Die Einelternfamilien sind in Deutschland eine sehr weitverbreitete Familienform. So gab es laut Angaben des Statistischen Bundesamtes 1994 insgesamt 1.631.000 alleinerziehende Mütter und Väter in Deutschland. Dies macht einen prozentualen Anteil von 17,2% aus, gemessen an allen Familien mit minderjährigen Kindern.
Diese statistischen Daten liegen zum einen der Tatsache zugrunde, dass auch die Zahl der geschiedenen Familien mit Kindern in den letzten Jahrzehnten immens in die Höhe geschnellt ist. Korrespondierend dazu wird die Dauer von Partnerschaften, auch ohne den traditionellen Trauschein, tendenziell kürzer. Insgesamt lässt sich also ein Strukturwandel der Familie beobachten, auf dessen Gründe ich im zweiten Kapitel meiner Hausarbeit noch näher eingehen möchte.
Zum anderen sind Männer (traditionell) noch immer und nun zum Glück auch Frauen (tendenziell) u.a. aufgrund gesellschaftlicher Rahmenbedingungen - also auch Missstände wie hohe Arbeitslosigkeit - mehr denn je darauf bedacht, ihre Existenz z.B. durch eine erfolgreiche berufliche Karriere zu sichern.
Trotzdem ist das traditionell verhärtete Rollenmuster, dass Frauen für die Erziehung der Kinder und Männer fürs Geldverdienen zuständig sind, in unserer Gesellschaft leider noch immer weitesgehend vorherrschend.
Gliederung:
1. Einleitung
2. Begiffserklärungen und familiensoziologische Erläuterungen
2.1 Womit beschäftigt sich die Familiensoziologie?
2.2 Struktureller und funktionaler Wandel von Ehe und Familie
2.3 Ein-Eltern-Familien
3. Lebensbewältigung alleinerziehender Väter
3.1 Anforderungen an die Väter im Alltag
3.1.1 Erziehung
3.1.2 Haushaltsführung
3.2 Konsequenzen für das Berufsleben
4. Persönliche Situation alleinerziehender Väter
4.1 Neue Rollenfindung
4.2 Status in der Gesellschaft
4.3 Soziale Isolation?
4.4 Bedeutung des Alleinseins
5. Schlussbetrachtung und Ausblick
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Einelternfamilien sind in Deutschland eine sehr weitverbreitete Familienform. So gab es laut Angaben des Statistischen Bundesamtes 1994 insgesamt 1.631.000 alleinerziehende Mütter und Väter in Deutschland. Dies macht einen prozentualen Anteil von 17,2% aus, gemessen an allen Familien mit minderjährigen Kindern.
Diese statistischen Daten liegen zum einen der Tatsache zugrunde, dass auch die Zahl der geschiedenen Familien mit Kindern in den letzten Jahrzehnten immens in die Höhe geschnellt ist. Korrespondierend dazu wird die Dauer von Partnerschaften, auch ohne den traditionellen Trauschein, tendenziell kürzer. Insgesamt lässt sich also ein Strukturwandel der Familie beobachten, auf dessen Gründe ich im zweiten Kapitel meiner Hausarbeit noch näher eingehen möchte.
Zum anderen sind Männer (traditionell) noch immer und nun zum Glück auch Frauen (tendenziell) u.a. aufgrund gesellschaftlicher Rahmenbedingungen – also auch Missstände wie hohe Arbeitslosigkeit – mehr denn je darauf bedacht, ihre Existenz z.B. durch eine erfolgreiche berufliche Karriere zu sichern.
Trotzdem ist das traditionell verhärtete Rollenmuster, dass Frauen für die Erziehung der Kinder und Männer fürs Geldverdienen zuständig sind, in unserer Gesellschaft leider noch immer weitesgehend vorherrschend. Und auch wenn die Beteiligung der Papas an der Erziehung ihrer Sprösslinge stetig gestiegen ist (was dann in den Medien hoch gelobt wird) und auch die Mamas oft noch arbeiten (was wiederum nicht als außergewöhnlich betrachtet wird)- so ist es noch immer üblich, dass die Frau bei der Geburt eines Kindes ihren Beruf aufgibt oder zumindest unterbricht, obwohl der Mann durchaus den Vaterschaftsurlaub für sich beanspruchen könnte.
