Derzeit soll es in der Bundesrepublik rund sechshundert Sekten, sektiererische Gruppen und Glaubensgemeinschaften geben, sogar „vereinnahmende Gruppen“ , die „Gehirnwäsche“ betreiben. Die Zahl der Anhänger beläuft sich nach Schätzungen auf ca. zwei Millionen, von denen nach Angaben des Kinderschutzbundes rund zweihunderttausend Minderjährige sind- alleine achtzigtausend sind davon den Zeugen Jehovas angehörig. So vielfältig die Begriffswahl im Volksmund, auf Seiten von Kirchenbeauftragten, Sektenkritikern, Politikern oder der allgemeinen Bevölkerung ist, so vielfältig ist also auch das Angebot dieser Gruppierungen auf dem „Psychomarkt“ selbst. Die Auseinandersetzung mit dem Thema über auftretende Probleme und Konflikte von Anhängern und Aussteigern beschäftigt seit je her die Öffentlichkeit. In den letzten Jahren ist diese Problematik in den Medien verstärkt aufgegriffen worden. Sondermagazine und Reportagen im Fernsehen sowie alltägliche Talkshows befassen sich mit der „multireligiösen“ Interessenvielfalt der Menschen. Und immer wieder kommt es zu Skandalmeldungen in der Presse.
Spätestens anhand solcher Meldungen erhitzen und scheiden sich die Gemüter in der öffentlichen Diskussion um die religiöse Toleranz bzw. Intoleranz unserer Gesellschaft. Meiner Meinung nach kein leichtes Unterfangen, dreht es sich doch bei dieser Auseinandersetzung über die Akzeptanz und den Umgang mit diesen Gruppen und ihren Mitgliedern häufig um den im deutschen Grundgesetz (GG) verankerten Artikel 4 der „Glaubens- und Gewissensfreiheit“. Nach dieser verbindlichen Norm wird jedem Menschen das Recht zugesichert, seine religiöse Gesinnung frei artikulieren zu dürfen- und demnach ebenfalls seinen Glauben und die damit zusammenhängenden Traditionen, Regeln und Riten zu praktizieren. Doch wo liegen die Grenzen die Grenzen dieser unantastbaren Religionsfreiheit? Kann sich zum Beispiel eine Sekte in diesem gesetzesverankerten Schutz wiegen, wenn sie eine bestimmte religiöse Erziehungspraxis an ihren minderjährigen Anhängern ausübt? Immerhin räumt das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) nach § 1 jedem jungen Menschen das Recht ein, in seiner Entwicklung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit, gefördert zu werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriff „Sekte“
- Versuch einer allgemeinen, modernen Erläuterung und Differenzierung
- Kurzer geschichtlicher und ideologischer Überblick über die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas
- Die Jugendphase
- Differenzierung und Abgrenzung
- Identitätsbildung bei Jugendlichen und deren Einflußgrößen
- Die Ablösung vom Elternhaus
- Sozialisation von Jugendlichen bei den Zeugen Jehovas
- Erziehungsvorstellungen und ihre Auswirkung auf die Entwicklung
- Konflikte und Konsequenzen beim Ablösungsprozeß
- Schwierigkeiten bei der Identitätsbildung unter besonderer Berücksichtigung der Sozialisationsinstanzen „Schule“ und „Peer-Group“
- Schluß/ Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Herausforderungen bei der Identitätsfindung und dem Ablösungsprozess vom Elternhaus bei Jugendlichen, die in der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas aufgewachsen sind. Die Arbeit beleuchtet die spezifischen Einflüsse der religiösen Sozialisation auf die Persönlichkeitsentwicklung dieser Jugendlichen.
- Der Begriff „Sekte“ und seine Anwendung auf die Zeugen Jehovas
- Die Sozialisationsprozesse innerhalb der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas
- Die Herausforderungen der Identitätsbildung im Kontext religiöser Vorschriften
- Konflikte und Konsequenzen im Ablösungsprozess vom Elternhaus
- Der Einfluss von Schule und Peer-Group auf die Identitätsentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet die Problematik von Jugendlichen in Sekten, insbesondere den Zeugen Jehovas. Sie verweist auf die gesellschaftliche Diskussion um Religionsfreiheit und die Herausforderungen der Jugendentwicklung in geschlossenen sozialen Systemen. Der Fall Daniela Fürstenberg dient als erschreckendes Beispiel für die potenziellen Konsequenzen. Die Arbeit fokussiert auf die Herausforderungen der Identitätsbildung und des Ablösungsprozesses vom Elternhaus bei Jugendlichen innerhalb dieser Gemeinschaft.
Begriff „Sekte“: Dieses Kapitel analysiert den vielschichtigen Begriff „Sekte“. Es wird zwischen der religionswissenschaftlichen Definition als Abspaltung von einer bestehenden Religion und der umgangssprachlichen, negativ konnotierten Bedeutung unterschieden. Der Absolutheitsanspruch und die gesellschaftliche Ablehnung des Begriffs werden diskutiert. Die Vielfältigkeit der Interpretationen und die Schwierigkeit einer eindeutigen Definition werden hervorgehoben.
