Schule kann wunderbar sein – für SchülerInnen und LehrerInnen. Viele ReferendarInnen beginnen ihren Beruf voller Enthusiasmus und mit großem Engagement. Doch die Realität in den Klassenzimmern holt sie meist schneller ein, als erwartet. Mühsam vorbereitete Unterrichtsstunden werden boykottiert, offene Methoden und kooperative Unterrichtsformen dienen SchülerInnen als Gelegenheit, sich auszutoben und Unterrichtszeit zu blockieren. Da stößt so manche begeisterte Lehrkraft an pädagogische Grenzen bis hin zu Grenzen der beruflichen Motivation. Disziplinschwierigkeiten und Unterrichtsstörungen stellen neben der abverlangten allgemeinen Vielseitigkeit und dem hohen Anspruch eine der größten Herausforderungen im Lehrberuf dar. Wie kann mit Unterrichtsstörungen pädagogisch sinnvoll umgegangen werden, so dass ein Unterricht dauerhaft gelingen kann, der sowohl für LehrerInnen als auch für SchülerInnen angenehm und produktiv ist? Dabei geht es um die Erweiterung des schulischen Handlungsspielraums und die Sicherung methodisch und didaktisch wertvoller Wissensvermittlung, die vor dem Hintergrund einer geeigneten Lehr- und Lernatmosphäre und eines guten sozialen Miteinanders stattfinden kann. Doch die schlichte „Disziplinierung“ der SchülerInnen scheint nicht die beste Lösung für diese Probleme zu sein. Zahlreiche pädagogische Maßnahmen bieten Möglichkeiten, um mit Unterrichtsstörungen ‚richtig’ umzugehen und um LehrerInnen das Unterrichten zu erleichtern. Eine dieser Maßnahmen ist das sogenannte Trainingsraum-Modell, eine praktische Methode zum Umgang mit Unterrichtsstörungen, die eine grundlegende Verbesserung der Situation in den Klassenzimmern und in den Köpfen der SchülerInnen verspricht, indem sie zur Stärkung des eigenverantwortlichen Denkens und Handelns der SchülerInnen entscheidend beitragen will. Anhand einer vorgegebenen Struktur soll diese Methode, täglich angewandt, für alle Beteiligten ein Gewinn für den schulischen Alltag bringen.
Dieses vielversprechende, aber auch umstrittene Modell wird in der vorliegenden Arbeit genauer betrachtet und auf seine pädagogische Wirksamkeit überprüft.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Thematische Relevanz und Zielsetzung
- 1.2 Persönliche Motivation
- 1.3 Aufbau der Arbeit
- 2. Verhalten
- 2.1 Wie entsteht Verhalten?
- 2.1.1 Psychoanalytischer Ansatz
- 2.1.2 Behavioristischer Ansatz
- 2.1.3 Kognitiver Ansatz
- 2.2 Wahrnehmungskontrolltheorie nach Powers
- 2.3 Kategorisierungen zwischen Lehrerinnen und SchülerInnen, die das Verhalten beeinträchtigen
- 2.3.1 Gegenseitige Einflussnahme und soziale Kategorisierung
- 2.3.2 Vorurteile
- 2.3.3 Gegenseitige Kategorisierungen zwischen Schülerinnen und LehrerInnen
- 3.1 Der Begriff „Disziplin“
- 3.2 Disziplin in der Schule?
- 3.2.1 Schulische Disziplin
- 3.2.2 Disziplinschwierigkeiten
- 4.1 Definition
- 4.2 Störungssituationen
- 4.2.1 Disziplinstörungen
- 4.2.2 Provokationen und Aggressionen
- 4.2.3 Akustische oder visuelle Dauerstörungen sowie allgemeine Unruhe bzw. Konzentrationsstörungen
- 4.2.4 Störungen aus dem Außenbereich des Unterrichts
- 4.2.5 Lernverweigerung, Passivität und Desmotivationen
- 4.2.6 Neurotisch bedingte Störungen
- 4.3.1 Ziele und Ursachen
- 4.3.2 Vermeidung von Unterrichtsstörungen
- 5.1 Definition von Strafe
- 5.2 Strafe als pädagogische Maßnahme?
- 5.2.1 Rousseaus Prinzip der „natürlichen Strafe“ bzw. pädagogisches Strafen
- 5.2.2 Das Prinzip „Hilfe statt Strafe“ oder „Strafe zum Zweck der Hilfe“?
- 5.3 Strafen in der Schule?
- 5.3.1 Von neuen Grenzen und alten Konsequenzen - die aktuelle Strafpraxis in der Schule
- 5.3.2 Strafen haben kurze Beine
- 6.1 Methoden nach Winkel
- 6.1.1 Grundlegende Maßnahmen
- 6.1.2 Maßnahmen zwischen „Lohn und Strafe“
- 6.1.3 Kurzfristige Handlungsmöglichkeiten
- 6.2.1 Friedliche Lösungen für Disziplinkonflikte
- 6.2.2 Methoden
- 6.2.3 Projekte
- 6.2.4 Rituale
- 6.3.1 Spezifische Methoden
- 6.3.2 Unspezifische Methoden
- 7.1 Ablauf und Aufbau des Trainingsraum-Modells
- 7.1.1 Regeln im Klassenzimmer
- 7.1.2 Ablauf
- 7.1.3 Einführung des Trainingsraum-Modells
- 7.1.4 Ermahnung
- 7.1.5 Trainingsraum (TR)
- 7.1.6 Trainingsraumlehrerinnen und Gespräche im Trainingsraum
- 7.1.7 Der Rückkehrplan und die Rückkehr in die Klasse
- 7.1.8 Formulare
- 7.1.9 Elterngespräche
- 7.2.1 Eigenverantwortliches Denken und Handeln
- 7.2.1.1 Die Verantwortung der SchülerInnen
- 7.2.1.2 Die Verantwortung der LehrerInnen
- 7.2.2 Gegenseitiger respektvoller Umgang
- 7.2.3 Pädagogische Grundsätze im Kontext des TRM
- 7.2.3.1 Disziplin
- 7.2.3.2 Gruppenfähigkeit/Fairness
- 7.2.3.3 Verantwortung
- 7.2.3.4 Strafe versus Pflicht
- 7.2.3.5 Gerechtigkeit
- 7.2.3.6 LehrerInnen als Vorbilder im Sozialverhalten
- 7.2.3.7 Vertrauen
- 7.3.1 Wahrnehmungskontrolltheorie
- 7.3.2 Themenzentrierte Interaktion (TZI)
- 7.3.2.1 Was ist TZI?
