Das erste Zeitzeugnis der französischen Sprache sind die Straßburger Eide von 842. In diesen Eiden geht es um Erbfolgestreitigkeiten der Söhne Ludwigs des Frommen, von denen sich zwei gegen den dritten Bruder mittels Eid verschwören. Von diesem Zeitpunkt an spricht man vom Altfranzösischen. Bis zum 13. Jahrhundert erlebte Frankreich eine immer stärkere Aufwertung seiner Stellung in ganz Europa:
- Die französische Literatur gewann an Ansehen gegenüber anderer Literatur.
- Die französische Sprache wurde zu einer übernationalen.
- Der König konnte seinen Einfluss auf den Midi ausweiten.
Einige innersprachliche Wandlungen veränderten das bisherige Altfranzösisch in dem Maße, dass ab dem 13. Jahrhundert vom Mittelfranzösischen gesprochen wurde. Schließlich blieb dieses etwa drei Jahrhunderte bestehen, bis mit der Renaissance im 16. Jahrhundert das Neufranzösische eingeleitet wurde. In diesem Zeitalter wurde immer mehr versucht die Sprache zu normieren und Regeln für sie aufzustellen. „Die Bemühungen, die Sprache zu normieren, führten zur Entstehung der französischen Grammatik
und Lexikographie im 16. und 17. Jh. Das staatliche Interesse an der Vereinheitlichung und Fixierung der Sprache zeigte sich in der Gründung der Académie française.“ Die Académie française besteht nun seit über dreihundert Jahren und hat auch deshalb einen besonderen Platz gegenüber anderen Sprachpflegeeinheiten verdient. In dieser Arbeit soll nun diese besondere Institution dargestellt werden. Zunächst wird die politische und kulturelle Situation zur Zeit ihrer Gründung aufgezeigt. Danach werden die Umstände des Zustandekommens der Académie beleuchtet. Des Weiteren beschäftigt sich diese Arbeit mit den Aufgaben und Zielsetzungen der Académie, von ihren Anfängen bis ins 20. Jahrhundert. (Dabei wird beispielhaft näher auf die 9. Ausgabe des Wörterbuchs eingegangen). Zuletzt soll noch ein Blick auf die sprachwissenschaftliche Bedeutung und ihre Veränderung im Laufe der Zeit geworfen werden.
Inhaltsangabe
Einleitung
1. Das 17. Jahrhundert – politische und kulturelle Situation
2. Die Gründung der Académie française
2.1. Die Mitglieder
2.2. Der Begriff „Akademie“
3. Aufgaben und Zielsetzungen der Académie française
3.1. Nach der Gründung – 3.1.1. Lettres patentes und die Statuten
3.1.2. Das Wörterbuch 1694
3.2. Im 20. Jahrhundert – 3.2.1. Die Grammatik 1932.
3.2.2. Aufgaben und Funktionsweisen Ende des 20 Jahrhunderts
4. Sprachwissenschaftliche Bedeutung
Zusammenfassung
Einleitung
Das erste Zeitzeugnis der französischen Sprache sind die Straßburger Eide von 842. In diesen Eiden geht es um Erbfolgestreitigkeiten der Söhne Ludwigs des Frommen, von denen sich zwei gegen den dritten Bruder mittels Eid verschwören. Von diesem Zeitpunkt an spricht man vom Altfranzösischen.[1]
Bis zum 13. Jahrhundert erlebte Frankreich eine immer stärkere Aufwertung seiner Stellung in ganz Europa:
- Die französische Literatur gewann an Ansehen gegenüber anderer Literatur.
- Die französische Sprache wurde zu einer übernationalen.
- Der König konnte seinen Einfluss auf den Midi ausweiten.
Einige innersprachliche Wandlungen[2] veränderten das bisherige Altfranzösisch in dem Maße, dass ab dem 13. Jahrhundert vom Mittelfranzösischen gesprochen wurde. Schließlich blieb dieses etwa drei Jahrhunderte bestehen, bis mit der Renaissance im 16. Jahrhundert das Neufranzösische eingeleitet wurde.
In diesem Zeitalter wurde immer mehr versucht die Sprache zu normieren und Regeln für sie aufzustellen.
„Die Bemühungen, die Sprache zu normieren, führten zur Entstehung der französischen Grammatik und Lexikographie im 16. und 17. Jh. Das staatliche Interesse an der Vereinheitlichung und Fixierung der Sprache zeigte sich in der Gründung der Académie française.“[3]
Die Académie française besteht nun seit über dreihundert Jahren und hat auch deshalb einen besonderen Platz gegenüber anderen Sprachpflegeeinheiten verdient.
