Auf der Suche nach einer geeigneten Definition des historischen Typus des Dandys, stößt man unter anderem auf Beschreibungen wie z.B. „der Typ des extravaganten, blasierten, dünkelhaften und egozentr. Lebe- und Genussmenschen, mit seinem Horror vor dem Gewöhnlichen, Alltäglichen, Trivialen“ (Wilpert 1989, 169). Bei genauerer Betrachtung wird jedoch schnell deutlich, dass solch eine oberflächliche Definition diesem vielschichtigen Typus nicht gerecht werden kann, denn „das Thema bleibt bis in unsere Zeit hinein ein von Paradoxien und Mysterien durchzogenes Phänomen.“ (Schickedanz 2000, 14) Das Dandytum und mit ihm seine zahlreichen Vertreter ist vielmehr eine kulturelle Erscheinung, die während bestimmter kulturhistorischer Konstellationen auftritt, wenn es gilt, sich gegen Gleichmacherei, Anpassung und Verrohung der Werte durch Kreativität und individuellen Ausdruck zu erwehren. (Fratz 2001, 21)
Der Dandy ist also bei weitem nicht nur ein modischer Sonderfall der Geschichte, sondern wurde vor allem durch die im 19. Jahrhundert in Europa herrschende Situation der Gesellschaftsauflösung hervorgebracht, gegen die er auf ganz individuelle Art und Weise ankämpfte. Allerdings bleibt festzuhalten, dass sich das Dandytum letztlich nur in England und Frankreich wirklich stark ausprägen konnte (vgl. Mann 1962, 22), wobei ersteres noch heute als das Land des gelebten Dandysmus gilt, während Frankreich vor allem für seine literarischen Dandys bekannt ist (vgl. Schickedanz 2000, 15).
Diese signifikante Unterscheidung macht es somit unumgänglich, die Entwicklungen des Dandytums in beiden Ländern gesondert zu untersuchen. Hierbei soll sowohl der Dandysmus als Lebensform historischer Personen (wie z.B. Brummell, Byron, Baudelaire etc.) analysiert, als auch teilweise auf die literarischen Dandyfiguren jener Zeit eingegangen werden. Es bleibt allerdings anzumerken, dass das Dandytum zwar eine populäre, aber relativ kurzlebige Epoche in der Geschichte darstellt. Die beginnende Dekonstruktion des Dandytypus findet sich daher schon zur Zeit des fin de siècle und soll im Folgenden am Beispiel des Schriftsteller-Dandys Oscar Wilde verdeutlicht werden, wobei auf dessen Roman „The Picture of Dorian Gray“ (1890) und den unterschiedlichen Dandytypen Lord Henry Wotton und Dorian Gray ein besonderes Augenmerk liegt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Geburt des Dandy
- 2.1 Der Dandy - ein ungewöhnlicher Typus
- 2.2 Beau Brummell als Urbild des Dandys
- 3. Der Dandy in England
- 3.1 Lord Byron als Dichter und Dandy
- 3.2 Alfred d'Orsay als Vermittler zwischen zwei Welten
- 4. Der Dandy in Frankreich
- 4.1 Balzac und seine Dandyfigur Henry de Marsay
- 4.2 Baudelaire im Konflikt zwischen Dandytum und Kunst
- 5. Die beginnende Destruktion des Dandy
- 5.1 Oscar Wilde als letzter Dandy einer Generation
- 5.2 Der Roman „The Picture of Dorian Gray“
- 5.3 Henry Wotton als typischer Dandy und Ästhet
- 5.4 Lord Henrys Einfluss auf Dorian Gray
- 5.5 Dorian Gray als scheiternder Dandy
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Dandytypus und seine besondere Bedeutung in Oscar Wildes "The Picture of Dorian Gray". Ziel ist es, den Dandy nicht nur als modischen Sonderfall, sondern als kulturelle Erscheinung zu verstehen, die als Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen entstand. Die Arbeit analysiert den Dandy als Lebensform historischer Persönlichkeiten und literarischer Figuren.
- Der Dandy als kulturelle Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen.
- Der Dandy als Ausdruck individueller Überlegenheit und ästhetischer Lebensart.
- Vergleichende Betrachtung des Dandytums in England und Frankreich.
- Die Entwicklung und der Zerfall des Dandytypus im 19. Jahrhundert.
- Die Darstellung des Dandytypus in Oscar Wildes "The Picture of Dorian Gray".
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung definiert das Thema und die Forschungsfrage. Sie hebt die Paradoxien des Dandytums hervor und betont die Notwendigkeit, die Entwicklungen in England und Frankreich getrennt zu untersuchen. Es wird darauf hingewiesen, dass der Dandy, trotz seiner Popularität, eine relativ kurzlebige Erscheinung war und seine Dekonstruktion bereits im Fin de Siècle begann. Der Fokus liegt auf Oscar Wilde und seinem Roman "The Picture of Dorian Gray".