Die Jugendphase: Dieses Kapitel setzt sich mit den allgemeinen Aspekten der Jugendphase auseinander. Es definiert den Begriff, grenzt ihn ab und beschreibt die Bedeutung von Identitätsfindung und Ablösung vom Elternhaus in dieser Entwicklungsphase. Dies bildet die Grundlage für die spätere Untersuchung der spezifischen Herausforderungen im Kontext der Zeugen Jehovas.
Sozialisation von Jugendlichen bei den Zeugen Jehovas: Dieser Abschnitt untersucht die Sozialisationsprozesse von Jugendlichen innerhalb der Zeugen Jehovas. Er analysiert die Erziehungspraktiken, ihre Auswirkungen auf die Entwicklung der Jugendlichen und die damit verbundenen Konflikte. Die unterschiedlichen Sozialisationsinstanzen (Familie, Gemeinschaft, Schule) werden im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Identitätsfindung und den Ablösungsprozess betrachtet.
Schlüsselwörter
Zeugen Jehovas, Sekte, Identitätsbildung, Ablösungsprozess, Jugendphase, Sozialisation, Religion, Erziehung, Konflikte, Peer-Group, Schule, Religionsfreiheit.
Häufig gestellte Fragen zur Hausarbeit: Identitätsfindung und Ablösungsprozess bei Jugendlichen in der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Diese Hausarbeit untersucht die Herausforderungen der Identitätsfindung und des Ablösungsprozesses vom Elternhaus bei Jugendlichen, die in der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas aufgewachsen sind. Sie beleuchtet die spezifischen Einflüsse der religiösen Sozialisation auf die Persönlichkeitsentwicklung dieser Jugendlichen.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: den Begriff „Sekte“ und seine Anwendung auf die Zeugen Jehovas; die Sozialisationsprozesse innerhalb der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas; die Herausforderungen der Identitätsbildung im Kontext religiöser Vorschriften; Konflikte und Konsequenzen im Ablösungsprozess vom Elternhaus; und den Einfluss von Schule und Peer-Group auf die Identitätsentwicklung.
Wie ist die Hausarbeit strukturiert?
Die Hausarbeit umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zum Begriff „Sekte“, ein Kapitel zur Jugendphase, ein Kapitel zur Sozialisation von Jugendlichen bei den Zeugen Jehovas und einen Schluss/eine Bewertung. Jedes Kapitel beinhaltet eine Zusammenfassung der zentralen Aspekte.
Wie wird der Begriff „Sekte“ in der Hausarbeit behandelt?
Das Kapitel „Begriff „Sekte““ analysiert den vielschichtigen Begriff „Sekte“, differenziert zwischen der religionswissenschaftlichen und der umgangssprachlichen Bedeutung und diskutiert den Absolutheitsanspruch und die gesellschaftliche Ablehnung des Begriffs. Die Vielfältigkeit der Interpretationen und die Schwierigkeit einer eindeutigen Definition werden hervorgehoben.
Wie wird die Jugendphase in der Hausarbeit behandelt?
Das Kapitel „Die Jugendphase“ setzt sich mit den allgemeinen Aspekten der Jugendphase auseinander, definiert den Begriff, grenzt ihn ab und beschreibt die Bedeutung von Identitätsfindung und Ablösung vom Elternhaus. Dies bildet die Grundlage für die spätere Untersuchung der spezifischen Herausforderungen im Kontext der Zeugen Jehovas.
Wie wird die Sozialisation von Jugendlichen bei den Zeugen Jehovas untersucht?
Das Kapitel „Sozialisation von Jugendlichen bei den Zeugen Jehovas“ untersucht die Sozialisationsprozesse innerhalb der Gemeinschaft. Es analysiert die Erziehungspraktiken, deren Auswirkungen auf die Entwicklung der Jugendlichen und die damit verbundenen Konflikte. Die unterschiedlichen Sozialisationsinstanzen (Familie, Gemeinschaft, Schule) werden im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Identitätsfindung und den Ablösungsprozess betrachtet.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Hausarbeit?
Die Schlüsselwörter sind: Zeugen Jehovas, Sekte, Identitätsbildung, Ablösungsprozess, Jugendphase, Sozialisation, Religion, Erziehung, Konflikte, Peer-Group, Schule, Religionsfreiheit.
Welche Fallbeispiele werden in der Arbeit verwendet?
Die Einleitung nennt den Fall Daniela Fürstenberg als erschreckendes Beispiel für die potenziellen Konsequenzen des Aufwachsens in der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas.
- Quote paper
- Benedikt Pohnke (Author), 2001, Jugendliche bei den Zeugen Jehovas. Schwierigkeiten bei der Identitätsbildung und beim Ablösungsprozess vom Elternhaus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8531