Interkulturelle Kompetenz der PädagogInnen – unterschätzte Qualifikation in der Schule?
Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Integration im Kontext Schule und Bildung führte mich zur Beleuchtung der Interkulturellen Kompetenz der PädagogInnen.
Im Rückblick muss ich feststellen, dass wenige Auseinandersetzungen mit einem Thema eigene Denkweisen, Haltungen und Einstellungen so verändert und geprägt haben wie dieses.
Macks Zitat: „Der Riss, der die Gesellschaft in oben und unten teilt, in Integrierte und Ausgegrenzte, verläuft durch die Schule“ drückt die Folgenden Ausführungen treffend aus.
Durch ein Schulsozialarbeitspraktikum an einer Gesamtoberschule in Berlin Wedding wurde die Aufmerksamkeit auf Schwierigkeiten von Jugendlichen nicht deutscher Herkunft im Zusammenhang mit Haltungen und interkulturellen Kompetenzen der Lehrer und Lehrerinnen geweckt.
An der besagten Schule liegt eine Quote von SchülerInnen nicht deutscher Herkunft von über 70% vor.
Die Frage danach, was denn grundsätzlich „schief läuft“ an den Schulen, oder an der Schule, stellte sich häufig, vor allem wegen der offensichtlichen Frustration auf allen Seiten der an der Schule agierenden Individuen.
Als Kernbereiche für eine erfolgreiche Integration, nennt die ehemalige Ausländerbeauftragte Frau Dr. John, 1. Teilhabe am Arbeitsmarkt und 2. Erfolg im Bildungssystem.
Das Scheitern dieser Kernbereiche der Integration bezieht sie auf die mangelnde Anpassung der LehrerInnenausbildung sowie der Schulorganisation an sich. Sie räumt weiter ein, dass es an „Andockstellen“ für Zuwanderer in unserem System mangelt.
Dies sind neben den eben genannten Aspekten auch mangelnde Kontakte mit der Mehrheitsgesellschaft.
Dass nicht allein ethnische Bindungen für räumliche Segregationsprozesse verantwortlich sind, sondern diese vor allem mit der unterschiedlichen ökonomischen Leistungsfähigkeit von Haushalten zusammenhängt, zeigt sich darin, dass Familien deutscher Herkunft vor allem dann in Nachbarschaften mit Familien nicht deutscher Herkunft leben, wenn ihr familiärer Lebensstandard niedrig ist.
Da derartige Nachbarschaften oftmals nicht frei gewählt sind, führt das Zusammenleben nicht selten zu sozialen Konflikten.
Die Wurzeln der Aggression und Frustration bei Jugendlichen nicht deutscher Herkunft, liegen neben familiären Gründen in vielen Kommunikations- und Interaktionsschwierigkeiten zwischen den verschiedenen, aufeinandertreffenden Kulturen und Erwartungen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Globale Welt
2.1 Kultur und Gesellschaft
2.2 Integration
2.2.1 Definition
2.2.2 Integrationsdiskussion
2.3 Migration
2.3.1 Geschichtlicher Rückblick
2.3.2 Fremd sein
2.4 Stereotype, Vorurteile
2.4.1 Definition
2.4.2 Vorurteilstheorien
2.4.3 Abbau von Vorurteilen
2.5 Menschen nicht deutscher Herkunft – Eine Randgruppe?
2.6 Kausalität der sozialen Benachteiligung
2.7 Resümee
3 Interkulturelle Interaktion
3.1 Forschungsmethode und Interviewführung
3.1.1 Vorverständnis
3.1.2 Interviewkonstellation
3.1.3 Zugang zum Feld und Sample
3.1.4 Methodisches Vorgehen
3.1.5 Erkundungsbereiche der ExpertInneninterviews
3.1.6 Datenaufbereitung
3.2 Interkulturelle Soziale Arbeit
3.2.1 Definition
3.2.2 Diskussion der interkulturellen Sozialen Arbeit
3.2.3 Anforderungen der Interkulturellen Sozialen Arbeit
3.3 Interkulturelle Pädagogik in der Schule
3.4 Die Institution Schule
3.4.1 Integration im Rahmen des Schulsystem
3.4.2 Benachteiligung von SchülerInnen nicht deutscher Herkunft
3.4.3 Lehrersituation an der Schule
3.5 Interkulturelle Kompetenz
3.5.1 Stand der Fachdiskussion zum interkulturellen Lernen
3.5.2 Mögliche Inhalte interkultureller Lernprozesse
3.5.3 Notwendigkeit interkultureller Kompetenz
3.5.4 Auseinandersetzung der LehrerInnen mit dem Thema Integration
3.5.5 Bedeutsamkeit der Problemursachenanalyse
3.5.6 Interreligiöses und Bikulturelles Verständnis
3.6 Resümee
4 Gewaltprävention
4.1 Aggression bei Jugendlichen
4.1.1 Ursache von Jugendgewalt
4.2 Ethnische Gruppen und Gewalt
4.3 Die Lebenswelt heutiger Jugendlicher
4.4 Gewalt in der Schule
4.5 Arbeitsbündnisse zwischen Jugendlichen und Professionellen
4.6 Empathie im Hinblick auf Aggression
4.7 Interkulturelle Kommunikation
4.8 Resümee
5 Schluss
6 Nachwort
7 Literaturverzeichnis
7.1 Internetadressen
8 Anhang
8.1 Haltung und Selbstevaluation zur interkulturellen Kompetenz
8.2 Professionalität im Umgang mit Nähe und Distanz
8.3 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
8.4 Schulgesetz für das Land Berlin - § 15
8.5 Lebenssituation von Jugendlichen nach ethnischer Herkunft (in %)
8.6 SchülerInnen Bewertungsbogen
8.7 ExpertInneninterviews
8.7.1 Sozialraum der Schule
8.7.2 Der vollständige Interviewleitfaden
8.7.3 Profile der InterviewpartnerInnen
8.7.4 Aus der Auswertung gebildete Kategorien
8.7.5 Transkriptionsregeln
8.8 Interview 31.Januar 2007
1 Einleitung
In den letzten zwanzig Jahren sprach man in Deutschland viel von der „Multi-Kulti-Gesellschaft“. Diese Ideologie beginnt nun, will man den Nachrichten und den Artikeln der Magazine und Tageszeitungen glauben, brüchig zu werden. Trotzdem und vielleicht gerade wegen des „Multi-Kulti-Ansatzes“ ist es bedenklich, wie wenig interkulturelle Reflexion, oder zumindest das Wissen über die Unterschiede, im mehrkulturellen Kiez zwischen Deutschen und Menschen unterschiedlichster Herkunft[1] eine Rolle spielt. Trotz unzähliger Seminare und Fachtagungen zu den Themen Integration und interkultureller Verständigung, trotz Mediatoren für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in den Schulen, trotz jahrelanger Diskussionen über Themen wie Kopftuchverbot und Deutschpflicht, Einbürgerungstests und deren Relevanz zur Integration von Menschen nicht deutscher Herkunft, scheint sich die Kommunikation zwischen der Mehrheits- und Einwanderungsgesellschaft nicht zu verbessern. Das Gegenteil mutet an. Gegenseitige Vorwürfe und Schuldzuweisungen trifft man nun nicht mehr nur am Stammtisch an. LehrerInnen, SozialarbeiterInnen und andere Berufsgruppen, die in den Bereichen der Integration von Menschen nicht deutscher Herkunft arbeiten, klagen über die schier unüberbrückbaren Barrieren zwischen den Gruppen und vor allem über die scheinbare Nichterreichbarkeit schwieriger SchülerInnen und Jugendlicher mit Migrationshintergrund und deren Familien. Jugendliche, die sich nicht in das Hilfesystem der Sozialarbeit integrieren lassen, bleiben wohl oft als Fall im Aktenschrank liegen, bis sie die Volljährigkeit erreicht haben, bei der Justizbehörde bekannt sind, in ihre Herkunftsländer verheiratet oder abgeschoben werden. Die Annäherung der Kulturen scheint hauptsächlich in der Theorie statt zu finden.
Durch meine Praxiserfahrung im Schulsozialarbeitspraktikum an einer Gesamtschule in Berlin Wedding[2] wurde durch eigene Beobachtungen die Aufmerksamkeit auf Schwierigkeiten von Jugendlichen nicht deutscher Herkunft im Zusammenhang mit Haltungen und interkulturellen Kompetenzen der LehrerInnen geweckt. Die Frage danach, was denn grundsätzlich „schief läuft“, stellte sich vor allem wegen der offensichtlichen Frustration auf allen Seiten der an der Schule agierenden Individuen, häufig.
Die ursprüngliche Absicht, eine Arbeit über Gewaltprävention zu schreiben, rückte in den Hintergrund, nachdem immer mehr Hinweise darauf deuteten, dass die Wurzeln der Aggression und Frustration in vielen Kommunikations- und Interaktionsschwierigkeiten zwischen den verschiedenen aufeinandertreffenden Kulturen und Erwartungen liegen könnten.
In der vorliegenden Arbeit geht es darum, den direkten Kontakt, nämlich die zwischenmenschliche Ebene der LehrerInnen und SchülerInnen aus Sicht der Sozialen Arbeit zu untersuchen. Es geht darum, die Begegnung zwischen den Kulturen, zwischen „deutsch und anders“ zu untersuchen. Hierbei soll die Frage beleuchtet werden, ob Voreingenommenheit, Unreflektiertheit und der daraus resultierenden Frustration zu der auf der Metaebene schier unüberbrückbaren Kluft zwischen den einzelnen Kulturen führt. Es soll geklärt werden, inwieweit eine positive Grundhaltung, Selbstreflexion und interkulturelles Verständnis der PädagogInnen im Umgang mit SchülerInnen nicht deutscher Herkunft zur Verbesserung der Situation an den Schulen in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf führt und damit auch zur Aggressionsminimierung. Der Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist somit die Untersuchung eines Teilaspektes der Ursachen nicht gelingender Integration von Jugendlichen nicht deutscher Herkunft am Beispiel Schule.
Das Ziel der Arbeit ist, bisher vielleicht nicht genug betonte Aspekte im Schulalltag zu untersuchen und deren Wichtigkeit und vielleicht sogar Einfachheit der Umsetzung hervorzuheben. Es geht hier ausdrücklich nicht darum, einen Faktor oder Berufsgruppe für das Fehlverhalten bestimmter SchülerInnen verantwortlich zu machen, da dies der Komplexität und Kausalität des Gegenstandes ohnehin nicht dienlich wäre.
Zum höheren Umfang der Arbeit soll hier bemerkt werden, dass die Zitation der Interviews und deren Auswertung, doch viel mehr Seiten beansprucht hat, als zunächst vermutet. Um die Auswertung mit theoretischen Grundlagen stützen zu können und um daraus fundierte Schlüsse zu ziehen, benötigte es ein eingehen auf Bereiche, die zunächst nicht geplant waren, aber mit dem Thema Interkulturelle Kompetenz eng in Zusammenhang stehen und für eine tieferes Verständnis und Hintergrundinformation wichtig sind. Integration ist ein Querschnittsthema, welches sich in viele Bereiche der Gesellschaft und der Schule erstreckt, so musste diesen auch, wo nötig, Raum gegeben werden.
Zunächst wird im anschließenden Kapitel, ein Überblick über die Dimension, Historie und Theorie des Kulturbegriffs, der Integration und Migration erfolgen, um die Hintergründe und die Tiefe der auf der zwischenmenschlichen Ebene auftretenden möglichen Konflikte zu verstehen. Hierbei wird beleuchtet, warum ein gelingendes Miteinander der Kulturen so schwierig ist. So wird über die gesellschaftlichen Einstellungen[3] und die Sozialisation, die jeden einzelnen Menschen prägt, ein Überblick über den Verlauf interkultureller Begegnung und deren Auswirkungen gegeben.
Anschließend wird im dritten Kapitel, welches den Hauptteil der Arbeit darstellt, aus Sicht der Sozialen Arbeit die Pädagogik und ihre Anwendung in der Praxis des Untersuchungsfeldes Schule eingegangen. Neben institutionellen Faktoren der Schule, sollen die Aspekte der Haltung und Selbstreflexion der PädagogInnen die zur interkulturellen Kompetenz führen, untersucht werden.
