„Der noch unlängst von manchen Kritikern verspottete Familien- und Generationenroman ist wieder modern.“ So Marcel Reich-Ranicki zum 50. Todestag Thomas Manns über die aktuellen Bedeutung des Familienromans.
In soziologischen Untersuchungen von Gabriele Rosenthal beobachtet diese in der Enkelgeneration ein interessantes Phänomen: „Die Folgen der Vergangenheit werden in Abfolge der Generationen nicht etwa schwächer, sondern sie werden in der dritten Generation sichtbarer: Deutlicher noch als ihre Eltern agieren die Enkel die Folgen der Vergangenheit aus.“
In den Romanen „Es geht uns gut“ von Arno Geiger und „Vienna“ von Eva Menasse, die in der vorliegenden Arbeit genauer untersucht werden sollen, ist allerdings das Schreiben der Enkelgeneration zu beobachten: Bernhard Jahn hält hierzu fest, dass „das Thema der Gedächtnisarbeit nicht mehr jenen zentralen Stellenwert bei der Konstruktion des Textes annimmt, den es noch vor fünf Jahren hatte“ , sondern in den neuen Familienromanen „zeitausgreifend mindestens drei Generationenkonflikte“ vorgestellt werden. Primär ist nicht mehr, so die Arbeitshypothese, die literarische Auflösung des Familiengeheimnisses, sondern primär ist sozusagen „alles andere“ , wie das Verhältnis der Generationen untereinander und die Betrachtung der Art und Weise, wie in den unterschiedlichen Generationen Familienmythen entstehen und welche Auswirkungen sie haben.
Die ausgewählten zwei Bücher eigenen sich deshalb besonders zur gemeinsamen Betrachtung, da sie beide von österreichischen Autoren geschrieben sind und vor dem Hintergrund Wiens die politische Situation darstellen.
Als augenfällige Differenzkategorie bieten sie zwei unterschiedliche familiäre Horizonte: Während bei Geiger zu Zeiten des Nationalsozialismus eine typische Mitläuferfamilie geschildert wird, hat die Familie bei Menasse tendenziell eher einen Opferhintergrund, da der Großvater jüdischer Abstammung ist. [...]
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Gedächtnis und Erinnerung
2.1 Einführung zu den Begriffen Erinnerung und Gedächtnis
2.2 Gedächtnisformen
2.2.1 Das kollektive Gedächtnis
2.2.2 Das kulturelle Gedächtnis
2.2.3 Das kommunikative Gedächtnis
2.2.4 Das Familiengedächtnis
2.3 Konflikt zwischen öffentlichem Gedenken und persönlichem Erinnern
2.4 Erinnern in Familien von Holocaustüberlebenden und Nazi- Tätern
3 Generationendiskurs
3.1 Zum Verständnis des Generationenbegriffs
3.2 Generationstypen nach dem Zweiten Weltkrieg
3.2.1 Die Kriegsgeneration
3.2.2 Die Zweite Generation
3.2.3 Die Dritte Generation
4 Arno Geiger „Es geht uns gut“
4.1 Erinnerungsdiskurs und Nichterinnerung: Große Geschichte in kleinen Geschichten
4.2 Generationenbeziehungen und -differenzen in der Familie Sterk / Erlach
4.3 Ein Antifamilienroman?
5 Eva Menasse „Vienna“
5.1 „Manisches Mythologisieren“ - Das Familiengedächtnis und seine Leerstellen
5.2 Identitätssuche im und durch den Familienroman
5.3 Generationskonflikte: Männer- und Frauenrollen in „Vienna“
6 Der Erinnerungsdiskurs bei Menasse und Geiger - Auswertung zweier Autoreninterviews
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Anhang 1 - Fragebogen Arno Geiger
Anhang 2 - Fragebogen Eva Menasse
1 Einleitung
Der noch unlängst von manchen Kritikern verspottete Familien- und Generationenroman ist wieder modern. […] Die alte Familiensaga, einst von Thomas Mann aus dem neunzehnten Jahrhundert ins zwanzigste hinübergerettet und kräftig modernisiert, lebt auch noch im einundzwanzigsten Jahrhundert, in Deutschland zumal und in Österreich.1
Mit diesen Worten hebt Marcel Reich-Ranicki zum 50. Todestag Thomas Manns die Bedeutung der wiederbelebten Gattung des Familienromans hervor. Tatsächlich ist ein neues Interesse der Enkelgeneration an ihren Großeltern zu beobachten, obwohl oder gerade weil wir im „Zeitalter der Schrumpf-, Rumpfund Patchworkfamilien“2 leben. Sigrid Löffler sieht hier, in ironischem Tonfall formuliert, eine Sehnsucht nach Abstammungseliten.
Gerade weil die Bedeutung großer Familien allmählich verschwindet, ruft dieses Defizit ein kompensatorisches Bedürfnis der Dynastie-Geschichten hervor. Sie sollen über ein gefühltes Traditions-Manko hinwegtrösten.3
In soziologischen Untersuchungen von Gabriele Rosenthal beobachtet diese dagegen in der Enkelgeneration ein interessantes Phänomen:
Die Folgen der Vergangenheit werden in Abfolge der Generationen nicht etwa schwächer, sondern sie werden in der dritten Generation sichtbarer: Deutlicher noch als ihre Eltern agieren die Enkel die Folgen der Vergangen-heit aus.4
Nach Rosenthal liegt der Grund dafür darin, dass die mittlere Generation sich emotional verschlossen hat, um sich vor der Nähe der belastenden Familienver-gangenheit zu schützen.5 So ist es eher die Enkelgeneration, die sich ihre Ängs-te und Belastung bezüglich des Holocaust in der deutschen und der eigenen Geschichte eingesteht und sich der (Familien-) Vergangenheit stellt.
Dieser Prozess war bisher auch in der Literatur zu beobachten, denn der Holo-caust, so Jörn Rüsen, hat „mit wachsendem zeitlichen Abstand immer größere Bedeutung bekommen“6. Während die Erste Generation als einzigen Überle-bensmechanismus das „kollektive Beschweigen“7 der Vergangenheit sah, neigte die Nachkriegsgeneration zu einer moralistisch negativen Abgrenzung von der Tätergeneration und dem Holocaust8. In dieser Strömung entstanden in den achtziger Jahren die Vaterbücher, auf die im Folgenden noch kurz einzugehen sein wird.
Erst mit der Dritten Generation wandelte sich der Diskurs über den Zweiten Weltkrieg.
Der wachsende Abstand zum Holocaust im Generationswechsel eröffnet nun die Chance, den mentalen Bruch zu schließen, der die Deutschen von heute von ihren Vätern und Großvätern in historischer Perspektive ihres Selbstverhältnisses trennt.9
Literarisch schlägt sich diese Haltung in den aktuellen Familienromanen nieder. Zumeist sind Erinnerungsmedien wie Fotos und Briefe für die Enkel der Impe-tus, sich auf die Suche nach den „Familienmythen“10 zu begeben. Dabei sind zumeist mühsame Recherchen, anders als noch bei Thomas Mann, Vorausset-zung für diese Rekonstruktionen; man denke hier an Wibke Bruhns’ autobiogra-phischen Text „Meines Vaters Land“11, in dem die Tochter ihren Vater in einer Fernsehdokumentation entdeckt und daraufhin anhand des vorhandenen Fami-lienarchives seine Vergangenheit rekonstruiert. Auch in Ulla Hahns „Unscharfe Bilder“ dient das Foto in einer Wehrmachtsausstellung, auf dem die Tochter glaubt, ihren Vater entdeckt zu haben, als Anlass für eine intensive Auseinan-dersetzung mit der familiären Vergangenheit.12 Neben zahlreichen Romanen dieser Art sei hier noch Tanja Dückers „Himmelskörper“13 zu nennen, die eben-falls aus der Perspektive der Enkelgeneration heraus schreibt und die Recher-che nach der Klärung des Familiengeheimnisses zum Sujet macht. Sie sieht ihre Generation als die erste, „die einen nüchternen Blick auf dieses Thema werfen kann“14. Die Kinder oder Enkel verwenden in diesen Romanen viel Mühe darauf, die Familiengeschichte so exakt wie möglich zu rekonstruieren und die belastenden Leerstellen, sei es durch Fiktion oder Fakten, zu füllen.
In den Romanen „Es geht uns gut“ von Arno Geiger und „Vienna“ von Eva Menasse, die in der vorliegenden Arbeit genauer untersucht werden sollen, ist allerdings eine Veränderung zu beobachten: Erinnerungsmedien wie Fotos sind nicht mehr Aufhänger der Erzählung, sondern werden sogar symbolisch vernichtet und bewusst in ihrer ursprünglich dokumentarischen Bedeutung in Frage gestellt. Die Recherche nach den Details der Familiengeheimnisse steht nicht mehr wie bisher im Vordergrund, so die These der Arbeit.