In dieser Arbeit soll nun diese besondere Institution dargestellt werden. Zunächst wird die politische und kulturelle Situation zur Zeit ihrer Gründung aufgezeigt.
Danach werden die Umstände des Zustandekommens der Académie beleuchtet.
Des Weiteren beschäftigt sich diese Arbeit mit den Aufgaben und Zielsetzungen der Académie, von ihren Anfängen bis ins 20. Jahrhundert. (Dabei wird beispielhaft näher auf die 9. Ausgabe des Wörterbuchs eingegangen).
Zuletzt soll noch ein Blick auf die sprachwissenschaftliche Bedeutung und ihre Veränderung im Laufe der Zeit geworfen werden.
1. Das 17. Jahrhundert – politische und kulturelle Situation
Das 17. Jahrhundert ist „ein Jahrhundert, das noch im Zwielicht zweier Epochen steht – es ist nicht mehr ganz dunkel, aber es ist auch nicht allenthalben hell.“[4]
Es war mit Blick auf die 1. politischen Aspekte zugleich ein absolutistisches, wirtschaftlich aufstrebendes, kriegerisches und religiöses Zeitalter. Betrachtet man 2. die kulturellen Aspekte, gilt es dieses Jahrhundert als „le grand siècle“ - ja das Zeitalter der Klassik zu qualifizieren:
1. Die bereits angefangene Entwicklung zum Absolutismus durch die Amtszeit von Franz I. (1515-1547) festigte sich im 17. Jahrhundert nun endgültig in Frankreich, das durch zahlreiche Bürger- und Religionskriege geschwächt worden war.
Mit der Thronbesteigung von Heinrich IV. (1553-1610) schien sich nun die rechtliche und wirtschaftliche Situation für die Bürger zu verbessern. Jedoch wurde das Wesen der absoluten Monarchie bald deutlich, indem das Bürgertum nur scheinbar seine verlorenen Rechte zurückerlangte, eine enorme Stärkung der Zentralgewalt sich vollzog und die, während der Aufstände gewachsenen, Befugnisse der Parlamente wieder eingegrenzt wurden. Dennoch waren aufgrund der Bemühungen Heinrichs IV. einige Fortschritte im wirtschaftlichen Wohlstand zu verzeichnen. Die Stärkung der Landwirtschaft und Entwicklung der Manufakturen durch den Finanzminister Sully trieben die französische Wirtschaft an. Die aufstrebende Industrie sorgte für mehr Handelsbeziehungen, bessere Verkehrswege und einen aufkeimenden Außenhandel.[5] Schließlich setzte dann Kardinal de Richelieu (1625-1642), der noch an späterer Stelle betrachtet wird, endgültig den Absolutismus durch.
Als kriegerisch ist dieses Zeitalter hauptsächlich wegen einer Tatsache zu beurteilen: Der dreißigjährige Krieg. Die machtpolitischen Auseinandersetzungen vollzogen sich wegen der konfessionellen Spaltungen als Religionskriege, was auch der dreißigjährige Krieg darstellte, dessen Ende aus vollkommener Erschöpfung heraus mit dem Westfälischen Frieden besiegelt wurde.
Religiöse Prägung erfuhr das 17. Jahrhundert durch verschieden Strömungen: Zum einen gab es die Janseniten und die Jesuiten, welche gegensätzliche Menschbilder vertraten. Zum anderen
„war ein wenig später die Zeit Bossuets, der als Haupt des Gallikanismus den politischen Willen des Königs gegenüber den weltlichen Ansprüchen Roms verteidigte und ihn durchsetzte. Herrscherliches Christentum und monarchistische Politik verschmelzen im Denken dieses Kirchenfürsten zu einem religiösem Stil, der ein Kennzeichen der absolutistischen Ära des Sonnenkönigs war (…)“[6]
2. Kulturell gesehen war das 17. Jahrhundert sehr bedeutend. Es war das „Goldene Zeitalter“ der französischen Klassik. Versailles, die Residenz von Ludwig XIV., wurde zum glänzenden, prunkvollem Mittelpunkt des kulturellen Lebens im 17. Jahrhundert. Der Adel wurde am Hof domestiziert, wo er sich neue Betätigungsfelder, wie Literatur und Kunst suchte. Es bildete sich eine gesellschaftliche Elite, welche Boileau als La Cour et la Ville bezeichnete. Bei diesem hellen Glanz am Hof von Ludwig XIV. dürfen jedoch zwei ernüchternde Tatsachen dieses Zeitalters nicht vergessen werden. Einerseits gilt es am höfischen Leben ein Höchstmaß an moralischer Korruption zu verzeichnen. Andererseits hatte das einfache Volk sehr unter seinem verschwenderischen König zu leiden.