Und dieses Muster mag u.a.(!) auch ein Grund dafür sein, warum nach Scheidungen in Sorgerechtsprozessen der Vater häufig die schlechteren Aussichten auf Erfolg hat;
selbst wenn er sich dazu bereit zeigt, im Berufsleben kürzer zu treten, damit er sich intensiv um das Wohl seines Kindes kümmern kann- und zudem noch über ein gutes soziales Netzwerk verfügt, welches ihm dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen könnte. So sind etwa 87% aller Alleinerziehenden in Deutschland Frauen.
Doch es gibt sie, die restlichen 13% alleinerziehende Männer, und die Tendenz ist steigend. Gegenüber vorhergehenden Jahrzehnten ist der Anstieg beträchtlich.
Im Rahmen meiner Hausarbeit möchte ihre Lebenssituation genauer untersuchen. Welche Rollenkonflikte können sich aus diesem „Exotendasein“ im Vergleich zur traditionellen Einelternkonstellation für die Väter ergeben, und wie reagiert das Umfeld auf diese Männer? Wie lässt sich Beruf, Haushalt und Erziehung miteinander vereinbaren bzw. koordinieren und durch welche Personen im sozialen Umfeld dieser Väter ist eine Hilfestellung möglich? Schlussendlich möchte ich auch die persönliche Situation und das Empfinden der Väter selbst in ihrer ungewöhnlichen Rolle näher betrachten.
Bei der Wahl dieses Themas für meine Hausarbeit hat mich u.a. der Kontakt zu einem dieser alleinerziehenden Männer während meiner Zeit als Zivildienstleistender wesentlich beeinflusst. Und auch die Erzählungen eines engen Freundes – und Sohnes eines geschiedenen und damit alleinerziehenden Mannes – über die Zeit mit seinem Vater haben bei mir noch verstärkteres Interesse geweckt.
Zudem sei vorab festgehalten, dass ich keinesfalls die Leistungen alleinerziehender Frauen schmälern möchte oder als weniger wichtig erachte- wie eine Mitarbeiterin des VAMV/ Verband für alleinerziehende Mütter und Väter in einem Gespräch mir „in den Mund zu legen“ versuchte und mich entzürnt fragte, wie ich dieses Thema denn überhaupt geschlechtsdifferenziert bearbeiten könne.
Nun, ich bin nichtsdestotrotz der Meinung, dass an dieser Stelle – und nicht zuletzt wegen o.g. gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Sichtweisen – eine gesonderte Betrachtung durchaus gerechtfertigt ist; zumal diese in der Fachliteratur und in den Medien bisher nur unzureichend aufgegriffen worden ist.
2. Begriffserklärungen und familiensoziologische Erläuterungen
2.1 Womit beschäftigt sich die Familiensoziologie?
Die Familiensoziologie ist eine sehr alte, spezielle Richtung der Soziologie, die nach dem Zusammenhang der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung im Hinblick auf verschiedene Familienformen und deren familiale Rollen fragt.
Sie betrachtet die Familie dabei als die häufigste und kleinste Erscheinungsform einer sozialen Gruppe im System der ganzen Verwandtschaft. Die Bedeutung der Familie für das Individuum und die Gesellschaft wird dabei als äußerst komplex angesehen. Die Familiensoziologie erforscht ebenso Fragen und Hintergründe der familialen Sozialisation- und stellt dabei Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen der Familien- bzw. Arbeitswelt und dem familialen Freizeitverhalten her.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Familiensoziologie immer populärer und trug wesentlich zur wissenschaftlichen Abgrenzung der Soziologie zu anderen Gebieten bei. Ein Hauptforschungsinhalt bestand damals zum einen darin, die Stabilität der Familie im beschleunigten sozialen, politischen und kulturellen Wandel zu begreifen. Zum anderen im Wandel der Familie selbst von einer patriarchalen, auf die zuverlässige Sicherung der eigenen Lebensgrundlage gerichteten zu einer zusehends partnerschaftlichen Institution- die immer mehr Raum für die individuelle Entfaltung ihrer Mitglieder gibt. Umstritten sind dabei Thesen geblieben, die den Wandel oder gar Verlust der Familie und ihrer Funktionen beschreiben. Traditionellen Aufgaben der Familie, wie z.B. Sozialisation der Kinder oder Altersvorsorge, sind hier neue Funktionen gegenübergetreten. Hinzu kommen gewachsene Anforderungen an die Bildung und Ausbildung und des Arbeitsmarktes selbst, die längere Verweildauer von Jugendlichen in der Familie oder die veränderte Rolle der Frau in der Gesellschaft u.a.- alles zusammen bedingende Faktoren, die auch einen Wandel der familialen Strukturen selbst herbeigeführt haben.1
2.2 Struktureller und funktionaler Wandel von Ehe und Familie
Seit etwa drei Jahrzehnten ist in Deutschland, wie in vielen anderen westlichen Industrienationen auch, ein massiver Wandel von Ehe, Familie und Elternschaft zu beobachten.
