Die Revolution von 1948/49 bezeichnete Friedrich Engels als den "ersten Akt des revolutionären Dramas auf dem europäischen Kontinent" , den Akt im Kampf der Völker gegen soziale und nationale Unterdrückung. Sie bildete den Höhepunkt der politischen und sozialen Auseinandersetzungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
In dieser Arbeit wird dieses revolutionäre Drama behandelt und zunächst ein Überblick über die Kleinstaaterei Preußens gewährt. Hier wird aufgezeigt, daß durch die zahlreichen Landesgrenzen der Handel erheblich erschwert und die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands gehemmt war. Vor allem das Besitzbürgertum hatte kein Interesse daran, daß sich hieran etwas ändert, denn das hätte seine Stellung und die damit verbundenen Rechte in Gefahr gebracht.
Weiterhin wird die soziale und wirtschaftliche Lage der Handwerker, Arbeiter und Bauern in der Zeit nach den Befreiungskriegen bis zur Revolution am 18.03.1848 beschrieben. Die durch Mißernten überteuerten Lebensmittelpreise stürzten die Bevölkerung in Not und Elend und es entstand eine Krise, in der Arbeitslosigkeit, steigende Steuern und Hungertyphus, hohe Verschuldungen und Massenverelendung unermeßliche Verzweiflung verursachten. Durch die große Unzufriedenheit verstärkte sich der Wunsch nach reformierten politischen und sozialen Verhältnissen und hatte erste revolutionäre Entwicklungen zur Folge, die u.a. auch durch die Februarrevolution in Frankreich induziert wurden.
Schließlich beleuchtet diese Arbeit das Ereignis der Revolution, die Folgezeit und Ergebnisse. Sie erzählt von der Revolution mit ihren blutigen Kämpfen, die zahllose Opfer forderten, der aufgrund unstimmiger Ziele, Wünsche und
Forderungen der verschiedenen Schichten und Parteien zerbrechenden Frankfurter Nationalversammlung und der sich letztlich wiederherstellenden "alten Ordnung"
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Zeit nach den Befreiungskriegen
2.1. Überblick über die Kleinstaaterei
2.2. Die Stellung und Situation des Volkes und seine Forderungen
2.3. Die revolutionäre Entwicklung
3. Die Zeit während und nach der Revolution vom März 1848
3.1. Die Revolution
3.2. Frankfurter Nationalversammlung und Ergebnisse
4. Schlußbetrachtung
5. Anhang
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Revolution von 1948/49 bezeichnete Friedrich Engels als den „ersten Akt des revolutionären Dramas auf dem europäischen Kontinent“1, den Akt im Kampf der Völker gegen soziale und nationale Unterdrückung. Sie bildete den Höhepunkt der politischen und sozialen Auseinandersetzungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
In dieser Arbeit wird dieses revolutionäre Drama behandelt und zunächst ein Überblick über die Kleinstaaterei Preußens gewährt. Hier wird aufgezeigt, daß durch die zahlreichen Landesgrenzen der Handel erheblich erschwert und die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands gehemmt war. Vor allem das Besitzbürgertum hatte kein Interesse daran, daß sich hieran etwas ändert, denn das hätte seine Stellung und die damit verbundenen Rechte in Gefahr gebracht.
Weiterhin wird die soziale und wirtschaftliche Lage der Handwerker, Arbeiter und Bauern in der Zeit nach den Befreiungskriegen bis zur Revolution am 18.03.1848 beschrieben. Die durch Mißernten überteuerten Lebensmittelpreise stürzten die Bevölkerung in Not und Elend und es entstand eine Krise, in der Arbeitslosigkeit, steigende Steuern und Hungertyphus, hohe Verschuldungen und Massenverelendung unermeßliche Verzweiflung verursachten. Durch die große Unzufriedenheit verstärkte sich der Wunsch nach reformierten politischen und sozialen Verhältnissen und hatte erste revolutionäre Entwicklungen zur Folge, die u.a. auch durch die Februarrevolution in Frankreich induziert wurden.
Schließlich beleuchtet diese Arbeit das Ereignis der Revolution, die Folgezeit und Ergebnisse. Sie erzählt von der Revolution mit ihren blutigen Kämpfen, die zahllose Opfer forderten, der aufgrund unstimmiger Ziele, Wünsche und
Forderungen der verschiedenen Schichten und Parteien zerbrechenden Frankfurter Nationalversammlung und der sich letztlich wiederherstellenden „alten Ordnung“.
