„Dem Monteur Josef Bloch, der früher ein bekannter Tormann gewesen war, wurde, als er sich am Vormittag zur Arbeit meldete, mitgeteilt, dass er entlassen sei. Jedenfalls legte Bloch die Tatsache, dass bei seinem Erscheinen in der Tür der Bauhütte, wo sich die Arbeiter gerade aufhielten, nur der Polier von der Jause aufschaute, als eine solche Mitteilung aus und verließ das Baugelände.“
Mit diesem Ereignis, das nur in der Wahrnehmung des Protagonisten in Peter Handkes Erzählung „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ stattfindet, zerfällt das wohl geordnete Leben des ehemaligen Torwarts von einem Tag auf den anderen. Er weiß von nun an nichts mit sich anzufangen, lungert herum, sieht nur zu, ohne einzugreifen. Alles stört ihn, denn er scheint eine gesteigerte Sinneswahrnehmung zu haben, die sich allerdings auf Kommunikation und Interaktion mit anderen Menschen beschränkt. Er versucht, das Agieren seines Gegenübers einzuschätzen und vorwegzunehmen, so, wie es auch ein guter Torwart tun sollte, wenn er einem Elfmeterschützen gegenübersteht. Doch offensichtlich nahm Blochs Karriere mit einer solchen Situation ein jähes Ende und er ließ den Ball ins Tor gehen. Seitdem verliert er in zunehmendem Maße den Bezug zur Realität. Die Dinge geschehen, doch sie bedeuten nichts. Die Grenze zwischen Wichtigem und Unwichtigem verwischt, verschwindet letztendlich. Alles ist gleichberechtigt. Aber wenn alles wichtig ist, ist auch alles unwichtig und der Protagonist endet im Chaos.
Inhaltsverzeichnis
- Die Angst des Tormanns beim Elfmeter
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Peter Handkes Erzählung „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ beleuchtet die existenzielle Krise eines ehemaligen Torwarts, der nach einer rätselhaften Entlassung von der Realität entfremdet wird. Die Geschichte verfolgt die zunehmende Abkapselung des Protagonisten, Josef Bloch, von seiner Umgebung und den Versuch, Sinn in einem chaotischen Universum zu finden.
- Existenzielle Krise und Sinnverlust
- Entfremdung von der Realität und Isolation
- Grenzen der Sprache und Wahrnehmung
- Schizophrenie und die Diskrepanz zwischen Innen- und Außenwelt
- Mord und Liebe als banale, bedeutungslose Handlungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Erzählung konzentriert sich auf Blochs subjektive Wahrnehmung der Welt. Er versucht, die Handlungen seiner Mitmenschen einzuschätzen und vorwegzunehmen, doch diese Bemühungen führen ihn zunehmend in die Irre. Seine Wahrnehmung der Realität wird verzerrt, Dinge erscheinen ihm bedeutungslos oder sogar absurd. Bloch flüchtet in das Kino, verliebt sich in die Kassiererin und ermordet sie schließlich, um sich der Angst vor seinem vermeintlichen Scheitern zu entziehen.
Schlüsselwörter
Die Erzählung beleuchtet Themen wie existenzielle Krise, Entfremdung, Wahrnehmung, Sprache, Schizophrenie, Sinnverlust, Mord, Liebe, und die Grenzen der Realität.
- Quote paper
- Bachelor of Arts Isabelle Strohkamp (Author), 2006, Rezension zu Peter Handkes "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" - Grenzerfahrungen eines geisteskranken Torwarts lassen über existentielle Zusammenhänge nachdenken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85489