Diesen Wandel beschreiben Soziologen wie Beck und Beck-Gernsheim als „Individualisierung der privaten Haushalte“2 und knüpfen ihn ursächlich an den Prozess der „Pluralisierung der Lebensformen“3. So gibt es neben den traditionellen Kernfamilien z.B. auch immer mehr Stieffamilien, Ein-Eltern-Familien oder gar Mehr-Eltern-Familien. Im Verlauf dieser Entwicklung hat die Institution Ehe erheblich an Bedeutung einbüßen müssen und nicht an den Trauschein gekoppelte Lebensformen – etwa Alleinerziehende oder nichteheliche Lebensgemeinschaften mit Kindern – sind stets häufiger aufgetreten. Daneben haben sich auch Lebensformen ohne Kinder in der Gesellschaft etabliert, was beispielsweise am starken Wachstum der Einpersonenhaushalte in jüngeren Altersklassen oder der über längere Zeit hinweg kinderlosen Ehepaare erkennbar wird.
Die sich in diesem Entwicklungsverlauf ausdrückende Unbeständigkeit familialen Lebens hat mehrere Ursachen. Zum einen ist die Ehe als Institution nicht mehr der Bund, der vorwiegend aus ökonomischen Gründen geschlossen wird. In der traditionalen Gesellschaft war es zunächst von materiellen Grundlagen abhängig, ob überhaupt geheiratet werden konnte. „Das eheliche Leitbild war von den Auswirkungen gesellschaftlicher Makrostruktur abhängig.“4 Der Erbe einer Familie konnte zwar heiraten, war jedoch lange Zeit mit seiner neuen Familie materiell an den eigenen Vater gebunden. Somit wurde in der Leitvorstellung von Familie der damaligen Gesellschaft die Ehe von der Liebe getrennt. Die Ehe an sich war eine wirtschaftliche Angelegenheit, und bei der Wahl des Ehepartners waren nicht selten der Besitz von Land oder die Mitgift von ausschlaggebender Bedeutung.
In der heutigen Gesellschaft jedoch sind materielle Unabhängigkeiten zwischen den Lebens- und Ehepartnern ein sehr verbreiteter und erstrebenswerter Anspruch in der Beziehung. Dadurch verliert die ökonomische Komponente enorm an Bedeutung. Die Ehe ist heute derweil eine vorwiegend reine Liebesangelegenheit. Dies kann jedoch auch dazu führen, dass sie mit übergroßen Ansprüchen und Erwartungen überhäuft wird und dadurch bedingt relativ schnell in die Brüche geht. Und so wird in Deutschland durchschnittlich jede dritte Ehe wieder geschieden, und die Heiratsneigung der Bevölkerung ist tendenziell gesunken. „Werden die hohen Ziele, die mit Ehe und Familie verbunden sind, nicht erreicht, dann stecken viele Menschen nicht die Ziele zurück, sondern versuchen, diese Ziele in einer neuen Beziehung zu realisieren.“5 Aus dieser Feststellung resultiert eine Unstabilität der Paarbeziehung, die sich dafür verantwortlich zeigt, dass in der individuellen Biografie eines Menschen häufig eine Familienform die andere der oben genannten ablöst:
„Lebensentwürfe werden verworfen und neue werden entworfen.“6
2.3 Ein-Eltern-Familien
Im Jahr 1999 gab es dann laut Statistischem Bundesamt schon 1,844 Millionen Alleinerziehende in Deutschland. Rund 2,7 Millionen (ledige) Kinder wachsen oder wuchsen bei einem Elternteil auf, dessen früherer Partner entweder vor ihm verstorben oder von ihm geschieden bzw. getrennt worden ist. Diese absolute Zahl entspricht etwa 11,5% aller Kinder in diesem Alter. Häufig leben Alleinerziehende in einer festen Partnerschaft (etwa ein Drittel), jedoch eher selten mit einer Hauhaltsgemeinschaft.
[...]
1 Vgl. Brockhaus, 1988
2 Beck/ Beck-Gernsheim, zitiert nach Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2001, S.17
3 ebd.
4 Stiehler, 2000, S. 11
5 ebd., S. 10
6 ebd., S. 9
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.