Durch Interviews mit LehrerInnen und SozialpädagogInnen an einer Schule soll eine Momentaufnahme der derzeitigen Situation beispielhaft vorgestellt werden. Mit sogenannten Kulturdialogen[4] sollen typische Missverständnisse und Irritationen dargestellt werden, bei denen die kulturelle Sicht der beteiligten Parteien hervorgehoben und exemplarisch vorgestellt wird. Mit kurzen Fallbeschreibungen sollen möglichst pointierte Schilderungen von Unstimmigkeiten oder Konfliktfällen, die teilweise auch auf unterschiedliche Kulturmuster zurückzuführen sind, deutlich werden.[5]
Die Theorie und die Auswertung der empirischen Arbeit, auf die später noch genauer eingegangen wird, werden hier bewusst zusammengefasst, wobei es nicht darum geht, aus den Beobachtungen und den Aussagen der mit den PädagogInnen geführten Interviews allgemeingültige Aussagen zu ziehen, sondern diese reflexiv zu betrachten.
Im vierten Kapitel wird auf die Symptome der Aggression eingegangen, die Jugendliche nicht deutscher Herkunft zeigen und wie diese im möglichen Zusammenhang mit fehlender interkultureller Kompetenz der PädagogInnen stehen. Als Lösungsansatz zur Gewaltprävention bei Jugendlichen nicht deutscher Herkunft werden Arbeitsbündnisse, vor allem zwischen Jugendlichen nicht deutscher Herkunft und Pädagoginnen angeregt.
In der Schlussbetrachtung des fünften Kapitels werden die wichtigsten Kernaussagen der Arbeit zusammengefasst.
2 Globale Welt
„ Ausländer sind wir alle – fast überall.“
In einer globalisierten Welt, in der europäischen Vereinigung, die nicht nur wirtschafts-, sondern auch Kulturregionen einander näher bringt, gibt es verschiedene Entwicklungen, die interkulturelle Kompetenz[6] erfordern. Interkulturelle Bildung erreicht damit den Stand von Allgemeinbildung.[7] Nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen gibt es derzeit etwa 200 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Im vereinten Europa leben wir heute mit einem Drittel dieser 200 Millionen zusammen.[8]
Als Menschen nicht deutscher Herkunft (Zuwanderer, Migranten, Flüchtlinge, Menschen mit Migrationshintergrund) werden Menschen bezeichnet, die nicht aus „unserer“ Gesellschaft stammen und/oder die soziale und kulturelle Unterschiede bzw. Verschiedenartigkeiten hinsichtlich „unserer“ Denkmuster, „unserer“ Verhaltensweisen und „unseres“ Äußeren aufzeigen. Individuen und soziale Gruppierungen werden demzufolge aufgrund von physischen, ethnischen, religiösen und geschlechtlichen Merkmalen einerseits von ‚uns’ unterschieden und zudem oft auch als ungleich und nichtzugehörig behandelt und ausgeschlossen.[9] Diese Vielfalt kann als Bereicherung empfunden werden, aber auch Ängste auslösen.
Auf diese Unterscheidungen soll im nächsten Abschnitt eingegangen werden, in dem der Kulturbegriff und die damit zusammen hängenden Denkschemata erläutert werden.
2.1 Kultur und Gesellschaft
“Kultur ist das was unsere Seele gefangen hält.“[10]
Der sich mehr und mehr durchsetzende wertfreie Kulturbegriff der Soziologie wird wie folgt definiert: „Kultur ist das gesamte der menschlichen Errungenschaften, an dem mehrere teilhaben und die überlieferbar ist.“[11] Die Kategorien, in denen sich Kulturen voneinander abheben und die in ihrer strukturierten Gesamtheit das spezifische Profil einer Kultur bilden, werden „Strukturmerkmale“ genannt. Diese können Nationalcharakter, Basispersönlichkeit, Wahrnehmung, Zeit- und Raumerleben, Denken, Sprache und nonverbale Kommunikation, Wertorientierung, Verhaltensmuster wie Sitten, Normen und Rollen, soziale Gruppierungen und Beziehungen sein. „Die Strukturmerkmale sind als Komponenten zu verstehen, die untereinander funktional verbunden sind und ihren Stellenwert erst im Gesamtzusammenhang, in der Struktur des Ganzen finden.“[12] Eine einheitliche Grundlage über Kulturtheorien existiert nicht, da Disziplinen mit unterschiedlichsten Erkenntnisinteressen, Theorieverständnissen und Methodenrepertoires aus der Ethnologie, der Cross-cultural-psychology und der Linguistik ihre Theorien aufstellen.[13]
Kultur hat für Barth zunächst nichts mit Nation oder Ethnie[14] zu tun.[15] Den Kulturbegriff, den er zugrunde legt, bezieht sich auf die Alltagskultur aller Menschen und Gruppen und dies im Querschnitt durch verschiedene Nationalitäten und Ethnien. Für Barth enthält „eine Kultur [..] die Landkarte der Bedeutungen“[16] welche die Dinge verstehbar für die Mitglieder machen. Er versteht sie als die Art, wie die Beziehungen einer Gruppe strukturiert und definiert sind, aber auch, wie der Umgang miteinander interpretiert und verstanden wird. In seinem Ansatz gibt es also keine deutsche, türkische oder griechische Kultur.[17] Somit widerspricht er auch dem Begriff der „deutschen Leitkultur“ mit seiner Ansicht nach „verfassungsrechtlich zumindest bedenklichem Assimilationszwang.“[18] Diesem Verständnis nach sagt der Ausweis nur selten etwas über die kulturelle Orientierung der Person aus.[19] Hier wird deutlich, dass das Leben ein Prozess mit Vieldeutigkeit und Ambivalenz ist. Es besteht aus komplizierten Wahrheiten. Erwachsene und Jugendliche mit unterschiedlichster Herkunft können "sowohl dies - als auch das sein"[20]. „In der Kulturanthropologie ist Kultur im wesentlichen als ein System von Konzepten, Überzeugungen, Einstellungen und Wertorientierungen zu verstehen, die sowohl im Verhalten und Handeln von Menschen als auch in ihren geistigen und materiellen Werten sichtbar werden.“[21] Im Sprachgebrauch hingegen stellen Völker oft eine eigene Kultur dar. Seit dem Beginn der Neuzeit sind die westlichen Kulturen[22] dazu geneigt, sich als die einzigen wirklichen Kulturen zu sehen und empfinden sich als Vorbild für alle anderen Völker und Kulturen.[23] Zumeist bildet sich in einem Land eine Kultur, die Mehrheitsgesellschaft, zur Dominanzkultur aus. Das bringt mit sich, dass sich fast unweigerlich ein Denken und eine Struktur von Über- und Unterordnung entwickelt.[24] Gruppenzugehörigkeit bestimmt somit den Rang in der Gesellschaft und kann dadurch Diskriminierung nach sich ziehen.[25] Das mehrkulturelle Phänomen der Industrieländer bezieht sich nicht nur auf die steigende Zahl von Menschen mit Migrationshintergrund in diesen Ländern. Freise bezeichnet auch diejenigen Menschen als mehrkulturell, die zwar autochthon aber tiefgreifende Auslandserfahrungen haben. Hierbei muss aber zwingend eine Reflexion der Erfahrung stattgefunden haben, ohne die eine Auslandserfahrung so gut wie gar nichts nützt, wenn die eigene Befremdung unterschlagen wird und Neues lediglich in schon bereits vorhandene Erklärungsmuster eingebaut wurde.[26] Freise sieht die Mehrsprachigkeit dieser Menschen und deren Fähigkeit, es nachvollziehen zu können wie es ist, sich im Alltag nicht alleine zurechtfinden zu können, als interkulturellen Erfahrungsvorteil.[27] Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass ihre Erlebensweisen und Verhaltensmuster durch die eigene Kultur stark geprägt sind und dass Menschen in anderen Kulturen andere, eigene Sichtweisen, Wertorientierungen und Normen haben. Meistens beobachten Menschen andere unreflektiert, und meist ist eine Hinterfragung der eigenen Einstellung mit Ängsten verbunden, die einem ein Stück Sicherheit des Denkens und Handelns rauben würde. Würde man ständig seine eigenen Ansichten hinterfragen, müsste man dauernd Grundfragen klären und Selbstverständliches als relativ betrachten. Aber genau diese Fähigkeit ist Grundvoraussetzung in der Arbeit mit Menschen aus anderen Gruppen und Kulturen und muss verlangt werden.[28] Häufig gehen diese unreflektierten Einstellungen auch mit Überlegenheitsbewusstsein einher. Diese elitären Gedankenansätze drücken sich auch in dem Begriff der primitiven Völker oder primitiver Kulturen aus. Damit meint man in der Regel Gruppen und Kulturen, die in sich wenig differenziert erscheinen und noch nicht von der modernen Technologie, von der Zivilisation erfasst sind. Primitiv wird im deutschen und auch in vielen anderen Sprachen mit naiv, zurückgeblieben, unkultiviert, unterentwickelt und minderwertig assoziiert. Dies ist vorwiegend die Sicht des Abendländers, der sich mit seinen (technischen und zivilen) Errungenschaften (Kolonialismus) den „Primitiven“ überlegen fühlt.[29] So ist der Kulturbegriff mit der Frage nach der eigenen Einstellung verbunden und verlangt die Prüfung der eigenen ethnozentristischen Einstellungen.[30] Da Ethnozentrismus nicht mehr unbedingt mit der eigenen Ethnie zu tun hat, sondern sich viel mehr auf die eigene Lebenswelt bezieht und so gruppenbezogen ist, sprechen einige Autoren inzwischen eher von Kulturzentrismus, um die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kommunikationsgemeinschaft zu unterstreichen.[31] Bewertungstendenzen ergeben sich daraus, dass Vertrautes meist positiv beurteilt wird und Unbekanntes befremdlich wirkt. So wirkt schon das „fraglose Ansetzen des eigenen Bedeutungssystems - weitab von ethnischen oder rassistischen ,,Vorurteilen" – [..] zu Wahrnehmungseinfärbungen, in denen die fremde Kultur notwendig schlechter wegkommt als die eigene.“[32] Maletzke hebt auch hervor, dass die ethnozentristische Neigung der Zielvorstellung die Kommunikation der Kulturen hindert, und fördert den Begriff des Kulturrelativismus, der den Gedanken einer höheren und minderwertigen Kultur nicht zulässt. So gibt es im Kulturrelativismus zwar Verschiedenheiten, deren Sinn es aber nicht ist, sie wertend miteinander zu vergleichen.[33] Der Kulturrelativismus wie ihn z.B. auch Locke verstand, ist ein recht rationales Konstrukt: Er lässt keine angeborenen Wahrheiten als Grundlage für soziale Regeln zu. Dieses Denken ist eng mit dem heutigen Toleranzgedanken verbunden.[34] Maletzke kommt zu dem Konzept des mehrkulturellen Menschen, der ganz auf die Orientierungshilfe des Normalbürgers verzichtet und sich von der universalen Verbindlichkeit der eigenen Wertordnung löst. Dieser mehrkulturelle Mensch leugnet demnach also nicht die unverkennbaren ethnischen und kulturellen Unterschiede er hält sie aber für sich selbst nicht für relevant, sondern hält sie als Zwischenstufe zum Weltbürgertum. Der Preis, der hierfür zu zahlen ist, ist die Aufgabe der eigenen Kultur, denn dieser Mensch befindet sich in einem ständigen Grenzbereich.[35] Dieses Verständnis des perfekten, interkulturell kompetenten Menschen ist idealistisch und kann somit auch nur als Ideal im Prozess des interkulturellen Lernens gesehen werden. Um mit fremden Kulturen zurechtzukommen genügt es also nicht, gelerntes Wissen anzuwenden und die Gepflogenheiten im Gastland zu beobachten. Es bedarf eines Wissens im Sinne eines tieferen Erkennens, einem Verstehen; Verstehen in Form der Fähigkeit, Verstandenes in Neues und Unbekanntes in Bekanntes sinnhaft einzufügen. Durch diese Einfügung in Bekanntes wird sich die eigene Erkenntnis- und Verstehensstruktur wiederum verändern. Um Kultur und Fremdes zu verstehen, kommt es immer wieder darauf an, den genauen Sinn und die Bedeutung einer Kultur zu erfassen und zu Interpretieren. Schon beim Gespräch von Menschen gleicher Kultur entpuppt sich Verstehen oft als äußerst schwierig; wie viel mehr erst bei dem Gespräch zweier Menschen unterschiedlicher Kulturen, in dem unterschiedlich geprägte Weltsichten aufeinander treffen. Meist sind sich die Partner der unterschiedlichen Sichtweisen nicht bewusst und gehen davon aus, dass der andere nach genügend Überzeugungsanstrengung die eigene Sichtweise annimmt. So treffen Selbstverständlichkeiten des einen auf Selbstverständlichkeiten des anderen. Oft kommt es nie zum Relativieren der eigenen Ansicht, sondern man bleibt in seiner kulturzentristischen Sichtweise und unterstellt dem anderen Dummheit, Ignoranz oder böse Absicht.[36] Die weit verbreitete Annahme des Kulturraumes, so wie auch die der Mentalität liegen einem Kulturkonzept zu Grunde, dass in Fachkreisen als überholt gilt. Leenen und Grosch betonen, dass Kultur hauptsächlich im „subjektiven Bewusstsein“[37] liegt und erst im Handeln und im Austausch bewusst wird.