Auf diese Weise wird der Fokus zunächst eher auf die Familienstrukturen und das politische Leben der historisch betrachteten Gesellschaft gelegt. Bernhard Jahn hält fest, dass „das Thema der Gedächtnisarbeit nicht mehr jenen zentra-len Stellenwert bei der Konstruktion des Textes annimmt, den es noch vor fünf Jahren hatte“15, sondern in den neuen Familienromanen „zeitausgreifend min-destens drei Generationenkonflikte“ vorgestellt werden. Primär ist nicht mehr, so die Arbeitshypothese, die literarische Auflösung des Familiengeheimnisses, sondern primär ist sozusagen „alles andere“16, wie das Verhältnis der Generati-onen untereinander und die Betrachtung der Art und Weise, wie in den unter-schiedlichen Generationen Familienmythen entstehen und welche Auswirkungen sie haben.
Zu untersuchen gilt es im Folgenden, wie die Erinnerungsdiskurse in den neuen Romanen dargestellt werden und inwiefern diese trotz der andersartigen literarischen Auseinandersetzung wichtige Elemente darstellen.
Die ausgewählten zwei Bücher eigenen sich deshalb besonders zur gemeinsa-men Betrachtung, da sie beide von österreichischen Autoren geschrieben sind und vor dem Hintergrund Wiens die politische Situation darstellen. Als augenfällige Differenzkategorie bieten sie zwei unterschiedliche familiäre Horizonte: Während bei Geiger zu Zeiten des Nationalsozialismus eine typische Mitläuferfamilie geschildert wird, hat die Familie bei Menasse tendenziell eher einen Opferhintergund, da der Großvater jüdischer Abstammung ist.
Zur Verdeutlichung der theoretischen Grundlagen soll zunächst ein Abriss der wichtigsten Erinnerungsdiskurse gegeben werden. Dabei soll kurz auf die Unter-schiede im öffentlichen und persönlichen Erinnern verwiesen werden, da dies ein entscheidender Aspekt in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, vor allem in Österreich, ist. Zudem gilt es, die sich ähnelnden Mechanismen der Vergangen-heitsbewältigung in Überlebenden- wie in Täterfamilien17 zu betrachten, was sich in der Analyse an den zu untersuchenden Romanen veranschaulichen lassen wird.
Da der Fokus der Romane, wie beschrieben, immer mehr auf die Generationenkonflikte gelegt wird, schließt sich ein Kapitel zu dem Generationendiskurs an. In diesem soll die idealtypische historische Sozialisation der verschiedenen Generationen und ihr Umgang mit den entstehenden Konflikten aufgezeigt werden, denn in beiden Romanen sind dies zentrale Themenstellungen.
In der Analyse von „Es geht uns gut“ soll in logischer Folge untersucht werden, inwieweit die klassischen Erinnerungskonzepte angewendet oder negiert wer-den, denn der Enkel Philipp entsorgt das geerbte Erinnerungsmaterial, ohne es zu sichten. Analysiert werden soll, ob und wie es dem Autor gelingt, das Thema der Erinnerung in Familien aufzugreifen. Das so entworfene Generationenmodell soll auf Allgemeingültigkeit für die jeweilige Epoche hin beleuchtet werden. Ab-schließend wird sich die entscheidende Frage stellen, ob das Werk einen Anti- Familienroman darstellt, was in engem Zusammenhang mit der Interpretation der Erinnerungsdiskurse steht.
Bei der Untersuchung von „Vienna“ geht es ebenfalls zunächst um die Anwen-dung der theoretischen Konzepte der Erinnerung im Text. Hier findet sich eine Darstellung des Familiengedächtnisses, das durch regelmäßiges Anekdotener-zählen aufrechterhalten wird. Wie dieses literarisch dargestellt wird und warum es inhaltlich dennoch zum Bruch in der Familie kommen muss, bedarf einer prä-ziseren Betrachtung.
Die in „Vienna“ fokussierte Identitätssuche, festgemacht an der religiösen Zugehörigkeit der Familienmitglieder, soll dann unter dem Aspekt der familiären Identitätssicherung genauer beleuchtet werden.
Im Vergleich mit „Es geht uns gut“ sollen abschließend auch die typischen Ge-nerationsmuster und Darstellungen der Männer- und Frauenrollen auf ihre All-gemeingültigkeit für die historische Situation überprüft werden. Um die aufgestellten Thesen zu untermauern oder die Intention der Autoren mit den untersuchten Texten zu vergleichen, wurden sowohl mit Arno Geiger als auch mit Eva Menasse Interviews geführt, die abschließend analytisch betrach-tet werden.
2 Gedächtnis und Erinnerung
2.1 Einführung zu den Begriffen Erinnerung und Gedächtnis
Gedächtnis und Literatur, dieser Zusammenhang ist ein facettenreiches Forschungsgebiet, auf dem bereits eine Fülle wissenschaftlicher Werke erschienen ist. Besonders komplex erscheint eine genaue Bestimmung alleine schon deshalb, weil der Begriff des Gedächtnisses beziehungsweise der Erinnerung ein disziplinübergreifendes Forschungsthema ist.
Astrid Erll und Ansgar Nünning fassen in ihrem Buch über literaturwissenschaft-liche Gedächtniskonzepte drei bedeutsame Differenzierungskategorien zusam-men, das „Gedächtnis der Literatur“18, „ Gedächtnis in der Literatur“ und „Litera-tur als Medium des Gedächtnisses“. Diese Arbeit stützt sich auf die Theorie zum „Gedächtnis in der Literatur“, das die Darstellung beziehungsweise Repräsenta-tion von Gedächtnis und Erinnerung in literarischen Werken meint. Untersucht werden sollen im Folgenden die Gedächtnisstrukturen, die in den Romanen „Es geht uns gut“ von Arno Geiger und „Vienna“ von Eva Menasse erkennbar wer-den.
Der ausgewählte Forschungsbereich stützt sich vor allem auf soziologische Ge-dächtniskonzepte, so dass die Erwähnung vieler Wissenschaftler, die nicht aus dem Bereich der Literaturwissenschaft stammen, nicht weiter verwundern muss.
Die Bedeutung, die das Thema des Gedächtnisses vor allem im Zusammenhang mit den Familienromanen unserer Zeit hat, macht zunächst eine nähere Betrachtung der Begriffe Erinnerung und Gedächtnis notwendig.
Im wissenschaftlichen, interdisziplinären Diskurs hat sich für das Erinnern fol-gende Definition durchgesetzt: Erinnern bedeutet Speichern und Reproduzieren von Ereignissen.19 Erinnerungen werden als einzelne und unvereinbare Akte der Rückholung und Rekonstruktion individueller Erlebnisse und Erfahrungen ver- standen. Diese Rekonstruktionen sind jedoch subjektiv und hochgradig selektiv. Sie hängen in hohem Maße von der Abrufsituation, also der Gegenwart ab. Ast-rid Erll20 fasst in ihrem Überblick über Gedächtnisforschung zusammen, dass in diesem Zusammenhang die einzigen Definitionskriterien, über die interdisziplinär Einigkeit herrscht, der „Gegenwartsbezug“ und der „konstruktive Charakter“ sind.
Erinnert werden kann allerdings nur, was vorher auch erfahren wurde. Um das Erlebte jedoch als Erfahrung abrufbar zu machen, braucht der Mensch das Gedächtnis.21
Der Begriff Gedächtnis ist heute in vielen Disziplinen Forschungsgegenstand, er taucht unter anderem in den Kulturwissenschaften, der Medizin, der Soziologie, den Geschichtswissenschaften, der Psychologie und der Literaturwissenschaft auf.22
Neurologisch medizinisch definiert wird das Gedächtnis als „organische Basis für die Operation der Erinnerung“23. Es ist „die geistige Fähigkeit, Erfahrungen zu speichern und später zu reproduzieren oder wiederzuerkennen“24. In anderen Kontexten, wie zum Beispiel in der hier zentralen literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung, wird Gedächtnis jedoch als „Kollektivbegriff für angesam-melte Erinnerungen, als Fundus und Rahmen für einzelne memoriale Akte und Einträge“25 gesehen.
Jedes Individuum ist aufgrund seiner biographischen Erinnerungen in unterschiedliche Gedächtnishorizonte eingespannt, zum Beispiel in das Gedächtnis der Familie, der Generation, der Gesellschaft und schließlich der Kultur.
2.2 Gedächtnisformen
Um die verschiedenen Gedächtnishorizonte klarer strukturieren und verstehen zu können, bietet sich die Gliederung an, die Aleida Assmann und Ute Frevert in Anlehnung an Jan Assmann erstellt haben. Sie gliedern das Gedächtnis in drei verschiedene Elemente:
- das Gedächtnis des Kollektivs (kollektives Gedächtnis),
- das einer ganzen Kultur (kulturelles Gedächtnis) und
- das des Individuums (kommunikatives Gedächtnis).26
Dabei soll im Folgenden auf das kollektive Gedächtnis eingegangen werden, das die Basiskategorie für die anderen Horizonte bildet. Als Grundlage für die Theorie von Jan und Aleida Assmann diente das Konzept von Maurice Halbwachs, das einleitend beschrieben werden soll.