Hinsichtlich der Literatur gewann besonders das naturwissenschaftliche Denken an Bedeutung. Grundlegende Werke in dieser Sparte stammen unter Anderem von Kepler (Astronomia nova, 1609), Galilei (Nuntius sidereus, 1610) und Newton (Philosophiae naturalis principia mathematica, 1687).
Mit Blick auf Dichter und Dramatiker ist das 17. Jahrhundert das Zeitalter von Molière, der zahlreiche Komödien verfasste, von Racine, der hauptsächlich Tragödien schrieb, von LaFontaine, der durch seine Fabeln bekannt war und natürlich Boileau, der als bedeutender Kritiker und Theoretiker galt.[7]
Bezüglich der Sprache ist ein eindeutiger Wandel seit dem 16. Jahrhundert festzustellen. Zu dieser Zeit beabsichtigten die Sprachkritiker die französische Sprache anzureichern, damit diese den Rang einer klassischen Sprache erreichte. Folglich wurde diese Vielfalt in der Sprache als Unordnung verstanden, die geordnet werden musste. Dies machte sich z.B. der französische Dichter Malherbe, der Anfang des 17. Jahrhunderts nach Versailles an den Hof berufen wurde, zur Aufgabe. Er proklamierte die simplicité, clareté, pureté der Sprache und setzte sich somit für die „Vereinfachung“ der „angereicherten“ Sprache ein.[8]
„Das 17. Jahrhundert ist also eine Epoche höchsten Glanzes und Ruhmes, in der sich alle Macht und Herrlichkeit in fast orientalischer Weise auf den einen Herrscher konzentrierte, den Sonnenkönig Frankreichs, während sich tiefe Schatten von Versailles aus über das ganze Land breiteten.“[9]
2. Die Gründung der Académie française
In den zwanziger Jahren des 17. Jahrhunderts lebte der Schriftsteller Valentin Conrart in Paris. Dieser traf sich regelmäßig mit einigen wohlhabenden, bürgerlichen Freunden, um einfach nur spazieren zu gehen, aber vor allem um über Literatur und auch selbst verfasste Texte zu diskutieren. Diese Art von Versammlung war jedoch kein Einzelfall. Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts bildeten sich einerseits entsprechende private Kreise, andererseits so genannte Salons, in denen über Sprache, Literatur und andere kulturelle Gepflogenheiten gesprochen wurde.
Die „familiären“ Treffen von etwa zehn Leuten pflegte Conrart unter Geheimhaltung weiter, bis 1634 Kardinal Richelieu von zwei Mitgliedern der Zusammenkünfte davon erfuhr.
Da Richelieu selbst sehr an Sprache, Literatur und Theater interessiert war, war er von diesen Treffen äußerst angetan und wollte sie nun institutionalisieren, indem er diesem Kreis eine politische Autorität voranstellen würde und der Kreis somit unter seiner Protektion wäre. Richelieus Anliegen bestand darin, aus der französischen Sprache ein Instrument der Diplomatie zu machen.
[...]
[1] Vgl. Berschin, Helmut, Felixberger, Josef, Goebl, Hans: Französische Sprachgeschichte. Lateinische Basis, Interne und externe Geschichte, Sprachliche Gliederung Frankreichs. Mit einer Einführung in die historische Sprachwissenschaft, München 1978, S.183.
[2] s. dazu: Müller, Bodo: Das Französische der Gegenwart. Varietäten, Strukturen, Tendenzen. Heidelberg 1975, S.36.
[3] Berschin, S.232.
[4] Mönch, Walter: Frankreichs Kultur, Tradition und Revolte, von der Klassik bis zum Surrealismus, Berlin 1972, S.17.
[5] Vgl. Sergijewskij, Maxim W. : Geschichte der französischen Sprache, München 1979, S.161.
[6] Mönch, S.10.
[7] Vgl. Ebd., S. 10-14.
[8] Vgl. Klare, Johannes: Französische Sprachgeschichte, 1.Aufl., Stuttgart 1998.
[9] Mönch, S.16.
- Arbeit zitieren
- Claudia Fischer (Autor:in), 2004, Die Académie Française von ihrer Gründung bis ins 20. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85183
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