2. Die Zeit nach den Befreiungskriegen
2.1. Überblick über die Kleinstaaterei
Der Feldzug von 1813/14 gegen Napoleon hatte dem deutschen Volke nicht die lang ersehnte Freiheit gebracht. Auf dem Wiener Kongreß 1815 feierten die Fürsten den Sieg über Napoleon als ihren Sieg über die französische Revolution. Am 08.06.1815 riefen sie im Wiener Kongreß unter Preußens und Österreichs Führung den „Deutschen Bund“ ins Leben. Der Präsident des Wiener Kongresses und österreichischer Staatskanzler, Fürst Metternich, durfte befriedigt erklären, daß Deutschland nur ein geographischer Begriff sei. Der „Deutsche Bund“ war ein Staatenbund, der die sogenannten Erbstaaten des Kaiserreichs Österreich, die fünf Königreiche Preußens, Bayern, Sachsen, Hannover, Württemberg, das Kurfürstentum Hessen, sieben Großherzogtümer, zehn Herzogtümer, zwölf Fürstentümer, ein Landgrafentum und vier Freie Städte, folglich 37 erbliche Fürstentümer und vier Stadtrepubliken, umfaßte. Er kannte keine deutsche Staatsangehörigkeit. Der Württemberger galt in Preußen oder in Sachsen als Ausländer.2 Durch die Kontrolle der landständischen Verfassungen, die sich einzelne Bundesländer gegeben hatten, und die Unterdrückung demagogischer Umtriebe mittels Zensur und der Polizei war der „Deutsche Bund“ als Ausdruck des Metternichschen Systems bei den Liberalen und Demokraten verhaßt.3
Die gemeinsamen Angelegenheiten verwaltete der sogenannte Bundestag, der die oberste Bundesbehörde darstellte. Er war eine Fürsten-Vertretung, die Ihre Aufgabe darin sah, die Unabhängigkeit und Souveränität der Fürsten und ihrer Staaten zu garantieren und Maßnahmen zur Unterdrückung der antifeudalen, auf die Einheit Deutschlands gerichteten Volksbewegung zu ergreifen. Der deutsche Adel tat alles, um seine aus der feudalistischen Lebensverfassung Deutschlands hervorgegangene Grundherrschaft und die damit verbundenen Rechte und Privilegien aufrechtzuerhalten und dadurch jede staatliche Weiterentwicklung in Deutschland zu verhindern. Über die erhoffte Volksvertretung wurde bestimmt, daß in allen Bundesstaaten eine landständige Verfassung stattfinden wird. Die Vaterlandsfreunde mußten also weiter auf ein einheitliches Deutsches Reich und auf Mitwirkung des Volkes an der Gesetzgebung warten und hoffen.
Um Preußen besser verwalten zu können, teilte man es in acht Provinzen, diese in Regierungsbezirke und Kreise ein. An die Spitze der Provinz wurde ein Oberpräsident, an die Spitze des Regierungsbezirkes eine Regierung, deren Vorsitzender der Regierungspräsident war, und an die Spitze des Kreises ein Landrat gesetzt. Die Provinzialstände, gebildet zur Hälfte aus Rittergutsbesitzern und zur Hälfte aus Vertretern der Städte und Bauern, berieten die Gesetzte, die ihre Provinz angingen. Beschließen durften sie allerdings nicht.4
Deutschland war eine Vielheit voneinander durch Zollschranken getrennter Gebiete, in denen der Adel noch immer als der Besitzer des Bodens, als Grundherr, den maßgebenden politischen Einfluß ausübte. Es war unter 300 souveränen Landesherren, 30 reichsunmittelbaren Herrschaften und 1400-1500 reichsritterschaftlichen Gutsherrschaften aufgeteilt. Der Reisende in Deutschland mußte seinerzeit an zahlreichen Zollschranken anhalten und von Wächtern sein Gepäck untersuchen lassen, ob er zollpflichtige Ware bei sich führt. Bei der damaligen deutschen Kleinstaaterei konnte sich das an einem Tage mehrmals wiederholen, denn jeder Staat war durch Zollgrenzen von seinem Nachbar abgetrennt. So waren beispielsweise von Dresden bis Mag- deburg 16 Zollgrenzen zu passieren. Der Reisende mußte sich zudem mit hunderterlei Münzen plagen, die es immerfort zu wechseln galt. Diese staatliche Zersplitterung begünstigte die feudale Reaktion, ihre politische Herrschaft aufrechtzuerhalten. Dieser Zustand war zudem aber auch dem Handel sehr abträglich, hemmte die gesellschaftliche Entwicklung und den wirtschaftlichen Fortschritt. Er lähmte geradezu die nationale und politische Entwicklung in Deutschland.5