Um den Gesamtzusammenhang des Gedächtnisdiskurses deutlich zu machen, ist die Erläuterung des kulturellen Gedächtnisses in Folge unumgänglich. Von großer Relevanz für die spätere Analyse der Familienromane ist das Konzept des kommunikativen Gedächtnisses, dem sich eine Ausführung über das Familiengedächtnis anschließt.
2.2.1 Das kollektive Gedächtnis
Der französische Soziologe Maurice Halbwachs (1877 - 1945) schuf in den 20er Jahren mit seinen Studien zur m é moire collective eine wichtige Grundlage für den heutigen Begriff des kollektiven Gedächtnisses.27 Er versuchte in seinen Werken vor allem, die soziale Bedingtheit der Erinnerung nachzuweisen. Zu-nächst stieß er mit dieser Theorie auf große Kritik, sie geriet nach und nach in Vergessenheit. Erst in den achtziger Jahren wurde sie sozusagen „wiederent-deckt“ und von verschiedenen Wissenschaftlern weiterentwickelt. Seit dieser Zeit ist auf der Grundlage seiner Untersuchungen eine Vielzahl von Theorien zum Gedächtnis entwickelt worden28 ; ihre Darstellung würde den Rahmen der Arbeit sprengen und der Intention der Fragestellung nicht gerecht werden. Das Innovative am Ansatz von Halbwachs war, dass er das Gedächtnis als so-ziales Phänomen interpretierte, das der Mensch erst im Zuge seiner Sozialisati-on erwirbt. Ohne ein soziales Umfeld ist laut Halbwachs ein Gedächtnis über-haupt nicht möglich:
Aber unsere Erinnerungen bleiben kollektiv und werden uns von anderen Menschen ins Gedächtnis zurückgerufen - selbst dann, wenn es sich um Ereignisse handelt, die allein wir durchlebt und um Gegenstände, die allein wir gesehen haben. Das bedeutet, dass wir in Wirklichkeit niemals allein sind. Es ist nicht notwendig, dass andere Menschen anwesend sind, sie sich materiell von uns unterscheiden: denn wir tragen stets eine Anzahl unverwechselbarer Personen mit und in uns.29
Zwar verfügen nur Individuen über ein neuronales Gedächtnis30, doch jeder Mensch ist Teil ständig wechselnder Gruppen. Diese Institutionen und Körper-schaften (z.B. Nationen, Staaten und Kirche) ‚haben’ zwar kein Gedächtnis, aber sie ‚machen’ sich eines.31 Die Zugehörigkeit jedes Einzelnen zu diesen Gruppen gibt dem Gedächtnis seine kollektive Signatur, wobei gerade die individuelle Mischung der Gruppenzugehörigkeiten die Einzigartigkeit jedes individuellen Gedächtnisses ausmacht. Man spricht nach Maurice Halbwachs von dem kollek-tiven Gedächtnis, das „eine zeitlich und räumlich begrenzte Gruppe zum Träger“ hat.32
Jan Assmann, der das Konzept von Halbwachs als Grundlage nahm, fand spä-ter heraus, dass jede soziale Gruppe die Tendenz besitzt, Formen von Erinne-rungskulturen zu entwickeln.33 Selbst recht lose Gruppen, wie zum Beispiel Nachbarschaften, stellen Erinnerungsgemeinschaften her. Durch den Vergan- genheitsbezug schaffen Gruppen kollektive Identitätsangebote, sie stellen „Symbole ihrer Identität und Anhaltspunkte ihrer Erinnerung“ dar.34 „Das Kollektivgedächtnis haftet an seinen Trägern und ist nicht beliebig übertragbar. Wer an ihm teilhat, bezeugt damit seine Gruppenzugehörigkeit.“35
Um sich ein Gedächtnis zu schaffen, bedienen sich die Gruppen memorialer Zeichen und Symbole. Mit Hilfe dieser Gedächtnismedien und -übungen werden „Individuen auf bestimmte Gedächtnisinhalte eingeschworen und damit zu Trägern des kollektiven Gedächtnisses“36.
Das kollektive Gedächtnis ist dennoch keine starre Größe. Es entsteht und ver-ändert sich im Prozess kultureller Praxis.37 Dazu benötigt die Gemeinschaft Hilfsmittel, wie zum Beispiel die sprachliche Speicherung. Aber auch Feste, Ri-ten und Tänze sind Ausdrucksformen kollektiven Erinnerns. Für das kollektive Gedächtnis haben Bild und Schrift vornehmlich einen Signalwert und dienen als Merkzeichen oder Appelle für ein gemeinsam verkörpertes Gedächtnis.38
Joachim Garbe hat sich ebenfalls wissenschaftlich mit dem kollektiven Gedächt-nis auseinandergesetzt und beschreibt es als die „Sinngebung, die Deutung des Vergangenen, an der Historiker, Schriftsteller, aber auch bildende Künstler, Journalisten, Filmemacher und natürlich Politiker beteiligt sind“39. Während sein Ansatz den Blickpunkt auf die kulturelle und soziale Dimension legt, sieht Astrid Erll den Begriff eher weit gefasst. Sie führt aus, dass es sich bei dem Begriff des kollektiven Gedächtnisses um einen Sammelbegriff handelt, „[…] unter dessen Dach eine Vielzahl von kulturellen, sozialen, psychischen und biologischen Phä-nomenen subsumiert werden können: Tradition, historisches Bewusstsein, Ar-chiv, Kanon, Denkmäler, Rituale der Kommemoration, Kommunikation im famili-ären Kreis, Lebenserfahrung und neuronale Netzwerke“40. Auch wenn einige Kritiker befürchten, dass auf diese Weise der Begriff des kollektiven Gedächtnis-ses durch eine zu weite Definition überdehnt wird, zu einer „catch-all category“41 wird, kann der Vorteil darin gesehen werden, dass neue Problemzusammen-hänge sichtbar gemacht werden können, wo bisher nur Disparates wahrnehm-bar war.42 Gerade die expansive Begriffsverwendung hat es möglich gemacht, begriffliche und konzeptuelle Differenzierungen vorzunehmen. Ein Ergebnis des-sen ist die Einteilung von Jan und Aleida Assmann in das kulturelle und das kommunikative Gedächtnis, das nun beschrieben werden soll.
2.2.2 Das kulturelle Gedächtnis
Für den deutschsprachigen Raum haben Jan und Aleida Assmann das Theorie-konzept des kollektiven Gedächtnisses nach Halbwachs differenzierter weiter-entwickelt. Ihr Modell soll an dieser Stelle ausführlicher beschrieben werden, da es erstmals die „Verbindung von Kultur und Gedächtnis systematisch, begrifflich differenziert und theoretisch fundiert“43 aufzeigt. Gegenüber anderen Modellen hat es den Vorteil, dass es genauer auf die kulturelle Erinnerung, die kollektive Identitätsbildung und die politische Legitimierung eingeht44, die hier für die Be-trachtung der ausgewählten Familienromane als sinnvolle Observationskatego-rien genutzt werden können.
Aleida und Jan Assmann stellen fest, dass „zwischen einem kollektiven Gedächtnis, das auf Alltagskommunikation basiert, und einem kollektiven Gedächtnis, das sich auf symbolträchtige kulturelle Objektivationen stützt, ein qualitativer Unterschied besteht“45.
Der Begriff des kulturellen Gedächtnisses wurde erstmals 1988 in dem Aufsatz Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität von Jan Assmann definiert als „Raum für alle anderen Gedächtnisformen“46, da es in Raum- und Zeitdimension am weitesten reicht.
Kulturen werden hier verstanden als „Versicherungssysteme gegen das allge-meine und unaufhaltsame Vergessen“47. So bedingen sich Kollektiv und Ge-dächtnis gegenseitig: „Das Kollektiv ist der Träger des Gedächtnisses, das Ge-dächtnis stabilisiert das Kollektiv.“48 Es impliziert immer auch eine politische Komponente, die die Erinnerung fördert, um Gemeinschaft zu schaffen. Im Gegensatz zum kommunikativen Gedächtnis, das Assmann als das Alltags-gedächtnis bezeichnet, ist das kulturelle Gedächtnis für ihn das „Festgedächt-nis“49, denn in den Bereich dieser Gedächtnisform gehören Riten, Symbole, Iko-nen und Repräsentationen wie Gedenksteine, da sie „eine Überlieferungs- und Vergegenwärtigungsform des kulturellen Sinnes darstellen“50. Das kulturelle Ge-dächtnis richtet sich dabei auf Fixpunkte der Vergangenheit. Es soll Funktionen, Erinnerungen und Erfahrungen einer Gesellschaft umfassend und systematisch bewahren, pflegen, deuten und über Generationen hinweg vermitteln. Aleida Assmann spricht auch vom sozialen Langzeitgedächtnis.51
So spielt die Erfahrung des Zweiten Weltkrieges für das kulturelle Gedächtnis vor allem in Deutschland als Fixpunkt eine große Rolle.
