Obwohl Wolters schon 1907 die erste Übersichtsarbeit zur Trichotillomanie in Deutschland veröffentlichte, wurde dieses Störungsbild in den Folgejahren kaum beachtet. Arbeiten aus den 50er bis 70er Jahren stammen vornehmlich auf den Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Erklärungsansätze waren und sind teilweise sehr unterschiedlich und reichen von psychoanalytischer Ursachenbegründung über zwanghaftes Handeln, schlechter Angewohnheit, narzisstischer Regulation und neurobiologischer Ursachenforschung. Erst Ende der 80er Jahre mit der Aufnahme der Trichotillomanie in das DSM- III- R- der American Psychiatric Association (1987) wurde der ernsthafte Versuch unternommen der Erforschung dieses Störungsbildes eine gewisse Systematik zu verleihen. Nachfolgende Arbeiten der 90er Jahre beschäftigten sich überwiegend mit der Ätiologie, Phänomenologie und Komorbidität der Trichotillomanie. Besonderen Bezug scheint das Krankheitsbild zu den Zwangsstörungen aufzuweisen. Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zwischen beiden Störungen bzgl. Epidemiologie, Neurobiologie und Pharmakologie wurden untersucht. Heutige Diskussionen um das Störungsbild der Trichotillomanie stehen im Zusammenhang mit der Neuklassifizierung verschiedener psychiatrischer Störungen in das Modell der Zwangsspektrumsstörungen (Obsessive- Compulsive Spectrum Disorders). Hier sollen verschiedene Störungsbilder aufgrund ihrer Affinität zu den Zwangsstörungen integriert werden. Die derzeitige Klassifizierung der Trichotillomanie als Impulskontrollstörung wäre damit hinfällig. Möglicherweise handelte es sich dann eher um eine „Zwangsspektrumsstörung mit erhöhten impulsiven Anteilen“. Über den Nutzen eines solchen Modells wird nachgedacht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer Hintergrund
- Trichotillomanie
- Historischer Überblick
- Klassifikation
- Beschreibung der Symptomatik
- Laborbefunde
- Körperliche Untersuchungsbefunde
- Störungsbeginn und Verlauf
- Soziale Beeinträchtigung
- Prävalenz
- Komorbidität
- Familienprävalenz
- Neurobiologie
- Neurotransmitter
- Neuropathologie
- Neuropsychologie
- Pharmakologie
- Differentialdiagnosen
- Impulsivität
- Historischer Überblick
- Störungen der Impulskontrolle bei psychiatrischen Erkrankungen
- Impulsivität und Antrieb
- Impulsivität und Kognition
- Impulsivität und Affektregulation
- Zusammenfassendes Modell der Impulsivität
- Obsessive-Compulsive- Spectrum Disorders
- Vergleich von Trichotillomanie (TTM) und Zwangsstörungen (OCD)
- Trichotillomanie
- Fragestellungen
- Methoden
- Auswahl der Stichproben
- Beschreibung der Stichproben
- Altersstruktur
- Alter bei Beginn- und Dauer der Erkrankung
- Familienstand
- Anzahl der Kinder
- Schulabschluss
- Berufsgruppen
- Operationalisierung
- Unabhängige Variablen
- Abhängige Variablen
- Kontrollvariablen
- Versuchsdesign
- Versuchsplan
- Fallzahlen
- Zielstellungen
- Hypothesen
- Datenauswertung
- Ergebnisse
- Auswertung der Erhebungsinstrumente
- Übergreifende Datenanalyse
- Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht Störungen der Impulsivität bei Trichotillomanie. Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen Impulsivität und dem Schweregrad der Trichotillomanie zu erforschen und relevante Zusammenhänge mit anderen Konstrukten wie Zwanghaftigkeit und Aufmerksamkeit zu beleuchten. Die Arbeit stützt sich auf empirische Daten und verwendet verschiedene etablierte Messinstrumente.
- Zusammenhang zwischen Impulsivität und Trichotillomanie
- Einfluss von Zwanghaftigkeit auf das Störungsbild
- Rolle kognitiver Prozesse und Aufmerksamkeit
- Analyse des Schweregrades der Trichotillomanie
- Vergleich mit bestehenden Modellen der Zwangsspektrumsstörungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung liefert einen historischen Überblick über die Erforschung der Trichotillomanie in Deutschland, von den frühen Arbeiten bis zur Aufnahme in das DSM-III-R und den aktuellen Diskussionen um die Klassifizierung als Impulskontrollstörung oder Zwangsspektrumsstörung. Sie skizziert die unterschiedlichen Erklärungsansätze und zeigt die Bedeutung der Arbeit im Kontext aktueller Forschung auf. Der Fokus liegt auf der Entwicklung des Verständnisses der Störung und der damit verbundenen Herausforderungen für die Forschung.
Theoretischer Hintergrund (Kapitel 2.1): Dieses Kapitel bietet eine umfassende Darstellung der Trichotillomanie, einschließlich ihrer historischen Entwicklung, Klassifikation, Symptomatik, Labor- und körperlicher Untersuchungsbefunde, Beginn und Verlauf, sozialer Beeinträchtigung, Prävalenz, Komorbidität, Familienprävalenz und neurobiologischen Grundlagen (Neurotransmitter, Neuropathologie und Neuropsychologie). Es beleuchtet die pharmakologischen Aspekte und die Differentialdiagnosen, um ein detailliertes Verständnis des Störungsbildes zu vermitteln. Die Kapitel 2.1.11.1 bis 2.1.11.3 gehen detailliert auf die neuronalen Grundlagen der Erkrankung ein. Die Zusammenfassung der unterschiedlichen Aspekte soll ein ganzheitliches Verständnis liefern.
