Anforderungen an und Realität der Technologiefolgenabschätzung (TA) in der Europäischen Union sind Gegenstand dieser Arbeit.
Hierzu wird zunächst eine Darstellung der Aufgaben der Technologiefolgenabschätzung im Allgemeinen versucht, ergänzt um die Hoffnungen und Erwartungen, die darüber hinaus in die Technologiefolgenabschätzung gesetzt werden. Anschließend wird die Entwicklung der Technologiefolgenabschätzung auf der Ebene der Europäischen Union an den Programmen FAST und STOA erläutert. Eine Einschätzung von Erfolg und Stellenwert der Technologiefolgenabschätzung in der Europäischen Union bilden Fazit und Abschluß.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorbemerkungen
2. Technologiefolgenabschätzung
3. FAST
4. STOA
5. Zusammenfassung und Fazit
6. Literatur
1. Vorbemerkungen
Anforderungen an und Realität der Technologiefolgenabschätzung (TA) in der Europäischen Union sind Gegenstand dieser Arbeit.
Hierzu wird zunächst eine Darstellung der Aufgaben der Technologiefolgenabschätzung im Allgemeinen versucht, ergänzt um die Hoffnungen und Erwartungen, die darüber hinaus in die Technologiefolgenabschätzung gesetzt werden. Anschließend wird die Entwicklung der Technologiefolgenabschätzung auf der Ebene der Europäischen Union an den Programmen FAST1 und STOA2 erläutert. Eine Einschätzung von Erfolg und Stellenwert der Technologiefolgenabschätzung in der Europäischen Union bilden Fazit und Abschluß.
2. Technologiefolgenabschätzung
"Die Erzeugung von Technologien erfolgt nicht zufällig, sie ist vielmehr das Resultat gezielter Handlungen [...]."3 Diese Erzeugung und ihre Anwendungen können allerdings nicht nur zu den intendierten, sondern eben auch zu nicht-intendierten Folgewirkungen führen. Metze nennt hier beispielsweise Technologie"gefälle" zwischen Staaten, Regionen oder Betrieben, Umweltbelastungen, (ökonomische) Ressourcenvergeudung sowie Beeinträchtigungen der Lebens- und/ oder Arbeitsqualität. Für die Technologiefolgenabschätzung geht es darum, diese nicht-intendierten Folgewirkungen im Vorfeld zu erkennen4, und somit Einfluß auf Entscheidungen über Entwicklung und/ oder Implementierung neuer Technologien zu nehmen.
Von ihren "Erfindern" im US-Kongreßausschuß für "Science, Technology and Development" wurde die Technologiefolgenabschätzung5 1966 wie folgt definiert:
"1. Technologiefolgenabschätzung sollte eine Art Frühwarnsystem zur rechtzeitigen Erkennung möglicher gesellschaftlicher, gesundheitlicher und ökologischer Nebenwirkungen neuer Techniken sein. Dabei sollten nicht einfache Ursache-Wirkungs-Beziehungen, sondern komplexe Wechselwirkungsmechanismen zwischen gesellschaftlichen Bedingungen, technisch-wissenschaftlicher Entwicklung und deren Auswirkung untersucht werden. Dieser Anspruch zielte vor allem auf langfristige Prozesse mit kumulativen Effekten.
2. Technologiefolgenabschätzung sollte über die Risikoanalyse hinaus entscheidungsrelevante Alternativen aufbereiten, d.h. im Anschluß an die Wirkungsanalyse sollten Vorschläge für Ausgleichsmaßnahmen, Korrekturen etc. wissenschaftlich entwickelt werden".6
Erstmals institutionalisiert wurde die Technologiefolgenabschätzung 1972/ 73 als Beratungsinstanz des US-Kongresses in Form des OTA7, auf EU-Ebene wurden 1978 FAST und 1986 STOA ins Leben gerufen8, in Deutschland existiert seit 1990 das TAB9.