Die ‚Erlebnisgeneration’, d.h. die unmittelbar in den Nationalsozialismus in-volvierte Generation verschwindet sukzessive als Erinnerungsträger, wo-hingegen die nachfolgenden Generationen zunehmend an Einfluss gewin-nen. Die […] ‚Kinder der Täter’ […] waren in ihren Familien - mehr als jede andere Generation zuvor und danach - der kommunikativen Vergegenwär-tigung des Nationalsozialismus durch ihre (Groß-) Eltern als primäre Ge-dächtnisträger ausgesetzt. Sie waren aber auch schon mit kulturellen For-men des Gedächtnisses an den Nationalsozialismus durch sekundäre Ge-dächtnisträger im außerfamiliären Bereich (Schule, Medien, Öffentlichkeit) konfrontiert, die als Bestätigung oder Korrektive des Familiengedächtnisses fungieren“52
Margit Reiter, die ausführliche Untersuchungen zu den Formen des Gedächtnis an den Nationalsozialismus gemacht hat, sieht Deutschland an der „Schwelle vom kommunikativen zum kulturellen Gedächtnis“53. Die Zeitzeugen sterben langsam aus, immer mehr gewinnen Medien und Institutionen Einfluss auf die Wahrnehmung des Nationalsozialismus.
Die vorliegende Arbeit konzentriert sich jedoch vornehmlich auf die Situation in Österreich, denn beide hier untersuchte Romane sind von Österreichern ge-schrieben und spielen in Wien. In Österreich stellt sich die von Reiter geschilder-te Problematik ein wenig anders dar, weil das kulturelle Gedächtnis hier weniger ausgeprägt ist als in Deutschland oder zumindest durch die späte Schuldaner-kennung des Landes einen anderen Blickwinkel hat. Darauf soll aber im nächs-ten Kapitel über Generationen noch genauer eingegangen werden.
Auch wenn das kulturelle Gedächtnis in den folgenden Betrachtungen eine un-tergeordnete Rolle spielen soll, hat es, wie gezeigt, bei der zu untersuchenden Problematik eine wichtige Bedeutung. Zum einen sind die Grenzen zwischen kommunikativem und kulturellem Gedächtnis nach beiden Seiten hin fließend54, gleichzeitig sind sie aber auch eine Art Gegenstück zueinander. Die beiden Horizonte unterscheiden sich zum Beispiel in ihrer Dauer. Da das Wissen des kulturellen Gedächtnisses schriftlich oder bildlich fixiert ist, muss es sich auf externe Datenspeicher und Institutionen der Gedächtnispflege und Wis-sensvermittlung stützen.55 Genau diese Auslagerung von Erfahrung, Erinnerung und Wissen auf Datenträger jeglicher Art hat zur Folge, dass die Informationen über eine sehr lange Zeit an die jeweils folgende Generation weitergereicht wer-den können. Das kulturelle Gedächtnis dient dazu, dass die Menschen in lang-fristiger historischer Perspektive miteinander kommunizieren können und da-durch in der Lage sind, sich ihrer eigenen Identität zu versichern und ihre Zuge-hörigkeit zu einer generationenübergreifenden Gruppe zu erkennen. Die Inhalte des kulturellen Gedächtnisses sind durch Lernen entstanden, zu-meist durch Bildungsinstitutionen wie Schulen oder kulturelle Einrichtungen un-terstützt. Auch Familie, Medien, Bibliotheken, Museen und Gedenkstätten haben für seine Bildung eine erhebliche Bedeutung. Da die Bestände des kulturellen Gedächtnisses verschieden interpretierbar sind, lassen sie sich niemals rigoros vereinheitlichen oder politisch instrumentalisieren.56
Während das kollektive Gedächtnis eine gemeinsame Erfahrung und einen gemeinsamen Willen auf Dauer stellt, dient das kulturelle Gedächtnis den Bürgern einer Gesellschaft dazu, in langfristiger historischer Perspektive überlebenszeitlich zu kommunizieren und sich damit einer Identität zu ver-gewissern, die durch Zugehörigkeit zu einer generationenübergreifenden Überlieferung und weitgespannten historischen Erfahrungen entsteht.57
Allerdings kann das kulturelle Gedächtnis nur dann entstehen, wenn die Inhalte von Menschen registriert, für wertvoll erachtet und in Folge dessen zum geistigen Besitz gemacht werden.
2.2.3 Das kommunikative Gedächtnis
Im Gegensatz zum „Festgedächtnis“58 steht für Jan Assmann das so genannte „Alltagsgedächtnis“59. Er nennt es das kommunikative Gedächtnis, das sich sei-ner Meinung nach erst in und durch Alltagsinteraktionen entwickelt. Die Inhalte des kommunikativen Gedächtnisses teilt der Mensch kontinuierlich mit seinen Zeitgenossen.
Allerdings ist immer nur ein kleiner Teil unserer Erinnerungen sprachlich aufbereitet und bildet das Rückgrat einer impliziten Lebensgeschichte. Der Großteil unserer Erinnerungen […] ‚schlummert’ in uns und wartet darauf, durch einen äußeren Anlass ‚geweckt’ zu werden.60
Selbst das individuelle Gedächtnis ist folglich von der Außenwelt abhängig, denn durch die Kommunikation mit Mitmenschen können die Erinnerungen erst hervorgerufen werden. So ist für Aleida Assmann das individuelle immer auch ein Teil des kommunikativen Gedächtnisses, da ein Mensch ohne soziales Umfeld keine Gedächtnisinhalte speichern kann.
Jan Assmann umgeht den Begriff des individuellen Gedächtnisses und spricht vom kommunikativen Gedächtnis, welches formell die übergeordnete Gedächt-niskategorie darstellt. Er möchte jedoch auf diese Weise deutlich machen, dass es sich nicht um ein rein privates, einsames Gedächtnis handelt.61 Diese von ihm gewählte Begrifflichkeit soll auch in der vorliegenden Arbeit weitgehend beibehalten werden62, da sie die ergiebigste Terminologie darstellt. Das kommunikative Gedächtnis ist für den Menschen von enormer Wichtigkeit: Erst durch biographische Erinnerungen kann er seine Erfahrungen, Beziehungen und sein Bild von der eigenen Identität formen.
Schon Maurice Halbwachs hat sich dem individuellen Gedächtnis zugewandt und beschreibt es als einen „‚Ausblickspunkt’ auf das kollektive Gedächtnis; die-ser Ausblickspunkt wechselt je nach der Stelle, die wir darin einnehmen, und diese Stelle selbst wechselt den Beziehungen zufolge, die ich mit anderen Milieus unterhalte“63. Nach Halbwachs hat, wie Aleida Assmann in ihrer Theorie vorstellt, ein einsamer Mensch kein Gedächtnis, denn Erinnerungen sind nur durch kommunikativen Austausch möglich.64 Sprache ist folglich ihre wichtigste Bedingung.
Das kommunikative Gedächtnis entsteht in einem Milieu räumlicher Nähe, regelmäßiger Interaktion, gemeinsamer Lebensformen und geteilter Erfah-rungen.65
Diese kommunikativen Erinnerungen sind nur begrenzt haltbar, da sie den Konditionen des direkten Austausches unterworfen sind.66
Aleida Assmann betrachtet im Zusammenhang mit dem kommunikativen Ge-dächtnis dessen Zeithorizont genauer: Die individuellen subjektiven Erinnerun-gen der einzelnen Person sind eingebunden in ein implizites Generationenge-dächtnis. Doch das Erinnerungsprofil der Gesellschaft verschiebt sich mit jedem Generationenwechsel (ungefähr alle vierzig Jahre67 ). Veränderungen bei Wer-ten, Erfahrungen und Maßstäben sind die Folge. Nach 80 bis 100 Jahren kommt es folglich zu einem tiefen Einschnitt, da sich das „Drei-Generationen- Gedächtnis“68 auflöst, denn die Träger, die das Gedächtnis verkörpert haben, sterben und das Gedächtnis weicht einem ‚neuen’. Dem kommunikativen Gedächtnis sind also zeitliche Grenzen gesetzt. So wird auch vom „Kurzzeitgedächtnis der Gesellschaft“69 gesprochen.
Erinnerungen des individuellen beziehungsweise kommunikativen Gedächtnisses unterliegen aber auch gesellschaftlichen Anpassungsprozessen.70 Neue politische Strömungen entstehen, Werte und Normen ändern sich. So sind auch die Inhalte des kommunikativen Gedächtnisses im Laufe der Zeit veränderlich und erfahren keine feste Bedeutungszuschreibung.71
Zusammenfassen lassen sich die Eigenschaften individueller Erinnerung sehr übersichtlich mit vier Kriterien nach Aleida Assmann72:
1. Erinnerungen sind grundsätzlich perspektivisch, also standortgebunden und somit nicht austauschbar oder übertragbar.
2. Erinnerungen existieren nie isoliert, sondern sind immer miteinander ver- netzt, bauen aufeinander auf und passen sich gegebenenfalls sogar ein-ander an.