Schiffauer versteht den Kulturstreit im Sinne von differenzierten Ansichten und nicht mehr klassisch im Sinn von unterschiedlichen Normen und Werten, da auch hier die Differenz nicht immer mit Bemühung und Verstehen einhergeht. Im Prinzip geht es, ähnlich wie bei jedem anderen Streit um Missverstehen und Aneinander vorbeireden, durch Polemik und Manipulation.[38] So kann wieder auf Barth zurückgegriffen werden, für den die Kultur des Alltags größere Bedeutung hat als die interkulturellen festgeschriebenen Streitpunkte. Dem zum Trotz sind für die Gestaltung der Migrationsgesellschaft Kommunikationsprozesse zwischen Minder- und Mehrheiten und die Anerkennung unterschiedlicher Handlungsmuster und das Wissen darum notwendig. Für den reflektierten Umgang mit diesen Prozessen ist der Begriff von Kultur notwendig,[39] da jeder Mensch mit einem Selbstverständnis der eigenen Kultur erzogen und geprägt wird.
Darum, wie dieses Selbstverständnis der eigenen Kultur zur Integrationsdiskussion und oft auch zu Konflikten zwischen der Mehrheits- und Einwanderungsgesellschaft führt, geht es im nächsten Abschnitt.
2.2 Integration
Die ehemalige und langjährige Ausländerbeauftragte des Senats, Prof. Barbara John, bemerkt im Vorwort zu Werner Schiffauers Studie zu Migration und kulturelle Differenz: „Nachdem die Integration lange Jahre erfolgreich verlief, mehren sich seit einigen Jahren Stimmen, die von einer gescheiterten Integration sprechen.“[40] Die Aussage, dass Integration über viele Jahre erfolgreich verlief, steht im Widerspruch zu den Folgeproblemen, die in der momentanen Diskussion die Integrationspolitik in Deutschland beschäftigt. So wird schnell deutlich, dass unter Integration eine Vielzahl von unterschiedlichen Definitionen und Prozessen verstanden wird. Für viele war das Integrationsthema über Jahre hinweg, in denen keine offensichtlichen Probleme für die Gesamtbevölkerung auftauchten, nicht relevant. Für die meisten war aber wohl nicht klar, dass nur eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema und mit den Menschen, die nach Deutschland immigriert sind, zur erfolgreichen Integration führen kann. So soll der Begriff Integration im Weiteren zunächst erläutert werden.
2.2.1 Definition
Der Begriff Integration wird in der Öffentlichkeit immer wieder durch Geschehnisse wie den Brief der Lehrer der Berliner Rütli-Hauptschule oder den Ehrenmorden und sonstigen Negativschlagzeilen belebt. Bei dem Versuch, das Wort „Integration“ zu klären, stößt man auf eine Fülle von in der Literatur vorhandener Überlegungen. Der aus dem Lateinischen „integratio“ (Wiederherstellung eines Ganzen) stammende Terminus „Integration“ hat in der Bundesrepublik Deutschland seit Jahren einen hohen Stellenwert.[41] Um einen Überblick über die verschiedenen Verständnisse zur Integration zu erhalten, kann man diesen Begriff unterschiedlichen systemischen Erklärungsansätzen zuweisen. Heckmann bemerkt zur Integration, dass Integration nicht gleich Assimilation ist. So unterscheidet er drei Integrationsschemata, nämlich die assimilative, die pluralistische und die interaktionistische Integration. Bei dem ersten Ansatz assimilieren die zu integrierenden Personen sich vollständig an die aufnehmende Gesellschaft. Sie verlassen also ihre eigene Kultur und übernehmen die neue. Beim pluralistischen Konzept wird die Kultur der „einwandernden“ Person von der Mehrheitsgesellschaft toleriert und akzeptiert und diese leben ihre Kultur weiter im Rahmen ihrer Möglichkeiten in den neuen Lebensumständen. Heckmann nennt dies erfolgreich, wenn es beispielsweise zu einer Selbstorganisation der „eingewanderten“ Personen kommt.[42] Die pluralistische Integration wird auch als beeinflussungslose Koexistenz der Kulturen beschrieben.[43] Wie Heckmann spricht auch Rummelt von der interaktionistischen Integration, wenn die aufeinandertreffenden Kulturen Teilaspekte voneinander übernehmen. Er nennt dies die menschlichste Form der Integration, da Offenheit gegenüber Neuem und Fremdem als positive Ergänzung gesehen wird. Das interaktionistische Konzept, verpflichtet die mehrkulturelle Gesellschaft[44] zu einem „Integrationsalgorithmus“.[45] Damit ist die sozio-politische Gleichstellung der Personen nicht deutscher Herkunft gemeint, um die Mehrkulturalität vollständig anzuerkennen. Dies setzt aber auch die Integrationsfähigkeit- und Bereitschaft von beiden Seiten voraus. Auch nach Miksch existiert erst dann eine mehrkulturelle Gesellschaft, wenn „Menschen mit verschiedener Abstammung, Sprache, Herkunft und Religionszugehörigkeit so zusammenleben, dass sie deswegen weder benachteiligt noch bevorzugt werden“.[46] Heinemann benennt verschiedene Integrationsdimensionen, die hier auch erwähnt werden sollen. So ist eine Dimension, die juristische Integration.[47] Dies betrifft insbesondere verschiedene Werte und Normen sowie Religion und Tradition in den unterschiedlichen Kulturen. Aktuell wird beispielsweise die Berücksichtigung der kulturellen Herkunft beim Begehen bestimmter Delikte diskutiert. So z.B. Ehrenmorde, die auf kulturelle Traditionen zurückgeführt werden und teilweise in der nahen Vergangenheit auch durch diesen Umstand, trotz verfassungsrechtlicher Eindeutigkeit im Deutschen Gesetz, mildernde Umstände erlangt haben, was zu einiger Empörung führte. Desweiteren führt Heinemann die strukturellfunktionale Integration an. Damit ist die Teilhabe der Menschen nicht deutscher Herkunft am Arbeits- und Wohnungsmarkt, sowie im Bildungssystem und an den vorhandenen Freizeitaktivitäten gemeint. Als dritte Dimension nennt Heinemann die „Bewandertheit mit kulturellen Techniken“.[48] Mit denen er unterschiedliche Zeitempfindungen zwischen den Kulturen sowie das Verständnis beispielsweise des deutschen Verwaltungswesens meint.
2.2.2 Integrationsdiskussion
Freise fordert für die Umsetzung einer gelingenden Integration auf der intrapersonellen Ebene von Menschen mit Migrationshintergrund die Akzeptanz von Bikulturalität und Bilingualität, was den schwierigen Akt von Balance des Lebens in zwei Lebenswelten erfordert, und auf der anderen Seite von den Autochthonen die Kenntnis und Wertschätzung anderer Lebensformen auf der Basis persönlicher Beziehungen. Auf der gesellschaftlichen Strukturebene fordert er Partizipation am gesellschaftlichen Leben und Wertschätzung der Herkunftskultur im Einwanderungsland. Von den migrierten Menschen fordert die Integration oft die doppelte Staatsangehörigkeit. Dazu müssen Einheimische bereit sein, Macht und Einfluss mit den Menschen mit Migrationshintergrund zu teilen und die Berücksichtigung der Migrationssprachen und -kulturen insbesondere in den Schulen sicherstellen. Bikulturalität bedeutet in diesem Zusammenhang für die immigrierten Menschen aber nicht die Verleugnung der Herkunftskultur und die Assimilation an die Mehrheitsgesellschaft, sondern die bewusste Entscheidung zu beiden Kulturen und auch das Bewusstsein und die Akzeptanz der Veränderung der eigenen Identitätsfindung als Bikulturelle(r). Nur wenn dieser Prozess vollzogen wird, kann die Bikulturalität von beiden Seiten auch als Ressource verstanden werden.[49]
Friedrich Merz, der ehemalige Vorsitzende der CDU/CSU Bundestagsfraktion (2000) hat das Konzept der „deutschen Leitkultur“[50] in die Diskussion gebracht, welche von Menschen nicht deutscher Herkunft die Anpassung an die christlich–abendländische Kultur und Werteordnung fordert. Die Debatte ist schon deshalb schwierig, da sich auch viele Deutsche nicht an diese Leitkultur halten möchten oder sich mit ihr oder der Begrifflichkeit nicht identifizieren können. Der Konsens der Deutschen kann lediglich die Verfassung und die Beherrschung der deutschen Sprache sein.[51] In den vergangenen Jahrhunderten haben Staaten und Fürstentümer geschichtlich gesehen Homogenität durch das gegebene Machtverhältnis durchgesetzt. Wen ein Fürst durch ein sogenanntes Toleranzedikt Arbeits- und Wohnrecht für religiöse Minderheiten gewährte, war aber jedoch unverkennbar, dass nur Mitglieder der Staatsreligion und Mehrheitskultur volles Recht besaßen. Toleranz bedeutete Duldung und nicht Gleichberechtigung. Faktisch wird diese Tradition dadurch erhalten, dass Menschen nicht deutscher Herkunft, die seit Jahrzehnten hier leben, immer noch kein Wahlrecht erhalten.[52] Der Begriff der Leitkultur wurde von Generalsekretär Pofalla im Mai 2007 in das CDU-Grundsatzprogramm aufgenommen. Darin wird Deutschland als Integrationsland bezeichnet und somit sei die „Integration von Zuwanderern und ihrer bereits hier geborenen Kinder [..] eine gesellschaftspolitische Schlüsselaufgabe. Eine Verweigerung des Integrationsangebotes könne jedoch nicht folgenlos bleiben [...]“.[53] Das Zugeständnis, dass Deutschland ein Intergrationsland ist, ist laut Barth schon ein enormer Fortschritt für die Integrationsarbeit. Bisher wurde unter enormer Verdrängungleistung nur von einem “ehemaligen deutschen Einwanderungsland“[54] gesprochen. Der Begriff Einwanderungsland stammt ursprünglich aus Kanada. Kanada hat sich schon immer als multikulturelle Gesellschaft[55] verstanden. Deutschland hingegen ist ein „Einwanderungsland wider Willen“.[56] Barth nennt diesen widerwillen als Grund, warum der Begriff ohne Einwanderungskonzept zu Spannungen führt und von Meinungen und ideologischer Belastung überspannt ist.[57]
Auf Integrationsgipfeln und ähnlichen Tagungen wird die verstärkte Bekämpfung der Integrationsdefizite insbesondere in der zweiten und dritten Generation als staatliche und als zivilgesellschaftliche Aufgabe deklariert. Dies bedeutet einerseits, dass gesetzliche Bestimmungen zur Förderung der Integration installiert werden, z.B. durch das neue Zuwanderungsgesetz. Andererseits geht der Appell der zivilgesellschaftlichen Aufgabe wohl auch an die Soziale Arbeit, die das Miteinander im Bürgerkontakt lenken soll und zur Wahrung der Befriedung sorgen soll. Das, wie oben zitiert, im CDU-Grundsatzprogramm auf die Verweigerung des Integrationsangebotes eingegangen wird, ist ein klassisches Phänomen - um es nicht Strategie zu nennen - in der Integrationsdebatte. Immer wieder wird die Integrationsbereitschaft der Minderheiten angemahnt. Auernheimer beschreibt, dass entgegen den Erkenntnissen der Migrationssoziologie von den Einwanderern Vorleistungen zur Integration erwartet wird, obwohl bekannt ist, dass strukturelle und soziale Integration eine Vorbedingung für die Akkulturation ist. Das bedeutet also, dass zunächst die Zuversicht auf gleichberechtigte Teilhabe geweckt sein sollte, bevor Motivation zu Anpassung verlangt werden kann.[58] Schiffauer stimmt dem zu und beschreibt, dass diese Herausstellungen oft im negativen Zusammenhang verwandt werden[59] und somit subtile Auswirkungen auf den Leser oder Hörer hat. Die Sensibilisierung für solche Anspielungen ist eine weitere Aufgabe im Integrationsprozess. Diese Sensibilisierung für Integration findet langsam in der deutschen Bevölkerung statt, auch wenn die Gründe hierfür eher von außen induziert sind. Spätestens durch die angsteinflößenden Ereignisse vom 11. September in New York und die weiteren, darauf folgenden Terroranschläge hat das Interesse der Öffentlichkeit an der Integration - vor allem der Menschen muslimischer Herkunft zugenommen. Wo noch vor 20 Jahren von den „Gastarbeitern“ als temporäre Gäste ausgegangen wurde, sind sie nun Mit- und teilweise Staatsbürger. Der Übergang von der hingenommenen Abgrenzung der „Gäste“ zur Integration der „Mitbürger“ wurde lange nicht vollzogen. Im Folgenden Absatz wird kurz die Historie der Migration im letzten Jahrhundert in Deutschland angerissen.