- 7.3.2.2 TZI als Basis des Trainingsraum-Modells
- 8.1 Das Trainingsraum-Modell als Überforderung oder Erleichterung für Lehrkräfte?
- 8.1.1 Das Trainingsraum-Modell als Überforderung oder Hemmnis für Lehrerinnen im Unterrichtsalltag
- 8.1.2 Das Trainingsraum-Modell als Entlastung für LehrerInnen
- 8.1.3 Zusammenfassung
- 8.2 Der Trainingsraum als Strafinstrument oder als Chance für SchülerInnen?
- 8.2.1 Das Gehen in den Trainingsraum ist für SchülerInnen eine Bestrafung
- 8.2.2 Das Trainingsraum-Modell bietet SchülerInnen die Möglichkeit, ihr Sozialverhalten zu verbessern
- 8.2.3 Zusammenfassung
- 9.1 Das TRM in Kombination und im Vergleich mit anderen Methoden zum Umgang mit Unterrichtsstörungen
- 9.2 Fazit
- 9.3 Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit dem Trainingsraum-Modell (TRM) und untersucht dessen Potenzial im pädagogischen Umgang mit Unterrichtsstörungen. Die Arbeit analysiert die theoretischen Grundlagen des TRM und setzt es in Beziehung zu anderen pädagogischen Konzepten und Methoden zur Bewältigung von Disziplinproblemen in der Schule. Ziel ist es, die Wirksamkeit des TRM als pädagogische Maßnahme im Kontext der schulischen Praxis zu evaluieren.
- Das Trainingsraum-Modell als Methode zur Reduzierung von Unterrichtsstörungen
- Theoretische Grundlagen und pädagogische Hintergründe des TRM
- Vergleich des TRM mit anderen pädagogischen Methoden zum Umgang mit Disziplinproblemen
- Diskussion der Potenziale und Herausforderungen des TRM in der schulischen Praxis
- Die Rolle von LehrerInnen und SchülerInnen im Kontext des TRM
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Relevanz des Trainingsraum-Modells im Kontext des pädagogischen Umgangs mit Unterrichtsstörungen. Sie skizziert die Ziele und den Aufbau der Arbeit.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Phänomen Verhalten und untersucht verschiedene Ansätze zur Erklärung von Verhaltensweisen, darunter psychoanalytische, behavioristische und kognitive Modelle. Des Weiteren wird die Wahrnehmungskontrolltheorie nach Powers vorgestellt, die im Kontext des TRM eine wichtige Rolle spielt.
- Kapitel 3: Hier wird der Begriff „Disziplin“ definiert und die Problematik von Disziplinschwierigkeiten in der Schule beleuchtet. Es werden verschiedene Aspekte von Schuldisziplin und die Ursachen von Disziplinproblemen untersucht.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel widmet sich dem Thema Unterrichtsstörungen. Es werden verschiedene Formen von Störungen definiert und deren Ursachen und Folgen analysiert. Zudem wird Lohmanns Metastrategie für den professionellen Umgang mit Unterrichtsstörungen vorgestellt.
- Kapitel 5: Dieses Kapitel diskutiert die Rolle von Strafe als pädagogische Maßnahme im Kontext des Umgangs mit Unterrichtsstörungen. Es werden verschiedene Formen von Strafen betrachtet und deren Wirksamkeit in der Praxis kritisch beleuchtet.
- Kapitel 6: Dieses Kapitel stellt verschiedene pädagogische Methoden für den Umgang mit Unterrichtsstörungen vor, die von verschiedenen Autoren wie Winkel, Lanig und Dreikurs entwickelt wurden.
- Kapitel 7: Dieses Kapitel beschreibt das Trainingsraum-Modell (TRM) im Detail und erläutert dessen Ablauf, Aufbau und pädagogische Hintergründe. Es werden die Ziele des TRM sowie die Rolle von LehrerInnen und SchülerInnen im Kontext des TRM analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen Unterrichtsstörungen, pädagogischer Umgang mit Disziplinproblemen, Trainingsraum-Modell, Wahrnehmungskontrolltheorie, Themenzentrierte Interaktion, Lehrerrolle, Schülerrolle und die Rolle von Strafe in der Erziehung. Das Trainingraum-Modell als Ansatz zur Förderung eigenverantwortlichen Denkens und Handelns sowie zum Aufbau eines respektvollen Umgangs zwischen LehrerInnen und SchülerInnen stehen im Mittelpunkt der Analyse.
- Quote paper
- Bettina Abriß (Author), 2007, Umgang mit Unterrichtsstörungen. Das Trainingsraum-Modell, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85372