3. Durch diese gegenseitige Annäherung schaffen sie nicht nur Kohärenz und Glaubwürdigkeit, sondern wirken verbindend und gemeinschaftsbil-dend.
4. Erinnerungen besitzen immer eine fragmentarische Struktur. Erst durch Erzählungen gewinnen sie die nötige Form und Struktur.73
Erinnerungen sind des Weiteren flüchtig und labil. Die wechselnden Lebensum-stände und -bedingungen der Individuen verändern die Erinnerungen oder las-sen sie verblassen. Relevanzstrukturen und Bewertungsmuster ändern sich im Laufe des Lebens - und mit ihnen die individuellen Erinnerungen. Das individu- elle Gedächtnis ist „das dynamische Medium subjektiver Erfahrungsverar-beitung“74.
Assmanns haben allerdings bei ihren Ausführungen den Schwerpunkt der Betrachtung vornehmlich auf das kulturelle und nicht auf das kommunikative Gedächtnis gelegt.
Neuere Studien zum kommunikativen Gedächtnis stammen von Harald Welzer, der sich der Problematik aus sozialpsychologischer Perspektive nähert. Er bezieht sich allerdings nur auf das kommunikativ geprägte, individuelle autobiographische Gedächtnis.75 Welzer zeigt unter anderem auf, dass sich die eigene Vergangenheit aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Gegenwarten immer neu konstruiert. Durch verschiedene Versionen einer erzählten Geschichte kann es zu einer Verschiebung des Interpretationshorizontes kommen.
Teil des kommunikativen Gedächtnisses ist aber nicht nur das ‚autobiographische Gedächtnis’, wie Welzer es beschreibt, sondern auch das über das subjektive hinausreichende Familien- und Generationsgedächtnis.
Da dieses für die vorliegende Arbeit von besonderer Bedeutung ist, soll ihm nun ein eigener Abschnitt gewidmet werden.
2.2.4 Das Familiengedächtnis
Wie jedes Kollektiv bildet auch die Familie ein Gedächtnis, „das durch Kommunikation und Interaktion der einzelnen Familienmitglieder entsteht und somit eine Erinnerungsgemeinschaft verschiedener Generationen ist“76.
Schon Maurice Halbwachs widmet dem kollektiven Familiengedächtnis in seinem Buch ein ganzes Kapitel.
Nach Halbwachs entsteht Vergangenheit immer nur dann, wenn man über sie spricht. So verhält es sich auch in Familien. Durch den Austausch verschiedener Erinnerungen entsteht ein Gruppengedächtnis, im Rahmen der Familie das Fa-miliengedächtnis. Der übergreifende Begriff ist das Generationengedächtnis, das sich wie das Familiengedächtnis nur über einige Generationen erhalten kann. Die Brüche zwischen den Gedächtnissen sind jedoch nicht spürbar, denn „[…] die fortschreitende Gegenwart produziert bereits eine neue Vergangenheit, die an die Stelle der alten rückt. Erinnerung und Vergessen greifen ineinander“77. Die Funktion des Familiengedächtnisses hat allerdings schon für Halbwachs eine enorme Gewichtung:
Die Erinnerungen einer Familie entwickeln sich tatsächlich im Bewusstsein der verschiedenen Mitglieder der Familiengruppe als auf ebenso vielen verschiedenen Böden; selbst wenn sie beisammen sind, erst recht aber wenn sie im Leben voneinander getrennt sind, erinnert sich jeder von ihnen auf seine Weise an die gemeinsame Familienvergangenheit.78
Weiter beschreibt Halbwachs, dass das Familiengedächtnis eine „Art Lehrstück“ für die Mitglieder ist, die dadurch nicht nur ihre Vergangenheit reproduzieren, sondern auch ihre Wesensart, ihre Eigenschaften und Schwächen definieren.79 Diese Reproduktion findet im kommunikativen Austausch statt.
Denn die kommunikative Vergegenwärtigung von Vergangenem in der Familie ist kein bloßer Vorgang der Weitergabe von Erlebnissen und Ereignissen, sondern immer auch eine gemeinsame Praxis, die die Familie als eine Gruppe definiert, die eine besondere Geschichte hat, an der die einzelnen Mitglieder teilhaben und die sich nicht zu verändern scheint.80
Angela Keppler81 hat in einer umfangreichen Untersuchung zur Familienkommu-nikation die Bedeutung dieser Erinnerung herausgestellt. Sie betont, dass durch gegenseitiges Geschichtenerzählen die Mitglieder einer Familie sich ihrer Ver-gangenheit erinnern und so ihre Werte und Normen in der Gegenwart definieren.
Ohne kontinuierliche Praxis der Erinnerung an die eigene Vergangenheit könnten Familien keine verlässliche Form ihrer Gegenwart sichern. Diese Prozeduren der kommunikativen Erinnerung vollziehen sich als Akte der Selbstthematisierung der Familie als Familie.82
Angela Keppler hat weiter herausgefunden, dass die Wissens- und Informationsverarbeitung stets bestimmten Mustern und Strukturen folgt. In den Gesprächen der Familie finden sich verschiedene kommunikative Gattungen. Die gemeinsame Fähigkeit einer Familie liegt darin, ein mehr oder weniger breit gefächertes kommunikatives Repertoire zu bedienen.
Die Einheit einer Familiengeschichte besteht - jedenfalls für die Angehöri-gen dieser Familie - nicht in einer einheitlichen Geschichte, sondern in der Kontinuität der Gelegenheiten und Akte des gemeinsamen Sich-Erinnerns.83
Die kommunikative Praxis einer Familie ist die Grundlage ihres Gedächtnisses -sogar ohne dass ihre Mitglieder bewusst die inhaltlich retrospektiv orientierte Konversation suchen. Oft finden solche Erinnerungen beiläufig und absichtslos statt. So liegt für Harald Welzer ein wichtiges Kriterium des Familiengedächtnisses darin, dass es „kein abrufbares Inventar von Geschichten darstellt, sondern in den kommunikativen Vergegenwärtigungen von Episoden besteht, die in Beziehung zu den Familienmitgliedern stehen“.84
Allgemein unterscheidet Angela Keppler in diesem Zusammenhang verschiede-ne Formen der Erinnerung. Eine ist die „erinnernde Rede“85 . Sie findet in Form von Anekdoten und kleinen Geschichten bevorzugt bei Verwandtenbesuchen, Familienfeiern oder Geburtstagen statt. Dabei dienen kürzere Geschichten, „en passant“ erzählt, dazu, das Bewusstsein für die gemeinsame Geschichte wach zu halten. Längere Erzählsequenzen haben dagegen die Funktion der „deuten-den und wertenden Ausgestaltung vergangener Gegenwarten“86.
Die besondere Problematik des Familiengedächtnisses in Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg liegt nach Harald Welzer darin begründet, dass die öffentlich als verbrecherisch deklarierte Vergangenheit mit dem persönlichen Familiengedächtnis in Einklang gebracht werden muss.
2.3 Konflikt zwischen öffentlichem Gedenken und persönlichem Erinnern
„Solange etwas ist, ist es nicht das, was es gewesen sein wird“87, schreibt Martin Walser in seinem Roman Ein springender Brunnen und benennt dabei prägnant das Problem der Erinnerung: Während Menschen etwas erleben, ist ihnen nicht klar, wie es später gedeutet wird. Das Vergangene wird je nach Situation oder Zeitpunkt unterschiedlich interpretiert, da Erinnerung nie das Abbild einer Situa-tion ist, sondern immer nur eine Rekonstruktion dessen sein kann.88
Besonders im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg wird häufig die Dis-krepanz zwischen persönlichem Erinnern und öffentlichem Gedenken deutlich. Vor allem Harald Welzer und Aleida Assmann haben auf dieses Phänomen hin-gewiesen. In ihren Studien fanden sie heraus, dass die persönliche Erinnerung den privaten, individuellen, informellen und unablösbaren Bezug zur Vergan-genheit herstellt, während das kollektive Gedächtnis für einen öffentlichen, offi-ziellen und generalisierten Vergangenheitsbezug verantwortlich ist.89
Über die Zeit nach 1945 schreibt Aleida Assmann:
Auf der Ebene der privaten und gesellschaftlichen Kommunikation dagegen war die Thematisierung der NS-Zeit als biographische Erfahrung tabuisiert. Dem wohldosierten und abgezirkelten Sprechen an Feiertagen korrespondierte ein durchgehaltenes Schweigen im Alltag.90
Harald Welzer berichtet von einer qualitativen Studie, in der die Bevölkerung zu ihrer Familiengeschichte im Hinblick auf den Holocaust befragt wurde: Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass ihre Angehörigen dem National-sozialismus negativ oder sogar sehr negativ gegenüber gestanden hätten91, nur ein Prozent hält es für möglich, dass die (Groß-) Eltern an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt gewesen sein könnten. Der von Rosenthal untersuchte „Mythos des unpolitischen Soldaten“92 ist ein häufiges Phänomen. Die Kinder und Enkel wissen, dass ihre Väter und Großväter als Soldaten im Krieg gewesen sind, schaffen sich jedoch die Illusion, dass sie keine überzeugten HitlerAnhänger gewesen sein können.