2.3 Migration
2.3.1 Geschichtlicher Rückblick
"Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen."[60]
Historisch prägen die Elemente der Emigration und Immigration schon immer die Weltgeschichte.[61] 0
Der Begriff Migration (aus dem lateinischen migrare: wandern) bezeichnet eine räumliche Bewegung, also einen Wanderungsprozess über Nationalitätsgrenzen hinweg.[62] Die Zeiten, in denen die immigrierten Menschen noch „Gastarbeiter“ genannt wurden, weil erwartet wurde, dass diese sich nur vorübergehend in Deutschland aufhalten würden, sind längst vorbei. Das Rotationsprinzip der Gastarbeiter, welches die Industrialisierung im Wirtschaftswunderland Deutschland in den 50er Jahren hervorbrachte, verlief anders als geplant. Für Arbeitgeber war es schlicht ineffizient, alle zwei Jahre wieder neue Arbeiter einzulernen, so wurden Verlängerungen beantragt. Dies hatte zur Folge, dass die Arbeiter ihre Familien nachholten und schließlich nicht mehr in das Herkunftsland investierten, sondern sich auf ein Leben hier einstellten. Diesem scheinbar unumkehrbaren Niederlassungsprozess wurde mit dem Rückkehrhilfegesetz 1983 versucht, Einhalt zu gebieten. Die Aufforderung zur „freiwilligen“ Rückkehr wurde verstanden als das, was sie war: „Ihr gehört nicht dazu“.[63] Das Rückkehrhilfegesetz blieb weitgehend ohne Auswirkungen. Auf das Unbehagen der Bevölkerung über die Niederlassung der „Gastarbeiter im Gastland“ verfasste Max Frisch das zu Beginn des Absatzes genannte berühmte Zitat. Bis in die 70er Jahre kamen durch die Arbeitsmigration ca. 5 Millionen Menschen nach Deutschland. „Zur Migrantenbevölkerung gehören aber auch die Kinder und Jugendlichen der zweiten und dritten Generation, die in Deutschland geboren sind und keinerlei Migrationsbiografie mehr haben, trotzdem aber auch in der Heimatsprache und -Kultur ihrer Eltern aufwachsen.“[64] Schiffauer erklärt zur Migration, dass die Geschichte der Zuwanderung in keinem Land linear abläuft. Er meint damit, dass es in allen Einwanderungsländern beobachtbar ist, dass sich die zweite oder dritte Generation wieder ihren kulturellen Wurzeln zuwendet. Die Rückbesinnung in denen sich Menschen mit Migrationshintergrund von dem Herkunftsland, so wie auch von dem aufnehmenden Land beeinflussen lassen, nennt er „transnationale Räume.“[65] Diese neue Beeinflussung findet unter anderem auch statt, da seit einigen Jahren eine erhebliche Vereinfachung der Kontakthaltung zum Herkunftsland durch günstige Telefontarife, Satellitenfernsehen oder Billigflüge möglich ist.[66] Die Selbstwahrnehmung der Menschen nicht deutscher Herkunft nennt Barth „Nicht-Mehr-Noch-Nicht-Kriterium“.[67] Das bedeutet, dass sich die Menschen einen Teil der Alltagskultur neu schaffen. Somit sind die Integrationsprozesse nichts Abgeschlossenes sondern befinden sich ständig in Entwicklung. Diese in allen Industrieländern beobachtbare „Diasporabildung“[68] hat mehrere Ursachen. Eine davon ist, wie Schiffauer beschreibt den in den aufnehmenden Ländern erfolgten Wandel von der Arbeiter- in eine Dienstleistungs- oder Informationsgesellschaft. Dies hat in ihren Folgen die Arbeitsplatzchancen von Menschen nicht deutscher Herkunft verringert, da sie immer noch hauptsächlich im Niedriglohnbereich der Arbeiterschaft angegliedert sind.[69]
Der Anteil von Menschen nicht deutscher Herkunft betrug im Jahr 2003 in den Stadtstaaten – mit teilweise hohen Verdichtungen in einzelnen Quartieren mit Berlin zwischen 13% und 15%. Insgesamt geht man in Deutschland von 17% aus.[70] Entsprechend hoch ist auch der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund hauptsächlich in den Städten. Angesichts von räumlichen Segregationsprozessen gibt es hohe Konzentrationen in einzelnen Stadtquartieren bzw. in den dort liegenden Schulen.[71] Hierbei waren 22% der Kinder unter sechs Jahren. Die 7- bis 17-Jährigen liegen bei 23%. Die größten Gruppen in diesen Altersstufen bilden Heranwachsende aus der Türkei und Ex-Jugoslawien.[72] Weiterhin leben etwa 3,2 bis 3,5 Millionen Menschen muslimischer Prägung bzw. muslimischer Abstammung in Deutschland (Davon sind etwas mehr als drei Millionen Menschen türkischer Abstammung). Die Abgrenzung der Religion ist nicht einfach, da nicht alle Menschen muslimischer Abstammung bekennende Muslime im religiösen Sinn sind.[73] In entsprechenden Stadtvierteln findet sich zudem oftmals eine Migrantenbevölkerung aus vielen verschiedenen Herkunftsregionen.[74] Dass nicht allein ethnische Bindungen bzw. Vermittlungen für derartige räumliche Segregationsprozesse verantwortlich sind, sondern diese vor allem mit der unterschiedlichen ökonomischen Leistungsfähigkeit von Haushalten zusammenhängt, zeigt sich darin, dass deutsche Jugendliche vor allem dann in Nachbarschaften mit ausländischen Familien leben, wenn ihr familiärer Lebensstandard niedrig ist. Da derartige Nachbarschaften oftmals nicht frei gewählt sind, führt das Zusammenleben nicht selten zu sozialen Konflikten.[75]
Auf die knapp zwei Millionen Flüchtlinge in Deutschland, und deren separate, oft populistisch geführte Diskussion wegen anscheinenden „Asylmissbrauchs“[76], kann in der vorliegenden Arbeit nicht eingegangen werden, da dies der Rahmen der Arbeit nicht erlaubt. Hierzu soll aber hervorgehoben werden, dass die Grenzen und die Begrifflichkeiten, so wie auch die Problemlagen zwischen „Migranten“ und „Flüchtlingen“ in der Gesellschaft, so wie auch in den fachlichen Kreisen fließend verlaufen. Aufgrund „demografischer, ökonomischer und politischer Entwicklungen ist von einer weiteren Verflechtung und Durchmischung der Nationen und Kulturen in Deutschland auszugehen.“[77] Mit der EU – Osterweiterung wird die Verschiedenheit der Herkunftskulturen weiter vergrößert.
2.3.2 Fremd sein
Menschen, die in ein anderes Land auswandern, sind Menschen, die an etwas Neues, Besseres glauben. Diese Menschen setzen ihre ganze Identität aufs Spiel, da die Werte, Verhaltensweisen und auch Talente, die sie im Heimatland hatten, in der neuen Welt teilweise nicht mehr zählen. Alles muss neu überdacht und erfahren werden. Interaktions- und Rollenmuster sind oft nicht übertragbar. Erlernte Berufe können häufig nicht mehr ausgeübt werden und führen so zum Statusverlust. Wenn die Kinder in der neuen Umgebung in die Schule gehen, agieren sie oft als Übersetzer für Mutter und Vater, was eine Kränkung und Demütigung für die Eltern bedeuten und auch Scham bei den Kindern auslösen kann.[78] In Simmels Exkurs über den Fremden[79] ist der Fremde einer, der nirgends hingehört. Er ist nirgends zuhause. Der Fremde lebt in einer fremden Kultur, er bleibt jedoch seiner eigenen Kultur verhaftet, die er überall hin mitnimmt.[80] Dieses Fremdsein beruht auf Wechselseitigkeit, da er die Menschen in der aufnehmenden Kultur auch als fremd empfindet. Für die Menschen der Gastkultur ist er wiederum ein Fremder, ein Eindringling; also jemand, der vielleicht eine potenzielle Gefahr darstellt. Dieser potenziellen Gefahr begegnet ein unreflektierter Mensch meist mit Misstrauen und Ablehnung und führt so zur Fremdenfeindlichkeit.[81]
Auf einer Stufe miteinander zu stehen, wird als wesentliches Element europäischer Geistesgeschichte gesehen, die in der Vergangenheit zur Gleichberechtigung geführt hat und somit die Grundlage der Menschenrechte und Demokratie gelegt hat. Die Kehrseite der Medaille als Preis für diese Gleichwertigkeit ist aber die Forderung der Assimilation. Oft setzt Gleichberechtigung das Anpassen an die Vorstellungen und Schemata der Mehrheitsgesellschaft voraus. „Abendländische Philosophie, so Lévinas, ist allergisch gegen alles Fremde und Unverstandene. Alles muss begriffen, verstanden und beherrscht werden.“[82] Wenn etwas nicht verstanden und begriffen wird, interpretiert man dieses mit bekannten Meinungskategorien, diese sind dann aber meist negativ, da die Bewertung nicht in die eigenen selektiven Wahrnehmungsgewohnheit der Interpretation passt.[83] Durch diese negative Bewertungstendenz, entstehen letztendlich Stereotype Denkmuster, über die es im nächsten Teilabschnitt gehen soll.
