beeinflussten, was die filigrane Ornamentik der Kathedralen-Fassaden nahelegt.
3. Der Formcharakter …: Dieses Kapitel vergleicht den Rayonnant- mit dem Flamboyant-Stil. Der Rayonnant-Stil wird durch klassische Formen, sphärische Rahmungen und die Ausgestaltung von Fensterrosen charakterisiert. Im Flamboyant-Stil treten dagegen schwingende Muster im Vordergrund, während die strahlenförmige Ausrichtung zurücktritt. Der Vergleich betont die Kontinuität in den Grundstrukturen, während sich die Unterschiede hauptsächlich in den Füllungen und Motiven zeigen.
4. Das Fenster in Wort und Bild: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Fensterbeispiele, um die stilistischen Merkmale des Flamboyant-Masswerks zu illustrieren. Es werden Beispiele von Villefranche-de-Rouergue, Auxerre, Eu und Lisieux, sowie Vendôme vorgestellt und deren spezifische Verwendung von Kielbögen, Fischblasen und Soufflets analysiert. Die Beispiele zeigen die Wandelbarkeit der Flamboyant-Motive und deren stilistische Vielfalt.
5. Das Rosenfenster in Blüte und Blatt: Dieses Kapitel widmet sich der Entwicklung der Rosenfenster im Flamboyant-Stil. Der Übergang von der geometrischen Rayonnant-Form zu einer durch Kurven und Gegenkurven aufgelockerten Linienführung wird beschrieben. Die Beispiele von Tours, Paris, Evreux und Lyon belegen die vielfältige Gestaltung der Rosenfenster, die durch netzartige Muster, konkave und konvexe Linien und die Kombination von Flammen- und Blütenmotiven gekennzeichnet ist.
6. A Spiral Dance – Ein Deutungsansatz: Dieses Kapitel präsentiert einen Deutungsansatz für die spiralförmigen Muster im Flamboyant-Masswerk. Es werden die Aspekte der Lichtdramaturgie und deren Wirkung auf den Betrachter im Zusammenhang mit der Anordnung und Farbigkeit der Fenster diskutiert. Es wird eine mögliche Verbindung zu vorchristlichen Religionen und deren Symbolik hergestellt. Die Spirale als Symbol von Geburt, Leben, Wachstum, Alter, Tod und Wiedergeburt wird im Kontext des christlichen Marienkultes interpretiert.
7. Historisches Layout - history of art oder l´historie de l´art: Dieses Kapitel untersucht die Herkunft des Flamboyant-Stils. Der Einfluss des Hundertjährigen Krieges und die damit verbundene Unterbrechung der Bautätigkeit in Frankreich werden thematisiert. Die These wird aufgestellt, dass der Flamboyant-Stil englischen Ursprungs ist und dessen Formen um 1380 nach Frankreich gelangten. Der englische Curvilinear-Stil und dessen Entwicklung werden im Detail erläutert und mit französischen Beispielen verglichen.
8. Einflüsse auf…: Dieses Kapitel beschreibt die Verbreitung des Flamboyant-Stils über Frankreich hinaus. Es werden Beispiele aus dem Profanbau (Architecture civil), der deutschen Architektur und der italienischen „Gotik“ vorgestellt und analysiert. Die Beispiele zeigen die Adaption und Modifikation der Flamboyant-Formen in unterschiedlichen Kontexten und Regionen.
Schlüsselwörter
Flamboyant, Rayonnant, Gotik, Maßwerk, Rosenfenster, Frankreich, England, Architektur, Spätmittelalter, Fischblase, Kielbogen, Soufflet, Lichtdramaturgie, Spirale, Curvilinear, Reticulated.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Entwicklung des Flamboyant-Stils in der französischen Gotik
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich mit der Beschreibung und Analyse des Flamboyant-Stils in der französischen Gotik. Der Fokus liegt auf der Entwicklung des Stils aus der Rayonnant-Gotik, seiner Verbreitung in Frankreich und darüber hinaus, sowie der Interpretation seiner charakteristischen Formen.