Eine Kennzeichnung der Entwicklung der Technologiefolgenabschätzung bis Mitte der 1980er Jahre findet sich bei Naschold. Hiernach hätten in den 1970er Jahren - zunächst ergebnislose - Debatten zur Institutionalisierung der Technologiefolgenabschätzung stattgefunden. In einer zweiten Phase seien Anfang bis Mitte der 1980er Jahren in fünf Staaten unterschiedliche Technologiefolgenabschätzungsinstitutionen eingerichtet worden. "Nicht zu übersehen" sei drittens auch die EG-Ebene, deren "Anregungsfunktion und Netzwerkbildung" in Form von FAST und einer direkten Koordination nationaler Technologiefolgenabschätzungsinstitutionen Naschold eine "zunehmende Bedeutung" beimißt. Schließlich habe sich auch der theoretisch-konzeptionelle Rahmen von einem "Frühwarnsystem" zu "'constructive TA' im Sinne einer 'Kontrolle und Gestaltung der Technologieentwicklung'" weiterentwickelt.10 Gerade dieser letzte Punkt ist allerdings auch kritisch zu sehen. Eine regelrechte Inflation theoretischer Ansätze biete nämlich nach wie vor keinen zuverlässigen Problemlösungsmechanismus zur "Antizipation der ungeahnten Nebenfolgen".11
Ein weiterer wesentlicher Grund für die Existenz der Technologiefolgenabschätzung ist die Hoffnung auf eine "Demokratisierung" der Technologie.12 Da "Wissenschaft, Hochtechnologien und Hochqualifikationen [...] die entscheidenden Produktivkräfte der Industriegesellschaft"13 geworden seien, bildeten sie die Basis wirtschaftlicher, politischer und militärischer Macht. Die Entwicklung einer Technikpolitik auf der Basis und unter Einbeziehung von Technologiefolgenabschätzung und -bewertung hält Catenhusen für eine "Glaubwürdigkeitsfrage der parlamentarischen Demokratie".14
[...]
1 Forecasting and Assessment in Science and Technology. FAST ist das TA-Programm der EU-Kommission
2 Scientific and Technological Options Assessment. Dies ist das TA-Instrument des Europäischen Parlaments.
3 Metze, Gerhard, Grundlagen einer allgemeinen Theorie und Methodik der Technologiebewertung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1980, S. 1
4 vgl. ebd., S. 2 f. oder Müller, Wilfried, Technology Assessment: Hoffnungen und Realitäten. in: Wechselwirkung. Nr. 60, Aachen 1993, S. 4
5 Müller hält die deutsche Übersetzung von "technology assessment" für unpräzise und schlägt deshalb die Bezeichnung "Technologiefolgenabschätzung und -bewertung" vor - eine Formulierung, auf die hier aus Gründen der Lesbarkeit verzichtet wird. vgl. Müller, Wilfried (Anm. 4), S. 4 ff., Anm. 5
6 Paschen, H./ Gresser, K./ Conrad, F., Technology Assessment: Technologiefolgenabschätzung. Ziele, Methodische und organisatorische Probleme, Anwendungen. Campus, Frankfurt/ New York 1978. Zitiert nach: Müller, Wilfried (Anm. 4), S. 4
7 Office of Technology Assessment
8 zu FAST/ STOA: s. Abschnitt 3 und 4
9 Büro für Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages
10 vgl. Naschold, Frieder, Technologiekontrolle durch Technologiefolgenabschätzung?, bund-Verlag, Köln 1987, S. 10 f.
11 vgl. Müller, Wilfried (Anm. 4), S. 5
12 vgl.: Catenhusen, Wolf-Michael, Technikfolgenabschätzung - ein Schritt zur Technikdemokratie?. in: Vorgänge. Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik. Heft 1, Leske+Budrich, Opladen 1990, S. 101 ff.
ähnlich: Müller, Wilfried (Anm. 4), S. 6 ähnlich: Dienel, Peter C., TA macht die Bürgerin und den Bürger möglich. in: Wechselwirkung. Nr. 69, Aachen 1993, S. 23 ff.
13 Catenhusen, Wolf-Michael (Anm. 12), S. 101
14 ebd., S. 102
- Arbeit zitieren
- Malte Priesmeyer (Autor:in), 2000, Technologiefolgenabschätzung in der Europäischen Union, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8564
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