In den Quellen zum Aufstand der Sachsen unter Heinrich IV. erscheinen „väterliche Rechte“ (leges patriae) und „Freiheiten“ (libertas) immer wieder als prominente Motive der Aufständischen. Auf den ersten Blick ist es also nicht verwunderlich, dass sich „die Forschung in jüngster Zeit auf die Position zurück[zieht], der grundsätzliche Gegensatz zwischen den Sachsen und den von ihnen als landfremd empfundenen König“ sei der entscheidende Faktor des Konfliktes gewesen.
Eine nähere Betrachtung lässt jedoch Zweifel daran aufkommen, ob es sich tatsächlich „um einen ethnisch motivierten Konflikt gehandelt“ hat und der Aufstand der Sachsen mithin sinnvoll als Widerstand gegen Fremdherrschaft zu interpretieren ist.
Ein Blick auf das salisch-sächsischen Verhältnis bis zu Beginn der selbständigen Regierung Heinrichs IV. (Teil 1.1) sowie eine Analyse des Stellenwerts des Fremdheitsvorwurfs in der prosächsischen Historiografie (Teil 1.2) lassen es zunächst fraglich erscheinen, ob die Salier zur Zeit Heinrichs IV. in Sachsen tatsächlich als Fremde empfunden wurden.
Auch kann nicht ausgemacht werden, dass der sächsischen Rechtstradition eine besondere Relevanz in den Auseinandersetzungen zugekommen ist. Weder Überlegungen zur Kontinuität sächsischen Rechtsdenkens seit dem 9. Jahrhundert weisen in diese Richtung (Teil 2.1), noch lassen sich sächsische Erbrechtsvorstellungen und sächsische Königsideologie als maßgebliche Faktoren des Konfliktes ausmachen (Teil 2.2). Auch werden die Vorwürfe der Gegner Heinrichs keineswegs nur vor dem Hintergrund eines spezifisch sächsischen Rechtsdenkens verständlich (Teil 2.3). Und zuletzt deutet eine Analyse des Verhaltens der Großen darauf hin, dass Vorstellungen von Ethnizität in den Auseinandersetzungen tatsächlich einen eher geringeren Stellenwert eingenommen haben (Teil 2.4).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die Salier - landfremd in Sachsen?
- 1.1 Das salisch-sächsische Verhältnis vor Heinrich IV.
- 1.2 Der Vorwurf der Fremdheit in der prosächsischen Historiografie
- 2. Sächsische Rechtstradition und sächsisches Freiheitsbewusstsein
- 2.1 Die Kontinuität sächsischen Rechtsdenkens
- 2.2 Sächsisches Erbrecht und sächsische Königsideologie
- 2.3 Wie „sächsisch“ ist die Argumentation der Königsgegner?
- 2.4 Sächsische Große und sächsische Freiheiten
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Auseinandersetzungen zwischen Heinrich IV. und den Sachsen im 11. Jahrhundert und beleuchtet die Frage, ob diese als Widerstand gegen Fremdherrschaft zu interpretieren sind.
- Das salisch-sächsische Verhältnis vor Heinrich IV.
- Der Vorwurf der Fremdheit in der prosächsischen Historiografie
- Sächsische Rechtstradition und sächsisches Freiheitsbewusstsein
- Die Rolle von „väterlichen Rechten“ und „Freiheiten“ im Konflikt
- Die Bedeutung von Ethnizität und Eigenständigkeit in den Auseinandersetzungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und führt in die Thematik des Widerstands gegen Fremdherrschaft im 11. Jahrhundert ein. Sie beleuchtet die Relevanz von „väterlichen Rechten“ und „Freiheiten“ in den Quellen und stellt die Frage, ob der Konflikt zwischen Heinrich IV. und den Sachsen tatsächlich als Widerstand gegen Fremdherrschaft interpretiert werden kann.
1. Die Salier - landfremd in Sachsen?
Dieses Kapitel untersucht das salisch-sächsische Verhältnis vor Heinrich IV. und hinterfragt die These, dass die Salier als „fremde“ Dynastie in Sachsen empfunden wurden. Es analysiert den Stellenwert des Fremdheitsvorwurfs in der prosächsischen Historiografie.
2. Sächsische Rechtstradition und sächsisches Freiheitsbewusstsein
Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, ob die sächsische Rechtstradition eine bedeutende Rolle in den Auseinandersetzungen zwischen Heinrich IV. und den Sachsen spielte. Es untersucht die Kontinuität sächsischen Rechtsdenkens, sächsische Erbrechtsvorstellungen und die sächsische Königsideologie. Darüber hinaus analysiert es, inwieweit die Argumentation der Gegner Heinrichs auf ein spezifisch sächsischen Rechtsdenken zurückzuführen ist.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen wie Fremdherrschaft, Widerstand, Rechtstradition, Freiheitsbewusstsein, ethnischer Konflikt, Salier, Sachsen, Heinrich IV., und iura patriae. Sie beleuchtet die Bedeutung dieser Begriffe im Kontext der Auseinandersetzungen zwischen Heinrich IV. und den Sachsen im 11. Jahrhundert.
- Quote paper
- Florian Beer (Author), 2007, Die Auseinandersetzungen zwischen Heinrich IV. und den Sachsen: Widerstand gegen Fremdherrschaft?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84907