Die Arbeit bietet einen kurzen Überblick über die Geschichte des polnischen Staates von dessen Entstehung bis zur Union mit Litauen. Die Vorgeschichte der Union wird ebenso behandelt wie ihre Auswirkungen auf die weitere Entwicklung beider Länder, wobei auch auf die unterschiedliche Bewertung einzelner Sachverhalte durch polnische und deutsche Autoren hingewiesen wird. Der thematische Schwerpunkt umfasst neben der politischen Entwicklung beider Länder die Untersuchung der gesellschaftlichen und ökonomischen Strukturen. Militärhistorische Aspekte hingegen bleiben ebenso wie die Kirchengeschichte weitgehend unberücksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Entstehung des polnischen Staates
3 Kasimir III.
3.1 Konsolidierung der Zentralgewalt unter Kasimir III. (1333-1370)
3.2 Wirtschaft und Gesellschaft unter Kasimir dem Großen
4 Die polnisch-litauische Union
4.1 Gründe für die Union
4.2 Konflikte mit dem Deutschen Orden
5 Das 15. Jahrhundert
5.1 Polen-Litauen im 15. Jahrhundert
5.2 Wirtschaft und Gesellschaft im 15. Jahrhundert.
6 Das 16. Jahrhundert
6.1 Das „goldene Zeitalter“ im 16. Jahrhundert
6.2 Die Union von Lublin. (1569)
7 Schlussbetrachtung
8 Literaturverzeichnis.
1 Einleitung
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der polnisch-litauischen Union, wobei die Ausgangsbedingungen ebenso wie die mittelfristigen Auswirkungen untersucht werden sollen. Der thematische Schwerpunkt umfasst neben der politischen Entwicklung beider Länder die Untersuchung der gesellschaftlichen und ökonomischen Strukturen. Militärhistorische Aspekte hingegen bleiben ebenso wie die Kirchengeschichte weitgehend unberücksichtigt.
Nach einem kurzen Überblick der Geschichte Polens bis zum 14. Jahrhundert soll die Modernisierung des Landes und Festigung der Zentralgewalt unter Kasimir dem Großen dargestellt werden. In den Kapiteln 4.1 und 4.2 soll die Personalunion von 1386 erläutert werden. Die Kapitel 5.1 und 5.2 befassen sich mit den sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Union im 15. Jahrhundert, wobei den Adelsprivilegien und der Entstehung des Adelsparlamentarismus besondere Bedeutung zukommen wird. Anschließend wird das „goldene“ 16. Jahrhundert vor allem in Hinblick auf die politische und soziale Entwicklung untersucht. Die kulturelle Blüte jener Zeit wird allerdings außer Acht gelassen, da eine Untersuchung dieses Themengebiets den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Auch die Verbreitung des Protestantismus in Polen-Litauen sowie die politischen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten im 16. Jahrhundert gehören nicht zum Themenrahmen dieser Abhandlung.
Im letzten Kapitel sollen die wichtigsten Stationen auf dem Weg Polens zur Großmacht kurz angesprochen und kritisch bewertet werden.