2.4 Stereotype, Vorurteile
„Ein türkischer Beamter und ein deutscher Beamter weisen mehr Ähnlichkeiten auf, als jeder von ihnen mit einem Bauern aus der eigenen Kultur.“[84]
2.4.1 Definition
„Stereotype sind starre Denkmuster („stereos“: griechisch für starr; das griechische Wort „typos“ bedeutet Muster). Stereotype haben eine Nähe zu Vorurteilen. Negative Stereotype sind Teil des allgemeinen „kulturellen Wissens“[85], über das alle Mitglieder einer Gesellschaft verfügen. Zum Vorurteil werden Stereotype erst dann, wenn die persönliche Überzeugung über eine Gruppe kongruent ist mit dem Stereotyp dieser Gruppe.[86]
Da die Realität für viele Menschen zu komplex und teilweise auch überwältigend ist, werden Vorurteile oft zur Vereinfachung der sozialen Wirklichkeit gebraucht. Stereotype sollen ein geordnetes Bild der Umwelt schaffen und soziale Notlagen für die Not der Menschen erklären. Diese sind nicht immer mit emotional besetzter grundlegender Abwertung einzustufen. Ab- und Ausgrenzung ist meist ein unüberlegter selbstverständlicher Prozess und zwar ohne dass die Beteiligten rassistische oder ausländerfeindliche Tendenzen bewusst verfolgen.[87]
2.4.2 Vorurteilstheorien
Der Kommunikationswissenschaftler Maletzke erklärt wie „Vorurteile im Laufe des Sozialisierungsprozesses erlernt [werden], und zwar aus verschiedenen Quellen, bei denen zweifellos im Normalfall das Elternhaus an erster Stelle steht.“[88] Daraus folgt, dass Vorurteile in den meisten Fällen nicht durch interkulturelle Begegnungen, sondern durch die Übernahme vom Elternhaus entstehen. Interkulturelle Trainings installieren daher Übungen in ihren Einheiten, in denen die Vorurteile, die in der jeweiligen Familie vorgeherrscht haben, durch Erinnern und Erzählen bewusst gemacht werden.[89] Vorurteile und unangenehme Gefühle gegenüber Andersartigen und -denkenden begründen sich aus dem Bedürfnis nach Ordnung und Sicherheit. Der Mensch ist grundsätzlich zunächst einmal Xenophob. Die Angst, die dahinter steht, ist, dass durch die nach außen gerichtete Öffnung, also das Neue und Andersartige, Stabilität und Ordnung gefährdet werden, Besitzstände geschmälert und sozialer Wandel mit zweifelhaftem Ausgang gefördert wird.[90] Eine Theorie, von der die Psychologie und Soziologie immer wieder ausgeht, ist, dass verschiedene Persönlichkeitstypen in unterschiedlichem Maße zu Vorurteilen neigen. Hierbei wird die autoritäre Persönlichkeit des Öfteren genannt.[91] Zu berücksichtigen ist allerdings, dass sich Personen, die stark von Vorurteilen geleitet werden, dieser Tatsache überhaupt nicht bewusst sind, sondern ihre Einstellungen für sachlich berechtigt halten.[92] Die autoritäre Persönlichkeit der Frankfurter Schule ist ein Typus, der nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Eindruck der nazistischen Rasse-Ideologie von Adomo[93] und Mitarbeitern bezugnehmend auf die klassische Theorie Freuds konzipiert und untersucht wurde. Autoritäre Persönlichkeiten werden als aus relativ affektarmen Familien, in denen die Eltern strikten Gehorsam gegenüber den konventionellen Verhaltensmustern verlangen, skizziert. Da sich in ihrer Umgebung wenig Gelegenheit für eine unabhängige Entwicklung des Selbst bietet, sind oft Sexualität und Aggression tabu. Kinder, die in diesen Familien aufwachsen, entwickeln häufig ein nachgiebiges, unterwürfiges Verhalten und unterdrücken aufständische Gefühle den Eltern gegenüber. So kommt es zur Spaltung zwischen den bewussten und den unbewussten Segmenten der Persönlichkeit. Die Welt wird bald nur noch als gefährlich und bedrohlich gesehen. Sicherheit liegt im Konformismus mit den konventionellen Verhaltensmustern. Vorurteile spielen eine funktionale Rolle, als Stütze des Selbstbildes und als äußere Zielscheibe. Das Individuum, das sich im Grunde schwach und unsicher fühlt, legt großen Wert auf Macht und Stärke, verachtet schwache Outgroups und bewundert starke Führungspersönlichkeiten.[94] Die klassischen sozialpsychologischen Theorien sehen die Gründe der Vorurteilsbildung hauptsächlich in der interpersonalen Persönlichkeitsstruktur des einzelnen. Die gegenwärtigen Erklärungsansätze betonen die gesellschaftlichen Faktoren. So ist, neben der Erziehung, ein weiterer Aspekt, wie Vorurteile verfestigt werden, die Medien. Maletzke schreibt zur Medienrealität und deren Verzerrungen von dem Prinzip der Selektion und Gestaltung, die anlehnend an die Erwartungen und Vorlieben des Publikums ausgewählt werden. Außerdem spielt die Gewalt und Kriminalität in den Medien eine bei Weitem größere Rolle als in der Realität.[95] Mansel erklärt, wie die mediale „Berichterstattung auch die strukturellen Integrationsprobleme jener etwa vier Millionen ZuwanderInnen, die trotz eines langjährigen Aufenthaltes in der Bundesrepublik nicht über eine Aufenthaltsberechtigung oder eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis verfügen, sowohl infolge ihres unsicheren Verbleibstatus als auch hinsichtlich ihrer langfristigen Zukunftsplanung“[96] ausgeklammert bleiben. In den Medien werden Hintergründe nicht Thematisiert. Es wird vielmehr über Anpassungsprobleme und dem damit zusammenhängenden abweichenden Verhalten der Zuwanderer berichtet. In der Boulevardpresse, wie auch in den eher seriös einzustufenden Medien wird, wenn überhaupt, über die von den zugewanderten Ausländern ausgehende Kriminalität berichtet. Diese Berichterstattung prägt die Wahrnehmung der Zuwanderer in der Bevölkerung.[97]
Freise betont im Zusammenhang der intergruppalen Phänomene, die psychologischen Aspekte interkultureller Sozialer Arbeit - der „social identity approach“.[98] Mit der Akzentuierung der “intergruppalen Phänomene“ wird die Gruppe als bindendes Glied zwischen der einzelnen Person und der Gesellschaft in das Zentrum der Betrachtung gerückt und es wird der Fokus auf die Frage gerichtet, welche Rolle Gruppen bei der Übernahme von Vorurteilen spielen. Gruppenbindung und Gruppenprozesse werden als Schnittstelle zwischen individuellen und gesellschaftlichen Prozessen vermutet, welche Vorurteile prägen.[99] „Das Ich existiert nur als Ich in Beziehung und die eigene Identität wird über den Dialog mit Gruppen gewonnen.“[100] Unter sozialer Identität versteht Freise die Haltungen, Einstellungen, Verhaltensweisen eines Menschen und deren Relevanz zur Bezugsgruppe. Der „social identity approach“ macht das zukunftsweisende Konzept des Perspektivenwechsels[101] in der sozialpsychologischen Forschung deutlich. Stereotype und Vorurteile werden durch Prozesse der Gruppenbildung und Gruppenkonflikte erklärt“,[102] „die ein Individuum auf der Basis seiner Zugehörigkeit zu bestimmten gesellschaftlichen Gruppen (In-group) gegenüber anderen sozialen Gruppen (meist ethnische Gruppen) äußert.“[103] Die Ablehnung der Menschen nicht deutscher Herkunft bezieht sich also demnach in der Regel nicht auf Einzelpersonen, die, wenn der Kontakt positiv bewertet wird, häufig als Ausnahme gelten. In einer Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ (GMF) erläuterte die Referentin Kahane[104], wie bei allen subjektiven Einschätzungen der Vergleich mit der Vergleichsgruppe eine hohe Rolle spielte. Besorgniserregend ist, dass die Umfragen zu GMF den Ergebnissen der Studie zu Folge steigend sind.
Ein weiterer Aspekt der Vorurteile, ist der Ansatz der rassistischen Antipathie (aversive racism). Bei diesem Ansatz wird bei den Menschen, die Vorurteile hegen, die politisch korrekte Ausdrucksweise gewahrt. Globale und allgemeine Stereotypen werden abgelehnt. Ebenso abgelehnt wird die offensichtliche Diskriminierung. Das Konzept der rassistischen Antipathie bezieht sich auf Menschen, die ihre Affekte, Einstellungen und Überzeugungen gegenüber ethnischen Minderheiten in subtiler Weise ausdrücken, da diese oft inkonsistent mit ihrem Selbstbild sind.[105] Die Norm sollte nach ihren Äußerungen Gleichbehandlung und Gleichstellung sein. Die Realität, dass deutsche Staatsbürger in vielen alltäglichen Lebensbereichen im Vorteil gegenüber Menschen nicht deutscher Herkunft sind, wird akzeptiert und auch für richtig empfunden. Dies wiederum legt die Grundlage für kulturelle Stereotype. Der Kontakt zu ethnischen Gruppen wird nicht gesucht, jedoch ist das Verhalten bei Begegnungen bei diesen Menschen oft höflich korrekt, aber kühl. Sie empfinden sich selbst als liberal und nicht diskriminierend. Vorurteile werden nur geäußert, wenn der Rahmen dies zulässt. Im Zusammenhang mit dem Phänomen, dass die Werte von den Handlungen abweichen, ist an die kognitive Dissonanz von Festinger zu erinnern: Menschen versuchen die Existenz der Unstimmigkeit zu reduzieren, die ihnen psychologisch unangenehm ist. Sie stehen vordergründig zu einer Gruppennorm der Gleichheit aller Menschen, die ihnen aber doch Angst macht. Ihr Verhalten wird dem Gleichheitsprinzip nicht entsprechen, sie werden dies aber ideologisch rationalisieren und begründen. Durch die unbewusste Kontaktvermeidung verfestigen sich diese Einstellungen. So können auch keine gegensätzlichen Erfahrungen gemacht werden.[106] Pettigrew und Mertens haben 1995 das europäische Gegenstück zum amerikanischen Modell der sozialpsychologischen Vorurteilsforschung entwickelt, in denen sie traditionelle offene Vorurteile von subtilen Vorurteilen unterscheiden. So wurde mit unterschiedlichen Fragen in eben genannten Kategorien auch die weitläufige Fehleinschätzung aufgedeckt, die ethnische Vorurteile hauptsächlich in „Unterschichten“ verankert sieht.[107] Wo in „Unterschichten“ eine politisch nicht korrekte Meinung eher offen gesagt wird, wird diese in höheren Bildungsschichten oft so geäußert, dass die Aussage nicht unmittelbar als Vorurteil erkennbar ist. Menschen mit subtilen Vorurteilen sind sensibel für sozial erwünschte Antworten. Kennzeichnend für diese Gruppe ist ein Überlegenheitsgefühl der Outgroup gegenüber und eine unterschwellig empfundene Bedrohung. Für die soziale Arbeit ist wichtig, dass diese Anerkennung der Gleichberechtigung aller Menschen oft nur ein Lippenbekenntnis ist, das konkrete Handeln im Ernstfall aber gegensätzlich verlaufen kann. Somit widersprechen Pettigrew und Mertens Adorno, der in den fünfziger Jahren in einer großangelegten Studie hervorgehoben hat, dass gebildete Menschen weniger zu Vorurteilen neigen als gering intelligente Menschen oder Menschen mit geringer Schulbildung.[108] Was sich aber auch in der Theorie von Pettigrew und Mertens bestätigt, ist, dass, wie oben schon beschrieben, selbstunsichere Menschen eher zu Vorurteilen neigen als selbstsichere Menschen.[109] Hier stellt sich die Frage, ob die Selektion des dreigliedrigen deutschen Schulsystems nicht einen Beitrag zur Ausbildung von Vorurteilen und Aggression leistet, indem Kinder mit eher schwach ausgeprägten Leistungen hauptsächlich in Hauptschulen untergebracht werden, wodurch, zumindest in den meisten Fällen, unweigerlich eine mangelnde Stärkung des Selbstbewusstseins entsteht.