Auch die Studie „Opa war kein Nazi“ brachte überraschende Ergebnisse hervor. Demnach neigen die Enkel der Kriegsgeneration dazu, die Geschichten ihrer Großeltern zu Geschichten des Widerstandes und der Zivilcourage umzudeuten. Dabei scheint das historische Wissen um den Holocaust eher eine Bedingung als ein Widerspruch: Gerade weil die Enkel über diese Zeit so gut Bescheid wis-sen und durch die mediale Beeinflussung viele konkrete und schreckliche Sze-nen vor Augen haben, versuchen sie, ihre Großeltern zu schützen.93 Den liebe-vollen Opa können und wollen die Enkel sich nicht als Schuldigen in Kriegswir-ren vorstellen.
Welzer erkennt hier deutlich die Diskrepanz zwischen offizieller Gedenkkultur und dem privaten Erinnern in Deutschland:
Wer auch immer schuld am Holocaust war, wer auch immer die Verbrechen im Vernichtungskrieg, im Zwangsarbeitssystem und in den Lagern begangen hat - eines scheint für fast alle Bundesbürgerinnen und Bundesbürger klar: Mein Opa war kein Nazi!94
Der Holocaust hat im Familiengedächtnis keinen Platz, er existiert vornehmlich im Geschichtsbewusstsein. Ausreichende Aufklärung ist in diesem Fall also kein Weg zu einem aufgeklärten Umgang innerhalb der Familie.
Eine allmähliche Änderung findet nun jedoch mit dem neuen Familienroman der Dritten Generation95 statt. Zum ersten Mal schreiben Menschen, die einen ausreichenden zeitlichen Abstand zum Geschehen haben. Sie versuchen, das historische Wissen mit der Familiengeschichte zu verknüpfen, ohne dabei anzuklagen, wie es in der Zweiten Generation noch Usus war.
2.4 Erinnern in Familien von Holocaustüberlebenden und Nazi-Tätern
Da in den behandelten Romanen zum einen die Familie Sterk / Erlach beschrie-ben wird, die tendenziell eher einem Täterhintergrund zugeschrieben werden kann, zum anderen die Familie aus „Vienna“ größtenteils jüdischer Abstammung ist, soll an dieser Stelle auf die verschiedenen beziehungsweise ähnlichen Erin-nerungsformen und -muster in Familien von Holocaustüberlebenden und Nazi-tätern eingegangen werden.
Dabei ist es hilfreich das deutsche Wort ‚Opfer’ in einer Begriffsdefinition zu klä-ren. Anders als im Englischen macht das Deutsche keinen Unterschied zwi-schen dem aktiven, selbst bestimmten Einsatz des eigenen Lebens (englisch ‚sacrifice’) und dem passiven, wehrlosen Objekt von Gewalt (englisch ‚victim’).96 Das hat in der deutschen Geschichte immer wieder zu Problemen geführt, denn so werden die zumeist jüdischen Opfer des Nationalsozialismus und die Opfer der Naziideologie unter einem Begriff subsumiert. In Deutschland gab es viele Diskussionen über den Opferbegriff. Ein häufig auftretender Mechanismus in Erinnerungen der Täterangehörigen ist, sich und die Familie als Opfer zu sehen, als Opfer der nationalsozialistischen Strategien, als Opfer des Systems.97
Viele öffentliche Personen98 sehen hier die Lösung darin, dass die Täter eine Möglichkeit bekommen müssen, sich mit dem eigenen Schmerz und der Trauer zu befassen. Erst dann könnten sie aufrichtiges Mitleid für die wahren Opfer empfinden. Diese These unterstützt auch Aleida Assmann, für die die Anerkennung der eigenen und die Adaption der fremden Lebensgeschichte zusammengehören.99 Harald Welzer sagte in einem taz-Interview dazu:
Im Zentrum der offiziellen Erinnerungskultur steht Auschwitz, in dem der privaten Erinnerungskultur stehen Kriegserfahrung, eigenes Leid, Opferschaft. Bemerkenswert, dass die offizielle Kultur sich bis heute gegen das private Gegen-Erinnern behauptet hat. Genau das verändert sich. Es gibt in Filmen und Romanen deutsche Opfererzählungen.100
In der pluralen und demokratischen Erinnerungskultur sieht er jedoch auch die Gefahr, dass die deutsche Opfergeschichte zum dominanten Tenor werden könnte. Durch diese Hervorhebung könne, so Welzer, die Frage nach historischer Verantwortlichkeit schwinden.101
Im Gegensatz zum explizierten Opferbegriff soll aber im Folgenden in Anleh-nung an Gabriele Rosenthal102 die Bezeichnung ‚Holocaustüberlebende’ ver-wendet werden, um den Blick auf die passiven, wehrlosen Opfer zu richten.
Auch die Rede von den ‚Täter’-Familien bedarf einer kurzen Erläuterung. Er stößt in Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus häufig auf Kritik, da ‚Täter’ aus der Terminologie der Kriminologie stammt und streng genommen nur auf nachweisbare NS-Täterschaft anzuwenden ist. An dieser Stelle stützt sich die Arbeit auf Margit Reiter, die sich ebenfalls für den Täter-Begriff entscheidet, den sie nicht als moralische oder strafrechtliche, sondern als „bewusst ‚pauschalisie-rend’ gebrauchte gesellschaftstheoretische Kategorie“103 sieht. Täter sind für sie nicht nur die NS-Funktionäre, sondern auch die so genannten Mitläufer.
Das erfordert auch ein erweitertes Verständnis von Täterschaft, das nicht ‚nur’ auf die konkrete Beteiligung bei NS-Verbrechen abzielt, sondern auch viele andere Nuancen von (Mit-)Täterschaft und politischer Verantwortung gedanklich mit einschließt.104
In jüngsten Untersuchungen beispielsweise von Harald Welzer oder Angela Keppler wurde immer wieder gezeigt, dass der gemeinsame Mechanismus der Kriegsgeneration auf beiden Seiten das Schweigen ist. Sowohl die Überleben-den wie auch die Täter können mit ihren Familien nicht über die Vergangenheit sprechen. Assmann betont allerdings, dass es sich um zwei völlig unterschied-liche Motivationen handele, und spricht von der „Schamkultur“ und „Schuldkul-tur“105.
Überlebende fürchten sich vor dem Erzählen ihrer belastenden Erinnerun-gen, haben Angst davor, von ihren Gefühlen überwältigt zu werden, ver- schweigen Bestandteile der Vergangenheit, die mit Scham und Schuldgefühlen besetzt sind.106
Dabei seien besonders die Ermordung von Familienangehörigen und erlittene sexuelle Gewalt nach Rosenthal Tabuthemen. Das Motiv zu schweigen ist für die Überlebenden jedoch, die Kinder und Enkel nicht mit der Verfolgungsver-gangenheit zu belasten und sie so vor den Demütigungen und Ängsten zu schützen. Rosenthal hat in dem Zusammenhang herausgefunden, dass dieses Verhalten auch von Nachkommen der Überlebenden oft so gewünscht wird. In einem Interview mit der Familie Zweig107, in der die Großeltern beide im Kon-zentrationslager waren, versuchen die Kinder und Enkel, die Verfolgungserfah-rungen der Eltern bzw. Großeltern zu minimieren. „Vor allem sich selbst und ihre eigene Lebensgeschichte möchten sie nicht in Verbindung mit dem Holocaust sehen.“108
Die Täter hüllen sich ebenfalls in Schweigen. Ihre Motivation ist jedoch eine an-dere: Sie haben Angst vor Bestrafung durch die eigenen Kinder, die sich in Form von Ablehnung oder zumindest starken Zweifeln äußern könnte. Während der Dialog der Überlebenden mit ihren Nachkommen durch fragmentarische Erzäh-lungen und vorsprachliche Botschaften und Andeutungen geprägt ist, erinnert die Kommunikation in Täter-Familien an einen recht aggressiven und oft rheto-risch geschliffenen „Rechtfertigungsdialog“109, der sich nach Rosenthal dadurch auszeichnet, dass die Täter- oder Zeugenschaft abgestritten wird. Auch heute noch ist der Satz ‚Von der Judenverfolgung haben wir nichts gewusst!’ Bestand-teil von Kriegsberichten. Häufig konstruieren die Täter Opferbiographien, sehen sich als Leidtragende des Krieges und erinnern sich vor allem an das eigene Elend und die erduldeten Bedrohungen und Entbehrungen. Nach Rosenthal schreiben sie oft die Schuld den anderen zu, wobei sich die Feindbilder hinter allgemeinen Bezeichnungen wie ‚den Nazis’ oder ‚den Russen’ verbergen.