2 Die Entstehung des polnischen Staates
Die Vorgeschichte des Gebietes zwischen Oder und Bug wird in der Geschichtswissenschaft kontrovers diskutiert. Während einige Autoren diesen Landstrich seit 1500 v. Chr. „unverändert von ein und demselben Volk“ bewohnt sehen[1], unterstreichen andere die Vielfalt und Komplexität der prähistorischen Besiedlung und warnen vor einer durch nationale Befindlichkeiten eingeengten Betrachtungsweise.[2] Einigkeit herrscht hingegen hinsichtlich der Bedeutung der Taufe Mieszkos I. (lateinisch Miseco, ?-992) aus dem Fürstengeschlecht der Piasten im Jahre 966.[3] Dadurch wurden die zuvor von Mieszko geeinten slawischen Stämme in den Kreis der europäischen Kultur eingebunden.[4] Das von Kaiser Otto III. im Jahr 1000 gegründete Erzbistum in Gnesen bildete den Grundstein für die Entstehung einer selbständigen polnischen Kirche.[5]
Die Gesamtbevölkerung des Piastenstaates betrug etwa eine Million Einwohner, die Bevölkerungsdichte entsprach mit vier bis fünf Personen pro Quadratkilometer dem Durchschnitt der Nachbarländer.[6]
Der Sohn Mieszkos I., Boleslaw Chrobry (der Tapfere, 992-1025) betrieb die territoriale Ausweitung des jungen Staates und ging als der erste gekrönte König Polens in die Geschichte ein.[7] Nach Chrobrys Tod begann eine Zeit innerer Wirren und des internationalen Bedeutungsverlustes Polens.[8]
Da es keine feste Regelung der Erbfolge gab, schuf Boleslaw III. Krzywousty (Schiefmund, 1106-1138), um Auseinandersetzungen unter seinen Söhnen zu vermeiden, die Senioratsverfassung.[9]
„Danach sollte der jeweils Älteste des gesamten Hauses „Senior“ und damit zugleich Inhaber der Herrschaftsrechte hinsichtlich Verwaltung, Gericht, Münze und Heerführung sein und als unmittelbaren Besitz Krakowien, das südliche Großpolen und die Oberhoheit über Pommern erhalten. Das übrige Polen (Großpolen, Kleinpolen, Schlesien, Masowien) sollte unter die anderen Piasten aufgeteilt werden, aber nicht als Landesherrschaft, sondern nur zu deren Versorgung.“[10]
Damit begann eine fast 200 Jahre dauernde territoriale Zersplitterung Polens. Die Teilfürstentümer wurden in immer kleinere Gebiete geteilt und entwickelten sich auch politisch auseinander.[11] Diese Entwicklung war allerdings kein typisch polnisches Phänomen, da sie „in jener Zeit auch in anderen europäischen Ländern zu beobachten war.“[12]
Die Zerstückelung der einzelnen Teilfürstentümer wurde in der Anfangsphase auch von wirtschaftlichen Faktoren begünstigt, da ein autonomer Provinzherrscher stärker an ökonomischer Prosperität seines Gebietes interessiert ist als ein von der Zentralgewalt eingesetzter Verwalter. In einer späteren Phase begannen jedoch die Vorteile eines größeren einheitlichen Wirtschaftsraumes zu überwiegen, was die Zentralisierung gefördert hat.[13]
Einen weiteren einigenden Faktor stellte die Kirche dar, die im Erzbischof von Gnesen ein gemeinsames geistliches Oberhaupt besaß.[14] In den Quellen taucht zu jener Zeit der Begriff „gens polonica“ (polnische Nation) auf, was von einigen Autoren als ein Indiz für die Entstehung eines Nationalbewusstseins gewertet wird.[15]
Die Wiederherstellung des polnischen Staates gelang erst unter der Führung von Wladyslaw Lokietek (Ellenlang), der in langwierigen Kämpfen zu Beginn des 14. Jahrhunderts alle piastischen Gebiete unter seiner Herrschaft zu vereinigen versuchte.[16] Lokietek, der 1320 mit Zustimmung des Papstes zum König von Polen gekrönt wurde, musste allerdings auf das vom Deutschen Orden besetzte Pommerellen verzichten, womit dem neugegründeten Staat ein Zugang zur Ostsee verwehrt blieb.[17]