2.4.3 Abbau von Vorurteilen
Aus der Tatsache, dass Erfahrungen mit anderen Kulturen auch im Alltag stattfinden, glaubten einige Studien[110] herausgefunden zu haben, dass durch den Kontakt im Alltag Vorurteile abgebaut werden und Menschen unterschiedlicher Herkunft sich auf natürliche Weise näher kommen. Neuere Studien widerlegen diese Aussage allerdings. Diese sich zäh haltende Meinung könnte auch auf einen Widerstand der Mehrheitsgesellschaft hindeuten, der sich sträubt, Energie und Zeit in den Aspekt des interkulturellen Lernens zu investieren. Diese natürlichen Begegnungs- und Lernerfahrungen sind im Gegensatz zu den pädagogisch angeleiteten eben nicht selbstkritisch. So wurde in Schulversuchen festgestellt, dass kulturell gemischte Klassen nicht natürlicherweise zu mehr Toleranz und zum Abbau von Stereotypen führen.[111] Wenn die Begegnungsprozesse nicht thematisiert und reflektiert werden, können sich bestehende negative Einstellungen sogar noch verstärken. Otten hebt hervor, dass ,,lediglich die gleichen selektiven Wahrnehmungsgewohnheiten zur Interpretation der anders-kulturellen Reize zur Verfügung stehen."[112] Diese, meist negativen Einordnungsraster von Unbekanntem, führen nicht zur Annäherung zwischen den unterschiedlichen Ethnien und Kulturen. Diese „Kontakthypothese“[113] zur Annäherung der Kulturen setzt u.a. freiwillige Begegnung, Statusgleichheit, geringe ethnozentristische Veranlagung sowie institutionelle Unterstützung voraus, damit Vorurteile überwunden werden können.[114] Dass alle diese Faktoren natürlicherweise zusammen finden, ist fraglich. Streek setzt dem entgegen, dass der ,,Reproduktionsmechanismus der Fehlkommunikation"[115] nicht zwangsläufig stattfindet, bestätigt aber, dass die natürliche Annäherung die Ausnahme ist.
Ähnliche Bedingungen zum Abbau von Vorurteilen werden in der Interaktionstheorie nach Luger genannt. Veränderungen finden demnach nur dann statt, wenn sich aus den Kontakten zwischen antagonistischen Gruppen Vorteile für die Betreffenden ergeben.[116] Vorurteile werden dann abgebaut, wenn negative Fremdbilder widerlegt werden und wenn eine Zusammenarbeit (beispielsweise am gleichen Projekt) gefördert wird. Das gegenseitige Kennenlernen sollte einfach sein und ein positives soziales Klima sollte vorherrschen. So ist also nicht die Quantität des Zusammentreffens entscheidend, sondern die Art des Aufeinandertreffens.[117] Im Gegensatz dazu nehmen Vorurteile jedoch zu, wenn der Kontakt zwischen den Gruppen durch Konkurrenz bestimmt ist, wenn der Kontakt nicht erwünscht ist, wenn dieser spannungsgeladen, unerfreulich oder frustrierend verläuft, wenn der Kontakt zwischen den Gruppen das Prestige oder den Status einer Gruppe vermindert und wenn die Parteien paradoxe moralische oder ethische Grundpositionen haben. Selbst diese Kriterien hängen aber noch davon ab, ob der andere als differenzierte Persönlichkeit mit ähnlichen Problemen, Sorgen, Freuden und Hoffnungen gesehen wird. Denn nur dann verändert sich in den Einstellungen der einzelnen etwas.[118]
Um Vorurteile abzubauen, muss Kooperation und der gegenseitige Respekt immer wieder eingeübt werden. Offenheit im Umgang miteinander ist dafür wichtig. Hierzu gehört auch das ständige transparente Hinterfragen beliebter Klischees und Pauschalurteile. Es braucht die Konzentration auf das Individuum, was aber „diagnostisches Wissen erfordert“[119] und wiederum bedeutet, dass man das Lernen, Fragen und Beobachten üben muss, und sich dementsprechend mit vorschnellen Schlussfolgerungen zurückzuhalten.[120] Eine Element der Sozialen Arbeit, in die diese (wieder) hinein wachsen muss, ist das sozialpolitische Eingehen auf gesellschaftliche Strukturen und darauf Einfluss zu nehmen, wenn Vorurteile und Diskriminierung durch meinungsbildende Katalysatoren öffentlich proklamiert werden. Die Integration von benachteiligten Menschen wurde durch die Soziale Arbeit geschichtlich und räumlich nicht immer gefördert. So hat der Ansatz der Akzeptanz[121] auch seinen Beitrag dazu geleistet, dass Gruppen nicht mehr in die Mehrheitsgesellschaft integriert wurden, und Ihnen stattdessen so Hilfe geleistet wurde, dass sie in Segregation gut zurecht kamen oder kommen. Dies birgt immer die Gefahr der finalen Ausgrenzung und Abschottung, was wiederum Vorurteile fördert und bestätigt. Dies wird im Folgenden genauer ausgeführt, indem das immer noch sehr aktuelle Phänomen der Ausgrenzung beleuchtet wird.
2.5 Menschen nicht deutscher Herkunft – Eine Randgruppe?
Der Begriff Randgruppe wurde zuerst in der amerikanischen Soziologie (marginality, marginal man) im Rahmen der Minderheitenforschung verwendet.[122] Eine Randgruppe ist eine Kategorie von Menschen innerhalb der Gesellschaft, die in Verhalten, Normen und Werten von den allgemeinen gesellschaftlichen Normen und Werten abweichen und deshalb vom Rest der Gesellschaft mehr oder weniger negativ beurteilt und behandelt werden.[123] Man versteht darunter „randständige Menschen“[124], die zwei Gruppen, Völkern oder Kulturen angehören und deren Normen voneinander verschieden sind. Sie sind in keiner der beiden Gruppen integriert, sondern leben am Rand der Gruppen oder Kulturen. Mit dem Begriff der Randgruppen ist immer auch eine soziale Benachteiligung oder gar eine Diskriminierung gemeint. Thompson versteht unter Diskriminierung „die ungleiche oder ungerechte Behandlung von Individuen oder Gruppen als vorurteilsbesetztes Verhalten gegenüber der Interessen solcher, die innerhalb der Gesellschaft aufgrund von bestimmten Merkmalen ausgegrenzt werden.“[125] Zunächst klingt es befremdend, dass im Jahr 2007 Menschen nicht deutscher Herkunft immer noch als Randgruppen bezeichnet werden, die benachteiligt werden oder gar diskriminiert. Doch Jilesen macht beispielhaft deutlich, warum Menschen nicht deutscher Herkunft trotz ihrer hohen Quantität in Deutschland als Randgruppe bezeichnet werden können. Er stellt dar, dass zur sozialen Oberschicht etwa 2% der Deutschen gehören, zur sozialen Unterschicht in etwa 4%. Trotzdem bezeichnet man die Oberschicht eher selten als Randgruppe, wohl aber die 4% der sozialen Unterschicht. Hier wird deutlich, dass die Bezeichnung Randgruppe nichts mit Minderheit zu tun hat, da es Minderheiten gibt, die nicht als Randgruppe bezeichnet werden (wie auch z.B. Schweizer, die in Deutschland leben). Gruppen werden also zu Randgruppen, nicht wegen ihrer Größe, sondern durch den geringen Grad ihrer Integration.[126] Sind Menschen erst einmal als Randgruppe eingruppiert, werden sie mehr und mehr von der übrigen Gesellschaft isoliert. Dies führt dazu, dass sie sich selbst in einer Außenseiterposition definieren und sich allmählich auch entsprechend verhalten. Durch diese Segregation, Gruppierung und auch durch die Beeinflussung der dissozialen Mitglieder der Randgruppe, werden diese Gruppen dann auch zu abweichendem Verhalten tendieren.[127]
Freise bestätigt, dass der Alltag von Jugendlichen mit Migrationshintergrund aufgrund ihres Aussehen oder Akzents von Diskriminierung geprägt ist. Er beschreibt, wie der nicht diskriminierende Blick den Menschen als Individuum sieht und nicht zuerst seinen Status, oder das, was ihn auf den ersten Blick kennzeichnet.[128] In interkulturellen Trainings wird, um dies ins Bewusstsein zu rücken, gerne eine Übung durchgeführt, die die Eisberg-Übung genannt wird. Hierbei repräsentiert der Eisberg den Menschen. Analog zu dem Beispiel wird klar, dass man von dem Menschen nur einen kleinen Teil sieht (äußerlich); das, was einen Menschen hingegen ausmacht, sieht man nicht, da es unter Wasser liegt (Charakter, Geschichte, Vorlieben etc.).[129] Margalit bezeichnet die Erfahrung aufgrund Äußerlichkeiten beurteilt zu werden als „demütigend und entwürdigend.“[130] Er beschreibt eine nicht diskriminierende Gesellschaft als gegenüber den von ihr abhängigen Menschen unterstützend und recht gewährend. So folgt daraus, dass allen Menschen unbedingte Würde und Ehre gebührt, da kein Mensch nur „Migrant“ oder „Ausländer“ oder „Krimineller“ ist und als Individuum immer die Fähigkeit besitzt, seine Identität zu verändern.[131] Auf diese Folgen der Diskriminierung aufgrund der Herkunft wird im nächsten Abschnitt eingegangen.
2.6 Kausalität der sozialen Benachteiligung
„Wer wenig im Leben hat, soll viel im Recht haben.“[132]
Menschen mit Migrationshintergrund werden, sofern sie nicht unter die Kategorie Spätaussiedler fallen und also keine deutsche Volkszugehörigkeit haben, in vielen gesellschaftlichen Bereichen marginalisiert. Sie sind vor allem am Arbeitsmarkt benachteiligt und von politischer Partizipation ausgeschlossen, und dies trotz aller „Good-will-Erklärungen“.[133] "Bildung, Erziehung und Betreuung müssen Kindern aller Altersstufen zugänglich sein. Mit dieser Kernbotschaft steht der 12. Kinder- und Jugendbericht im Zentrum der gesellschaftspolitischen Debatte um das Wohl unserer Kinder und damit verbunden über die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft."[134] Aus der sozialen Schicht der Eltern und der späteren sozialen Schicht der Kinder kann man anlehnend an eine Untersuchung, die mit Obdachlosen gemacht wurde, ableiten, dass die Zugehörigkeit zu einer Randgruppe zur Ausgrenzung aus der Gesellschaft führt und teilweise auch zur Dissozialisierung.[135] Dies leitet zur Benachteiligung und Diskriminierung, was wiederum zum Abstieg oder zum Verbleib in der sozialen Unterschicht führt, welcher bei Kindern zu geringeren sprachlichen Fertigkeiten führen kann. Geringere sprachliche Fertigkeiten bewirken geringere Intelligenzleistungen (Sprache und Intelligenz bedingen sich gegenseitig). Geringere Intelligenz und geringere Sprachfähigkeiten ziehen geringere schulische Leistungen nach sich. Geringere schulische Leistungen führen zu Bestätigung von Vorurteilen den Kindern und Jugendlichen nicht deutscher Herkunft gegenüber. Geringere schulische Leistungen führen zu geringeren Berufschancen. Niedrigere Berufspositionen führen zu geringerem sozialen Status. Geringerer sozialer Status[136] führt zu geringer Schulbildung und zu Selbstunsicherheit, dies führt zu Menschen, die mehr zu Vorurteilen neigen als selbstsichere Menschen. Diesen Kreis müsste man nun wieder von vorne beschreiben. Jilesen beschreibt den Teufelskreis der Vorurteile und gibt folgendes Beispiel: „Wenn ein Lehrer in der Schule der Meinung ist, dass Kinder aus Obdachlosensiedlungen keine Lust zum Lernen und zum Schulaufgaben machen haben, dass sie faul sind, und diese seine Meinung auch immer wieder zum Ausdruck bringt, dann kann es sein, dass diese Kinder aufgrund seines Urteils tatsächlich nicht viel tun, die Lust verlieren und dann eine schlechtere Arbeitshaltung und schlechtere Leistungen zeigen als andere. Der Lehrer fühlt sich durch dieses Ergebnis in seinem Urteil bestätigt. Er verschärft sein Urteil, und das Verhalten der Kinder wird noch mehr dem Urteil des Lehrers entsprechen.“[137] Dieser Vorgang wird „sich selbst erfüllende Prophezeiung" (self-fulfilling-prophecy) genannt. Um diesem Teufelskreis vorzubeugen oder in diesen zu intervenieren, ergibt sich aus der Sicht der Sozialen Arbeit im übertragenen Sinn für die Integration die Aufgabe, für ein frühzeitiges und intensives Vorschulprogramm zu sorgen. Für Familien mit Integrationsbedarf sollte dies möglichst in Ganztagskindergärten zusammenhängend mit einer von interkulturell geschulten und befürwortenden intensiver Elternarbeit erfolgen, die für das Gelingen der Förderung notwendig ist. Es gilt für sichere Spiel- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche zu sorgen und Schulaufgabenhilfe unter integrationsfreundlichen Gesichtspunkten einzurichten. Sozialpolitisch gilt es die Bildungspolitik zum Handeln zu bewegen:
- Die positive Beeinflussung und Unterstützung der Schulen, ErzieherInnen und LehrerInnen zum Verständnis für die spezielle Problematik der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
- Die Unterstützung dieser Kinder durch spezielle Förderungsmaßnahmen.