Die Nachkommen der Täter schützen sich ebenfalls vor dem Wissen um die Vergangenheit, sie wollen nichts hören über „die grausamen Handlungen, die mangelnden Schuldgefühle, die Gefühlskälte und den immer noch bestehenden Rassismus und Antisemitismus“110 ihrer nächsten Angehörigen. Bei Kindern beider Gruppen treten häufig Trennungsängste auf. In Familien von Überlebenden tauchen diese Ängste sowohl auf Seiten des Verlassenden als auch des Verlassenen auf. Bei Nachkommen von Tätern löst Verlassen jedoch meist die Angst vor der Aufdeckung der Verbrechen aus.111
Wie bereits geschildert, sieht Rosenthal, dass die Folgen des Holocaust insgesamt in der Dritten Generation am stärksten sind.
Bei der anschließenden Betrachtung der Familienromane wird die Arbeit jedoch darstellen, dass zwar die Konsequenzen der Vergangenheit für die Enkel signifi-kanter sein können, sie jedoch auch die Möglichkeit haben, als erste aus einer gewissen Distanz die Geschehnisse der Vergangenheit zu betrachten. Sie wol-len die Leerstellen im Familiengedächtnis nicht mehr analysieren und mit Wahr-heit füllen, sondern diese und vor allem die Umstände, unter denen sie entstan-den sind, erkennen.
3 Generationendiskurs
Der Begriff der Generation ist in der heutigen Zeit zunehmendpopulär geworden, denn soziale Gruppen werden nicht mehr in gesellschaftliche Klassen eingeteilt, sondern in Generationen.112 Auf Bestsellerlisten erscheinende Bücher wie „Generation Golf“ von Florian Illies und die Rede von der „Generation Praktikum“113 machen dabei die Popularität des Begriffs deutlich.114
Auch das Genre des Familienromans, das mit Thomas Manns „Die Budden-brooks“ 1901 in der deutschsprachigen Literatur seinen Höhepunkt fand und seitdem eher in den Hintergrund getreten war, erfreut sich neuer Popularität. Man spricht auch von ‚Generationenromanen’, da häufig aus der Perspektive der Zweiten oder Dritten Generation ein Blick auf die Familienvergangenheit gewor-fen wird. In den meisten Fällen ist diese über Generationen hinweg auf unter-schiedliche Art und Weise mit dem Zweiten Weltkrieg als einer zentralen histori-schen Zäsur verknüpft.
Dabei scheint die Besonderheit des Familienromans zu sein, dass er unterschiedliche Generationen ineinander verschmelzen lässt.
Nach Aleida Assmann ist der Mensch zum einen in Hinblick auf seine Familie Teil einer bestimmten Generation, er ist zum Beispiel Großvater, Vater, Sohn. Diese Generationenfolge ist durch Tod und Geburt geprägt. Stirbt eine familiäre Generation, übernimmt die nächste ihren Platz.
Zum anderen nimmt jeder Mensch einen Platz in der Generationenfolge der Gesellschaft an, die wiederum durch soziale Akte geprägt ist.
Der neue Familienroman verknüpft diese beiden Arten der Generationen, er wirft sowohl einen Blick auf die Familie als auch auf die Gesellschaft. Die Autoren „[…] erzählen die kollektive große Geschichte im Kleinformat von Familienge-schichten und verbinden private Innenansicht mit Außenansicht“115.
[...]
1 Reich-Ranicki, Marcel: Festvortrag von Marcel Reich-Ranicki zum 50. Todestag Thomas Manns, Lübeck, 13. August 2005. In: Buddenbrookhaus. (URL: http://www.buddenbrookhaus.de/index.php?option=com_content&task=view&id=225&Itemid=122)
2 Löffler, Sigrid: Geschrumpft und gestückelt, aber heilig: Familienromane 1. In: Literaturen 2005, 6, 17-26, hier: S. 17.
3 Löffler: Geschrumpft und gestückelt, S. 17.
4 Rosenthal, Gabriele: Transgenerationelle Folgen von Verfolgung und von Täterschaft. Familien von Überlebenden der Shoah und von Nazi-Tätern. In: Birkemeyer, Jens / Cornelia Blasberg: Erinnern des Holocaust? Eine neue Generation sucht Antworten. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2006, S. 17-46, hier: S. 43-44.
5 Vgl.: Rosenthal: Transgenerationelle Folgen von Verfolgung und von Täterschaft, S. 43-44.
6 Rüsen, Jörn: Zerbrechende Zeit. Über den Sinn der Geschichte. Köln: Böhlau 2001, hier: S. 284.
7 Rüsen betont, dass die entworfenen Modelle idealtypische Konstruktionen sind, charakteristische Züge lassen sich lediglich hervorheben (S. 244).
8 Vgl.: Rüsen, Jörn: Holocaust, Erinnerung, Identität. Drei Formen generationeller Praktiken des Erinnerns. In: Welzer, Harald: Das soziale Gedächtnis. Geschichte, Erinnerung, Tradierung. Hamburg: Hamburger Editionen 2001, S. 243 -259.
9 Rüsen: Holocaust, Erinnerung, Identität, S. 254.
10 Rosenthal: Transgenerationelle Folgen von Verfolgung und von Täterschaft, S. 35.
11 Bruhns, Wibke: Meines Vaters Land. Berlin: Ullstein Buchverlage 2005.
12 Hahn, Ulla: Unscharfe Bilder. München: Deutsche Verlagsanstalt 2003.
13 Dückers, Tanja: Himmelskörper. Berlin: Aufbau Verlag 2003.
14 Partouche, Rebecca: Der nüchterne Blick der Enkel. (Interview mit Tanja Dückers). In: Die Zeit, 30. 4. 2003.
15 Jahn, Bernhard: Familienkonstruktion 2005. In: Zeitschrift für Germanistik 16, 2006, 3, S. 581-596, hier: S. 581.
16 Menasse, Eva: Vienna. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2005, S. 34.
17 Auch wenn in beiden Büchern keine prototypischen Täter als Hauptcharaktere geschildert werden, ist diese Gegenüberstellung unerlässlich, um auch in den Büchern von Menasse und Geiger den ähnlichen Umgang der Generationen mit ihrer Vergangenheit vor unterschiedlichen Hintergründen aufzuzeigen. Des Weiteren kommen in beiden Büchern repräsentative Opfer und Täter vor, auf die genauer eingegangen werden soll.
18 Vgl.: Erll, Astrid / Ansgar Nünning: Literaturwissenschaftliche Konzepte von Gedächtnis: Ein einführender Überblick. In: Erll, Astrid: Gedächtniskonzepte des Literaturwissenschaft. Theoreti-sche Grundlegung und Anwendungsperspektiven. Berlin: Walter de Gruyter 2005, S. 1-11, hier: S. 2-3.
19 Zimbardo, Philipp G.: Psychologie. Heidelberg: Springer-Verlag 19925, S. 268.
20 Vgl.: Erll: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen, S. 7.
21 Vgl. Assmann, Aleida / Ute Frevert: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit. Vom Umgang mit deutschen Vergangenheiten nach 1945. Stuttgart: DVA 1999, S. 35.
22 Vgl. Erll: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen, S. 1.
23 Assmann: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit, S. 35.
24 Zimbardo: Psychologie, S. 268.
25 Assmann: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit, S. 35.
26 Vgl.: Assmann: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit, S. 35 ff.
27 Vgl.: Erll, Astrid: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen. Eine Einführung. Stuttgart / Weimar: Metzler 2005, S. 13-14.
28 Einen ausführlichen Überblick über aktuelle und populäre Erinnerungsdiskurse bieten Astrid Erll in ihrer Einführung „Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen“ (2005) und Martin Zierold in seiner Dissertation mit dem Titel „Gesellschaftliche Erinnerung - eine medienkulturwissenschaftli-che Perspektive“ (2006).
29 Halbwachs, Maurice: Das kollektive Gedächtnis. Stuttgart: Ferdinand Enke 1967, S. 2.
30 Das Gedächtnis ist auf der „ersten, organischen Ebene“ ein „neuronales Netzwerk, durch das Gehirnströme pulsieren und in dem sich Synapsen zusammenschließen“. (Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik. München: C. H. Beck 2006, S. 32. )
31 Vgl.: Assmann, Aleida: Vier Formen von Gedächtnis. Von individuellen zu kulturellen Konstruk-tionen der Vergangenheit. In: Wirtschaft und Wissenschaft 9 (2001) H. 4. S. 34-45, hier: S. 39.
32 Halbwachs: Das kollektive Gedächtnis, S. 247.
33 Vgl.: Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München: C. H. Beck 1992 / 20055, S. 30ff.
34 Vgl.: Jureit, Ulrike: Generationen als Erinnerungsgemeinschaften. In: Generationen. Zur Relevanz eines wissenschaftlichen Grundbegriffs. Hrsg. von Ulrike Jureit / Michael Wildt. Hamburg: Hamburger Editionen 2005. S. 244-265, hier S. 248.
