Die vorliegende Arbeit stellt den Versuch dar, die in diesem Zusammenhang diagnostizierbare „babylonische Sprachverwirrung“ um die elastischen und polyvalenten Begriffe Heimat und Identität ein wenig aufzulösen und auf deren synonymen Gebrauch einzugehen. Der lange Zeit verpönte und totgesagte Begriff Heimat feiert heute eine unerwartete Wiederauferstehung, manchmal vermag er nach wie vor zu provozieren. Heimat wurde in den letzten Jahrzehnten immer mehr zum Wirtschaftsfaktor und auf diesem Weg nicht selten durch kitschige Phantasmagorien entstellt; die Regionalkultur erlebt in den Zeiten der Globalisierung paradoxerweise einen neuen Aufschwung. Auch der Begriff Identität ist in aller Munde, manche warnen vor dem Verlust von Identität, andere diskutieren über die Abschaffung des Begriffes. Nach Meinung des Autors ist eine Tabuisierung oder Abschaffung von Begriffen jedoch nur dann sinnvoll, wenn es bessere Alternativen zu ihnen gibt. Solche sind nicht in Sicht.
Die vorliegende Arbeit beabsichtigt keine allgemeingültigen Bedeutungskonkretisierungen oder gar endgültige Definitionen der zur Diskussion stehenden Begriffe, ihr Ziel und Anliegen ist vielmehr, zur Illumination bestimmter Aspekte in diesem Zusammenhang beizutragen und auf Probleme und Gefahren hinzuweisen. Weiters soll versucht werden Schnittstellen und Zusammenhänge auszuloten.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Einleitung und Hinführung
- 1.1 Themenstellung und Forschungsfrage
- 1.2 Stand der Wissenschaft
- 1.3 Arbeitsweise
- 1.4 Textkritische Hinweise
- 1.5 Einführung
- 2. Heimat: Eine Annäherung
- 2.1 Der Heimatbegriff
- 2.1.1 Zur Etymologie des Wortes „Heimat“
- 2.1.2 Begriffgeschichte – Ein Streifzug durch lexikalische Standardwerke
- 2.2 Heimatbewegung versus Regionalismus
- 2.3 Wurzeln und Anfänge der deutschen Heimatbewegung
- 2.4 Wie ein Begriff in das schmutzige Fahrwasser der Nationalideologie geriet – Wie soll man heute mit „Heimat“ umgehen?
- 2.5 Heimat als Politikum
- 2.6 Subjektive Aspekte von Heimat
- 2.6.1 Heimat in der Literatur und in der Sprache
- 2.6.2 Heimat im Glauben und in der Religion
- 2.6.3 Heimat als „gutes Gefühl“
- 2.7 Die Bedeutung von Mythen, verbindender Tradition und Bräuchen und Festen für die Bindung zur Heimat
- 2.1 Der Heimatbegriff
- 3. Heimat: Ein naturwissenschaftliches Thema?
- 3.1 Heimat als conditio sine qua non?
- 3.1.1 Die Bedürfnispyramide nach Maslow
- 3.2 Der Kulturbegriff
- 3.3 Kulturökologie: Natur und Kultur im Zusammenspiel
- 3.3.1 Das „Mängelwesen“ Mensch
- 3.4 Zum Begriff der Universalie im Zusammenhang mit der conditio humana
- 3.4.1 Ist der menschliche Wille frei?
- 3.4.2 Anlage und Umwelt
- Exkurs: Zur Stammes- und Entwicklungsgeschichte des Homo Sapiens
- 3.5 Sesshaftigkeit: Geburtsstunde der Territorialität?
- 3.6 Erkenntnisse soziobiologischer und ethologischer Forschung im Zusammenhang mit Territorialität
- Einschub: Soziobiologie versus Ethologie
- Universalität der Territorialität
- 3.7 Heimatgefühle: Voraussetzung im gehirnorganischen Bereich
- 3.8 Gerüche und Geschmacksempfindungen als Auslöser Heimat bezogener Gefühle
- 3.9 Prägungsprozesse
- 3.10 Die Mutter-Kind-Bindung als Voraussetzung für andere Bindungsprozesse
- 3.1 Heimat als conditio sine qua non?
- 4. Identität
- 4.1 Wesen und Funktion von Mode- oder Plastikwörtern
- 4.2 Der Identitätsbegriff
- 4.3 Wie entsteht Identität?
