Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit der Problematik einer statistischen Messung von Armut, einem Prozess, dessen methodische Vorgehensweise in der empirischen Forschung bisher noch keinen Konsens gefunden hat. Kann eine vollständige Definition des Gegenstandes „Armut“ noch relativ leicht in allgemeiner Anerkennung geleistet werden, so sind spätestens mit der Fixierung einer Armutsgrenze und der konkreten Messung über Armutsmaße Konzessionen nötig, die nicht frei von normativen Setzungen der Forscher sein können. Je nachdem, was man unter Armut versteht und wie man ihre Operationalisierung betreibt, können die unterschiedlichsten Resultate erreicht werden. Bspw. kann dadurch die wohlfahrtsökonomische Bewertung einer Gesellschaft gravierend beeinflusst werden, denn “poverty may […] be defined as lack of welfare” (Hagenaars/van Praag 1985: 140). In dieser Abhandlung kann natürlich keine ausführliche Darstellung der gesamten Problematik einer statistischen Armutsmessung geleistet, noch eine endgültige Lösung für die empirische Bestimmung und Messung von Armut angeboten werden. Vielmehr wird versucht, die bisherige Forschung dahingehend kritisch zu hinterfragen, inwiefern sie Vergleiche von Politikmaßnahmen in ihrer Wirkung auf Armut ermöglichen konnte, denn „[a]n der Armutsrate lässt sich […] der Bevölkerungsanteil ablesen, der nicht über die materiellen Voraussetzungen verfügt, um die Freiheitsrechte einer Gesellschaft effektiv in Anspruch nehmen zu können“ (Holtmann et al. 2007: 119). Dabei muss man der statistischen Routine folgen und zunächst per definitionem den zu untersuchenden Gegenstand bestimmen. Im zweiten Kapitel werden Probleme bei der Fixierung einer konkreten Armutsgrenze diskutiert, wobei die diesbezügliche Hauptfrage darauf gerichtet wird, inwiefern das (oftmals in der Forschung verwendete) Einkommen überhaupt ein hinreichender Indikator für Armut ist. Zuletzt sollen die Schwierigkeiten bei der Auswahl eines konkreten Armutsmaßes thematisiert werden und ob sich mit dessen Hilfe Aussagen über Ausmaß und Intensität wohlfahrtsökonomischer Handlungen rechtfertigen lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Die Problematik einer vollständigen Definition von Armut
- 2 Die Problematik der Festsetzung einer Armutsgrenze
- 3 Die Problematik einer konkreten Armutsmessung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Herausforderungen der statistischen Armutsmessung und analysiert die methodischen Schwierigkeiten, die bei der empirischen Forschung auftreten. Die Arbeit argumentiert, dass trotz einer relativ einfachen Definition von Armut, bereits die Festlegung einer Armutsgrenze und die konkrete Messung mit Hilfe von Armutsmaßen normative Entscheidungen der Forschenden erfordern. Die Wahl des Messverfahrens und die Definition von Armut beeinflussen die Ergebnisse signifikant, was wiederum Auswirkungen auf die wohlfahrtsökonomische Bewertung einer Gesellschaft hat.
- Die Herausforderungen einer umfassenden Definition von Armut
- Die Schwierigkeiten bei der Festlegung einer Armutsgrenze
- Die Problematik der Auswahl eines geeigneten Armutsmaßes
- Die kritische Analyse der bisherige Forschung zur Armutsmessung
- Die Bedeutung der statistischen Routine für die Armutsmessung
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird die Schwierigkeit einer umfassenden Definition von Armut beleuchtet. Die Arbeit betont, dass jede Definition von Armut ein normatives Werturteil beinhaltet. Es werden die Unterschiede zwischen Existenznot und Sozialnot erklärt und die Relevanz der Berücksichtigung von Lebenslagen bei der Definition von Armut hervorgehoben.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Problematik der Festlegung einer Armutsgrenze. Es wird diskutiert, inwiefern das Einkommen ein ausreichender Indikator für Armut ist und ob die Berücksichtigung immaterieller Faktoren notwendig ist.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Kernbegriffen der statistischen Armutsmessung, darunter Armut, Armutsgrenze, Existenznot, Sozialnot, Lebenslagen, Ungleichheit, Armutsmaße und wohlfahrtsökonomische Bewertung. Die Arbeit analysiert die Herausforderungen der empirischen Forschung und die Bedeutung von normativen Entscheidungen in der Definition und Messung von Armut.
- Quote paper
- Dominik Jesse (Author), 2007, Zur Problematik der statistischen Armutsmessung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85382