- Öffentlichkeitsarbeit zum Abbau von Vorurteilen bei der Bevölkerung und bei den Behörden und der Polizei.
- Quantitative und Qualitative Errichtung von Integrationsbüros.
- Schulung der MitarbeiterInnen in anderen Beratungseinrichtungen zur interkulturellen Kompetenz für Haushalts-, Erziehungs-, Gesundheits-, und Familienplanungsfragen.
- Selbsthilfeorganisation der Bewohner (Nachbarschaftshilfeläden).[138]
Diese Liste soll nur einen groben Aktionsplan für die Verbesserung der Bedingungen zur Integration darstellen. Sie ist weder vollständig noch erschöpft. Worum es aber geht, ist, ein ganzheitlich durchdachtes Hilfenetzwerk zur Mobilisierung und Integration von Menschen nicht deutscher Herkunft zu erstellen. Momentan entsteht eher noch der Eindruck, dass bestimmte Beratungsstellen gar keinen Kontakt zu Menschen mit Migrationshintergrund herstellen möchten und andere um die Klienten ringen, um ihre Trägerschaft zu legitimieren. Sozialpolitisch wurde mit der seit 2007 installierten Sozialraumorientierung auf diesem Umstand eingegangen. Es bleibt abzuwarten, inwiefern sich die Situation dadurch zum Positiven verändert oder nicht. Auch Bundespolitisch wurden in den letzten Jahren einige Entscheidungen getroffen. Aktuell drückt sich dies vor allem in der Verabschiedung des lang diskutierten Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) aus.[139]
2.7 Resümee
Unzählige Erklärungsmuster, Zuordnungsraster und Konzepte versuchen zu erklären, warum die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund nicht überall gelingen will. Aus der Kette der Zusammenhänge zwischen Herkunft, Fremdsein, Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung der Randgruppe ergibt sich die Kausalität der sozialen Benachteiligung.
Die Selbstreflexion über die eigene kulturelle Sozialisation ist ein wichtiger Schritt, um sich seiner tiefsitzenden Überzeugungen bewusst zu werden. Die eigene Kultur zu hinterfragen, führt dazu mit Fremdheit besser umgehen zu können. Dies wird sich nicht nur in aufgesetztem politisch korrektem Verhalten ausdrücken, sondern vielleicht auch zur Neugier und Kontaktaufnahme mit Menschen nicht deutscher Herkunft führen und so die eigene Unsicherheit verringern. Der reflektierte Kontakt zu Menschen mit Migrationshintergrund wird auch beeinflussen, wie man die Berichterstattung der Medien wahrnimmt. Geschieht dies nicht, mündet das Streben nach Homogenität direkt in das Problem der Akzeptanz. Gelingende Integration hängt im gesellschaftlichen Zusammenhang ganz entscheidend damit zusammen, ob die europäischen Werte der Offenheit, Toleranz und Ablehnung jeder Diskriminierung von Minderheiten erhalten werden können und auch in der Basis umgesetzt werden oder nicht. Die europäischen Werte nähren sich im Grundgefühl der generellen Offenheit und Gelassenheit Fremdem gegenüber. Die Aufgabe der Integration liegt bei der Gesetzgebung und bei der Zivilgesellschaft. Wer nun die Hauptverantwortung in diesem Prozess trägt, kann nicht festgemacht werden. Für Frau Prof. John[140] sind die Anzeichen einer misslungenen Integration von Menschen nicht deutscher Herkunft an mangelnden Deutschkenntnissen selbst noch in der dritten Generation, an sozialer Isolierung der Zuwanderer sowie die weit überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit unter den Menschen mit Migrationshintergrund festzumachen. Als Kernbereiche für eine erfolgreiche Integration nennt sie die Teilhabe am Arbeitsmarkt und Erfolg im Bildungssystem. Das Scheitern dieser Kernbereiche der Integration bezieht sie auf die mangelnde Anpassung der Lehrerausbildung sowie der Schulorganisation an sich und weiterhin die nicht erfolgte Öffnung des Arbeitsmarktes für gering Qualifizierte und als Konsequenz die höhere Arbeitslosigkeit dieser.[141] Sie räumt damit ein, dass es an „Andockstellen“ für Zuwanderer in diesen System mangelt. Dies sind neben den eben genannten Aspekten auch mangelnde Kontakte mit der Mehrheitsgesellschaft.[142]
[...]
[1] Anm. d. Verf.: In der vorliegenden Arbeit, wird soweit in Zitaten nicht anders genannt, oder durch Kennzeichnung vermerkt, die „People first Sprache“ verwandt, um die Defizitfixierung, die in der allgemeinen Integrationsdiskussion immer noch schwer wiegt, zu überwinden und dadurch auch eine gedankliche und emotionale Orientierung und Zentrierung auf das Individuum zu fördern (Vgl. hierzu auch Freise 2005, S.98). Im Folgenden wird die Bezeichnung „nicht Deutsche Herkunft“, synonym für „mit Migrationshintergrund“ gebraucht. Auch al Synonym für den in der Umgangssprache immer noch gebräuchlichen „Ausländer“–begriff, wird diese Bezeichnung verwandt. Des Weiteren wurde versucht, bis auf Passagen, in denen dies wegen des Textflusses nicht anders möglich war oder in Zitaten, eine genderneutrale Formulierung zu verwenden.
[2] Zum Sozialraum siehe Anhang: 9.7.1 (Praktikum im 7. Semester des Sozialarbeit/Sozialpädagogik Studiums. Evangelische Fachhochschule Berlin.. Zeitraum: 8. 2006 bis 2. 2007. Schulsozialarbeit. Gesamtoberschule Berlin.).
[3] „Einstellungen sind immer wiederkehrende Weisen des Denkens, des emotionalen und motivationalen Reagierens in bestimmten Situationen bei bestimmten Dingen und Personen.“ (Jilesen 1995, S.11).
[4] „Kuturdialoge sind kurze Gespräche zwischen Angehörigen verschiedener Kulturen, in denen unterschiedliche Auffassungen, Annahmen oder Wertvorstellungen aufeinandertreffen. Dass ein solcher 'Kulturzusammenstoß' vorliegt, kann der Aufmerksamkeit der Dialogpartner/innen völlig entgehen oder ihnen nur am Rande bewusst sein.“ (Leenen/Grosch 2000, S.334).
[5] Vgl.: Leenen/Grosch 2000,
[6] „Interkulturelle Kompetenz ist eine um die kulturelle Komponente erweiterte Form von sozialer Kompetenz. I.K. ist Kommunikations- und Handlungsfähigkeit in kulturellen Überschneidungssituationen, also die Fähigkeit, mit Angehörigen einer anderen Kultur zur wechselseitigen Zufriedenheit unabhängig, kultursensibel und wirkungsvoll interagieren zu können.“ (Leenen/Grosch 2000, S.385).
[7] Vgl.: Auernheimer 2000,
[8] Dr. Schäuble steht aktuell im Rampenlicht des Themenbereichs der Integration von Menschen nicht deutscher Herkunft in der Bundesrepublik Deutschland. So hat er 2006 nicht nur die Deutsche Islam Konferenz ins Leben gerufen, die den Dialog, vor allem um Religions- und Gesetzesfragen zwischen Deutschen und Muslimen fördern soll, sondern war auch maßgeblich an der Änderung der Ausländergesetze, die seiner Meinung nach sehr zur Integration beitragen sollen, beteiligt. Außerdem war er auch an den Antidiskriminierungsgesetzen, die mit vielen Jahren Verspätung nun auch von Deutschland ratifiziert wurden, beteiligt. (Vgl.: Schäuble URL: Http://www.bmi.bund.de/cln 012/ nn_122688/Internet/Content/Nachrichten/Reden/2007/02/BM__Migration__und__Integration.html [Stand: 28.03 2007]).
[9] Vgl.: Frieben-Blum 2000,
[10] Hall zit. nach: Freise 2005,
[11] Jilesen 1995,
[12] Maletzke 1996, S.42.
[13] Vgl.: Leenen/Grosch 2000,
[14] Mit dem Begriff der ethnischen Gruppe werden in dieser Arbeit Teilbevölkerungen einer Gesellschaft bezeichnet, die eine Vorstellung gemeinsamer Herkunft sowie ein Zusammengehörigkeitsbewusstsein haben und durch Gemeinsamkeiten von Kultur und Geschichte gekennzeichnet sind. (Vgl.: Heckmann 1992, S. 57)
[15] Vgl.: Barth 2000,
[16] Barth 2000,
[17] Vgl.: Barth 2000,
[18] Barth 2000,
[19] Vgl.: Barth 2000,
[20] Barth 2000,
[21] Maletzke 1996, S. 16.
[22] Anm. d. Verf.: Hiermit sind vor allem die ehemaligen Kolonialmächte gemeint, wie auch die USA und Australien.
[23] Vgl.: Freise 2005,
[24] Vgl.: Freise 2005,
[25] Vgl.: Thompson zit. nach: Freise 2005,
[26] Vgl.: Leenen/Grosch 2000,
[27] Vgl.: Freise 2005, S.10.
[28] Vgl. Maletzke 1996, S.24.
[29] Vgl. Maletzke 1996, S.17f.
[30] Der Begriff wurde im Jahr 1906 von W.G. Sumner geprägt. Unter Ethnozentrismus versteht man die Neigung (unbewusste Tendenz) die eigene Kultur als Maßstab und Mittelpunkt aller Dinge zu verstehen und die eigenen Sitten und Normen zum Standard aller Beurteilungen zu erheben (Vgl.: Porter/Samovar zit. nach: Maletzke 1996, S.23).
[31] Leenen/Grosch betonen, dass Kulturzentrismus zunächst das „Orientierungssystem“ des Einzelnen stützt und Überlegenheitsvorstellungen nicht notwendigerweise damit verbunden sein müssen. Sie geben aber zu, dass Bewertungstendenzen einsetzen, sobald die „Wahrnehmung, Einordnung und Beurteilung des Verhaltens fremdkultureller Gruppen Anwendung findet“ (Leenen /Grosch 2000, S.35).
[32] Leenen/Grosch 2000,
[33] Vgl.: Maletzke 1996, S.26f.
[34] Vgl.: Girtler zit. nach: Maletzke 1996, S.27.
[35] Vgl.: Adler zit. nach: Maletzke 1996, S.27.
[36] Vgl.: Maletzke 1996,
[37] Leenen/Grosch 2000,
[38] Vgl.: Schiffauer 2002,
[39] Vgl.: Barth 2000,
[40] Schiffauer 2002, S.5f.
[41] Vgl. Friedrichs/Jagodzinski zit. nach: Kemayou 2006,
[42] Vgl.: Heckmann zit. nach: Kemayou 2006,
[43] Vgl. Rummelt zit. nach: Kemayou 2006, S. 4f.
[44] „Der Begriff der multikulturellen Gesellschaft wird heute von einigen Autoren nicht mehr benutzt, da er inzwischen in vielerlei Hinsicht affektiv besetzt ist – als „schöne neue Welt“ oder als heraufziehender Kampf der Kulturen.“ Stattdessen benutzt Freising den Begriff der Mehrkulturalität deskriptiv (Freise 2005, S.9).