Impulsivität (Kapitel 2.2): Kapitel 2.2 beleuchtet das Konstrukt der Impulsivität. Es wird ein historischer Überblick gegeben, verschiedene Aspekte der Impulsivität in psychiatrischen Erkrankungen, der Zusammenhang mit Antrieb, Kognition und Affektregulation diskutiert, und ein zusammenfassendes Modell vorgestellt. Der Schwerpunkt liegt auf der Differenzierung von Impulsivität und den damit verbundenen kognitiven und emotionalen Prozessen und liefert den theoretischen Hintergrund für die Untersuchung des Zusammenhangs mit der Trichotillomanie.
Obsessive-Compulsive- Spectrum Disorders (Kapitel 2.3): Kapitel 2.3 behandelt das Modell der Zwangsspektrumsstörungen, insbesondere den Vergleich zwischen Trichotillomanie und Zwangsstörungen. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich Epidemiologie, Neurobiologie und Pharmakologie analysiert und diskutiert. Die Bedeutung dieses Kapitels liegt in der Einordnung der Trichotillomanie in ein breiteres Spektrum verwandter Störungen und der damit verbundenen Implikationen für die Klassifizierung und Behandlung. Die vergleichende Analyse unterstreicht den Stellenwert des Modells für das Verständnis von Trichotillomanie.
Methoden (Kapitel 4): Dieses Kapitel beschreibt detailliert die Methodik der Studie, einschließlich der Auswahl und Beschreibung der Stichprobe (Altersstruktur, Erkrankungsdauer, Familienstand, etc.), der Operationalisierung der Variablen (unabhängige, abhängige und Kontrollvariablen unter Verwendung von etablierten Skalen wie z.B. der Barratt Impulsiveness Scale), des Versuchsdesigns, der Zielstellungen und der Hypothesen. Die Beschreibung dient dem Verständnis der empirischen Vorgehensweise und der Validität der Ergebnisse.
Schlüsselwörter
Trichotillomanie, Impulsivität, Zwangsstörungen, Obsessive-Compulsive Spectrum Disorders, Neurobiologie, Komorbidität, Empirische Forschung, Psychologie, Kognition, Aufmerksamkeit, Fragebogen, Diagnostik
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Störungen der Impulsivität bei Trichotillomanie
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Impulsivität und dem Schweregrad der Trichotillomanie. Sie beleuchtet den Einfluss von Zwanghaftigkeit und Aufmerksamkeit auf das Störungsbild und vergleicht die Ergebnisse mit bestehenden Modellen der Zwangsspektrumsstörungen.
Welche Themen werden im theoretischen Hintergrund behandelt?
Der theoretische Teil umfasst eine umfassende Darstellung der Trichotillomanie (inkl. historischer Entwicklung, Klassifikation, Symptomatik, neurobiologischen Grundlagen, Pharmakologie und Differentialdiagnosen), sowie eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Konstrukt der Impulsivität (inkl. Impulsivität in psychiatrischen Erkrankungen, Zusammenhang mit Antrieb, Kognition und Affektregulation) und den Obsessive-Compulsive Spectrum Disorders (OCSD) mit einem speziellen Vergleich von Trichotillomanie und Zwangsstörungen.
Welche Methoden wurden in der Studie angewendet?
Die Studie beschreibt die Auswahl und Beschreibung der Stichprobe (demographische Daten, Erkrankungsdauer etc.), die Operationalisierung der Variablen (unabhängige, abhängige und Kontrollvariablen, unter Verwendung etablierter Skalen), das Versuchsdesign, die Zielstellungen und die Hypothesen. Die Datenauswertung wird ebenfalls erläutert.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Ergebnisse umfassen die Auswertung der verwendeten Erhebungsinstrumente und eine übergreifende Datenanalyse, die den Zusammenhang zwischen Impulsivität und Trichotillomanie beleuchtet.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen theoretischen Hintergrund (Trichotillomanie, Impulsivität, Obsessive-Compulsive Spectrum Disorders), die Fragestellungen, die Methoden, die Ergebnisse und eine Diskussion.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Trichotillomanie, Impulsivität, Zwangsstörungen, Obsessive-Compulsive Spectrum Disorders, Neurobiologie, Komorbidität, Empirische Forschung, Psychologie, Kognition, Aufmerksamkeit, Fragebogen, Diagnostik.
Welches ist das Hauptziel der Arbeit?
Das Hauptziel ist die Erforschung des Zusammenhangs zwischen Impulsivität und dem Schweregrad der Trichotillomanie sowie die Untersuchung relevanter Zusammenhänge mit Zwanghaftigkeit und Aufmerksamkeit.
Wie wird der Schweregrad der Trichotillomanie analysiert?
Die Arbeit analysiert den Schweregrad der Trichotillomanie im Kontext des Zusammenhangs mit Impulsivität, Zwanghaftigkeit und kognitiven Prozessen. Konkrete Messmethoden werden im Methodenkapitel detailliert beschrieben.
Welche etablierten Messinstrumente wurden verwendet?
Die Arbeit verwendet etablierte Messinstrumente zur Erfassung von Impulsivität (z.B. die Barratt Impulsiveness Scale) und anderen relevanten Konstrukten. Die genauen Instrumente werden im Methodenkapitel spezifiziert.
Wie wird die Trichotillomanie in das Modell der Zwangsspektrumsstörungen eingeordnet?
Die Arbeit vergleicht Trichotillomanie mit anderen Zwangsstörungen hinsichtlich Epidemiologie, Neurobiologie und Pharmakologie, um ihre Position innerhalb des Spektrums der Zwangserkrankungen zu definieren.
- Quote paper
- Diplom-Psychologe Klaus Amadeus Böhm (Author), 2003, Störungen der Impulsivität bei Trichotillomanie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85995