Welche Aspekte des Flamboyant-Stils werden behandelt?
Die Arbeit untersucht die Transformation des gotischen Maßwerks vom geometrischen Rayonnant-Stil zum organischen Flamboyant-Stil, vergleicht die Formcharakteristika beider Stile, analysiert ausgewählte Fenster und Rosenfenster als Beispiele für den Flamboyant-Stil, interpretiert die spiralförmigen Muster im Flamboyant-Maßwerk und untersucht dessen Einflüsse auf die Architektur in anderen Regionen und Bautypen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in acht Kapitel: Einleitung, die Veränderung der Form vom Strahl zur Flamme, der Formcharakter von Rayonnant- und Flamboyant-Maßwerk, das Fenster in Wort und Bild (mit Beispielanalysen), das Rosenfenster in Blüte und Blatt (weitere Beispielanalysen), ein Deutungsansatz für die spiralförmigen Muster, das historische Layout (Herkunft des Stils) und die Einflüsse des Flamboyant-Stils auf andere Regionen und Bautypen.
Welche Beispiele für Flamboyant-Architektur werden analysiert?
Die Arbeit analysiert Fenster und Rosenfenster aus verschiedenen französischen Kathedralen und Kirchen, darunter Villefranche-de-Rouergue (Saint Saveur), Auxerre (Kathedrale), Eu (Saint Laurent), Lisieux (Kathedrale), La Trinité d´Vendôme, Tours (Saint Gatien), Paris (Sainte Chapelle), Evreux (Notre Dame) und Lyon (Saint Jean).
Wie wird der Übergang vom Rayonnant- zum Flamboyant-Stil erklärt?
Der Übergang wird als komplex und nicht linear beschrieben. Es wird festgestellt, dass einzelne Flamboyant-Formen bereits vor 1380 existierten, jedoch zunächst nur an Grabarchitektur auftauchten. Die These wird aufgestellt, dass Flamboyant-Formen ursprünglich an Sakralraumausstattungen vorkamen und erst später die Fassadengestaltung beeinflussten.
Welche Bedeutung haben die spiralförmigen Muster im Flamboyant-Maßwerk?
Die spiralförmigen Muster werden im Kontext der Lichtdramaturgie und deren Wirkung auf den Betrachter diskutiert. Es wird eine mögliche Verbindung zu vorchristlichen Religionen und deren Symbolik hergestellt, wobei die Spirale als Symbol von Geburt, Leben, Wachstum, Alter, Tod und Wiedergeburt im Kontext des christlichen Marienkultes interpretiert wird.
Woher stammt der Flamboyant-Stil?
Die Arbeit untersucht die Herkunft des Flamboyant-Stils und stellt die These auf, dass er englischen Ursprungs ist und dessen Formen um 1380 nach Frankreich gelangten. Der englische Curvilinear-Stil und dessen Entwicklung werden im Detail erläutert und mit französischen Beispielen verglichen. Der Einfluss des Hundertjährigen Krieges wird ebenfalls thematisiert.
Wie verbreitete sich der Flamboyant-Stil?
Die Arbeit beschreibt die Verbreitung des Flamboyant-Stils über Frankreich hinaus. Es werden Beispiele aus dem Profanbau (Architecture civil), der deutschen Architektur und der italienischen „Gotik“ vorgestellt und analysiert, um die Adaption und Modifikation der Flamboyant-Formen in unterschiedlichen Kontexten und Regionen zu zeigen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Flamboyant, Rayonnant, Gotik, Maßwerk, Rosenfenster, Frankreich, England, Architektur, Spätmittelalter, Fischblase, Kielbogen, Soufflet, Lichtdramaturgie, Spirale, Curvilinear, Reticulated.
- Quote paper
- Ronny Barthold (Author), 2004, Style Flamboyant - Zenit des Mittelalters, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86327