[45] Rummelt zit. nach: Kemayou 2006,
[46] Miksch zit. nach: Kemayou 2006,
[47] Vgl.: Heinemann zit. nach: Kemayou 2006,
[48] Heinemann zit. nach: Kemayou 2006,
[49] Vgl.: Freise 2005,
[50] Ursprünglich war der Begriff von dem aus Syrien eingewanderten Politologen Bassam Tibbi (2002), der damit eine Europäische Leitkultur definieren wollte, welche den Konsens der Religionen und Weltanschauungen auf der Basis Europäischer Werte miteinander verbindet, genannt worden. (z.B.: Rede - und Religionsfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Recht auf Arbeit und Eigentum, Bildung, Information, Schutz der Privatsphäre und Asylrecht (Vgl.: Freise 2005, S. 92f.).
[51] Vgl.: Freise 2005, S. 92f.
[52] Vgl.: Freise 2005, S. 92f.
[53] Pofalla zit. nach: Frankfurter Rundschau 2007: URL: http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen lokalnachrichten/aktuell/?em_cnt=1138582 [Stand: 06.06.2007].
[54] Barth 2000,
[55] Gesellschaftlich tauchte der Begriff der Multikulturellen Gesellschaft in Deutschland Anfang der 80er Jahre im Rahmen der Bildungsarbeit der Evangelischen Akademien auf. Dies löste wiederum die Debatte um Deutschland als „Einwanderungsland“ aus. Dieser Begriff war Ende der 70er Jahre entstanden, um bürgerlich-republikanische Gleichbehandlung der Einwanderer durchzusetzen. Der Begriff der Multikulturellen Gesellschaft führte zu dem Begriff „kulturelle Identität“. Bei letzterem muss darauf geachtet werden, dass dieser Begriff nicht als politisches Ziel missbraucht wird, da dadurch die Verschiedenheit unterstrichen wird, was auch teilweise von konservativen Einwanderungsorganisationen benutzt wird. (Vgl.: Barth 2000, S.10)
[56] Barth 2000,
[57] Vgl.: Barth 2000,
[58] Vgl.: Auernheimer 2000,
[59] Vgl.: Schiffauer 2002,
[60] Frisch, Max: Schweizer Schriftsteller. Das Zitat wurde von ihm Ende der 60er Jahre, als mit der Rezession erste Ressentiments gegen die Arbeitskräfte aus dem Ausland laut geworden waren, ausgesprochen.
[61] Vgl.: Braun-v. d. Breite 2002, S.643f.
[62] Vgl.: Freise 2005, S.87.
[63] Barth 2000,
[64] Freise 2005,
[65] Schiffauer 2002,
[66] Vgl.: Schiffauer 2002,
[67] Barth 2000,
[68] Schiffauer 2002,
[69] Vgl.: Schiffauer 2002,
[70] Vgl.: Zwölfter Kinder- und Jugendbericht 2005, S.88f.: URL:http://www.bmfsfj.de/Politikbereiche/kinder-und-jugend,did=44470.html [Stand:15.05.2007].
[71] Vgl.: Radtke/Herwartz-Emden/Gogolin u.a. zit. nach: Zwölfter Kinder- und Jugendbericht 2005, S.88f.: URL:http://www.bmfsfj.de/Politikbereiche/kinder-und-jugend,did=44470.html [Stand:15.05.2007].
[72] Vgl.: Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP). Hierbei handelt es sich um eine repräsentative Wiederholungsbefragung privater Haushalte in Deutschland des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW), Berlin. Sie wird im jährlichen Rhythmus seit 1984 (seit 1990 inkl. der neuen Bundesländer) bei denselben Personen und Familien in der Bundesrepublik durchgeführt (Panelcharakter) (Vgl.: Zwölfter Kinder- und Jugendbericht 2005, S.72: URL:http://www.bmfsfj.de/Politikbereiche/kinder-und-jugend,did=44470.html [Stand:15.05.2007]).
[73] Vgl.: Schäuble : URL: Http://www.bmi.bund.de/cln_012/nn_122688/Internet/Content/Nachrichten/Reden/2007/02/ BM__Migration __und__Integration.html [Stand: 28.03 2007].
[74] Vgl.: Gogolin u.a. zit. nach: Zwölfter Kinder- und Jugendbericht 2005, S.88f.: URL:http://www.bmfsfj.de/Politikbereiche/kinder-und-jugend,did=44470.html [Stand:15.05.2007].
[75] Vgl.: Münchmeier zit. nach: Zwölfter Kinder- und Jugendbericht 2005, S.88f.: URL:http://www.bmfsfj.de/Politikbereiche/kinder-und-jugend,did=44470.html [Stand:15.05.2007].
[76] Freise 2005,
[77] Gogolin zit. nach: Zwölfter Kinder- und Jugendbericht 2005, S.73: URL:http://www.bmfsfj.de/Politikbereiche/kinder-und-jugend,did=44470.html [Stand:15.05.2007].
[78] Freise 2005,
[79] Vgl.: Simmel zit. nach: Maletzke 1996, S.31.
[80] Die Unterscheidung zwischen Fremd und Einheimisch (autochthon) kann man auch mit Ingroup und Outgroup bezeichnen. Diese Unterscheidung geht zurück auf den Sozialwissenschaftler Sumner (1906) (Vgl. Maletzke 1996, S.31ff.).
[81] „Der relativ neue Begriff der Fremdenfeindlichkeit hat den umstrittenen und nur im Deutschen existierenden Begriff der Ausländerfeindlichkeit weithin abgelöst. Kritiker/innen meiden das Wort als irreführend.“ Da „Ausländerfeindlichkeit“ weder alle „Ausländer“ noch nur „Ausländer/innen“ betrifft: Schweizer Bankiers, Skandinavier und weiße US-Amerikanerinnen leiden seltener darunter; umgekehrt nützt es Farbigen, z.B. den so genannten „Mischlings- oder Besatzungskindern“, natürlich überhaupt nichts, dass sie von Geburt an Deutsche sind. (Lévinas zit. nach: Freise 2005, S.32f.).
[82] Lévinas zit. nach: Freise 2005, S.32f..
[83] Vgl.: Leenen /Grosch 2000,
[84] Schiffauer 2002, S.11f.
[85] Devine zit. nach: Freise 2005.
[86] Devine zit. nach: Freise 2005.
[87] Vgl.: Schiffauer 2002,
[88] Maletzke 1996,
[89] Z.B.: Eine Welt der Vielfalt Berlin e.V. Interkulturelles Trainingsseminar. 2007
[90] Vgl.: Schöneberg zit. nach: Maletzke 1996,
[91] Vgl.: Freise 2005, S.68 / Maletzke 1996,
[92] Vgl.: Maletzke 1996,
[93] Vgl.: Adorno zit. nach: Freise, 2005,
[94] Vgl.: Barnouw zit. nach: Maletzke 1996,
[95] Vgl.: Maletzke 1996, S.122.
[96] Mansel 2006,
[97] Vgl.: Mansel 2006,
[98] Freise 2005, S.72f.
[99] Vgl.: Zick zit. nach: Freise 2005,
[100] Freise 2005, S.72f.
[101] Die Fähigkeit, sich in eine andere Person hineinzuversetzen, Gefühle zu teilen und sich damit über ihr Verstehen und Handeln klar zu werden, ist eine wichtige Aufgabe auch im interkulturellen Setting. Die empathische Perspektivenübernahme ist eine Technik bzw. Fähigkeit aus der Sozialpsychologie, bei der man sich in die Rolle und Position eines anderen hineinversetzt und versucht, die Welt aus dessen Sicht zu sehen.
[102] Zick zit. nach: Freise 2005,
[103] Zick zit. nach: Freise 2005,
[104] Vgl.: Kahane 2006
[105] Vgl.: Zick zit. nach: Maletzke 2005,
[106] Vgl.: Festinger zit. nach: Maletzke 2005,
[107] Pettigrew und Mertens zit. nach Freise 2005, S.74f.
[108] Vgl.: Jilesen 1995,
[109] Pettigrew und Mertens zit. nach Freise 2005, S.74f.
[110] Vgl. Leenen/Grosch 2000,
[111] Vgl.: Leenen/Grosch 2000, S.29ff.
[112] Otten zit. nach: Leenen/Grosch 2000,
[113] Leenen/Grosch 2000,
[114] Vgl.: Brewer/Miller zit. nach: Leenen/Grosch 2000,
[115] Streeck zit. nach: Leenen/Grosch 2000,
[116] Vgl.: Zimbardo zit. nach: Maletzke 1996,
[117] Vgl.: Luger zit. nach: Maletzke 1996, S.172.
[118] Vgl.: Brislin zit. nach: Maletzke 1996, S. 172f.
[119] Schiffauer 2002,
[120] Vgl.: Schiffauer 2002,
[121] „Der Begriff "akzeptierende Jugendsozialarbeit" ist nicht neu, zumal seine inhaltliche und methodische Konkretisierung an eine illusionslose und nicht moralisierende Anerkennung gesellschaftlicher Realität gebunden ist. Der Begriff findet einen seiner Ursprünge in der Arbeit mit Drogenabhängigen. "Clean-Sein" - für viele Ziel langjähriger harter Auseinandersetzung mit eigenem Verhalten und Umwelt - galt als Voraussetzung, um überhaupt mit Abhängigen zu arbeiten. Diese Formulierung von Ausgangsbedingungen führte zur Ausgrenzung all derer, die diese Anforderung nicht erfüllen wollten oder konnten. Akzeptanz heißt auch, Jugendliche aufgrund ihrer (Straf-) Taten nicht auszugrenzen. Zu verurteilen ist die Tat, nicht der Mensch. Akzeptanz heißt allerdings nicht, jugendliches Gewaltverhalten zu beschönigen oder gar zu entschuldigen.“ (Becker 2007: URL: http://www.gangway.de/gangway.asp [Stand: 28.07.2007])
[122] Es wird unterschieden zwischen freiwilligen oder elitären Randgruppen (Punks, Hippies, Sektierer) einerseits und unterdrückten und an den Rand der Gesellschaft gedrängten Gruppen andererseits, die i.d.R. stark diskriminiert werden (Menschen in Obdachlosigkeit, Straffälligkeit, Behinderung, mit psychischer Erkrankung; ethnischer Zugehörigkeit und ausländische Arbeitnehmer) (Vgl.: Iben 2002, S.758).
[123] Vgl.: Jilesen 1995,
[124] Jilesen 1995,
[125] Thompson zit. nach: Freise 2005,
[126] Vgl.: Jilesen 1995,
[127] Vgl.: Jilesen 1995,
[128] Vgl.: Freise 2005,
[129] Z.B.: Eine Welt der Vielfalt Berlin e.V. Interkulturelles Trainingsseminar.2007
[130] Margalit zit. nach : Freise 2005,
[131] Vgl.: Freise 2005,
[132] Simon zit. nach: Mansel 2006,
[133] Auernheimer 2000,
[134] Zwölfter Kinder- und Jugendbericht 2005: URL:http://www.bmfsfj.de/Politikbereiche/kinder-und-jugend,did=44470.html [Stand:15.05.2007].
[135] Vgl.: Iben 1971,
[136] Sozialer Status ist die Differenzierung der Gruppenmitglieder nach „höher“ und „niedriger“, so ist also der soziale Status immer auf die jeweilige Bezugsgruppe bezogen. D.h. ein Jugendlicher kann in der einen Gruppe ein hoher sozialer Status haben und in der anderen ein eher niedriger. (Vgl.: Jilesen 1995, S.62)
[137] Jilesen 1995,
[138] Vgl.: Jilesen 1995,
[139] Siehe Anhang: 9.3. Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz
[140] Frau Prof. John ist seit 2003 Beauftragte für Sprachförderung für Menschen nicht deutscher Herkunft bei der Senatsverwaltung Bildung, Jugend und Sport in Berlin. Von 1981 bis 2003 war sie Ausländerbeauftragte des Berliner Senats.
[141] Vgl.: Schiffauer 2002, S.5f.
[142] Vgl.: Schiffauer 2002,
- Arbeit zitieren
- Tanja Manthey-Gutenberger (Autor:in), 2007, Integration, Gewaltprävention und Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85217
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