Seit Jahrhunderten bestimmen Stereotype und Vorurteile das Sinti- bzw. Romabild der Deutschen: Auf der einen Seite steht das Exotische, das romantisch-abenteuerliche Nomadentum, die heißblütige Esmeralda , die vor den Flammen des Lagerfeuers tanzt. Auf der anderen Seite lauert der kriminelle Vagabund, der gerissene Bettler, der arbeitsscheue Dieb. Romane, Gedichte, Lieder, Filme bedien(t)en diese Klischees (oft auch in Mischungsverhältnissen) ausgiebig.
Die menschenverachtende NS-Diktatur kostete mehr als 500.000 Sinti und Roma das Leben, dennoch setzen sich Diskriminierung und Hetze bis in die heutige Zeit nahezu ungebrochen fort.
Diffamierende Stereotype werden auch noch immer herangezogen, wenn es um die mediale Darstellung von Sinti und/oder Roma geht. Angesichts der Aufgabe der Medien , am Meinungsbildungsprozeß der Bevölkerung mitzuwirken, erscheint dies besonders besorgniserregend.
In der Hausarbeit soll nun untersucht werden, welche stereotypen "Zigeunerbilder" in der bundesdeutschen Presse transportiert werden und in welchem (gesellschaftlichen/politischen) Kontext das geschieht. Den zeitlichen Rahmen setzen einerseits die rassistischen Berichte im Zusammenhang mit den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen 1992, andererseits die Berichterstattung über die Roma-Proteste angesichts drohender Abschiebung nach Ex-Jugoslawien 2002, wobei beide (Presse-)Ereignisse jeweils genauer untersucht werden.
Ausgehend vom "Zigeunerbild" der Deutschen (‚positiver′ Rassismus / ‚negativer′ Rassismus) soll dabei auch betrachtet werden, inwieweit eine Wechselwirkung zwischen den diskriminierenden Alltagsstereotypen und den durch die Presse vermittelten Bildern besteht (u.a. mit welchen rassistischen Kategorien argumentiert wird [ethnisch, sozial etc.]), in welchem Zusammenhang auf das ‚Zigeuner-Sein′ hingewiesen und was damit (bewußt oder unbewußt) bezweckt/erreicht wird. Zudem soll aufgezeigt werden, welchen Zugang Minderheiten wie Sinti bzw. Roma selbst zur Presse haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffe
- ,Zigeuner'
- Sinti und Roma
- Antiziganismus
- Stereotype und Vorurteile
- ,fremd die ethnische Komponente
- , faul die soziale Komponente
- ,frei die romantische Komponente
- Antiziganismus in der Presse
- Art und Weise der Berichterstattung
- ,,Zigeuner griffen deutsche Nachbarn an“ - Antiziganismus im Umfeld von Rostock-Lichtenhagen August 1992
- ,,Die Roma müssen weg“ - Berichterstattung der Rheinischen Post Sommer 2002
- Zugang zur Presse
- Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die stereotypen „Zigeunerbilder“, die in der bundesdeutschen Presse transportiert werden und in welchem gesellschaftlichen und politischen Kontext dies geschieht. Die Arbeit beleuchtet die rassistischen Berichte im Zusammenhang mit den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen 1992 und die Berichterstattung über die Roma-Proteste angesichts drohender Abschiebung nach Ex-Jugoslawien 2002. Dabei wird auch die Wechselwirkung zwischen den diskriminierenden Alltagsstereotypen und den durch die Presse vermittelten Bildern betrachtet, sowie der Zugang von Minderheiten wie Sinti und Roma zur Presse.
- Stereotype und Vorurteile im Kontext von „Zigeunerbildern“ in der deutschen Presse
- Rassistische Berichterstattung im Zusammenhang mit den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen 1992
- Medienberichte über die Roma-Proteste angesichts drohender Abschiebung nach Ex-Jugoslawien 2002
- Wechselwirkung zwischen Alltagsstereotypen und medialer Darstellung von Sinti und Roma
- Zugang von Minderheiten wie Sinti und Roma zur Presse
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik von Stereotypen und Vorurteilen im Bezug auf Sinti und Roma dar und erläutert den Kontext der Hausarbeit. Sie beleuchtet die Bedeutung der Medien in der Meinungsbildung und die Notwendigkeit einer kritischen Analyse der „Zigeunerbilder“ in der Presse.
- Begriffe: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Begriffe, die im Kontext von Sinti und Roma verwendet werden, insbesondere den Begriff „Zigeuner“. Es werden die rassistische Konstruktion und die Diskriminierung durch diesen Begriff aufgezeigt, sowie die Entwicklung der Selbstbezeichnungen „Sinti“ und „Roma“ im Sprachgebrauch.
- Stereotype und Vorurteile: Dieses Kapitel befasst sich mit den gängigen Stereotypen und Vorurteilen gegenüber Sinti und Roma und untersucht die verschiedenen Komponenten dieser Stereotype (ethnisch, sozial, romantisch).
- Antiziganismus in der Presse: Dieses Kapitel analysiert die Art und Weise der Berichterstattung über Sinti und Roma in der deutschen Presse. Es werden zwei Fallbeispiele genauer untersucht: die rassistischen Berichte im Zusammenhang mit den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen 1992 und die Berichterstattung über die Roma-Proteste angesichts drohender Abschiebung nach Ex-Jugoslawien 2002.
- Zugang zur Presse: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit Minderheiten wie Sinti und Roma selbst Zugang zur Presse haben.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind Antiziganismus, Stereotype, Vorurteile, Medien, Rassismus, Sinti, Roma, „Zigeunerbild“, Berichterstattung, Meinungsbildung, Zugang zur Presse, Diskriminierung. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der Medien im Kontext von Rassismus und untersucht die Art und Weise, wie Stereotype und Vorurteile über Sinti und Roma in der deutschen Presse konstruiert und verbreitet werden.
- Quote paper
- Anna Fehmel (Author), 2002, Antiziganismus in den Printmedien der Bundesrepublik Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8631