3 Kasimir III.
3.1 Konsolidierung der Zentralgewalt unter Kasimir III. (1333-1370)
Die Königswürde von Lokieteks Sohn und Nachfolger, Kasimir, der als „der Große“ in die Geschichte einging,[18] wurde zunächst durch den böhmischen Anspruch auf die polnische Krone in Frage gestellt. Umgekehrt beanspruchte Polen das mittlerweile größtenteils böhmische Schlesien . Im Jahr 1335 verzichteten beide Seiten in Verträgen von Trentschin und Visegrad (Ungarn) auf ihre Ansprüche.[19] Dadurch wurde das Bündnis zw. Böhmen und dem Deutschen Orden geschwächt.[20]
1343 wurde im Vertrag von Kalisch das Verhältnis Polens zum Deutschen Orden geregelt. Große Teile von Kujawien und des Dobriner Landes fielen darin an die polnische Krone.[21]
Nach dem Tod des Fürsten von Halitsch, Wladimir, im Jahr 1340,
gelang es Kasimir das Gebiet nach langen Kämpfen zu erobern und 1366 der Krone einzugliedern. Damit begann eine wichtige Phase der Ostexpansion. Ferner wurde Polen zu einem multiethnischen Staat.[22]
„Die jagiellonische Konzeption in der polnischen Geschichte wurde nach den Territorialverlusten im Westen und Norden somit noch vom letzten Piasten initiiert, eine Politik, die mit der Einbeziehung ostslawischer und orthodoxer Bevölkerungsgruppen, der Ansiedlung der nicht assimilierwilligen Juden und dem Einströmen von Deutschen, Italienern und Armeniern die von den frühen Piasten verfolgte Richtung des Aufbaus eines national und konfessionell einheitlichen Territorialstaates aufgab.“[23]
Während der Herrschaft Kasimirs kam es zu mehreren Einfällen der benachbarten Litauer, die die polnischen Länder schwer verwüsteten. Auch die Tataren unternahmen wiederholt Beutezüge durch polnisches Gebiet.[24]
3.2 Wirtschaft und Gesellschaft unter Kasimir dem Großen
Der Staat Kasimirs des Großen umfasste etwa 250.000 qkm und wurde von etwa 1,2 Mio. Menschen bewohnt.[25] Zusammen mit Schlesien und Pommerellen betrug die Einwohnerzahl etwa 1,8 Mio., davon über zehn Prozent Stadtbevölkerung.[26] Die größte Stadt war Krakau mit 14.000 Einwohnern, die Einwohnerzahl von Posen soll etwa 4.000, die von Sandomierz 2.000 Menschen betragen haben.[27] Die Bevölkerungsdichte lag mit durchschnittlich etwa acht Personen pro Quadratkilometer auf dem Niveau Brandenburgs oder Ungarns. Gleichzeitig wiesen die einzelnen Teilgebiete Polens große Unterschiede in der Bevölkerungsdichte auf. Während in Kleinpolen im Schnitt nur vier Personen auf einem Quadratkilometer lebten, siedelten im Weichseltal zwischen Krakau und Sandomir mehr als 30 Menschen je Quadratkilometer.[28]
Für die Besiedelung der polnischen Gebiete spielten, vor allem zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert, deutsche Kolonisten eine wichtige Rolle, die neben ihrer Arbeitskraft vor allem moderne Landwirtschafts- und Handwerkstechniken in die neuen Siedlungsgebiete mitbrachten.[29] Die piastischen Herrscher förderten die Gründung neuer Städte und Siedlungen zu „deutschem Recht“, das im Falle Polens das Magdeburger Recht war.[30] Die Zuständigkeit des Magdeburger Schöffengerichts für polnische Städte endete allerdings unter Kasimir III. als 1356 ein Oberhof für Kleinpolen in Krakau, und 1365 ein Oberhof für das östliche Großpolen in Kalisz eingerichtet wurde.[31]