Da der Handel und die Industrie nicht gedeihen konnten, die vielen Grenzen lästig waren und die Waren verteuerten und nicht zuletzt der Schmuggel aufgrund mangelnder Bewachung blühte, gründete Preußen nach langen Verhandlungen mit Hessen den Zollverein. Die Binnenzölle wurden eingestellt, und nur auf Auslandsware wurde, um das heimische Gewerbe zu schützen, Zoll gelegt, den dann die Staaten nach der Kopfzahl ihrer Einwohner unter sich verteilten. Bald erkannten die anderen Staaten den großen Nutzen und schlossen sich an, so daß fast alle Länder des späteren Deutschen Reiches zum Zollverein gehörten. Diese wirtschaftliche Einigung bereitete die staatliche Einigung vor.6
2.2. Die Stellung und Situation des Volkes und seine Forderungen
Die städtischen Bürger hatten kein großes Ansehen, sie waren „Untertanen“, deren Rechte von der Gnade des Landesfürsten abhingen. Eine Vielzahl der deutschen Städte hatten sich nicht weiterentwickelt, sondern wurden zu Provinzstädten, deren Handel zerfallen war. Auch die Auswirkungen der Welthandelskrise machten sich in Deutschland bemerkbar. Das Jahr 1848 begann mit Bankrotterklärungen zahlreicher bekannter Bankhäuser und mit Fabrikstillegungen. Die Zeitungen waren gefüllt mit Konkursanmeldungen von selbständigen Handwerkern. Arbeitsmangel und Teuerung stürzten Handwerker und Arbeiter in große Not und trieb viele in den finanziellen Ruin, da ihr Verdienst nicht mehr ausreichte, die erheblich verteuerten unentbehrlichen Nahrungsmittel zu erschwingen. Die Summen, die die Masse der Kleinbürger aus ihren Ersparnissen zusetzen mußten, gingen an die Großhändler und Kaufleute, die ihre Lagervorräte an Getreide und anderen Lebensmitteln zu erhöhten Preisen absetzten.7 Das Anwachsen der Zahl der Tagelöhner auf dem Lande und in der Stadt, die Verarmung breiter Massen von Kleinproduzenten, d.h. Handwerker, sind die hervorragenden Merkmale des Prozesses der Proletarisierung in Deutschland. Die Masse der Proletarier nahm schneller zu als der Arbeitskräftebedarf stieg, so daß die Verarmung ungeheure Ausmaße annahm. Die Mißernte des Jahres 1847 hatte eine bisher nie gekannte Steigerung der Lebensmittelpreise mit sich gebracht, weil sich die Lebensmittelproduktion, vor allem von Kartoffeln und Getreide, abrupt verringerte. Da viel mehr Geld als vorher für die notwendigsten Lebensmittel ausgegeben werden mußte, sank entsprechend der Konsum in der Textilwirtschaft und auch in der Bauwirtschaft, was wiederum Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit zur Folge hatte. Aufgrund stürmischer Eisenbahnspekulationen wurde die Produktion der eisenschaffenden Industrie und des Maschinenbaus künstlich gesteigert. Die Rentabilität des nicht fertiggestellten Eisenbahnnetzes blieb aus und es zeichneten sich immer größere Probleme ab, die notwendigen Kapitalien aufzubringen, um die Krise zu bewältigen, was durch die landwirtschaftliche Krise verstärkt wurde. Die Folge waren Börsenkräche, Bankkonkurse, bankrotte Firmen und letztlich Massenarbeitslosigkeit.8
[...]
1 Vgl. Engels, Friedrich, Revolution und Konterrevolution in Deutschland, in: Marx/Engels, Werke, Bd. 8, Berlin 1960
2 Vgl. Obermann, Karl, Einheit und Freiheit, Berlin 1950, S. 63 ff.
3 Vgl. Langewiesche, Dieter u.a., Mit Zorn und Eifer, Karikaturen aus der Revolution 1848/49, Mannheim 1998, S. 22
4 Vgl. Kahnmeyer, L./Schulze, H., Realienbuch, Berlin 1938, S. 139 ff.
5 Vgl. Obermann, Karl, a.a.O., S. 10 ff.
6 Vgl. Kahnmeyer, L./Schulze, H., a.a.O.; S. 141
7 Vgl. Grab, Walter, Die Revolution von 1848/49, Stuttgart 1998, S. 8 ff.
8 Vgl. Plat, Wolfgang, Die langen Finger der Hohenzollern, 1. Auflage, Düsseldorf/Wien 1985, S. 151 ff.
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