2. Die Geburt des Dandy: Dieses Kapitel beleuchtet die Ursprünge des Dandytums. Es wird argumentiert, dass der Dandy eine lange Tradition hat, die sich von der Antike bis zur Renaissance verfolgen lässt. Obwohl individualistisch, lässt sich kein eindeutiger sozialer Typus definieren. Es werden die wichtigsten Eigenschaften des idealen Dandys vorgestellt: ein Leben, das dem Genuss und der Schönheit gewidmet ist, fern von Konventionen und gesellschaftlichen Pflichten. Die Bedeutung der Kleidung und des Auftretens wird betont, aber auch der Widerspruch zwischen der Verachtung bürgerlicher Werte und der Abhängigkeit von deren finanzieller Unterstützung wird herausgestellt. Der innere Kult der Kälte als entscheidendes Merkmal wird angedeutet.
Häufig gestellte Fragen zu: Entwicklung des Dandytypus und seine Bedeutung in Oscar Wildes "The Picture of Dorian Gray"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Dandytypus vom 18. bis zum späten 19. Jahrhundert und seine besondere Bedeutung in Oscar Wildes Roman "The Picture of Dorian Gray". Sie analysiert den Dandy nicht nur als modischen Sonderfall, sondern als kulturelle Erscheinung, die als Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen entstand. Die Arbeit betrachtet den Dandy als Lebensform historischer Persönlichkeiten (wie Beau Brummell, Lord Byron, Alfred d'Orsay) und literarischer Figuren (wie Henry de Marsay, Dorian Gray). Der Fokus liegt auf einem Vergleich des Dandytums in England und Frankreich und seiner Dekonstruktion im Fin de Siècle.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: den Dandy als kulturelle Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen; den Dandy als Ausdruck individueller Überlegenheit und ästhetischer Lebensart; einen Vergleich des Dandytums in England und Frankreich; die Entwicklung und den Zerfall des Dandytypus im 19. Jahrhundert; und die Darstellung des Dandytypus in Oscar Wildes "The Picture of Dorian Gray".
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: 1. Einleitung; 2. Die Geburt des Dandy (mit den Unterkapiteln: Der Dandy - ein ungewöhnlicher Typus und Beau Brummell als Urbild des Dandys); 3. Der Dandy in England (mit den Unterkapiteln: Lord Byron als Dichter und Dandy und Alfred d'Orsay als Vermittler zwischen zwei Welten); 4. Der Dandy in Frankreich (mit den Unterkapiteln: Balzac und seine Dandyfigur Henry de Marsay und Baudelaire im Konflikt zwischen Dandytum und Kunst); 5. Die beginnende Destruktion des Dandy (mit den Unterkapiteln: Oscar Wilde als letzter Dandy einer Generation, Der Roman „The Picture of Dorian Gray“, Henry Wotton als typischer Dandy und Ästhet, Lord Henrys Einfluss auf Dorian Gray und Dorian Gray als scheiternder Dandy); 6. Fazit.
Wie wird der Dandy in der Arbeit definiert?
Der Dandy wird in der Arbeit nicht als rein modischer Sonderfall betrachtet, sondern als komplexes kulturelles Phänomen. Er ist gekennzeichnet durch ein Leben, das dem Genuss und der Schönheit gewidmet ist, fern von Konventionen und gesellschaftlichen Pflichten. Wichtige Aspekte sind die Kleidung und das Auftreten, aber auch der Widerspruch zwischen der Verachtung bürgerlicher Werte und der Abhängigkeit von deren finanzieller Unterstützung. Der innere Kult der Kälte wird als entscheidendes Merkmal angedeutet. Die Arbeit betont die individualistische Natur des Dandys, ohne jedoch einen eindeutigen sozialen Typus zu definieren.
Welche Rolle spielt Oscar Wilde und "The Picture of Dorian Gray"?
Oscar Wilde und sein Roman "The Picture of Dorian Gray" stehen im Mittelpunkt der Arbeit. Der Roman dient als Fallstudie für die Analyse des Dandytypus im späten 19. Jahrhundert. Die Arbeit untersucht die Darstellung des Dandytums in dem Roman und analysiert die Figur des Dorian Gray als scheiternden Dandy.
Welche Methode wird in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit verwendet eine vergleichende Methode, um den Dandytypus in England und Frankreich zu untersuchen. Sie analysiert historische Persönlichkeiten und literarische Figuren, um den Dandy als Lebensform zu verstehen. Die Arbeit nutzt literaturwissenschaftliche Methoden zur Analyse von "The Picture of Dorian Gray".
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zeigt die Entwicklung und den Zerfall des Dandytypus auf. Der Dandy, trotz seiner Popularität, war eine relativ kurzlebige Erscheinung, dessen Dekonstruktion bereits im Fin de Siècle begann. Die Arbeit unterstreicht die Bedeutung des Dandys als kulturelle Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen und als Ausdruck individueller Überlegenheit und ästhetischer Lebensart.
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- Janine Gruschwitz (Author), 2005, Der Dandy - Die Entwicklung eines Typus und ihre spezielle Bedeutung in Oscar Wildes "The Picture of Dorian Gray", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85859