Die Zuwanderung aus deutschen Gebieten wurde in der Vergangenheit oft als ein steter deutscher „Drang nach Osten“ gedeutet.[32] Diese Ansicht wird von der neueren Geschichtsforschung zumindest relativiert:
„Man muss bedenken, dass die Siedler aus deutschen Landen gar nicht wie heute ein „deutsches“ Bewusstsein haben konnten, da das Eigenleben der Landesteile im „Römischen Reich Deutscher Nation“ schon von den Sprachen her sehr viel ausgeprägter gewesen sein muss als heute. Schließlich ist das „ius teutonicum“, das deutsche Recht, auch an bestehende polnische Ortschaften verliehen worden, nicht selten auf deren lang andauerndes dringendes Verlangen hin, zum Beispiel weil die Rechtsfreiheit der Bauern größer wurde.“[33]
Zu den von den Siedlern eingeführten technischen Neuerungen zählte die Dreifelderwirtschaft, Wasser- und Windmühlen und der asymmetrische Pflug.[34]
Die Höhe der Abgaben für einen Bauernhof wird von Jerzy Topolski mit maximal 15 % des Getreideertrages und die Geldleistungen mit durchschnittlich 24 – 43 g Silber angegeben.[35]
Obwohl Kasimir die Schaffung eines Einheitsstaates nach der Maxime: „unus princeps, unum ius, una moneta in toto regno haberi debet“ erstrebte, gab es einige regionale Unterschiede hinsichtlich der Rechtsstellung der Bauern.[36] So gaben die für Kleinpolen geltenden Statuten von Wislica von 1346 dem Bauern das Recht, den Herren zu wechseln, während die in Großpolen geltenden Statuten von Piotrków von 1347 diese Möglichkeit nicht zuließen.[37] Ferner wurden in den Statuten die Landbesitzer zum Kriegsdienst verpflichtet.[38]
Im August 1353 kam es zur ersten Konföderation in der polnischen Geschichte. Der großpolnische Adel verlangte vom König, die Benachteiligung des großpolnischen Adels gegenüber dem kleinpolnischen zu beenden. Anlass war die Ernennung eines landesfremden Generalstarosten (Gebietsverwalter) für Großpolen.[39] Zur Zeit der Teilfürstentümer begann eine Zeit der wirtschaftlichen Prosperität, die unter Kasimir dem Großen anhielt und sich auch in der wachsenden Bedeutung des Fernhandels bemerkbar machte.[40]
[...]
[1] Topolski, Jerzy. Die Geschichte Polens. Warschau 1985. S. 6.
[2] Davies, Norman. Im Herzen Europas. Geschichte Polens. München 2001. S. 256f.; Meyer, Enno. Grundzüge der Geschichte Polens. Darmstadt 1990. S. 1.
[3] Fuhrmann, Rainer W. Polen. Abriss der Geschichte. Hannover 1981. S. 16.
[4] Samsonowicz, Henryk. Polens Platz in Europa. Osnabrück 1997. S. 22.
[5] Fuhrmann, S. 17.
[6] Samsonowicz, S. 30.
[7] Ebd., S. 31.
[8] Ebd., S. 39.
[9] Meyer, S. 7.
[10] Meyer, S. 7.
[11] Topolski, S. 36.
[12] Ebd., S. 28.
[13] Topolski, S. 37.
[14] Meyer, S. 8.
[15] Topolski, S. 40.
[16] Fuhrmann, S. 25
[17] Ebd.
[18] Meyer, S. 18.
[19] Ebd., S. 16.
[20] Fuhrmann, S. 27.
[21] Ebd.
[22] Ebd.
[23] Hoensch, Jörg K. Geschichte Polens. Stuttgart 1983. S. 55.
[24] Ebd., S. 83.
[25] Samsonowicz, S. 75.
[26] Topolski, S. 45.
[27] Hoensch, S. 51.
[28] Samsonowicz, S.75f.
[29] Fuhrmann, S. 22f.
[30] Davies, S. 261.
[31] Rhode, Gotthold. Kleine Geschichte Polens. Darmstadt 1965. S. 83.
[32] Fuhrmann, S. 22.
[33] Ebd., S. 23.
[34] Ebd, S. 22f.
[35] Topolski, S. 43.
[36] Hoensch, S. 50.
[37] Rhode, S. 84.
[38] Ebd.
[39] Rhode, S. 85.
[40] Topolski, S. 44f.
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