Seit Jahren beschäftigen sich wissenschaftliche Untersuchungen mit möglichen präventiven und repressiven Abwehrmaßnahmen, die einem Zielunternehmen bei einem feindlichen Akquisitionsversuch zur Verfügung stehen. Erfolgt ein Übernahmeangebot ohne oder gegen den Willen des Managements der Zielgesellschaft, so tritt das Unternehmen in einen Konflikt mit dem potentiellen Käufer.
Weitaus weniger Beachtung in der Literatur findet jedoch die Tatsache, dass auch mehrere Unternehmen an der Übernahme einer Zielgesellschaft interessiert sein können. Ist dies der Fall, so entsteht zwischen den Bietern ein Konflikt um das Akquisitionsobjekt. Eine strukturierte Analyse eines solchen Konfliktes wird in der Forschung bislang vernachlässigt und soll Gegenstand der vorliegenden Diplomarbeit sein. In dem Theorierahmen der Unternehmenspolitik wird die Konfliktbeziehung zwischen den potenziellen Käufern analysiert. Dabei wird wie folgt vorgegangen:
Nach der Einleitung im ersten Kapitel folgt im zweiten Kapitel der Arbeit eine komprimierte Einführung in die Thematik der Unternehmensübernahmen. Im Anschluss wird der theoretische Bezugsrahmen der vorliegenden Arbeit bestimmt.
Das dritte Kapitel widmet sich der Analyse von Konflikten zwischen mehreren Bietern. Anhand des formalen Zielsetzungsprozesses werden dabei die Ursachen für die Entstehung von Verteilungskonflikten aufgezeigt. Nach einem kurzen Einblick in die Machtproblematik werden verschiedene Konflikthandhabungsalternativen vorgestellt. Des Weiteren wird auf die Möglichkeit einer Eskalation des Konfliktes eingegangen. Im Anschluss werden mögliche Ergebnisse der Konflikthandhabungsmaßnahmen und potenzielle Konfliktlösungen gezeigt.
Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Analyse eines Verteilungskonfliktes aus der Wirtschaft. Als Praxisbeispiel dient der ein Jahr andauernde Bieterkampf zwischen dem deutschen E.on-Konzern und dem spanischen Gasversorger Gas Natural um den Stromanbieter Endesa. Bei der Bearbeitung wird die konflikttheoretische Struktur aus dem dritten Kapitel beibehalten.
Im fünften und letzten Kapitel der Arbeit werden Schlussfolgerungen aus der theoretischen und praktischen Konfliktanalyse gezogen. Abschließend wird ein kurzer Überblick über den weiteren Forschungsbedarf gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Einführende Grundlagen zur Unternehmensübernahme und Darstellung des theoretischen Bezugsrahmens
- I. Einführung in die Praxis der Unternehmensakquisitionen
- II. Bestimmung des Theorierahmens
- 1. Unternehmenspolitische Konzeptionen
- 2. Der unternehmenspolitische Ansatz von Dlugos & Dorow
- C. Unternehmenspolitische Analyse von Verteilungskonflikten bei Unternehmensübernahmen
- I. Konfliktentstehung
- 1. Die Formalstruktur des Zielsetzungsprozesses
- 2. Ursachen von Verteilungskonflikten
- II. Konflikthandhabung
- 1. Einseitige Konflikthandhabung
- a. Machtproblematik
- aa. Das Machtbasenmodell von French und Raven
- bb. Machtgrundlagen aus unternehmenspolitischer Sicht
- b. Zieldeterminierung
- aa. Zieldeterminierung der Zielgesellschaft
- bb. Zieldeterminierung des Mitbieters
- c. Umfelddeterminierung
- aa. Unmittelbare Umfelddeterminierung des Mitbieters
- bb. Mittelbare Umfelddeterminierung des Mitbieters
- d. Konsequenzen der einseitigen Konflikthandhabung
- 2. Wechselseitige Konflikthandhabung
- a. Konflikteskalation
- aa. Entstehung der Eskalation
- bb. Intensivierung der Eskalation
- b. Wahrgenommener Stillstand und Deeskalation
- III. Ergebnisse und Konfliktlösungen
- 1. Mögliche Ergebnisse der Konflikthandhabungsmaßnahmen
- 2. Lösungsmöglichkeiten eines Konfliktes
- IV. Zwischenfazit
- D. Unternehmenspolitische Analyse des Verteilungskonfliktes zwischen E.on und Gas Natural
- I. Einführung in die Konfliktsituation
- II. Konfliktentstehung
- 1. Übernahmebestrebungen der europäischen Energiekonzerne