- 4.4 Denken und Gedächtnis als Grundlagen für ein Identitätsbewusstsein
- 4.5 Philosophisch-theoretische Überlegungen
- 4.6 Konzepte aus der Psychologie
- 4.6.1 Erik H. Eriksons Ich-Identität: Ein psychoanalytisches Konzept
- 4.6.2 George H. Mead: Identität als gesellschaftlicher Prozess
- 4.6.3 Heiner Keupp: Identität als tägliche Knochenarbeit
- 4.7 Kollektive Identität
- 4.7.1 Das „kollektive Gedächtnis“, die „Archetypen“ und das „kulturelle Gedächtnis“
- 4.7.2 Die Theorie der sozialen Identität
- 4.7.3 Ein Streiflicht auf die Völkerpsychologie („Psychische Ethnologie“)
- 4.7.4 Der Völkergedanke bei Adolf Bastian (Hinweise)
- 4.7.5 Das Habituskonzept von Bourdieu
- 4.8 Politische Aspekte von Identität
- 4.8.1 Identitätpolitik und Ethnizität
- Einschub: Psychologische Theorie der Entwicklung der ethnischen Identität im Individuum
- 4.8.2 Abschiedsgruß an den Nationalstaat – Der Nationalismus verwelkt dennoch nicht
- 4.8.3 Die europäische Identität
- 5. Heimat und Identität im Verhältnis zum Fremden
- 5.1 Globalisierung
- 5.2 Homo homini lupus?
- 5.3 Die Fremdwahrnehmung
- 5.4 Shifting-Identity
- 6. Synopse: Heimat und Identität
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die komplexen und vielschichtigen Begriffe „Heimat“ und „Identität“ interdisziplinär. Ziel ist es, verschiedene Perspektiven und Theorien zu diesen Begriffen zu beleuchten und deren Bedeutung im Kontext von Globalisierung und gesellschaftlichen Veränderungen zu analysieren. Die Arbeit vermeidet es, endgültige Antworten zu liefern, sondern betont die Vielschichtigkeit der Themen.
- Der Wandel des Heimatbegriffs im Laufe der Zeit und seine politische Instrumentalisierung
- Die Entstehung und Entwicklung von Identität auf individueller und kollektiver Ebene
- Der Einfluss von Natur und Kultur auf die Entwicklung von Heimatgefühl und Identität
- Das Verhältnis von Heimat und Identität im Umgang mit dem Fremden und der Globalisierung
- Die Rolle von Mythen, Traditionen und Bräuchen in der Konstruktion von Heimat
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung und Hinführung: Diese Einleitung beschreibt die Forschungsfrage, den Stand der Forschung zu den Begriffen "Heimat" und "Identität", die angewandte Methodik, textkritische Hinweise und eine allgemeine Einführung in die Thematik. Sie begründet die Wahl des Themas und hebt die Komplexität und Vielschichtigkeit der Begriffe hervor.
2. Heimat: Eine Annäherung: Dieses Kapitel befasst sich umfassend mit dem Begriff „Heimat“, seiner historischen Entwicklung und seiner Bedeutung in verschiedenen Kontexten. Es analysiert die Etymologie des Wortes, die Geschichte der Heimatbewegung und den Einfluss nationalistischer Ideologien. Es beleuchtet sowohl objektive Aspekte (z.B. geografische Lage) als auch subjektive Aspekte (z.B. emotionale Bindung, kulturelle Prägung) des Heimatbegriffs und diskutiert die Bedeutung von Mythen, Traditionen und Bräuchen für das Heimatgefühl.
3. Heimat: Ein naturwissenschaftliches Thema?: Dieses Kapitel erkundet die naturwissenschaftlichen Aspekte von Heimat, indem es Theorien aus der Soziobiologie, Ethologie und Kulturökologie einbezieht. Es diskutiert die Rolle von angeborenen und umweltbedingten Faktoren bei der Herausbildung von Territorialität und Heimatgefühl und analysiert die Bedeutung von biologischen und psychologischen Mechanismen, wie z.B. die Mutter-Kind-Bindung. Das Kapitel beleuchtet die Mensch-Natur Interaktion und den Kulturbegriff im Kontext von Heimat.
4. Identität: Dieses Kapitel widmet sich dem Begriff „Identität“ und untersucht dessen Entstehung und Entwicklung. Es werden verschiedene psychologische und philosophische Ansätze präsentiert, darunter die Theorien von Erikson, Mead und Keupp. Das Kapitel analysiert die individuelle und kollektive Identität, beleuchtet das Konzept des „kollektiven Gedächtnisses“ und diskutiert die politischen Aspekte von Identität, inklusive Nationalismus und Identitätpolitik.
5. Heimat und Identität im Verhältnis zum Fremden: Dieses Kapitel untersucht das Verhältnis von Heimat und Identität im Kontext von Globalisierung und Begegnungen mit dem Fremden. Es analysiert die Fremdwahrnehmung und den Einfluss von Migration auf die Entwicklung von „Shifting Identities“ – also Identitäten, die sich im Laufe des Lebens verändern und an die jeweilige Lebenssituation anpassen.