35 Assmann: Das kulturelle Gedächtnis, S. 39.
36 Assmann: Vier Formen von Gedächtnis, S. 39.
37 Vgl.: Jureit: Generationen als Erinnerungsgemeinschaften, S. 248.
38 Vgl.: Assmann: Vier Formen von Gedächtnis, S. 43.
39 Garbe, Joachim: Deutsche Geschichte in deutschen Geschichten der neunziger Jahre. Würzburg: Königshausen & Neumann 2002, S. 12.
40 Erll : Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen, S.98.
41 vgl.: Zelizer, Barbie: Reading the Past against the Grain: The Shape of Memory Studies. In: Critical Studies in Mass Communication 12, 1995, S. 214-239, hier: S.: 235.
42 Assmann: Vier Formen von Gedächtnis, S. 39.
43 Erll: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen, S. 27.
44 Erll: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen, S. 27.
45 Erll: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen, S. 27.
46 Vgl.: Assmann: Das kulturelle Gedächtnis, S. 21.
47 Assmann: Vier Formen von Gedächtnis, S. 43.
48 Assmann: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit, S. 42.
49 Assmann: Das kulturelle Gedächtnis, S. 53.
50 Assmann: Das kulturelle Gedächtnis, S. 21.
51 Assmann: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit, S. 49.
52 Reiter, Margit: Die Generation danach. Der Nationalsozialismus im Familiengedächtnis. Innsbruck: StudienVerlag 2006, hier: S. 18.
53 Reiter: Die Generation danach, S. 18.
54 vgl.: Reiter: Die Generation danach, S. 17.
55 Vgl.: Assmann: Vier Formen von Gedächtnis, S. 43.
56 Vgl.: Assmann: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit, S. 50.
57 Assmann: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit, S. 50.
58 Assmann: Das kulturelle Gedächtnis, S. 53.
59 Assmann: Das kulturelle Gedächtnis, S. 53.
60 Assmann: Vier Formen von Gedächtnis. S. 36.
61 Vgl.: Assmann: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit. S. 37.
62 Zunächst soll die Begrifflichkeit des individuellen Gedächtnisses nach Halbwachs als Grundlage für diese Arbeit erläutert werden; dazu wird der von ihm verwendete Ausdruck des individuellen Gedächtnisses beibehalten.
63 Halbwachs: Das kollektive Gedächtnis, S. 31.
64 Halbwachs: Das kollektive Gedächtnis, S. 2ff.
65 Assmann: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit, S. 36.
66 Assmann: Das kulturelle Gedächtnis, S. 64.
67 Assmann schätzt die Dauer einer Generation an dieser Stelle auf vierzig Jahre (Das kulturelle Gedächtnis, S. 64).
68 Assmann: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit, S. 37.
69 Assmann: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit, S. 37.
70 Assmann: Persönliche Erinnerung und kollektives Gedächtnis, S. 130.
71 Vgl.: Erll: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen, S. 22.
72 Vgl. ff.: Assmann: Vier Formen von Gedächtnis, S. 36 und Assmann: Wie wahr sind Erinnerungen?, S. 137-138.
73 Vgl. hierzu eine Ausführung Welzers, in der einer Familie vom Großvater nur Bruchstücke eines Mordes an einem Kinderschänder berichtet werden, sie aber die Lücken von Generation zu Generation mit dem fehlenden Wissen füllt (Welzer, Harald: Das kommunikative Gedächtnis. Eine Theorie der Erinnerung. München: C. H. Beck 2002. S. 158ff.)
74 Assmann: Vier Formen von Gedächtnis, S. 36.
75 vgl.: Welzer: Das kommunikative Gedächtnis, S. 193.
76 Reiter: Die Generation danach, S. 18.
77 Keppler, Angela: Soziale Formen individuellen Erinnerns. Die kommunikative Tradierung von (Familien-) Geschichte. In: Das soziale Gedächtnis. Geschichte, Erinnerung, Tradierung. Hrsg. von Harald Welzer. Hamburg: Hamburger Editionen 2001, S. 137-159, hier: S. 142.
78 Halbwachs, Maurice: Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen. Berlin: Hermann Luchterhand Verlag 1985 (19661 ), S. 203.
79 Vgl.: Halbwachs: Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen, S. 209f.
80 Welzer: Das kommunikative Gedächtnis, S. 151.
81 Vgl. ff. : Keppler: Soziale Formen individuellen Erinnerns, S. 139 ff.
82 Keppler: Soziale Formen individuellen Erinnerns, S. 138.
83 Keppler: Soziale Formen individuellen Erinnerns, S. 157.
84 Welzer, Harald / Sabina Moller / Karoline Tschugnall: Opa war kein Nazi. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch 20023, S. 18-19.
85 Vgl. ff.: Keppler: Soziale Formen individuellen Erinnerns, S. 142.
86 Keppler: Soziale Formen individuellen Erinnerns, S. 147.
87 Walser, Martin: Ein springender Brunnen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1998, S. 7.
88 Vgl.: Leonhard, Nina: Zwischen Vergangenheit und Zukunft: Die Erinnerung an den Nationalso-zialismus im Verlauf von drei Generationen. In: Birkemeyer, Jens / Cornelia Blasberg: Erinnern des Holocaust? Eine neue Generation sucht Antworten. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2006, S. 63-80, hier S. 63.
89 Aleida Assmann: Persönliche Erinnerung und kollektives Gedächtnis in Deutschland nach 1945. In: Erler, Hans (Hrsg.): Erinnern und Verstehen. Der Völkermord an den Juden im politischen Gedächtnis der Deutschen. Frankfurt am Main: Campus 2003, S. 126-138, hier: S. 126f.
90 Assmann: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit, S. 77.
91 Vgl.: Welzer, Harald: „Ach Opa!“ Einige Bemerkungen zum Verhältnis von Tradierung und Aufklärung. In: Birkemeyer, Jens / Cornelia Blasberg: Erinnern des Holocaust? Eine neue Generation sucht Antworten. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2006, S. 47-62, hier: S. 57.
92 Rosenthal, Gabriele: Biographische Verarbeitung von Kriegserlebnissen. In: Rosenthal, Gabriele (Hrsg.): ‚Als der Krieg kam, hatte ich mit Hitler nichts mehr zu tun…’ Opladen: Leske & Budrich 1990, S. 7-25, hier: S. 10.
93 Vgl.: Welzer: „Ach Opa!“, S. 53.
94 Welzer: „Ach Opa!“, S. 58.
95 Eine exakte Definition der Begrifflichkeiten folgt im dritten Kapitel über den Generationendis-kurs.
96 Vgl.: Assmann: Vier Formen von Gedächtnis, S. 41.
97 Vgl.: Welzer: Opa war kein Nazi.
98 beispielsweise Alexander und Margarete Mitscherlich „Die Unfähigkeit zu trauern“ (1977) oder Günter Grass in seinem Aufsatz „Ich erinnere mich“ (2001)
99 Vgl.: Assmann: Persönliche Erinnerung und kollektives Gedächtnis, S. 138.
100 Reinecke, Stefan / Jan Feddersen: „Das ist unser Familienerbe“. Gemeinsames Interview mit Aleida Assmann und Harald Welzer. In: Die Tageszeitung, 22.01.2005.
101 Vgl.: Welzer: Von der Täter- zur Opfergesellschaft, S. 106.
102 Vgl. Rosenthal: Der Holocaust im Leben von drei Generationen.
103 Reiter: Die Generation danach, S. 20.
104 Reiter: Die Generation danach, S. 20.
105 Assmann: Geschichtsvergessenheit Geschichtsversessenheit, S. 12.
106 Rosenthal: Transgenerationelle Folgen von Verfolgung und von Täterschaft. hier: S. 35.
107 Vgl.: Rosenthal: Transgenerationelle Folgen von Verfolgung und von Täterschaft, S. 17-28.
108 Rosenthal: Transgenerationelle Folgen von Verfolgung und von Täterschaft, S. 25.
109 Rosenthal: Transgenerationelle Folgen von Verfolgung und von Täterschaft, S. 36.
110 Rosenthal, Gabriele: Der Holocaust im Leben von drei Generationen. Gießen: PsychosozialVerlag 19993, S. 20.
111 Rosenthal: Der Holocaust im Leben von drei Generationen, S. 21.
112 Vgl.: Assmann, Aleida: Generationsidentitäten und Vorurteilsstrukturen in der neuen deutschen Erinnerungsliteratur. Wien: Picus Verlag 2005. S. 17.
113 z.B.: Stolz, Matthias: Generation Praktikum. In: Die Zeit 14/2005. (online: http://www.zeit.de/2005/14/Titel_2fPraktikant_14, Stand: 10. April 2007)
114 Vgl. hierzu: Ausführungen über den Generationsbegriff, der bei Illies zur Kohortenbeschreibung dient (Weigel: Familienbande, S. 116).
115 Assmann: Generationsidentitäten, S. 25.
- Arbeit zitieren
- Catharina Niedermeier (Autor:in), 2007, „Alles andere ist letztlich primär“ - Die Gedächtnisstrukturen im Familienroman der Dritten Generation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85054
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