- 2. Interessen des E.on-Konzerns
- a. Marktwertsteigernde Motive der Übernahme
- b. Nicht marktwertsteigernde Motive der Übernahme
- 3. Interessen des Gas Natural-Konzerns
- a. Marktwertsteigernde Motive der Übernahme
- b. Nicht marktwertsteigernde Motive der Übernahme
- 4. Ursachen des Verteilungskonfliktes um Endesa
- III. Konflikthandhabung
- 1. Determinierung der Zielgesellschaft Endesa
- a. Einflussnahme auf die Endesa-Aktionäre und auf das Management
- aa. Zieldeterminierung durch Gas Natural
- bb. Zieldeterminierung durch E.on
- b. Einflussnahme auf das Umfeld von Endesa
- aa. Umfelddeterminierung durch Gas Natural
- bb. Umfelddeterminierung durch E.on
- 2. Wechselseitige Determinierung des Mitbieters
- a. Zieldeterminierung des Mitbieters
- b. Umfelddeterminierung des Mitbieters
- aa. Unmittelbare Umfelddeterminierung
- bb. Mittelbare Umfelddeterminierung
- (1) Spanische Regierung
- (2) Spanische Oppositionspartei
- (3) EU-Kommission
- (4) Deutsche Regierung
- 3. Eskalation des Verteilungskonfliktes um Endesa
- a. Eskalation des Konfliktes zwischen E.on und Gas Natural
- b. Scheinbare Deeskalation des Konfliktes
- c. Der Verteilungskonflikt durchläuft eine weitere Episode
- aa. Eskalation des Konfliktes zwischen E.on und Acciona / Enel
- bb. Entstehung einer Pattsituation
- IV. Ergebnisse des Konfliktes und Konfliktlösung
- 1. Ergebnisse der wechselseitigen Konflikthandhabungsmaßnahmen für E.on und Gas Natural
- 2. Kritische Betrachtung der erreichten Konfliktlösung
- V. Zwischenfazit
- E. Schlussbetrachtung und Ausblick auf weiteren Forschungsbedarf
- Unternehmenspolitische Konzeptionen im Kontext von Unternehmensübernahmen
- Verteilungskonflikte bei Unternehmensübernahmen im Energiesektor
- Einflussfaktoren auf die Entstehung und Eskalation von Verteilungskonflikten
- Strategien der Konflikthandhabung und Konfliktlösung
- Analyse des Fallbeispiels E.on / Gas Natural um Endesa
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Verteilungskonflikte bei innereuropäischen Unternehmensübernahmen im Energiesektor am Beispiel der Übernahme des spanischen Energiekonzerns Endesa durch die deutschen E.on und die spanische Gas Natural. Ziel ist es, die Entstehung, Handhabung und die Ergebnisse solcher Konflikte unter Berücksichtigung der unternehmenspolitischen Konzeptionen zu verstehen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Untersuchung der Interessenlagen der beteiligten Unternehmen, der Einflussnahme auf die Zielgesellschaft und das Umfeld sowie der Eskalation und Deeskalation des Konfliktes.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Unternehmensübernahme ein und stellt den theoretischen Bezugsrahmen vor. Der zweite Teil der Arbeit widmet sich der Analyse von Verteilungskonflikten bei Unternehmensübernahmen. Dabei werden die Entstehung von Konflikten, die Konflikthandhabung und die möglichen Ergebnisse sowie Konfliktlösungen näher betrachtet. Das dritte Kapitel analysiert den konkreten Fall der Übernahme von Endesa durch E.on und Gas Natural. Dabei werden die Interessenlagen der Unternehmen, die Einflussnahme auf die Zielgesellschaft und das Umfeld sowie die Eskalation des Konfliktes detailliert dargestellt. Das vierte Kapitel fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und gibt einen Ausblick auf weiteren Forschungsbedarf.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Themenfeldern Unternehmensübernahme, Verteilungskonflikt, Energiesektor, Unternehmenspolitik, Konflikthandhabung, Eskalation, Deeskalation und Fallbeispiel E.on / Gas Natural um Endesa.
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- Jana Grunwald (Autor), 2007, Verteilungskonflikte bei innereuropäischen Unternehmensübernahmen im Energiesektor am Beispiel E.on / Gas Natural, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85341