Schlüsselwörter
Heimat, Identität, Nationalismus, Globalisierung, Kultur, Natur, Soziobiologie, Ethologie, Psychologie, Identitätspolitik, kollektives Gedächtnis, Fremdwahrnehmung, Migration, Territorialität, Tradition, Mythen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Heimat und Identität
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht interdisziplinär die komplexen Begriffe „Heimat“ und „Identität“. Sie beleuchtet verschiedene Perspektiven und Theorien zu diesen Begriffen und analysiert deren Bedeutung im Kontext von Globalisierung und gesellschaftlichen Veränderungen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Vielschichtigkeit der Themen und vermeidet es, endgültige Antworten zu geben.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt den Wandel des Heimatbegriffs im Laufe der Zeit und seine politische Instrumentalisierung, die Entstehung und Entwicklung von Identität auf individueller und kollektiver Ebene, den Einfluss von Natur und Kultur auf die Entwicklung von Heimatgefühl und Identität, das Verhältnis von Heimat und Identität im Umgang mit dem Fremden und der Globalisierung sowie die Rolle von Mythen, Traditionen und Bräuchen in der Konstruktion von Heimat.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: 1. Einleitung und Hinführung; 2. Heimat: Eine Annäherung; 3. Heimat: Ein naturwissenschaftliches Thema?; 4. Identität; und 5. Heimat und Identität im Verhältnis zum Fremden. Zusätzlich gibt es eine Synopse und ein Kapitel mit Schlüsselbegriffen.
Wie wird der Begriff „Heimat“ in der Arbeit behandelt?
Kapitel 2 widmet sich umfassend dem Begriff „Heimat“, seiner historischen Entwicklung und seiner Bedeutung in verschiedenen Kontexten. Es analysiert die Etymologie des Wortes, die Geschichte der Heimatbewegung, den Einfluss nationalistischer Ideologien und beleuchtet sowohl objektive als auch subjektive Aspekte des Heimatbegriffs. Die Bedeutung von Mythen, Traditionen und Bräuchen für das Heimatgefühl wird ebenfalls diskutiert.
Welche naturwissenschaftlichen Aspekte werden betrachtet?
Kapitel 3 erkundet die naturwissenschaftlichen Aspekte von Heimat unter Einbezug von Theorien aus der Soziobiologie, Ethologie und Kulturökologie. Es diskutiert die Rolle angeborener und umweltbedingter Faktoren bei der Herausbildung von Territorialität und Heimatgefühl und analysiert biologische und psychologische Mechanismen wie die Mutter-Kind-Bindung. Die Mensch-Natur-Interaktion und der Kulturbegriff im Kontext von Heimat werden beleuchtet.
Wie wird der Begriff „Identität“ behandelt?
Kapitel 4 widmet sich dem Begriff „Identität“ und untersucht dessen Entstehung und Entwicklung. Es werden verschiedene psychologische und philosophische Ansätze präsentiert, darunter die Theorien von Erikson, Mead und Keupp. Die Arbeit analysiert individuelle und kollektive Identität, beleuchtet das Konzept des „kollektiven Gedächtnisses“ und diskutiert die politischen Aspekte von Identität, inklusive Nationalismus und Identitätpolitik.
Wie wird das Verhältnis von Heimat und Identität zum Fremden betrachtet?
Kapitel 5 untersucht das Verhältnis von Heimat und Identität im Kontext der Globalisierung und Begegnungen mit dem Fremden. Es analysiert die Fremdwahrnehmung und den Einfluss von Migration auf die Entwicklung von „Shifting Identities“ – also Identitäten, die sich im Laufe des Lebens verändern und an die jeweilige Lebenssituation anpassen.
Welche Methodik wird in der Arbeit angewendet?
Die Einleitung beschreibt die angewandte Methodik der Arbeit. Die genaue Methodik muss dem Haupttext entnommen werden.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Schlüsselwörter umfassen: Heimat, Identität, Nationalismus, Globalisierung, Kultur, Natur, Soziobiologie, Ethologie, Psychologie, Identitätspolitik, kollektives Gedächtnis, Fremdwahrnehmung, Migration, Territorialität, Tradition und Mythen.
Wo finde ich weitere Informationen?
Weitere Informationen finden sich im vollständigen Text der Diplomarbeit.
- Quote paper
- MMag. Georg Christoph Heilingsetzer (Author), 2004, Identität = Heimat? Interdisziplinäre Untersuchungen zu scheinbar einfachen Begriffen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85828